SERBIEN (Teil 3): Beograd (Belgrad) – Ljig – Gornji Milanovac – Cacak – Kraljevo – Kloster Zica – Kloster Studenica Kloster Gradatz – Raska

23.06. Ich schreibe bis zur Mittagszeit an meiner Webseite, verkleinere ausgewählte Photos um sie später auf die Webseite hochzuladen und zu beschriften. Das wiederholt sich so im Schnitt 1x in der Woche und dauert meistens nicht länger als ca. 2 Stunden. Beim Schreiben wird mir immer wieder bewusst, wie genau man etwas beobachten muß um es gut beschreiben zu können. Vor allem muss ich selber auch noch evtl einmal im Internet nachlesen, etc und lerne dabei auch noch immer etwas im Nachhinein über das Gesehene und Erlebte.

Kurz vor 14h bezahle ich dann meinen cafa domacka (heimischer Kaffee mit Kaffeesatz, der hier vor allem von den Einheimischen getrunken wird) im Hotel Kopernikus um rechtzeitig um 14h zum Treffen mit Andreas im Hotel Balkan zu sein. Wir haben hier heute quasi eine Hotel Tour geplant, aus der allerdings nichts wird, da das Balkan Hotel derzeit eine einzige Baustelle ist. Anstatt dessen essen wir einen Burek mit Joghurt in einer nahegelegenen Bäckerei. Es ist unser letzter gemeinsamer Tag hier in Serbien und so überlegen wir was wir noch anstellen können. Wir besuchen die Bajrakli Moschee, die letzte noch erhaltene und aktive Moschee der ursprünglich 80 Moscheen in Belgrad. Dann schlendern wir in Richtung meiner Unterkunft durch das bohemische Viertel wo wir uns zum Ausklang noch einmal Cevapi (Cevapcici) gönnen. Danach verabschieden wir uns vor meinem Quartier. Wir sehen uns entweder in Skopje oder spätestens in Istanbul wieder. Zumindest haben wir es so vor… 🙂

24.06. Ich stehe heute schon um 04:30 auf und packe leise meine Sachen um die anderen im Schlafsaal nicht zu wecken. Mit meinem ca. 7 kg schweren Rucksack und den neuen Schuhen geht es leichten Schrittes noch einmal zum Republikplatz (quasi der Hauptplatz der Stadt) um mich offiziell von Belgrad zu verabschieden.

Abschied von Belgrad – hier am Platz der Republik

Straßenbahnen in Belgrad – es gibt 12 verschiedene Linien und keine U-Bahn!

Schon eine tolle Stadt dieses Belgrad mit ihren ca. 1,3 Mio. Einwohnern. Speziell der Abend auf dem Kalemegdan (Festung) hat mir sehr gut gefallen.

Am Weg Richtung Süden komme ich noch einmal am Dom des Heiligen Sava vorbei, der allerdings um 6h morgens noch nicht offen ist. Über mehrere Zubringerstrassen gelange ich an den Stadtrand und an das Ufer der Save, die ja in Belgrad in die Donau mündet.

Savebrücke in Belgrad

Am Ufer der Save trinke ich dann so gegen 9h einen Kaffee und beobachte ein internationales Kajakrennen bei dem auch Österreicher am Start sind. Am Abend erreiche ich nach mehr als 40 km Obrenowatz, wo ich eine Pizza esse und mir in einem kleinen Supermarkt noch das Frühstück für morgen kaufe. Ich schlafe in einem Park und es gibt auch kurz ein Gewitter.

25.06. Ich starte frühmorgens und gegen Mittag wird mein Wasser knapp. Als ich in Brgule eine Frau mit der leeren Plastikflasche um ‚woda‘ (Wasser) bitte, lädt sie mich in den Garten auf einen Kaffee ein. Hier sitzen schon ihr Mann, gemeinsam mit ihrer Tochter Verica und der kleinen Anna und ein gemeinsamer Freund der Familie, der als 20-jähriger 7 Jahre in Österreich gearbeitet hat und noch etwas Deutsch spricht.

Nette Begegnung und Einladung im Ort Brgule

Heute lerne ich Folgendes: Eine Einladung zum Kaffee bedeutet hier immer auch ein Stamperl Raki (Schnaps – meist Slivowitz, ein Zwetschgerner) und manchmal auch gleich Essen dazu wie diesmal. Die Hektaranzahl wird besprochen, dann kommen die Frauen und letztlich darf auch die Politik nicht fehlen. Die EU, NATO sei nicht gut und letztlich auch für den jetzigen Krieg in der Ukraine zumindest mitverantwortlich, das kommt immer raus. Ich versuche bei politischen Themen immer wertfrei zu bleiben, speziell auch als sie mich zur Situation im Kosovo befragen. Das sind echt heikle Themen hier…

In einem kleinen serbischen Laden. Das Gemüse wiegt hier die Verkäuferin noch selber bei der Kassa ab und hilft auch noch beim Einpacken ins Plastiksackerl.

Traktorfahren auf Serbisch – es wird immer freundlich mit der Hand gegrüsst

Letztlich verbrachten wir schöne gemeinsame Stunden und meine spärlichen Russischkenntnisse halfen mir wieder dabei. Ich schlafe letztlich außerhalb von Lajkovac, wo mich ein ordentliches Gewitter und starker Regen im Zelt überrascht. Das Zelt hat den Test bestanden!

26.06. Gegen Mittag erreiche ich zwischen Zenobitz und Ljig einen Friedhof, auf dem gerade ein Begräbnis stattfindet. Als ich vorbei gehe ruft mich ein junges Mädchen herbei. Es ist hier Tradition das Grab des oder der Verstorbenen mit Essen und Trinken auszulegen und dann im Kreise der Familie davon zu essen und auch zu trinken. Der Mann der Verstorbenen bietet mir ein Stamperl Raki an und als ich angesichts der Uhrzeit ablehne kommt das Mädchen herbei und erklärt mir, dass ich es einfach annehmen muss. So trinke ich das erste Mal in meinem Leben gemeinsam mit den anderen ein Stamperl Schnaps am Grab einer Verstorbenen.

Serbisches Begräbnis – vor allem am Land ist es in Serbien Tradition am Grab des oder der Verstorbenen zu essen und zu trinken, ein Relikt aus der osmanischen Besatzungszeit

Letztlich füllen sie noch ein Plastiksackerl mit Fisch, Brot, Gurke und Süßigkeiten an und geben es mir mit. Mein Rucksatz ist am Platzen aber es muss alles rein, das gehört so… Letztlich gibt mir der Mann der Verstorbenen auch noch ein halbes Fläschchen vom Raki mit, auch hier sind alle Bemühungen zwecklos das nicht anzunehmen. Das ist Gastfreundschaft auf dem Balkan!!! Manchmal frage ich mich wo die bei uns zu Hause geblieben ist…

Am Abend kaufe ich mir eine Dose Lasko, ein Bier aus Slowenien und esse von dem Mitgegebenen. Dann telefoniere ich noch mit meiner Mutter um all die Neuigkeiten von zuhause zu erfahren bevor ich mich auf Schlafplatzsuche begebe. Neben der Kirche des Heiligen Johannes des Täufer sitzt der Pfarrer mit seiner Frau vor seinem Haus heraussen. Er bietet mir neben seinem Haus ein überdachtes Hüttchen zum Schlafen an, wo ich im Freien übernachte. Bei einem Gläschen Rotwein und ratet mal… bei einem Stamperl Raki erzählen wir uns unsere Geschichten. In der orthodoxen Kirche gibt es ja kein Zölibat und so hat er 4 Töchter und 1 Sohn, die ausser dem Sohn schon alle in der Hauptstadt Belgrad wohnen.

Der Pfarrer mit seiner Frau neben der Heiligen Johannes der Täufer Kirche in Ljig

Ich kann mir in der Toilette noch etwas den Schweiß runterwaschen und schlafe zufrieden ein.

27.06. Ich muss heute das erste Mal durch einen Tunnel. Es gibt halt nicht nur Wald- und Wiesenwege am Weg nach Istanbul.

Beim Durchgehen meines ersten Tunnels – halb so schlimm, da auf der Seite ein kleiner Gehweg war

Zumittag lege ich mich in der Nähe eines Hauses unter einen Baum und esse den mitgebrachten Fisch mit Gurke und Brot. Es ist hier eine wahre Idylle, wahrscheinlich war das Leben zu Großmutter’s Zeiten nicht viel anders. Schafe, Gänse, Hühner, ein kleiner Hund und eine schwarze Katze beleben das Häuschen, nur von den Besitzern keine Spur.

Nach dem Raki (Schnaps) ein kleines Mützchen – kurz bevor die Besitzerin heimkam… 🙂

Erst zwei Stunden später kommt die Besitzerin nach Hause und nach einem kurzen Plausch lädt sie mich noch zu einem Kaffee auf ihre Terrasse ein.

Ein cafa domacka (Einheimischer Kaffee) geht immer – hier mit der Besitzerin des Hauses

Auch hier tischt sie mit mehreren Gerichten auf, das ich aber diesmal ablehnen konnte. Gegen Abend gehe ich noch bis zu einer Schule weiter wo ich mein Zelt aufstelle und übernachte.

28.06. Es erwartet mich heute gleich frühmorgens eine kleine Bergetappe auf den Ostrvica (758m) und ich frühstücke erst gegen 8h kurz vor dem Ort Brezovica. In Brezovica selbst lade ich wieder von einem Kiosk Guthaben auf meine serbische SIM Karte, kaufe noch eine Tomate und Brot für den verbliebenen Fisch zum Mittagessen und trinke letztlich noch in einem Café einen cafa domacka.

Serbischer Traktor wartet auf seinen Einsatz…

Um ca. 10 mache ich mich dann auf Richtung Gornji Milanovac, wo ich mir heute wieder einmal ein Zimmer leisten werde. Ich sitze gerade in einem gemütlichen Garten inmitten der serbischen Natur und schreibe diese Zeilen. In Gornji Milanovac habe ich das erste Mal eine etwas ‚unangenehme‘ Begegnung, da ich mich mit dem Vermieter eines Zimmers nicht auf den Wechselkurs €/serb. Dinar einigen kann. So ziehe ich unverrichteter Dinge ab und übernachte letztlich im IG Hotel.

29.06. Die Hitze hat auch hier ihren derzeitigen Höhepunkt erreicht und so mache ich heute in Cacic von 13 bis 17h eine längere Mittagspause.

36 Grad ohne Lüfterl, die Füße beginnen zu rauchen… 🙂

Dann gehe ich noch bis ca. 20h und finde unter Obstbäumen einen schönen Schlafplatz. Mit serbischer Musik und dem Gebelle von aufgeweckt Hunden aus der Ferne schlafe ich schmunzelnd in meinem Zelt ein.

30.06. Heute geht absolut kein Lüfterl mehr und die Schwüle drückt ordentlich bei schwachen 36 Grad. Da ich etwas früher in Kraljevo wegen dem Frauenkloster Zica sein möchte, weiche ich von meiner Regel ab zwischen 13h und 16h zu pausieren. Ich gehe ca. eine Stunde zw 14 und 15h und merke leichte Kopfschmerzen, etc und höre wieder auf zu gehen. Definitiv keine gute Idee! Ziemlich geschwächt erreiche ich gegen 18h Kraljevo wo ich mir im Hotel Royal ein Zimmer für 2.500 Dinar (ca. 20€) nehme. Ich dusche mich gleich zweimal, wasche mein Leiberl, Socken, etc und trinke in der Hotellobby einen Liter Bitter Lemon mit Wasser gemischt. Als ich wieder gestärkt war und mich nach den Gebetszeiten im nahegelegenen Frauenkloster Zica erkundige lerne ich Petar (Peter) kennen. Er ist hier mit seinem erst 12-jährigen Bruder Simeon (Simon) und seinem Freund Pavle (Paul) und es entwickelt sich ein interessantes Gespräch mit Petar und Pavle.

V.l.n.r.: Djordje (Georg auf serbisch, ausgesprochen: Tschordsche), Petar, Pavle und Simeon im Hotel Royal in Kraljevo

Petar erklärt mir, dass einer der Gründe für die morgenländische Schisma (Kirchenspaltung zwischen den orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche) im Jahre 1054 war, dass die katholische Kirche ein Zentrum (Rom) mit einem Oberhaupt (Papst) haben wollte. In den orthodoxen Kirchen hat jedes Land, in dem es eine orthodoxe Kirche gibt (zB Serbien, Russland, Ukraine, Türkei, Ägypten, Äthiopien, Japan, etc), seinen eigenen Patriarchen. Was die EU anlangt sind seiner Meinung ca. 90% der serbischen Bevölkerung gegen einen Beitritt. Auf die Frage warum Präsident Vucic dann mit der EU liebäugelt, meint dann Pavle augenzwinkernd: Wenn all deine Nachbarn bereits bei der EU sind bzw dazugehören wollen, was solle er denn aus diplomatischen Gründen auch anderes sagen… Die Serben fühlen sich als Brüder der Russen, Mentalität, Sprache, Religion verbindet sie. Gegen 23h verabschieden wir uns und haben wohl gegenseitig viel voneinander gelernt.

01.07. Da die byzantinischen Morgengesänge jeden Tag von 5 bis 7:30h und von 17 bis 18h stattfinden, habe ich mir den Wecker für 4:30 gerichtet. Knapp nach 6h erreiche ich dann das Kloster und eine Schwester, die gut Englisch spricht, sagt mir, dass ich an den Morgengebeten mit byzantinischem Gesänge teilnehmen könne.

Frauenkloster Zica (ausgesprochen: Schitscha), mehr als 800 Jahre alt

Morgengebet mit den Nonnen im Frauenkloster Zica

Fresko- (Frisch-) Malerei im Frauenkloster Zica

Frauenkloster Zica

Es dauert dann bis ca. 8h und im Anschluss bittet mich die eine Schwester noch zum Frühstück. Es gibt Linsensuppe, Brot, Oliven aus dem Garten, gemischten Salat und Sardinen von Rovinj. Dazu Kaffee, Orangensaft und? einen Raki… 🙂

Danach noch erwähnenswert die Geschichte mit dem im Speisesaal zurückgelassenen Rucksack. Ich zünde danach ein Kerzerl an.

Nur übernachten darf man hier nur als Frau. Männer werden an das Männerkloster Studenica verwiesen, das ca. 2 Tagesmärsche von hier Richtung Kosovo liegt. So liege ich derzeit im Schatten im Klostergarten und mache heute einen Ruhetag. Um 17h werde ich mir heute noch die einstündige Vesper (vorletzte, abendliche Gebetsstunde) in diesem wunderschönen, mehr als 800 Jahre alten Frauenkloster anhören bevor ich weiter Richtung Kosovo gehe.

Nach der ca. einstündigen Vesper gehe ich noch in den 4 km entfernten Ort Mataruschka Banja wo ich ein Stück außerhalb auf einer frischgemähten Wiese in meinem Zelt schlafe.

02.07. Heute finde ich eine spannende Hängebrücke, die mich über den Fluss Ibar bringt. Im Café Kod Mira erfahre ich, dass ich im Norden des Kosovo auch noch mit Dinar zahlen kann, im Süden nur mit Euro. Der Fluß Ibar, der in Montenegro entspringt, teilt den Kosovo in den Norden und den Süden. Das Ibartal ist im Gegensatz zum bisherigen Serbien bergig und landschaftlich sehr schön.

Die Heuernte ist auch hier in Serbien voll im Gang, im Ibartal im südlichen Serbien

Serbisches Menü – Kaffee, Schnapserl und ein Glas Wasser

Beim Überqueren einer Hängebrücke über den Fluss Ibar in der Nähe des Cafés Kod Mira, südliches Serbien

Blick auf das Ibartal

Die Route führt allerdings entlang einer stark befahrenen Schnellstraße, so bin ich froh wohlbehalten am Abend die Ortschaft Polumir erreicht zu haben. Hier feiert ein Vater den 18ten Geburtstag seines Sohnes und lädt mich zu Speis und Trank ein. Er erzählt mir, dass er öfters in Wien ist und dort ältere Autos aufkauft, die er hierher bringt und wieder verkauft.

03.07. Nach einer Zeltnacht am Ufer des Ibar gehe ich frühmorgens um 5h los und erreiche das Männerkloster Studenica ziemlich schweißgebadet um genau 12h Mittags. Es ist das mit über 800 Jahre älteste Kloster in Serbien und wird auch als Wiege des serbischen Königreiches bezeichnet, das ebenfalls im 12. Jahrhundert entstand.

Kloster Studenica – die ersten Mönche kommen zum Gedenktag an die Heilige Anastasja, Mutter des Heiligen Sava

Ich ergattere in der Unterkunft des Klosters noch gerade das letzte Zimmer mit Dusche und WC am Gang. Grund dafür ist, dass heute Abend und morgen der Anastasja Srpska gedacht wird. Sie ist die Mutter des heiligen Sava, der Serbien im 12. Jahrhundert zur orthodoxen Kirche geführt hat. Ihre Reliquien sind in der Muttergotteskirche des Klosters aufbewahrt. Auch die ihres Mannes und ersten Königs Serbiens Stefan Nemanja, Vater des Heiligen Sava.

Die Feierlichkeiten beginnen um 21h und dauern bis 1h morgens. Die orthodoxen Gottesdienste gehen in die Beine, da durchwegs gestanden wird. In einer Pause lerne ich 2 jüngere Burschen aus der Gegend kennen. Sie erzählen mir, dass auch später noch die Särge der Heiligen Anastasja und ihres Ehemannes Stefan geöffnet werden.

Gläubige am geöffneten Sarg der Heiligen Anastasja

So ist an ein Nachhause gehen nicht zu denken und um 1h morgens falle ich dann halb entkräftet in das Bett… 🙂

04.07. Heute ist die Hauptfeier des Gedenktages an die Heilige Anastasja und viele Mönche und Bischöfe aus der Umgebung haben sich angesagt.

Einheimischer orthodoxer Mönch vor der Muttergotteskirche im Männerkloster Studenica

Grosser Auflauf zum Gedenktag der Heiligen Anastasja im Kloster Studenica

Die Feierlichkeiten dauerten heute nur 2 Stunden, danach gab es im Koloskopietergarten Verpflegung für alle.

Verpflegung inkl Raki (Schnaps) für alle nach den Feierlichkeiten, im Klostergarten Studenica

Ich erhole mich derzeit gerade von all diesen Ereignissen und werde morgen Richtung Kloster Gradac weiter gehen.

05.07. Frühmorgens verabschiede ich mich vom Rezeptionisten der Herberge im Kloster Studenica. Er gibt mir noch zusätzliches Essen mit auf den Weg ohne für alles auch nur irgendetwas anzunehmen. Ich werfe dann zumindest eine Spende für das Kloster ein. Auf einer frisch geteerten Straße geht es Richtung Rudno auf 1.100m Höhe, die höchste Erhebung seit ich von zuhause weg bin.

Die Straße zwischen Studenica und Gradatz ist noch nicht ganz fertig

Am Weg wird gerade noch ein Teil der Straße fertig gemacht und ich schwindle mich an den Baggern und LKWs vorbei nach Rudno.

Das Ortsschild von Rudno bekommt ein neues Pickerl vom Jerusalemweg verpasst. Johannes (Aschauer) hatte mir einige in Arbing zum Aufkleben mitgegeben.

Ich merke hier auf 1.100 m eine leichte Abkühlung und gehe nach einem Kaffee und Raki ins Tal Richtung Gradatz.

Kaffee- und Raki Pause in der Vila Selena in Rudno
Schmetterling am Weg nach Gradatz

Einheimische bei der Heuernte

Da das Geschäft in Gradatz gerade Mittagspause macht setze ich mich mit dem Essen vom Kloster Studenica auf ein Tischchen und lasse es mir schmecken. Als die Frau dann den Laden aufsperrt, lasse ich meinen Rucksack bei ihr und Einheimische wie der liebe Danilo oder Boban versprechen mir auf den Rucksack aufzupassen während ich mir das Frauenkloster Gradatz ansehe.

Frauenkloster Gradatz – die Wolken verheißen nichts Gutes

Dort angekommen ziehen schwarze Wolken auf und gerade noch vor Einbruch des Unwetters erreiche ich wieder den Lebensmittelladen in Gradatz wo die Frau schon nervös wird. Kurz darauf fängt es gehörig zu regnen an, gemischt mit Sturm, Hagel, Blitz und Donner.

So sah der Lebensmittelläden in Gradatz nach dem Unwetter aus

Nach und nach kommen auch die Männer von ihren Feldern ins Geschäft wo sie sich vor dem Unwetter schützen. Nach ca. 2 Stunden ist der Spuk wieder vorbei. Wir besichtigen danach all die Schäden, die das Unwetter angerichtet hat, bevor ich mich in ein naheliegendes Appartement einmiete. Nach einer warmen Dusche schlafe ich schon so um 20h ein.

06.07. Start wieder um 5h morgens da ich gegen Abend die Grenze zum Kosovo erreichen möchte. Soweit ist alles gutgegangen und ich sitze in Raska in einem Café wo ich diese Zeilen schreibe.

Hauptplatz in Raska, ca. 10km von der Grenze zum Kosovo entfernt

Es sind jetzt nur mehr ca. 10 Kilometer zur Grenze in den Kosovo und ich blicke gerne an die mehr als 5 Wochen in diesem Land im Balkan zurück.

Fazit:

Der Balkan beginnt (zumindest geografisch) nicht in Ottakring in Wien! sondern doch im Norden von Serbien… 🙂 Die Lebenslust, das freudige Miteinander und die immer laut gespielte Musik erinnern dich daran. Vor allem auch die Gastfreundschaft der Leute, selten wurde sie mir so zu Teil wie in Serbien. Das Land ist sowohl geografisch als auch politisch im Zwiespalt zwischen Ost und West. So gesehen hat sich im Vergleich zu früher (Osmanen vs. Habsburger) nicht viel geändert. Doch glaube ich, dass sich die Bevölkerung dem Osten (zB Russland) näher fühlt, sowohl von Sprache, Mentalität und Religion. Grob geschätzte 80- bis 90% der Bevölkerung sind gegen einen EU-Beitritt. Die serbisch orthodoxe Kirche besteht aus vielen Klöstern, speziell im Süden. Die Mönche (und Patriarch) dürfen nicht heiraten, während die Priester verheiratet sein müssen. Es gibt kein Zölibat in der orthodoxen Kirche. Und ohne Raki (Schnaps, meistens Slivowitz) geht hier gar nichts, zu keiner Uhrzeit. So bedanke ich mich für die ca. 5 Wochen bei diesem wunderschönen Land mit ihren wirklich gastfreundlichen Leuten und wünsche dem Land alles Gute für die Zukunft auf dem Balanceakt zwischen Ost und West.

Gesamtkilometer: 1.500

SERBIEN (Teil 2) – Backa Palanka (Plankenburg) – Novi Sad (Neusatz) – Beograd (Belgrad)

11.06. Die zwei Nächte im Franziskanerkloster waren für mich wohl die schönsten in einer fremden Unterkunft. Gegen Mittag überquere ich problemlos die Grenze nach Serbien und Backa Palanka. Lili und Christian sind noch nicht da und so mache ich es mir einmal im Hotel Fontana gemütlich, wo wir die 3 nächsten Tage verbringen werden. Da Lili etwas müde von der Fahrt ist verbringen Christian und ich den Abend alleine in Ilok, Kroatien in einem Weinkeller. Der Traminer und gebackene Zander schmecken hervorragend. Bei der Rückfahrt über die Grenze fällt dann der Strom aus und so überlegten Christian und ich schon ob der Schranken auch manuell raufzukurbeln gehen würde. Letztlich kamen wir dann doch noch so gegen Mitternacht wieder zurück in unsere Unterkunft.

12.06./13.06. Die nächsten beiden Tage waren für mich so richtig Urlaub. Spät frühstücken und einfach die Seele baumeln lassen. Lili ist ja hier geboren und weiß auch viel zu erzählen. Ausserdem lernen wir mit ihr viele Einheimische kennen weil sie auch ihre Sprache spricht.

Die Abende verbringen wir meistens in einer Csarda und genießen die guten Fische oder essen gemeinsam eine Fischsuppe aus dem Kessel. Gegen Dämmerung sind allerdings dann immer die Gelsen an der Reihe… Nach zwei wirklich schönen und lustigen Tagen (und Nächten) verabschieden wir uns. Wer weiß wann wir uns wieder sehen…

14.06. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel geht es entlang dem Donaudamm Richtung Novi Sad, wo bereits Andreas, ein IBM Arbeitskollege aus Wien auf mich wartet. So richtig komme ich heute nicht in die Gänge und nach ca. 25 km erreiche ich eine Csarda wo mir der Besitzer erlaubt mein Zelt aufzustellen. Ich bade dann auch noch mit Einheimischen in der Donau, die hier doch schon deutlich breiter ist als bei zu uns zu Hause in Österreich. Die Nächte hier im Zelt an der Donau sind einfach traumhaft und mit den vielen Geräuschen der Tiere schlafe ich im Zelt immer schon besser als im Hotelzimmer.

15.06. Am Morgen esse ich zwei Hände voll von meinem mitgebrachten Müsli, das ich mit Wasser aufweiche. Kurz vor Futog hält mich ein einheimischer Radfahrer auf und wir reden in seiner Sprache so gut es hält geht. Er fragt mich auch nach meiner Meinung zum Ukrainekonflikt und meint letztlich: Russland ist gut! Serbien gilt generell als russlandfreunlich…

Am Nachmittag quartiere ich mich dann im City Hostel ein und treffe am Abend noch Andreas am Freiheitsplatz. Es gibt viel zu erzählen und gegen Mitternacht gehen wir beide schlafen.

Wiedersehen mit Andreas in Novi Sad (Neusatz), Serbien

Rathaus in Novi Sad

16.06. Ich besuche heute morgen Andreas in seinem Hotel in der Nähe des Bahnhofs. Er hat mir ja wie vereinbart meine neuen Schuhe mitgebracht. Haarscharf dieselben, mit denen ich schon die ersten 1.000 km bis hierher gegangen bin. Never change a winning team, in dem Fall ’system‘ quasi… 🙂

Auf die nächsten 1.000 km nach Istanbul… 🙂 mit den neuen Schuhen sollte das möglich sein!

Auch eine neue Tube Hirschtalgcreme und Compeed Pflaster sind mit dabei. Freude kommt auf! Die neuen Schuhe ziehe ich gleich bei ihm im Hotel an, die alten nimmt er mir mit nach Hause. Zur Arbeit daheim im Mühlviertel reichen sie noch allemal. Dann verbringen wir den Tag in Novi Sad (Neusatz) und Petrovaradin (Peterwardein).

Über eine zweite Donaubrücke erreichen wir gegen Abend wieder das Stadtzentrum. Andreas war beim Überqueren dieser Brücke besonders schnell und erklärt mir dann bei einem Bierchen, dass er solche Brücken nicht mag, etc…

17.06. Heute ruft mich meine Mutter an und erzählt mir, dass gestern im Schallenberg gemäht wurde und alles in Ordnung ist. Gegen Mittag treffe ich wieder Andreas, der derzeit mit Herbert gerade seine Reise nach Skopje plant. Bin schon gespannt ob das was wird. Erfahre gerade, dass der Flug gebucht ist, dh evtl Wiedersehen in Skopje nicht unmöglich… 🙂

Am Abend verkoste ich noch gemeinsam mit Andreas die guten Weißweine aus der Frushka Gora bevor wir uns verabschieden. Ich starte ja morgen weiter zu Fuß Richtung Belgrad wo wir uns in 3 Tagen wieder treffen werden.

18.06. Um ca. 5h morgens gehe ich die Brücke hinüber Richtung Peterwardein und der Festung. Es gibt dort Clubs wo bis in den Morgengrauen gefeiert wird. Mir kommen noch die letzten Gäste lachend und gut aufgelegt entgegen.

Am Weg von Novi Sad Richtung Belgrad – hier beim Aufstieg zur Festung Peterwardein

Ich gehe an diesem Tag wieder einmal über 40 km und schlafe in der Nähe der Donau in meinem Zelt.

19.06. Der Weg führt weiter entlang der Dunav wie hier die Donau genannt wird. Es gibt immer wieder Csardas am Weg wo ich mich entweder mit Fisch oder einer Fischsuppe stärke.

Am Abend erlaubt mir ein Restaurantbesitzer mein Zelt bei ihm aufzustellen. Die Gelsen lassen mich am Abend schnell ins Zelt flüchten.

20.06. Heute ist der Tag an dem ich Belgrad, die Hauptstadt der Republik Serbien erreichen werde. Die Einheimischen essen hier meist zum Frühstück Burek mit einem Naturjoghurt was auch mir in der Zwischenzeit sehr schmeckt. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann die ersten Vororte Belgrads. Im neuen Stadtteil gibt es entlang der Donau schöne und feine Lokale, etc… Ich entscheide mich für meine Mittagspause für ein Schiff wo ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Karpfen esse. Geschmacklich sehr gut und weniger Gräten als gedacht.

Kellner beim Verteilen eines Zanders

Dann gehe ich entlang der Donau mit Blick auf den Kalemegdan (Festung) Richtung Stadtzentrum und dem alten Teil der Stadt.

Beim Überqueren der Brücke in Belgrad vom Neuen in den Alten Stadtteil

Gegen 17h erreiche ich meine Unterkunft ‚El Diablo‘ wo ich 4 Nächte voraus reserviert habe. Gegen Abend kommt dann Andreas vorbei und wir essen gute Pljeskavica im bohemischen Viertel. Es hat am Abend immer noch eine ordentliche Hitze und erst gegen 21h spüren wir eine leichtes Lüfterl.

21.06. Am Vormittag besuchen wir den Kalemegdan, der früher als Außenposten des osmanischen Reiches gedient hat.

Trg Republike (Platz der Republik) in Belgrad

Am Nachmittag lasse ich mir wieder einmal die Haare schneiden und sichere in der Unterkunft meine Fotos vom Handy auf meinen USB Stick.

22.06. Am Morgen trinke ich mit Julia und ihrer Mutter in der Nähe des hostels einen Kaffee bevor ich mit einer der alten Straßenbahnen Richtung Dom des Heiligen Sava fahre.

Mädchen beim Morgenplausch

Im Dom des Heiligen Sava

Dieser Kuppelbau ist schon sehr beeindruckend und ein Zentrum der orthodoxen Kirche hier in Serbien.

Die Führung im Tesla Museum begann etwas verspätet. So ging sich noch ein Espresso in diesem netten Café am Gehsteig aus.

Führung im Tesla Museum

Serbisches Parlament in Belgrad

Danach treffe ich Andreas im Tesla Museum. Sehr interessant, Nikola Tesla ist ja der Erfinder des Wechselstroms. Danach gehen wir wieder ins Stadtzentrum und kehren im mondänen Hotel Moskwa ein. Ich verkoste hier die Tart (Torte) Napoleon über die wir schon im Russischkurs soviel gehört haben. Sie schmeckt hervorragend, in Schichten mit Schoko-, Vanille- und ganzen Haselnussstücken gefüllt.

Tart (Torte) Napoleon – die Belgrader Variante, traumhaft gut!

Meine Russischlehrerin meint nach Ansicht eines Fotos der Torte allerdings, daß es sich wohl um die Belgrader Tart Napoleon handelte und die russische Tart Napoleon weiss sei. Wenn die auch so gut ist, dann weiß ich was ich mir in Zukunft zum Geburtstag wünsche… 🙂 Am Abend besuchen Andreas und ich nochmals den Kalemegdan und zwei kleinere Kirchlein. In einem Lokal direkt auf den Festungsmauern genießen wir den Sonnenuntergang und hören Musik aus den 1980er Jahren von einem nahegelegenem Club.

Kalemegdan (Festung) in Belgrad

Mosaik in der Crkva Svete Petke (Kirche der Heiligen Petka), in der es auch heilendes Wasser gibt.

23.06. Der erhoffte Regen und die damit verbundene Abkühlung kam nun doch. Während Andreas ein Museum und den Dom des Heiligen Sava besucht sitze ich in der lobby seines Hotels und schreibe diese Zeilen. Morgen fliegt Andreas wieder nach Wien und ich gehe weiter Richtung Süden und den Kosovo.

Gesamtkilometer: 1.150

SERBIEN (Teil 1) + KROATIEN: Backi Monostor (RS) – Apatin (RS) – Vukovar (HR) – Ilok (HR)

03.06. Frühmorgens frühstücke ich auf der Tankstelle und fülle mir noch beide 1,5 Liter Wasserflaschen an bevor ich Ungarn Richtung Kroatien verlasse.

Kroatien:

Ich befinde mich jetzt im 3 Ländereck zwischen Ungarn, Kroatien und Serbien. Es sind nur ca. 20km durch Kroatien bevor ich zumittag nach Batina an die kroatisch/serbische Grenze komme. Arbeiter sitzen mit ihren Motorsensen unter einem großen Baum und einer lässt mir meine Wasserflaschen nachfüllen. Ich mache gemeinsam mit ihnen Mittag und verdrücke die 3 Salamisandwiches, die ich mit meinen letzten ungarischen Forint an der Tankstelle gekauft habe. Dann lasse ich die ärgste Mittagshitze vorübergehen bevor ich um ca. 15:30 über die Grenze nach Serbien gehe.

Serbien:

Ich bekomme hier meinen ersten Stempel in den Pass seit ich von zu Hause weggegangen bin, Serbien gehört ja nicht zur EU und ich befinde mich jetzt in der Vojvodina. Die Vojvodina ist sehr fruchtbar, ein Völkergemisch und offiziell eine autonome Region in Serbien.

Das kyrillische Alphabet hat mich hier eingeholt und im Laufe der letzten beiden Tage stelle ich fest, dass viele Wörter im Serbischen gleich oder ähnlich im Russischen sind. So ist für mich mit meinen wenigen Russischkenntnisse die Kommunikation doch einfacher als in Ungarn. Zumindest kann ich auch alles lesen, wie Ortsschilder usw. Gegen Abend erreiche ich nach 36 km Backi Monostor wo ich zuerst einmal ein Jelen (gutes serbisches Bier) trinke. Ich decke mich hier bei einem Bankomaten mit serbischen Dinar ein (1€ = ca. 116 SRD) und kaufe mir eine lokale serbische SIM Karte. So bin ich zumindest über WhatsApp erreichbar und natürlich auch via Email. Und so erreicht mich auch die gute Nachricht von zuhause, dass die Familienchronik fertig wurde und meine Schwester Edith schon fleißig beim Schmökern ist. Noch ein Jelen und Cevapcici beenden den langen Tag und als ich mein Zelt am Ortsrand aufbaue brauche ich schon die Stirnlampe.

04.06. Es hat heute Nacht geregnet und so packe ich frühmorgens mein nasses Zelt ein. Ich gehe entlang der Dunav, so wird die Donau hier genannt, in das 20 km entfernte Apatin. Ich merkte in der Zwischenzeit, dass ich eine Dusche brauche und so habe ich mir heute gegen Mittag ein Zimmer um ca. 20€ in der Marina von Apatin genommen. Die Dusche war herrlich und die gewaschene Wäsche und das nasse Zelt trocknen gerade auf dem Balkon. Cevapcici und ein kühles Jelen in der Marina lassen mich hier gut ankommen. Generell finde ich, dass hier auf den Straßen viel los ist. Es wird Musik gespielt und viel gelacht. Hier fängt der Balkan an!

05.06. Ich war wieder einige Tage unterwegs und so lege ich einen Rasttag ein. Gefrühstückt wird hier so, dass man zuerst in die pekara (Bäckerei) geht und sich etwas zum Essen kauft. Dann sucht man sich ein naheliegendes Café und trinkt dort einen Kaffee und isst das Mitgebrachte dazu.

Auch der schwarze Kaffeesatz lässt die Nähe zu Griechenland und Türkei erahnen. Auf Empfehlung von Fatmira vom Russischkurs in Linz nehme ich mir eine Pljeskavica vom Markt mit ins Hotelzimmer. Es ist ein Hackfleischgericht und gilt als Nationalspeise in Serbien. Es schmeckt vorzüglich. Ich erhole mich heute nachmittag im Hotelzimmer und schaue mir im TV das Tennis Herrenfinale in Roland Garros an. Señor Rafael Nadal gewinnt hier zum 14!!! Mal, diesmal gegen Casper Ruud aus Norwegen. Er ist ein Gigant hier.

06.06. Ausgeruht und mit frisch gewaschener Wäsche starte ich frühmorgens Richtung Süden. Ich werde kommendes Wochenende wieder Christian und Lili treffen. Diesmal in Backa Palanka, der Geburtsstadt von Lili. So habe ich noch etwas Zeit und ich entschließe mich auf der kroatischen Seite der Donau hinunter zu wandern. In Erdut mache ich am Grenzübergang eine Stunde Pause und trinke 2 Liter Wasser, die Hitze legt zu.

Kroatien:

Dann gehe ich über die Donaubrücke und erreiche gegen Abend die Ortschaft Dalj in Kroatien. Hier gibt es einen ATM wo ich mir zuerst einmal einige kroatische Kuna (1€ = ca. 7,5 kroatische Kuna (HRK)) zulege. Nach einer Pizza und einem Osiecky Bier schlage ich gegen Dämmerung mein Zelt am Donauufer auf.

07.06. Im Ortskaffee beobachte ich die vielen Polizisten, die hier beim Plausch sitzen. Generell ist hier die Polizei viel präsenter als in Ungarn, wo ich oft tagelang keine Polizei gesehen habe. Es ist hier halt Grenzgebiet, etc… Gegen Mittag erreiche ich dann Vukovar, wo ich im Mornar Restaurant eine Fischsuppe esse und mein weiteres Vorgehen plane.

In den Aussenbezirken von Vukovar. Die Kriegsspuren des Jugoslawienkrieges in den 1990er Jahren sind noch gut sichtbar.

Gegen späten Nachmittag frage ich in den Straßen von Vukovar einen Jungen nach einem Quartier. Nach kurzem Überlegen ruft er seine Vermieterin an. Sie ist gerade in Deutschland und vermietet mir kurzerhand ihre Wohnung für einen wohlfeilen Preis. So geht das hier auf dem Balkan. Am Abend besuche ich die Innenstadt und den Wasserturm, ein Kriegsmahnmal an den Balkankrieg in den 1990er Jahren.

Vukovar war damals schwer betroffen vom Krieg (ähnlich wie jetzt Mariupol in der Ukraine) und die vielen Einschusslöcher in den Hausfassaden zeugen auch heute noch davon.

08.06. Im Kaffeehaus komme ich mit dem Besitzer und der Kellnerin ins Gespräch und wir trinken gemeinsam noch zum Abschluss ein Anisschnäpschen. Der Besitzer lässt nicht zu, dass ich bezahle. Auch hier wird Gastfreundschaft GROSS geschrieben… Vukovar war einst Teil des Habsburgerreiches, die barocken Fassaden in der Innenstadt erinnern noch daran. Gegen Abend lerne ich Kresi-mir kennen, einen 46-jährigen Kroaten, und er erzählt mir viel aus seinem Leben.

Dann werden wir auch noch Zeuge von einer lautstarken Auseinandersetzung zw. einem Kroaten und einem Serben. Kresi-mir erklärt mir, dass es hier immer noch starke Spannungen zw. Serben und Kroaten gibt. Daher wohl auch mehr Polizeipräsenz… Kresi-mir hat als 15-jähriger Junge seine Eltern im Krieg verloren und hofft auf eine friedliche Zukunft. Sehr bedrückend solche Geschichten…

09.06. Heute habe ich mir die mehr als 40 km nach Ilok, der letzten Stadt in Kroatien, vorgenommen.

Graffiti am Stadtausgang von Vukovar. In rot die Skyline von Vukovar.

Dementsprechend früh stehe ich dann vor der Bäckerei und die Verkäuferin gibt mir ausnahmsweise noch vor der Öffnung um 5h etwas zu essen und zu trinken. In Sarengrad wurde vor kurzem die letzte Kneipe zugesperrt. Jetzt stehen zwei Parkbankerl im Schatten vor dem Lebensmittelgeschäft, eine Bar auf Balkanart! Als ich dann das Dorf verlasse ruft mir ein Einheimischer nach ich solle doch eine Kaffeepause bei ihm machen.

Er ist bereits in Pension und war in seinem Leben viel im Ausland. Jetzt lebt er hier mit seiner Frau und ich merke wie froh er ist wieder einmal über frühere Zeiten reden zu können. Ich gehe dann durch viele Weingärten nach Ilok wo ich ziemlich müde gegen Abend ankomme.

Christian gab mir in Pecs den Tipp im Franziskanerkloster um ein Zimmer zu fragen. Nach langem Läuten und der Hilfe einer Einheimischen öffneten sich dann doch noch die Pforten. Ein Mönch namens Brat Grgur (Bruder Gregor) in seinem braunen Gewand mit weißer Kordel um die Hüften fragte mich in gutem Englisch was ich wolle, woher ich kam und wohin ich wolle. Nach kurzem Gespräch ließ er mich ein und zeigte mir mein Zimmer. Nach einer Dusche fühlte ich mich wie neu geboren. Als es dann draußen auch noch zum Donnern und Regnen anfing fühlte ich mich pudelwohl in meinem Zimmer. So schlief ich auch schon gegen 20h ein. Selten fühlte ich mich in einem Quartier so geborgen und willkommen wie hier. Mittelalterliches flair kommt auf!

10.06. Ich hole mir von der Bäckerei Croissants und frühstücke im Kloster. Brat Grgur kommt gegen 9h bei mir im Zimmer vorbei und gemeinsam setzen wir die Waschmaschine mit meiner Wäsche in Gang. Zumittag war ich heute im Hotel Dunav an der Donau. Zum Essen war es mir allerdings dort zu laut, da gerade ein Reisebus ankam. Im Zurückgehen zum Kloster kaufte ich mir noch ein Böreck und trank dazu ein Franziskaner Weißbier in der Klosterküche. So wie es sich hält in einem Franziskanerkloster gehört… 🙂

Morgen werde ich dann wieder über die Grenze nach Serbien und Backa Palanka gehen und am Nachmittag Christian und Lili treffen.

Fazit Kroatien: Kroatien ist im Gegensatz zu Serbien Teil der EU und wird mit Anfang 2023 den Euro als Zahlungsmittel einführen. Dementsprechend höher ist hier auch das Preisniveau im Vergleich zu Ungarn und Serbien. In Slawonien, so wird hier die kroatische Donauregion genannt, leben hauptsächlich katholische Kroaten aber auch einige orthodoxe Serben und muslimische Bosnier. Ich wünsche dem Land weiterhin eine friedliche Zeit in diesem interessanten Völkergemisch.

Gesamtkilometer: 984

UNGARN: Györ (Raab) – Balaton (Plattensee) – Pecs (Fünfkirchen) – Villany (Willand)

09.05. Nach einer längeren Mittagspause in Andau (Burgenland), in der ich meinen Reisebericht schreibe passiere ich am späten Nachmittag die Grenze nach Ungarn.

Willkommen ihr Magyaren, eure Sprache wird mir ewig verborgen bleiben. Aber nein, Siegfried gab mir bei der Verabschiedung noch ein paar Wörter mit wie ‚igen‘ (ja), ’nem‘ (nein), ‚kössenem‘ (danke), ‚teschek (bitte)’… ‚Jo napod‘ (Guten Tag) und ‚Viszlat‘ (Auf Wiedersehen) sind in der Zwischenzeit dazugekommen, natürlich auch ‚viz‘ (Wasser), dieses Wort werde ich noch sehr oft brauchen! Ich trinke derzeit ca 4 Liter Wasser pro Tag, Tendenz steigend, da es auch in Ungarn derzeit abnormal heiß ist. Bis zu 28 Grad steigt bereits das Thermometer in der ungarischen Tiefebene. Ich starte täglich bereits vor 6h und mache über die Mittagspause eine längere Pause, so entkomme ich der Mittagshitze. Der erste Ort in Ungarn ist Janossomorja (St. Johann), wo ich in einer kleinen Pension übernachte. Es ist ein langgezogener Ort und nach weiteren 2 km Fußmarsch ergattere ich dann doch noch ein Soproni.

10.05. Heute morgen versuche ich mein Glück beim Bankomaten und mit meinen Forint (derzeit 1€ = ca. 380 ung. Forint (HUF)) frühstücke ich in einer Bäckerei, die hier bereits um 4h morgens öffnen (gut für mich). Durch viel Natur und auch einer befahrenen Straße erreiche ich gegen Abend Lebeny (Leiden). In der Dorfkneipe trinke ich für den ersten Durst ein Borsodi und in Jimmy’s Pizzeria esse ich gebackenen Käse und trinke ein Soproni.

Stephan I der Heilige vor der Dorfkneipe in Lebeny. Er war ein magyarischer Fürst und von 1000 bis 1038 erster König des von ihm gegründeten Königreiches Ungarn. Er gilt als der Nationalheilige des heutigen Ungarns und christianisierte die heidnischen Magyaren.

Gestärkt frage ich die Kellnerin ob ich im Ort wo mein Zelt aufstellen könne. Nach kurzer Rücksprache mit ihrem Chef schickt sie mich zum Sportplatz. Es ist bereits fast dunkel als ich hier mein Zelt aufbaue. In der Zwischenzeit dauert das nur mehr ca. 10 Minuten vom Ankommen beim Zeltplatz bis ich dann in meinem Zelt im Schlafsack liege.

11.05. Frühmorgens um 04:30 beobachtet mich ein Storch wie ich mein Zelt abbaue. Im Ort trinke ich noch einen Kaffee bevor ich entlang eines Dammes durch viel Grün gegen Mittag Györ (Raab) erreiche.

In einem Park trockne ich mein Zelt, Zeltunterlage und Schlafsack und quartiere mich ein wenig außerhalb der Stadt in einem Zimmer ein. Da Györ (ausgesprochen: Djör) eine liebe kleinere Stadt ist, beschließe ich hier eine zweite Nacht zu bleiben. Ich wasche am Nachmittag meine Sachen und erkundige am Abend die Stadt, die an der Raab liegt.

12.05. Heute ist Rasttag und ich genieße es länger als sonst zu schlafen und im Bett zu bleiben. Um 7h gehe ich dann frühstücken und streife durch die Stadt. Auf der modernen Universität esse ich zumittag kalte Früchtesuppe mit Erdbeeren und anderen Beeren und gefüllte Fleischrollade mit Erdäpfelpürre. Es schmeckte hervorragend und derzeit mache ich gerade Siesta in der Unterkunft. Am Abend durchstreife ich dann noch die Altstadt bevor es zu regnen beginnt. In der Zwischenzeit freue ich mich schon auf den Regen, da er auch Abkühlung bringt und mir so das Gehen erleichtert. In der Nacht hat es dann noch ein ordentliches Gewitter, das mich aus dem Schlaf holt.

13.05. Noch etwas verträumt starte ich kurz nach 5h als sich der Himmel wieder etwas beruhigt hat. Ich habe mich entschlossen die Route zu ändern und nicht nach Budapest und dann entlang der Donau Richtung Serbien zu gehen. Ich wollte immer schon einmal zum Plattensee und auch nach Pecs, das eine sehr schöne südungarische Stadt sein soll. Und so gehe ich heute von Györ aus nicht Richtung Osten sondern Richtung Süden in das Bakonygebirge. Es ist allerdings kein richtiges Gebirge in unserem Sinne sondern eher eine Hügelkette und wird deshalb auch Bakonywald (auf deutsch: Buchenwald) genannt. Die Wanderung durch den Bakonywald zum Balaton (Plattensee) wird fünf Tage dauern.

Schmetterlinge im Bakonywald

Am ersten Tag erreiche ich bei leichtem Regen Pannonhalma, das älteste Kloster in Ungarn. Es ist wie Melk und Göttweig auch ein Benediktinerkloster und liegt auf dem heiligen pannonischen Hügel inmitten grüner Landschaft. Da ich heute etwas schwächelte beim Gehen erreiche ich grad noch eine halbe Stunde bevor das Kloster zumachte die Eintrittspforte. Ich kann im Souveniershop meinen Rucksack lassen und eine Studentin zeigt mir noch im Schnelldurchgang die wichtigsten Gebäude im Kloster. Danach setze ich mich einmal gemütlich in den Klostergarten, trinke Kaffee und besorge mir Wasser für den Abend und den nächsten Morgen. Dazu fülle ich immer meine beiden 1,5 Liter PET Flaschen an und auch die 0,5 Liter PET Flasche, die mich untertags auch immer mit Wasser versorgt. Nachdem sich alle Leute in das darunter liegende Dorf begeben haben, beginne ich mir eine Suppe zu kochen. Einige hundert Meter entfernt liegt das Millenniumdenkmal, wo ich im 5 Millionen Sternenhotel mit Blick auf das Kloster eine wunderschöne Nacht verbringe.

14.05. Dieser Tag bringt mich durch viele ehemalige schwäbische Dörfer, in denen zum Teil auch noch Deutsch gesprochen wird. Die Ungarndeutschen stammen ursprünglich aus Bayern und wurden Ende des 18. Jahrhunderts hier angesiedelt um das Land urbar zu machen. Nach 1945 wurden sie aufgrund der Kollektivschuld größtenteils aus diesem Gebiet vertrieben, manche zweisprachigen Ortsschilder erinnern noch an sie. In Laßldorf stärke ich mich mit gebackenem Käse bevor ich wieder auf dem Sportplatz mein Zelt aufstelle und übernachte. Auch das Schlafen im Zelt wird mir immer angenehmer und ich schlafe in der Zwischenzeit schon sehr gut auf der aufgeblasenen Luftmatratze.

15.05. Heute ist Sonntag und es ist so gut wie alles geschlossen in diesen abgelegen Dörfern. In Bakonybel finde ich dann doch ein offenes Restaurant in dem ich Bohnensuppe bekomme. Ich komme mit Ferri (Kurzform von Ferenc (Franz)) ins Gespräch. Er spricht sehr gut Deutsch und erzählt mir, dass er in München eine eigene Firma hat, die sich mit Altbausanierungen beschäftigt. Er erzählt mir auch, dass alleine im letzten Jahr über 40.000 Deutsche nach Ungarn gezogen sind. Vor allem wegen dem doch noch immer günstigeren Preisniveau als in Deutschland. Auch er hat sich kürzlich in Bakonybel ein Haus mit 240 m2 Wohnfläche und 2.000 m2 Grund gekauft. Gekostet hat es satte 90.000 €, er meinte allerdings, dass er Glück hatte. In Böhmischhütten fülle ich bei einer netten Familie meine Wasserflaschen auf und bekomme auch noch ein kühles Soproni in der Dose angeboten.

Ich übernachte in Böhmischhütten am Ortsrand und verspeise die aus Bakonybel mitgebrachte Pizza, da auch hier nichts offen hat.

16.05. Nach einer ruhigen Nacht und nur einigen Hundegebellen trinke ich nach 2 Stunden Fußmarsch in Varoslöd (Waschludt) zwei Kaffees zum Munterwerden. Mittags mache ich in Urkut (Urbrunn) eine längere Mittagspause und esse ein Schweinekotelett auf Karpaten Art. Das Fleisch ist mit gratinierten Kartoffeln umgeben und ordentlich deftig.

Schweinekotelett auf Karpaten Art

Mein Ziel ist heute noch nach Großschwaron zu kommen. Der Wetterbericht meldet Regen in der Nacht. In solchen Fällen versuche ich eher ein ordentliches Dach über dem Kopf zu haben. Bei der Ankunft erspähe ich in der Nähe der Burg einen überdachten Rastplatz mit Tisch und Bänken, ein idealer Platz für mich.

17.05. Nach einer dann doch relativ trockenen Nacht starte ich heute schon um 04:45, der Balaton ruft. Noch bin ich allerdings nicht auf dem Plattensee und erst nach ca. 3 Stunden kommt ein Kirschbaum, der mir ein unerwartetes Frühstück bereitet.

Dann erblicke ich das erste Mal den See, der doch um einiges größer ist als der Neusiedlersee.

Balaton (Plattensee)

In Balatonfüred kaufe ich beim Aldi ein und esse ein ganzes Baguette auf einen Sitz. In der Tankstelle genehmige ich mir eine Cafe Latte und telefoniere mit Muttern, die mich zuhause wieder auf den letzten Stand bringt und von den aktuellen ‚Problemen‘ berichtet. Der Campingplatz in Balatonfüred wird derzeit renoviert und öffnet erst in 3 Tagen, zu spät für mich. Der Security Beauftragte schickt mich zu einem anderen nahegelegenen Campingplatz, was sind schon zusätzliche 14km…:-)

Ziemlich geschafft komme ich dann kurz nach 17h beim Zeltplatz in Balatonakali an. Schon das Dorf gefällt mir sehr gut und auch mein Zeltplatz direkt am Ufer hat was. So war es ja doch gut, dass der andere Zeltplatz noch nicht offen hatte. Nach einer Dusche nach 5 Tagen Fußmarsch fühle ich mich wieder wie frisch geboren und stärke mich mit Gulaschsuppe und einem Dreher (örtliches Bier). Am Abend schaue ich noch den Anglern bei ihrer Arbeit zu bevor mich die Gelsen in das Zelt flüchten lassen.

18.05. Frisch ausgeschlafen wasche ich heute frühmorgens meine Wäsche und erreiche um 06:20 gerade noch den Bus nach Vesprim, wo ich gerade in einem Café sitze und diese Zeilen schreibe.

Veszprem (Vesprim) rüstet sich gerade für 2023, dem Jahr, in dem die Stadt Kulturhauptstadt Europas sein wird. Daher ist es derzeit eine einzige Baustelle und eher nicht so toll. Zurück am Campingplatz stärke ich mich wieder im Büffet mit drei Pakatschinken. Das Büffet wird von Zsolti gemeinsam mit seiner Frau Silvia betrieben. Ich lerne am Abend Szoltan und seine Freunde aus Veszprem kennen. Sie sind hier um zu angeln, vor allem am Abend beißen die Karpfen gut, meinen sie… Sie laden mich dann noch in ihren Bus ein wo wir natürlich auch noch den selbstgebrannten Apfel- und Kirschenschnaps verkosten müssen. Gegen Mitternacht gehe ich in mein Zelt zurück und ich schlafe gut und fest.

19.05. Heute habe ich mir vorgenommen, die Halbinsel Tihany zu besuchen. Ich nehme daher einen Bus nach Aszöfö und wandere die 6 oder 7 Kilometer in den Ort Tihany. Im Ort selber hat um 08:30 noch nichts offen ausser einem ABC Laden, wie hier die Lebensmittelläden genannt werden. Hier gibt es allerlei und auch einen Kaffee mit Mehlspeise, so kann der Tag beginnen. Tihany selbst ist mir mit all den Verkaufsstandln zu touristisch und so nehme ich noch einen anderen Bus, der mich in die bekannte Stadt Balatonfüred (Bad Plattensee) bringt. Es ist hier an der Uferpromenade noch die monarchische Vergangenheit zu spüren. Der Ort Balatonakali ist weit kleiner und speziell die Lajos Kossuth utca (Straße) gefällt mir sehr gut. Auf den Gehsteigen muss ich mich immer wieder bücken um unter den darüber hängenden Büschen durchzukommen. Den Abend verbringe ich wieder auf der Mole und betrachte den Sonnenuntergang über dem See. Hier treffe ich auch noch ein deutsches Pärchen, die mir erzählen, dass der See eine durchschnittliche Tiefe von 3 Metern hat. Auch ist am Nordufer das Wasser tiefer und es ist noch etwas beschaulicher als am Südufer. Am Rückweg zum Zelt begleiten mich die Rufe der Frösche und auch ein Kuckuck gesellt sich dazu. In der Zwischenzeit genieße ich mit all den Geräuschen das Schlafen in meinem Zelt.

20.05. Zsolti gab mir den Tipp mit dem Zug nach Badacsony zu fahren. Alleine die Zufahrt ist ein kleines Abenteuer. In jeder Station wird angehalten und der Stationswächter kommt mit seinem Schildchen aus seinem Häuschen heraus und plaudert kurz mit dem Zugführer. Es ist Tradition in Ungarn wie mir Henrik erklärt, den ich wenig später mit seiner Freundin Fruschi am Weg zum Aussichtsberg kennenlerne. Ich hatte heute beschlossen einmal das Handy nicht mitzunehmen und siehe da, um vieles mehr Kontakte zu den Leuten. Ich werde das jetzt öfters machen. Am Rückweg entdecke ich inmitten der Weinberge eine kleine Buschenschank. Es wird hier guter Weißwein gemacht und vor allem der Blaustengler mit einem Schmalzbrot schmeckt vorzüglich. Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich dann wieder den Campingplatz und schlafe zufrieden nach einem schönen Tag ein. Überhaupt tut es gut ein wenig ‚Urlaub‘ vom Gehen zu machen und die Atmosphäre hier am Plattensee ist echt entspannend.

21.05. Weil es mir so gut gefällt hier habe ich kurzerhand beschlossen um einen Tag länger zu bleiben. So bleibt dann auch Zeit mit einigen Leuten zu telefonieren, die weitere Route zu planen und auch in den See zu gehen. Das Wasser hat derzeit ca. 20 Grad und es ist noch wenig los hier. Ab einer Entfernung von ca. 50 Meter vom Ufer kann auch ich dann keinen Seeboden mehr erspüren. Alles in allem ein sehr entspannender Tag heute und Zsolti gibt mir zum Abschied noch zwei panierte Hühnerschnitzel für den nächsten Tag mit.

22.05. Heute starte ich wieder mit meinem Rucksack vor 5h und gehe auf einsamen Wegen Richtung Tihany Halbinsel. Vom Aussichtsturm hier sehe ich den gesamten See mit seinen Schilfgürteln und Booten vor mir liegen.

Gegen 10:30 erreiche ich dann Tihanyrev von wo mich ein Schiff auf die Südseite des Sees nach Szantod bringt. Heute ist Sonntag und so decke ich mich noch mit Lebensmitteln und Wasser für den restlichen Tag ein. Nach mehr als 40 km erreiche ich dann Tab, wo ich mich mit einem Bohnengulasch und hervorragenden Somlauer Nockerln stärke. Die Nacht verbringe ich im Zelt in der Nähe des Sportplatzes.

23.05. Ich schlafe heute etwas länger, da gestern doch ein anstrengender Tag war und frühstücke zuerst in der Bäckerei. Die Preise hier für einen Cappuccino sind in etwa € 1,20 und für ein Mohnkipferl etwas weniger als ein Euro. Speziell in den kleineren und unbekannten Dörfern ist das Preisniveau noch deutlich niedriger als bei uns zuhause.

Am Weg nach Igal vergehe ich mich zweimal und finde dann doch immer wieder zurück auf die richtige Spur. Es macht mir Spaß, die Route selbst zu wählen und querfeldein zu gehen. In Igal angekommen bemerke ich einen Zeltplatz mit einem dazugehörigen Thermalbad, nichts wie hinein! Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe gehe ich noch in das Thermalbad und genieße die Sprudel und warmen Wassertemperaturen.

Den Abend lasse ich bei einer Langos (ungarischer Fladen) und einem Original Edelweiß Weizenbier ausklingen.

24.05. Weil es so schön und gut tut dieses Thermalbad, vor allem für meine Füße, beschließe ich noch einen weiteren Tag zu bleiben. So kann ich dann auch wieder einmal meine Wäsche in einer Waschmaschine waschen, mit der Hand ist das doch immer so eine halbe Sache…

Nach einem Thermalbad sitze ich gerade im Badbüffet und werd mich gleich noch einmal in die warmen Quellen stürzen… 🙂

25.05. Am Weg von Igal nach Dombova verlaufe ich mich heute ordentlich und strande in einem mit Elektrozaun abgeschlossenen Bereich für Kühe, aus dem ich nur mit viel Mühe durch das Unterholz rauskomme. Vormittags erreiche ich dann das kleine Dorf Gölle. Als mich wie so oft Hunde durch den Hauszaun anbellen, diesmal sogar zwei, mache ich ein Erinnerungsfoto. Daraufhin kommt der Besitzer ebenfalls zum Zaun um die beiden zu beruhigen. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass Helmut ein Deutscher von der Wesel ist. Er lädt mich kurzerhand ein auf seiner Terrasse zu rasten und Monika, seine Frau, macht mir einen guten Kaffee. Sie erzählen mir, dass sie schon in der Rente sind und vor 4 Jahren hier dieses Haus mit Grundstück um nur 15.000€ gekauft haben. Und bei den um ca. 50% niedrigeren Lebenserhaltungskosten als in Deutschland (und auch Österreich) haben sie so ihre Realrente und deren Kaufkraft um einiges erhöht.

Ausserdem hat Helmut, wie er sagt, auch kein Problem mit dem ‚Gulaschkommunismus‘ hier im Lande unter der Führung von Victor Orban und seiner Fidesc Partei. Gerade vor kurzem wurde er ja wieder (zum fünften Mal in Folge) zum Premierminister gewählt und das mit relativ großer Mehrheit. Es seien laut Helmut auch noch ca. 10 andere deutsche Familien im Dorf, er und Monika sind also durchaus kein Einzelfall. Die Tatsache, dass Ungarn keine Flüchtlinge aufnimmt, begründet er damit, dass Ungarn eben hauptsächlich ein Agrarstaat sei und es sich einfach nicht leisten kann und will. In der Pandemie hätten sie auch Unterstützung vom Staat bekommen, auch der Spritpreis ist hier bei ca. umgerechnet 1,35€ gedeckelt. Und trotzdem machen die Mineralölkonzerne hier auch noch Gewinn, also irgendwas stimmt da bei uns zu Hause nicht…:-)

Ein ’spannendes‘ Storchennest

Ich gehe dann noch bis Dombova, wo ich gerade noch in einer Pizzeria Unterschlupf vor einem herannahenden Gewitter finde. Überhaupt ist hier in letzter Zeit der Himmel recht unruhig… Gegen 20h ist dann wieder alles vorbei und ich schlafe im Zelt in der Nähe der Pizzeria.

26.5. Ich frühstücke heute in einer kleinen Bäckerei und decke mich dann noch mit Proviant und Wasser für den Tag ein. Meistens mische ich jetzt das Wasser mit einer Cola. Da trinke ich mehr und Zucker bekomme ich ausserdem… Da es gestern stark geregnet hat sind heute die Feldwege keine gute Idee und ich gehe hauptsächlich auf der asphaltierten Straße nach Komlö.

27.5. ‚Jona pod‘ (Guten Tag) höre ich heute um ca. 4:30 von draußen in mein Zelt dringen. Es war der Platzwart des Fußballplatzes in Komlö. Er war zum frühmorgendlichen Rasenmähen gekommen. So starte ich dann heute meine Wanderung früher als gedacht und erreiche so gegen 11h über die Mesceg Berge Pecs (Fünfkirchen).

Hier lerne ich Gabor Kiss kennen und ich quartiere mich bei ihm in seiner Pension (Valcsics Villa Panzio) am nördlichen Stadtrand ein. Traumhaft gut immer wieder eine Dusche und zumittag koche ich mir in seiner Pension eine warme Suppe, die mich stärkt. Pecs ist eine Stadt mit ca. 145.000 Einwohnern und ist vor allem bei Studenten sehr beliebt. Ich trockne gerade das Zelt auf der Terrasse und werde mich dann nachmittags noch in der Stadt umsehen.

In der Nähe der Universität finde ich letztlich eine Wäscherei und während der Trockner die letzten Minuten arbeitet lese ich ein SMS von Christian, dass er mit seiner Freundin Lili schon in Pecs ist. Eine halbe Stunde später gibt es am Szecheny Ter (Hauptplatz) ein freudiges Wiedersehen. Wir verbringen den lauschigen Abend in der Kiraly utca (Hauptstraße) und am Szecheny Ter, wo reges Treiben herrscht.

Nach Mitternacht kommt Wind auf und Christian bringt mich mit seinem Auto noch in meine Unterkunft. Wenig später kracht und blitzt es wieder über Pecs.

28.05. Noch etwas verschlafen vom Vorabend frühstücke ich im Quartier und gehe dann Richtung Stadtzentrum. Auf einem Bauernmarkt am Ende der Kiraly utca gibt es traumhaft gute Wuchteln gefüllt mit Powidl Marmelade, usw. Kurz später treffe ich nochmals Christian und Lili und sie geben mir noch gute Tipps für Serbien und Kroatien. Sie haben ja letzte Woche gerade Backa Palanka (Plankenburg), die Heimatstadt von Lili besucht und sind bestens informiert. Im Z (Restaurant Föter am Hauptplatz) haben wir noch viel Spaß bevor wir uns dann wieder verabschieden und sie Pecs Richtung Baden und Bad Vöslau verlassen. Es tut immer wieder gut Freunde zu treffen. Am Nachmittag schaue ich mir dann die ehemalige Moschee Gazi Kassim Pascha an, die sich direkt auf dem Hauptplatz befindet und heute als römisch-katholische Kirche genutzt wird. Der Einfluss der Osmanen ist hier schon spürbar. Weiters besteige ich dann noch den Glockenturm der St. Peter und Paul Kathedrale von wo man einen guten Überblick über die Stadt bekommt. Am Abend schaue ich mir noch das CL Finale zw Real Madrid und Liverpool an bevor ich müde ins Bett falle.

29.05. Heute ist Sonntag und ich gehe wieder einmal in die Kirche. Mir macht es nichts aus wenn ich die Predigt vom Pfarrer nicht verstehe. Mir reichen die schönen ungarischen Lieder und das Innere der Hl. Sebastianskirche im Zentrum von Pecs. Da es heute regnet absolviere ich ein kulturelles Programm. Es gibt in Pecs wunderschöne Museen wie das Victor Vasarely Museum (Maler in Pecs geboren) und das Zsolnay Museum (weltbekannt für das wunderschöne Porzellan), beide absolut sehenswert!

Und am Abend hat mir Andrasz, den ich am Plattensee kennengelernt hatte, in der Konzerthalle ein Ticket für ein Konzert besorgt. Ebenfalls ein sehr schönes Gebäude und Andrasz hat mich an diesem Abend mit seiner Stimme beeindruckt.

Konzerthalle in Pecs (Fünfkirchen)

30.05. Es hat in den letzten Tagen ordentlich abgekühlt. Auch heute regnet es wieder und ich werde erst morgen, wenn das Wetter wieder besser wird, Richtung Serbien weitergehen. In der Touristeninfo lässt mich der Angestellte auf seinem PC meine Fotos vom Handy auf meinen USB Stick absichern. Auch er bedauert es, dass es in der ganzen Stadt kein einziges Internetcafe mehr gibt. Am Nachmittag durchstreife ich noch das kulturelle Viertel in der Nähe der Konzerthalle.

Es gibt hier auch einen TV Turm (höchstes Gebäude in Ungarn), von wo man einen tollen Blick über die Stadt und die Umgebung haben soll. Noch habe ich diese Worte in meinen Ohren als ich mich am späten Nachmittag mit einem Bus dorthin begebe. Leider hatte es in der Zwischenzeit zugezogen und aus der tollen Aussicht wurde da oben dann eben eine Nebelsuppe. Zu Fuß gehe ich dann zurück in mein Quartier und genieße dort noch die Abendstunden.

31.05. Heute verabschiede ich mich von Pecs und gehe von meinem Quartier ins Stadtzentrum wo ich mich in einer Bäckerei noch mit Proviant für den Tag eindecke.

Letzte Station meiner Ungarndurchquerung ist Villany (Willand), ein bekanntes Weinbaugebiet in Ungarn. Da ich spät gestartet bin schaffe ich es nicht ganz bis Villany. In einem Ort, ca. 10km vor Villany, bereitet mir am Abend eine Verkäuferin noch zwei Salamisandwiches zu. Ich schlafe wieder im letzten hinteren Winkel des Fußballplatzes. Generell haben sich Sport- und Fußballplätze als gute Plätze zum Zelten heraus gestellt. Flach, gemähter Rasen und Gemeineigentum, da sagt auch niemand etwas.

01.06. Ich esse zum Frühstück das zweite Sandwich von gestern und gehe dann die letzten 10km nach Villany. Kurz vor dem Ort komme ich bei einer Csarda (Gehöft) vorbei wo ich mittagesse und meine Akkus wieder auflade (sowohl die von meinem Handy, meiner Powerbank aber auch meine eigenen… :-)). Gestärkt erreiche ich dann das Ortszentrum von Villany wo ich in einem der vielen Weinkeller den Cabernet Villany (oder Cabernet Franc, quasi der Hauswein hier) und den Portugieser verkoste. Beide sehr gut wobei ich dem Cabernet Villany den Vorzug geben würde. Dazwischen gibt es auch hier Schmalzbrot mit Zwiebeln, heimische Gefühl kommt auf.

Ich schlafe auch hier wieder am Ortsrand auf dem Fußballfeld.

02.06. Ich bleibe heute vormittag noch hier und gehe nach dem Mittagessen Richtung Grenze zu Kroatien.

Es ist heute mein letzter Tag hier bei den Magyaren und gegen Abend erreiche ich den Grenzort Udvar. Mit Armin, einem bosnischen LKW Fahrer, trinke ich noch mein letztes kühles Dreher auf der Tankstelle.

Er ist am Rückweg von Ungarn nach Kroatien und weiter nach Bosnien Herzegowina. Er erzählt mir, dass Bosnien Herzegowina 3 Präsidenten hat (einen bosnischen, einen kroatischen und einen serbischen) und daher im Land nicht viel weiter geht, weil immer einer der 3 Präsidenten zu gewissen Entscheidungen nicht zustimmt. Tito sei ein guter Mann gewesen, versichert er mir noch zuletzt bevor ich mich auf Zeltplatzsuche begebe.

Fazit: Ungarn hat mich positiv überrascht. Ich konnte vor allem einmal den Plattensee sehen und erleben und auch die südungarische Stadt Pecs, die ich schon einmal als Student besuchen wollte. Daraus würde allerdings damals nichts. ‚Gut Ding braucht halt eben Weile‘ trifft hier am besten zu. Ich habe viele Deutschungarn kennengelernt und sie haben mir versichert, dass der sogenannte Gulaschkommunismus in Ungarn auch seine Vorteile hätte. Nach oben hin gedeckelte Energiepreise, Beihilfen vom Staat in der Pandemie, geringe Kriminalität und geringer Ausländeranteil (eben die Linie von Orban). Ich habe einige Freundschaften geschlossen und wünsche dem Land alles Gute und viel Erfolg in den nächsten Jahren! Vizlat (Auf Wiedersehen) ihr Magyaren!

Gesamtkilometer: 829

ASIEN – 2 1/2 Jahre Abenteuer

LIVE-Multivisionsvortrag von Georg Richtsfeld

In mehr als 90 Ländern war Georg Richtsfeld bereits unterwegs, vorwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln aller Art. Im Vortrag „ASIEN – 2 1/2 Jahre Abenteuer“ berichtet der Reisende von seinem Streifzug durch mehr als 30 verschiedene Länder bis in den Osten Indonesiens und Japan. Schließlich kehrt er mit der transsibirischen Eisenbahn wieder zurück nach Europa ohne während seiner gesamten Reise in einem Flugzeug gesessen zu sein. Ein Vortrag voller Abenteuer, Begegnungen und der Erkenntnis, mit wenig glücklich zu sein.

Ort: Haus am Ring, Bad Leonfelden

Termin: Do, 23. September 2021, Start: 19:30

Eintritt: € 10,00

Reservierungen unter: www.georgrichtsfeld.info/termine

Weitere Termine:

Do, 30. September, 19:00 → Café Prückel, Stubenring, Wien

Mi, 20. Oktober, 19:00 → Stadttheater, Gmunden

Mi, 27. Oktober, 19:00 → Volkshaus Kleinmünchen, Linz

NEPAL – INDIEN: Trekking im Himalaya und Südindien

LIVE-Multivisionsvortrag von Georg Richtsfeld

In mehr als 90 Ländern war Georg Richtsfeld bereits unterwegs. Vorwiegend mit öffentlichen Verkehrsmitteln aller Art. Am liebsten aber zu fuß mit dem Rucksack. Im Vortrag „Nepal – Indien: “Trekking im Himalaya und Südindien“ berichtet der Reisende von seinen intensiven Wanderungen, die ihn durch verschiedene Bergregionen Nepals, in den Süden Indiens und wieder zurück nach Nepal führte. Ein Vortrag voller Abenteuer, Begegnungen und der Erkenntnis, mit wenig glücklich zu sein.

Ort: Haus am Ring, Bad Leonfelden

Termin: Do, 15. Oktober 2020, Start: 19:00

Eintritt: € 10,00

Reservierungen unter: www.georgrichtsfeld.info

Weitere Termine:

Mi, 21. Oktober, 19:30 → Stadttheater Gmunden

Do, 29. Oktober, 19:00 → Café Prückel, Stubenring, Wien

Mi, 04. November, 19:00 → Volkshaus Dornach, Linz

Mo, 09. November, 19:15 → Atrium Bad Schallerbach

Mt. Everest (8.8.48m) im Abendlicht

NEPAL 2020 – Teil 1

Kathmandu

Ca. 20.02.2020: Zurueck von Indien mache ich mich voller Tatendrang an meine naechsten Wanderplaene. Da hier noch Vorsaison ist beschliesse ich den Annapurna Circuit zu gehen und besorge mir beim National Tourism Board das notwendige permit und die TIMS Card. Im Anschluss daran bietet sich auch Mustang an. Fuer Upper Mustang braucht man allerdings ein special permit und einen guide. Der ist schnell mit Rudra gefunden, den ich letztes Jahr in der Everest Gegend kennenlernte. Wir vereinbaren, dass er mit dem permit nach Kagbeni nachkommt (nachdem ich den Annapurna Circuit beendet habe) und wir dann gemeinsam nach Upper Mustang gehen.

Am 21. Februar wird hier Maha Shivaratri gefeiert, die Nacht des Buddha und auch offiziell Fruehlingsbeginn in Nepal. Ich gehe an diesem Tag zum hinduistischen Patupashinat Tempel wo ueberschwenglich gefeiert wird. Die wahren Stars sind hier allerdings die saddhus (heiligen Maenner), die es geniessen im Mittelpunkt zu stehen.

Annapurna Circuit

Am 23. Februar geht dann die naechste Wanderung los und ich fahre mit einem Bus von Kathmandu nach Besisahar. Hier beendete ich vor einigen Jahren den Manaslu Circuit, diesmal starte ich von hier den Annapurna Circuit. Ich quartiere mich im Manaslu GH ein und Vishnu, der Besitzer, gibt mir noch einige gute Tipps mit auf den Weg. Am Weg nach Bahundanda beginnt es zu regnen und ich mache in Ngadi Halt wo ich zumittag esse. Nachdem der Regen nachgelassen hat gehe ich noch bis Bahundanda weiter, wo mich die Schwester von Vishnu schon in Ihrem Super View Hotel erwartet.

Am Weg nach Tal, Annapurna Circuit

Naechste Station ist Jagat. Kurz davor biege ich beim Rainbow Hotel rechts nach Chipla und Upper Chipla ab, wo ich allerdings im ganzen Dorf keine Unterkunft finde. Unterhalb von Upper Chipla treffe ich einen Einheimischen, der mir ein Zimmer anbietet. Den ganzen Nachmittag regnet es leicht und ich bin froh ein Dach ueber dem Kopf zu haben. Am naechsten Morgen zeigen sich die Berge in einem weissen Mantel, es hat in der Nacht geschneit. Ich gehe dann nach Jagat hinunter und am Weg nach Chyamche erfahre ich, dass meine geplante Route von Manang zum Tilicho See derzeit nicht gehbar ist, einfach noch zuviel Schnee. Auch soll der Thorong Pass (5.416m) fruehestens erst in ca. 1 Woche passierbar sein, sofern es in der Zwischenzeit nicht nochmal schneit. Und ich denke mir, das wuerde gut passen, da ich eh noch ca 8 bis 9 Tage bis zum Pass unterwegs bin. Und ich hoffe natuerlich, dass es nicht wieder neu zu schneien beginnt… Im Dorf Tal wird Losar, das tibetische Neujahr, gefeiert und ich kann im buddhistischen Tempel einige Feierlichkeiten beobachten.

Girl Power in Tal, Annapurna Circuit

Naechste Etappe bergaufwaerts ist via Karte und Dharapani nach Timang. Von hier ist die Westseite des Manaslu schoen zu sehen und es kommen Erinnerungen an fruehere Tage auf. Der Manaslu sieht allerdings von der Westseite ganz anders aus als ich ihn von meiner Umrundung in Erinnerung hatte.

Westseite des Manaslu, mit 8.163m der achthöchste Berg der Welt
Die Abende mit den Einheimischen vor dem offenen Feuer waren unvergesslich, hier in Timang

In Chame verbringe ich wie so oft bisher den Abend alleine mit den Nepali. Unglaublich, dass sich auf diesem Circuit nichts tut, ist er doch sonst ueberlaufen wie fast keine andere Route in Nepal. Eine Einheimische weist mich allerdings schon darauf hin, dass das nichts mehr mit Vorsaison zu tun hat sondern mit Corona. Letztes Jahr um diese Zeit sei hier bereits Vollbetrieb gewesen, meint Sie dann noch… Am Weg nach Upper Pisang treffe ich Tushal, einen Nepali aus Kathmandu, mit seinem guide Jagat. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und gehen ab nun gemeinsam Richtung Thorong Pass. Am Weg nach Braga tut sich bereits das gesamte Annapurna Massiv auf, wunderbare Bergwelt. In Braga bleiben wir dann gleich zwei Naechte um einen Tagesausflug zum ca 4.900 Meter hochgelegenen Eissee zu machen. Quasi als Akklimatisationstour fuer den Pass. Tushal hat Schwierigkeiten mit der Hoehe und so gehe ich alleine zum Eissee rauf. Es ist mehr die Aussicht von hier oben die beeindruckt. Vom See selbst ist zu dieser Jahreszeit nichts als Schnee auf dem Eis zu sehen.

Am Weg zum Eissee. Im Tal das Dorf Braga mit dem Tilicho Peak im Hintergrund
Chörten mit der Annapurna Range im Hintergrund. Hier Annapurna III (7.555m).
Das Kloster von Braga
Neugierige Besucher in der Nähe des Klosters in Braga

In Braga erfahre ich von Jagat, dass Tushal unbedingt heute noch gegen Abend nach Manang gehen will, er moechte unbedingt zum Tilicho See. Nach einer kurzen Unterredung mit Tushal kann ich ihn dann doch noch ueberreden hier zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Wenige Minuten spaeter erfahren wir auch, das die Route zum Tilicho See die naechsten 7 bis 10 Tage nicht moeglich ist. Wie gesagt, es hatte zuviel geschneit… Letztlich sieht das jetzt auch Tushal ein und ich muss ihm versprechen, mit ihm gemeinsam ueber den Pass zu gehen, dann will er weiter gehen. Was ich letztlich auch mache… So steht einem gemeinsam Weitergehen nichts mehr im Wege und am Weg nach Yak Kharka machen wir in Manang noch eine kurze Shoppingtour. Ich kaufe mir vor allem noch Spikes, die ich ueber meine Wanderschuhe ziehen kann. Speziell der Teil nach dem Pass runter nach Muktinath soll eine Rutschpartie werden, wir werden sehen… Den Nachmittag verbringe ich in Yak Kharka mit Tushal, einem Traeger und Rieke, einer Deutschen, mit Kartenspiel was uns allen viel Spass macht. 04.03. Am Morgen esse ich wie fast immer Milchporridge und trinke Ginger Lemon Honey Tea, der fuer den Hals gut ist und Halsschmerzen vorbeugt. Nach einer kurzen Pause in Thorung Phedi geht es ziemlich steil bergauf ins High Camp auf 4.900 Meter Seehoehe.

Steiler Anstieg zum High Camp (ca. 4.900m)
Mit Jagat im High Camp (ca. 4.900m).

Am Nachmittag ist es eiskalt in der Unterkunft, erst am Abend wird Feuer gemacht. Ich verzieh mich bald unter meine 3 Decken, die ich mir rechtzeitig gesichert habe. Das Gewand habe ich beim Schlafen schon seit Beginn der Wanderung nicht mehr ausgezogen…:-)

05.03. In der Nacht hat es noch leicht geschneit, in der frueh ist es aber wieder sternenklar. Wir haben Glueck, gutes Wetter! Die Nacht hatte ich allerdings kein Auge zugemacht, den Anderen erging es aehnlich. Um 04:30 essen wir noch unser Fruehstueck und um ca 05:00 morgens starten wir dann bei Finsternis mit unseren Stirnlampen und Spikes. Es ist klirrend kalt und ein wunderschoenes Erlebnis in dieser Bergwelt auf ca 5.000 Meter Seehoehe den Sonnenaufgang zu erleben. Relativ zuegig erreichen wir dann so gegen 08:00 den Thorong La, mit 5.416 Metern Seehoehe einer der hoechsten Paesse hier in Nepal. Auch Tushal hat sich gut gehalten und wir sind alle uebergluecklich hier oben stehen zu duerfen. Nach dem ueblichen Fotoshooting machen wir uns frueh zum Abstieg nach Muktinath bereit.

Mit Jagat, Tushal und Rieke am Thorong La, mit 5.416 Metern Seehoehe einer der hoechsten Paesse hier in Nepal.

1.700 Hoehenmeter bergab auf rutschigem Boden gehen fast noch mehr rein als der Aufstieg. Die Spikes machen sich jetzt bezahlt… In Muktinath quartieren wir uns auf 3.700 Meter Seehoehe im Town House ein und den Abend verbringen wir mit Feiern. Apfelbrandy aus Marpha im Mustanggebiet hilft uns dabei.

Am Abend wurde im Town House Hotel in Muktinath mit Apfelbrandy aus Marpha gefeiert

Die folgende Nacht schlafe ich durch wie ein Murmeltier, der Koerper holt sich was er braucht. Am naechsten Morgen fahren die meisten mit dem Bus zurueck nach Kathmandu oder gehen weiter. Ich lege hier einen Rasttag ein und gehe zum Vishnu Tempel, einem vor allem den Indern sehr heiligen Tempel. Es scheint die Sonne und es herrscht sehr angenehme Stimmung mit all den Indern, die hier im eiskalten Wasser vor dem Tempel auch ein Bad nehmen um sich zu reinigen. Da ich seit Beginn der Wanderung keine Dusche mehr hatte bestelle ich mir im Hotel einen 10 Liter Kuebel heisses Wasser mit dem ich mich mit einem kleinen Kuebelchen dusche. Es gibt nichts ueber eine warme Dusche und frische Kleider…:-)

Fazit

Ich haette nie gedacht, dass ich die Annapurna Umrundung fast menschenleer vorfinden wuerde, ist sie doch wohl eine der beliebtesten Trekkingtouren in Nepal. Somit war ich in jeder Unterkunft ein gern gesehener Gast und konnte die Abende mit den Einheimischen beim offenen Feuer in der Kueche verbringen. Landschaftlich wunderschoen mit tropischer Vegetation am Beginn bis hinauf zu den weissen Bergriesen der Annapurna Range. Im Nachhinein war es persoenlich fuer mich eher einer der leichteren Paesse in Nepal, vor allem aber auch weil wir gutes Wetter hatten!

NEPAL 2020 – Teil 2

Mustang

Lower Mustang

08.03. Nach dem Thorong Pass erfahre ich von Rudra, dass das permit fuer Upper Mustang wahrscheilich erst ab 15.03. gueltig sein wird. So habe ich ca. 1 Woche Zeit fuer die vielen Doerfer hier in Lower Mustang bevor wir gemeinsam nach Upper Mustang wandern. Ich bleibe insgesamt dann 4 Naechte in Muktinath und mache einige Tagesausfluege in umliegende Doerfer wie Jarkhot.

Der Schwarze Buddha in Muktinath überwacht die Dhaulagiri Range mitsamt dem Dhaulagiri (8.167m), siebthöchster Berg der Welt
Typische Holzleitern in den Dörfern von Lower Mustang, hier in Jarkhot

Es ist ein altes Dorf mit Steinpflaster, die Haeuser sind aus Steinen gebaut und mit Kuh- und Yakdung verklebt. Auf den flachen Daechern wird meist Getreide getrocknet und es wehen tibetische Gebetsfahnen an den jeweiligen Dachecken. In der German Bakery macht mir Djamjan und eine Nonne Dido, eine typisch traditionelle Kost, die aus Gerste oder Buchweizen hergestellt wird, aehnlich dem Tsampa.

Dido, eine traditionelle Kost im Mustanggebiet, die aus Gerste oder Buchweizen hergestellt wird.

Auf dem Weg nach Jhong sehe ich viele Blauschafe. Zwei Maennchen mit ihren grossen Hoernern stellen sich mir ca. 10 Meter vor den Weg und schauen mich gross an bevor sie abzischen. Ein beeindruckender Moment, den ich wohl fuer immer im Kopf bewahren werde. In Jhong beobachte ich eine Dolpa Frau beim Weben im Freien bevor ich wieder nach Muktinath zurueckkehre. Da ich noch Zeit vor unserer Upper Mustang Wanderung habe versuche ich dann ueber den Lubra Pass in das abgelegene Dorf Lubra zu kommen. Am Weg dorthin gerate ich allerdings in einen steilen, tiefverschneiten Hang. Ich falle bis zu den Hueften in den Schnee und da ich alleine bin mache ich hier relativ schnell einen Rueckzieher. Die Gefahr eines abgehenden Schneebrettes schien mir hier zu hoch… Anstatt dessen sichte ich auf der anderen Seite ein kleines Dorf im Tal, das laut meiner Karte und Orientierung Khingar sein muesste. Auch ist der Weg hinunter fast schneefrei und so sollte ich wieder zurueck auf sicheres Gebiet kommen. Gedacht, getan esse ich dann in Khingar eine Nudelsuppe und die Koechin erklaert mir einen anderen, sichereren Weg nach Lubra. Auf wunderbaren Steinpfaden erreiche ich dann so gegen 16h Lubra, das gegenueber einer Felswand liegt. Niemand wuerde hier ein Dorf vermuten, auch ich war mir nicht sicher bis ich es selber sah…:-)

Lubra, ein ‚vergessenes‘ Dorf in Lower Mustang

Einheimische verweisen mich auf die Dakar Lodge wo ich ein Zimmer bekomme. Am Abend kommt der Lastwagen von Jomsom mit vielen bestellten Waren im Dorf an. Die Einheimischen holen sich Ihre Sachen ab und tragen sie auf den Koepfen nachhause. Auch eine Franzoesin ist unter den Tragenden. Claire verbringt hier einige Tage in diesem Dorf um ein Buch ueber die Bon Religion zu schreiben.

Mit Claire, der Französin, in Lubra

Lubra ist ja eines der letzten Doerfer in Nepal in dem die vorbuddhistische Bon Religion gepflegt wird. Die Bon Religion war lange bevor der Buddhismus aufkam in Tibet und Zentralasien verbreitet. Erst mit dem Buddhismus wurde die Bon Religion verdraengt und heute gibt es nur mehr wenige Anhaenger dieser Religion. Beide Religionen weisen viele Aehnlichkeiten auf.

Es gibt allerdings einige Unterschiede der Bon Religion zum Buddhismus, die auch nach aussen ersichtlich sind:

  1. Die swastika ist im Buddhismus ein Friedenszeichen, das im Uhrzeigersinn ausgerichtet ist 卐 –> in der Bon Religion gegen den Uhrzeigersinn 卍
  2. Stupas, choerten und sonstige heilige Staetten werden im Buddhismus im Uhrzeigersinn umrundet, in der Bon Religion gegen den Uhrzeigersinn.
  3. Auf den Steinplatten der Mani (Steinmauern) befindet sich im Buddhismus der Spruch: Om mani padme hum, in der Bon Religion befindet sich ein anderes Mantra auf den Steinplatten.

Am naechsten Morgen besuche ich vier Steinhoehlen, die sich in der Felswand befinden. Sie dienten frueher vor allem Moenchen, die sich hier zum Meditieren zurueckzogen. Nachmittags gehe ich noch zu einer Schule wo derzeit lt tibetischer Englischlehrerin 78 SchuelerInnen unterrichtet werden. Sie kommen vorwiegend aus der abgelegenen Dolpo Region und werden voraussichtlich die naechsten 8 Monate hier verbringen ohne Kontakt zu Ihren Familien. Manche sind nicht aelter als 6 oder 7 Jahre, die Nepali werden schon frueh geprueft…. Am Abend kommen so gegen 18h die Ziegen ins Dorf zuruck, was immer ein Erlebnis ist. Dann kommt Claire zu mir in die Dakar Lodge und sie erzaehlt mir von Ihrem Interview mit einem Lama in Jomsom.

Einheimische Frau bei der Feldarbeit in Lubra, Lower Mustang

Naechsten Tag heisst es Abschied nehmen und ich gehe zufuss nach Jomsom runter. Hier quartiere ich mich im Pride & Spa ein, nehme eine warme Dusche und lass mich beim oertlichen Friseur wieder einmal rasieren, ein Rundumputz quasi…:-) Mit frischen Kleidern gehe ich dann ueber den ‚windigen Pass‘ nach Phalyak und weiter nach Kagbeni. Hier sollte ich ja Rudra treffen, den Nepali guide, der mit dem permit fuer Upper Mustang hier eintreffen sollte. Im Lhasa Hotel erfahre ich dann, dass er bereits mit dem Bus auf dem Weg von Kathmandu hierher ist und er in 2 Tagen hier eintreffen wird. Alles bestens also… Ich verbringe die zwei Tage Wartezeit hier damit, das verlassene Frauenkloster in Tiri zu besuchen. Im Kloster von Kagbeni leben viele Moenche und an einem Nachmittag verbringe ich eine puja (Gebetsstunde) mit ihnen.

Mönche vor dem Kloster in Kagbeni, Lower Mustang

Und dann trifft Rudra abends ein, er hat allerdings auch noch Andre, einen Kanadier aus Vancouver ‚im Gepaeck‘, der auch mitkommen will. Als ich Andre mit seinen Turnschuhen hier antanzen sehe und seine sonstige Ausruestung betrachte ueberkommen mich so meine Zweifel ob das mit ihm gut gehen wird…

Fazit:

Die Gegend in Lower Mustang ist wunderschoen mit Blick auf die Nilgiri Berge und der Dhaulagiri Range. Zum Teil sieht man auch schon in die canyon- und wuestenartige Landschaft von Upper Mustang hinein. Die Doerfer sind alle sehr urspruenglich und zum Teil in dieser Jahreszeit verlassen, da die Einwohner aufgrund der Kaelte die Winter lieber in der nahegelegenen Stadt Pokhara verbringen. Und es hat hier einen grossen Vorteil: Du kannst hier alles problemlos alleine erkundigen und brauchst vor allem kein zusaetzliches permit + guide wie fuer Upper Mustang.

NEPAL 2020 – Teil 3

Mustang

Upper Mustang

15.03. Heute ist der Tag der Tage und wir starten unsere Wanderung von Kagbeni nach Upper Mustang. Wir, das ist Andre, ein 40-jaehriger Kandier aus Vancouver, dann Rudra, ein 28-jahriger Nepali guide aus der Khumbu Region und meine Wenigkeit. In der Nacht davor hat es noch ein Gewitter gegeben und ordentlich geschneit. Am Weg zum ACAP (Annapurna Conservation Area Project) checkpost ‚beschiessen‘ uns die uebermuetigen Maedchen von den Hausdaechern mit Schnee, den sie von den Daechern schmeissen um die Daecher zu entlasten.

Schwer zu sehen, aber es gibt sie – die trickreichen Mädchen von Kagbeni – sie ‚beschiessen‘ uns mit Neuschnee von den Dächern

Nach dem check-in gehen wir dann Richtung Tangbe und Chhusang, den ersten Doerfern in Upper Mustang. Andre hat bereits hier grosse Probleme mit dem Gehen mit seinen Turnschuhen und mein Kommentar zu Rudra war nur: Hast Du denn hier zum Fussballspielen hierher mitgebracht?…;-) In Chele angekommen finden wir erst nach laengerer Suche ein Quartier. Auch Youri, ein Belgier aus Gent, ist hier mit seinem Guide Monud angekommen und wir verbringen gemeinsam den Abend.

Der wurde vergessen… am Weg von Kagbeni nach Chele
Tief verschneites Mustang – am Weg von Kagbeni nach Chele
Mit Youri, dem Belgier, in der Unterkunft von Chele

Am naechsten Morgen klagt Andre bereits ueber starke Kopfschmerzen. Er war ja am Vortag von Pokhara (800 Meter Seehoehe) mit dem Jeep nach Kagbeni (2.800 Meter Seehoehe) gekommen. Zu schnell zuviele Hoehenmeter, dazu seine Ausruestung und sonstige Verfassung… es wird ihm letztlich einfach zuviel und er entscheidet sich selber hier zu bleiben und nicht mehr weiterzugehen. Er kehrt letztendlich alleine zurück. Im Nachhinein wahrscheinlich die richtige und fuer ihn wohl die sicherste Entscheidung wie wir alle finden… Gemeinsam mit Youri und Monud gehen Rudra und ich durch zum Teil tiefen Schnee via Samar nach Syanboche wo wir gegen 17h eintreffen. Zum Teil sinken wir bis zu den Hueften im Schnee ein, diese Tour zehrt ordentlich an unseren Kraeften. Youri’s Kommentar war nur: Andre would have died here…:-) Am Abend essen wir das obligate Dal Bhat (Reis mit Linsen, Kartoffeln, Gemüse, etc) und staerken uns mit dem lokalen chang Bier, das entweder aus Gerste, Hirse oder Reis hergestellt wird.

Ein kleines Mädchen in Syanboche
Am Weg von Syanboche nach Ghami

Am naechsten Morgen merke ich schnell dass ich nicht gut bei fuss bin. Der gestrige Tag hat gezerrt, vor allem der tiefe Schnee. Auch Youri hat zu kaempfen. Bistari, bistari (langsam, langsam) heisst die Devise und so kommen wir nach mehreren Pausen gut in Ghami an. Wir trocknen hier in unserer Unterkunft unsere Schuhe und Socken und verbringen den Nachmittag mit viel heissem Wasser trinkend in der Sonne.

Müde und abgekämpft ‚lecken‘ wir unsere Wunden in der Unterkunft von Ghami

Nach einer erholsamen Nacht merke ich naechsten Morgen dass ich wieder fit bin und so gehen wir alle frohen Mutes weiter ins naechste Dorf Tsarang. Am Weg dorthin treffen wir ein Schweizer Paerchen, die uns auf den letzten Stand der Corona Krise in Europa unterrichten. Ich denk mir nur wie froh ich bin hier in den Bergen zu sein. In Tsarang finden wir eine gute Unterkunft mit Innenhof wo wir uns mit gutem Dal Bhat staerken. Am Nachmittag besuchen wir das verfallene Fort und den koeniglichen Palast. Von Tsarang sieht man bereits in die wunderschoenen, vielfaerbigen Canyons hinein. Viel erinnert hier an den US Bundesstaat Arizona mit seinen Canyons.

Altes Fort mit dem davor liegenden königlichen Palast in Tsarang
Teepause bei einer Tibeterin
Upper Mustang

Am naechsten und fuenften Tag unserer Wanderung geht es dann weiter nach Lo Manthang. Lo Manthang war frueher die Hauptstadt des ehemaligen Koenigreichs Mustang und ist von einer Mauer umgeben. Im einzigen offenen Hotel, dem Everest Hotel, quartieren wir uns ein. Es gibt hier wieder eine relativ grosse Auswahl an Lebensmittel, die vor allem vom ca. 15 km nahegelegenen Tibet reinkommen. Wir kaufen uns hier auch zusaetzlichen Lippenschutz, da die starke Sonneneinstrahlung, verstaerkt durch den Schnee, auch unseren Lippen zugesetzt hat. Am Abend bekommen wir auf CNN erstmals die volle Ladung an Neuigkeiten bzgl Corona ab und wir beraten unsere Lage. Youri wollte ja noch nach Indien und dann im Juni auf Ibiza seine Freundin heiraten. Es wird ihm hier schoen langsam klar, dass er einen Plan B braucht…;-) Mein Flug geht von Nepal zurueck, ich muss also keine Landesgrenzen mehr passieren, durchaus ein Vorteil in dieser Situation. Ich beschliesse daher einfach weiter zu wandern solange es geht und dann einen geeigneten Rueckflug von Kathmandu nach Europa zu kriegen. Da Youri Probleme mit seiner vereiterten Zehe hat legen wir einen ruhigen Tag ein. Wir besuchen nahegelegene, verfallene Festungen und mehrere mehr als 500 Jahre alte Kloester in Lo Manthang.

Einheimischer in Lo Manthang, der ehemaligen Hauptstadt des Königreichs Mustang
Mit Monud und Rudra auf einem der alten, verfallenen Forts in der Nähe von Lo Manthang
Wandmalereien in einem der Klöster in Lo Manthang, der ehemaligen Hauptstadt des Königreichs Mustang

Da am naechsten Tag Youri’s Fuss immer noch nicht besser ist beschliesst er mit einem Pferd nach Chhoser zu reiten, um seine Zehe zu schonen. Rudra und ich gehen zu fuss. Von einigen Frauen bekommen wir salzigen Buttertee und Rudra erzaehlt mir, dass Sie Tibetisch reden.

Einheimische Frauen am Weg von Lo Manthang nach Chhoser
Am Weg zurück von Chhoser nach Lo Manthang

In Chhoser besuchen wir dann ein Hoehlenkloster und nachdem auch Youri und Monud mit ihren Pferden eingetroffen sind gehen wir gemeinsam zur Hoehle von Garphu. Sie ist auf 5 verschiedenen Etagen mitten im Fels erbaut und bot vor ca 3 bis 4.000 Jahren den Einheimischen Schutz vor den vielen starken Winden hier in Mustang und auch vor einfallenden Feinden. Am Rueckweg nach Lo Manthang erfahren Rudra und ich, dass auch hier in Nepal schoen langsam der lockdown zu greifen beginnt und wir moeglichst noch irgendwie mit einem Vehikel aus dieser Gegend rauskommen sollten. Am selben Abend kommt ein junges chinesisches Paerchen mit Ihrem Toyota Hilux in unserem GH an und bietet Rudra und mir an uns naechsten Tag mit nach Kagbeni zu nehmen. Da faellt es einem schwer ‚Nein‘ zu sagen…;-) Youri und Monud fahren mit einem truck zurueck.

Dhakmar Chörten nördlich von Ghami. Chörten sind wichtige religiöse Bauwerke im Buddhismus und symobolisieren die Gegenwart von Buddha.

Die Strasse zurueck nach Kagbeni hat es in sich und bei einer Bruecke gibt Andy, der Chinese, kurz nicht acht und schon haengen wir mit einem Rad in der Luft. Nachdem wir alle ausgestiegen sind bringt er sein Auto doch wieder auf alle vier Raeder und gewarnt geht die Fahrt weiter.

Eine kleine Havarie am Weg von Lo Manthang nach Kagbeni
Die Strassen könnten besser sein… am Weg von Lo Manthang nach Kagbeni

Um ca 15h kommen wir heil in Kagbeni an und checken beim ACAP checkpost wieder aus. Im Buch sehen wir, dass wir die letzten waren, die nach Upper Mustang reinwanderten, danach hat Nepal alle weiteren permits gestoppt… so gesehen gerade noch Glueck gehabt und wir hatten wunderschoene 8 Tage im ehemaligen Koenigreich Mustang!

Fazit

Es ist ein wahres Privileg in das ehemalige Koenigreich Mustang hineinwandern zu duerfen. Es wurde erst 1992 fuer den Tourismus geoeffnet, davor war es streng abgeriegelt und fast von der Aussenwelt vergessen. Wir hatten wunderschoene acht Tage in dieser Bergwelt mit viel Sonnenschein. Allerdings auch mit viel Schnee, der uns vor allem zu Beginn zu schaffen machte. Sowohl die karge, wuestenartige Landschaft als auch die Haeuser und Einwohner zeigen, dass dieses Gebiet sowohl geographisch als auch ethnisch zu Tibet gehoert. Politisch allerdings ein Distrikt von Nepal. Es wird derzeit von den Chinesen eine Strasse von Tibet via Mustang nach Indien gebaut um den Handel auf dem Landweg zu ermoeglichen. Auch hier wird sich wahrscheinlich das Leben in absehbarer Zukunft damit stark aendern.

NEPAL 2020 – Teil 4

Stranded in Nepal

Lower Mustang

22.03. Das chinesische Paerchen nimmt Rudra noch am selben Tag mit nach Pokhara. Ich beschliesse hier zu bleiben und geniesse im Hotel Lhasa wieder eine warme Dusche. Dann gebe ich meine Waesche zum Waschen und plane meine Weiterreise hier in Lower Mustang. Mein Plan ist weiterhin von hier nach Pokhara zurueckzuwandern.

Kagbeni – das Tor zu Upper Mustang

24.03. Da es hier in Kagbeni aufgrund der starken Schneefaelle zu einem laengeren Stromausfall kommt beschliesse ich nach zwei Naechten nach Jomsom zu gehen. Am Weg dorthin mache ich wieder in Old Kagbeni im Hillton Hotel (Betonung auf 2 l) eine Kaffeepause. Kurz darauf setzt sich ein Ukrainer zu mir und erzaehlt mir, dass seit heute frueh 06:00 ‚army hour‘ hier in Nepal herrscht. Dh es gilt auch hier Ausgangssperre, die die Armee ueberwacht. In den Bergen wird es (noch) nicht so eng gesehen.

Als ich im HiLLton Kaffee von einem Ukrainer erfuhr, dass seit heute ‚army hour‘ herrscht

Ich gehe weiter und erreiche ungehindert Jomsom. Am Ortseingang stehen 3 Armeejungs mit ihren MGs und ich erzaehle ihnen, dass ich ins Pride & Spa Hotel will. Sie lassen mich ungehindert passieren, weisen mich aber darauf hin eine Maske zu tragen, was ich dann auch tue. Im Hotel kennen Sie mich schon und geben mir auch wieder ein Zimmer.

Immer spassig die Zeit mit dem Koch und seiner Frau im Hotel Pride&Spa in Jomsom, Lower Mustang

Ich sondiere hier meine neue Lage. In der Zwischenzeit hoere ich auch von Tenzin, dem Hotelmanager, dass es wahrscheinlich in den naechsten Tagen nicht mehr moeglich sein wird weiterzugehen. Die Streckenposten halten einen auf. Auch wurden alle Hotel- und Lodgeeigentuemer dazu aufgefordert ihre Haeuser zu schliessen. Dh es wird nicht mehr moeglich sein eine Unterkunft zu finden, etc… Es wird auch hier von Tag zu Tag ‚ungemuetlicher‘ und ich merke auch wie die lokale Bevoelkerung Abstand zu uns westlichen Touristen nimmt. Auch in den Medien hoeren sie wie stark das Corona Virus bereits in Europa verbreitet ist und sehen uns als Bringer dieses Uebels in ihr Land an. Am naechsten Tag versuche ich dann die Streckenposten auf einem Nebenweg via Thini zu umgehen. In Thini teste ich die Lage ab und frage einfach einmal ca 10 Hotelbesitzer um eine Unterkunft. Ich bekomm nur Absagen obwohl die Haeuser leer sind. Tenzin’s Worte finden hier Bestaetigung und anstatt nach Marpha (wo es vermutlich dasselbe sein wird) weiterzugehen, gehe ich wieder nach Jomsom ins Pride & Spa Hotel zurueck, wo ich zumindest eine Unterkunft habe. Am naechsten Tag treffe ich 5 andere Touristen, die die gestrige Nacht in einer Notunterkunft verbrachten da sie kein Zimmer fanden. Tenzin nimmt sie in seinem Hotel auf und am Nachmittag kommen nochmals ca 15 Touris nach Jomsom und quartieren sich auch im Pride & Spa Hotel ein. Tenzin erweist sich hier als sehr hilfreich, er gibt uns hier allen eine Unterkunft und verhandelt mit der lokalen Polizei einen Transport nach Kathmandu aus.

Die ‚Gang‘ bereit zur Busfahrt von Jomsom nach Kathmandu

Es wird wohl die letzte Moeglichkeit werden hier wegzukommen, das naechste mal in 2 bis 3 Monaten wenn der lockdown zu Ende ist (vielleicht?). Es wird mir hier dann rasch klar, dass hier meine Wanderung zu Ende geht. Es ist einfach nicht die richtige Zeit hier zu sein, auch nicht in den Bergen… Am naechsten Tag vormittags wird dann von einem Polizisten eine Liste mit unseren Daten gemacht und mit einer Sondergenehmigung wird dann am nachmittag ein Bus bereitgestellt, der uns via Pokhara direkt nach Kathmandu bringt. Die Strasse nach Pokhara ist schlecht und gegen 2h frueh kommen wir im Yeti Hotel in Pokhara an. Tenzin ist als Dolmetsch mit von der Partie und erntet letzlich Applaus fuer seinen Einsatz hier uns alle rauszubringen. Ziemlich muede fallen wir alle ins Bett und schlafen ein paar Stunden. Simona aus Italien und Greg aus UK entscheiden sich in Pokhara zu bleiben und den lockdown abzuwarten. Sie haben ja noch ein Jahr Auszeit vor sich und zuhause wuerd sie ja auch nichts Besseres erwarten. Es hat so jeder seine eigene Geschichte und Gruende das eine oder andere zu machen. Der Song ‚Should I stay or should I go‘ von den Clash findet hier grossen Gefallen…;-) Bei mir waer die Reise in ein paar Wochen sowieso zu Ende gewesen und nachdem an ein Wandern zumindest in der Fruehjahrssaison hier eh nicht mehr zu denken ist entschliesse ich mich mit nach Kathmandu mit zu fahren und auf einen geeigneten Flieger nach Europa zu kommen.

Kathmandu

Kurz vor Kathmandu hat der zweite Bus, der ebenfalls Touristen in die Haupstadt bringt, eine kleine Panne und ich nuetze die Pause um mit Burak vom Maya Home, Tushal und Herrn Sautter vom oesterreichischen Konsulat in Kathmandu Kontakt aufzunehmen. Nach unserer Ankunft in Kathmandu uebergibt mir Burak im Maya Home mein zurueckgelassenes Gepaeck, dann holt mich Tushal vorm Maya Home ab. Nach einigem Suchen finden wir gemeinsam in der Naehe seines Wohnorts das Kathmandu Regency Hotel, eines der wenigen Hotels das offen hat. Ich bekomme fuer 1.800 NRP die Nacht inkl Fruehstueck ein sehr schoenes Zimmer, ein wuerdiger Ausklang meiner Reise. Es gibt hier einen schoenen Innenhof und letztlich wird es mir auch ermöglicht am PC in der Rezeption meine Geschichten in Nepal online zu bringen. In Kathmandu wird die Ausgangssperre um einiges strenger gehandhabt als in den Bergen. Nur am Morgen zw ca 7 und 9h und am Abend zw ca 17 und 19h darf man hier rausgehen, nur mit Maske und vorwiegend nur um Lebensmittel zu kaufen. Noch nie habe ich Thamel, das Stadtzentrum von Kathmandu, so leer gesehen.

Menschenleeres Thamel, Stadtzentrum von Kathmandu – hier vor dem Kaffee Pumpernickel, ein ungewohnter Anblick…

Ich habe mich ja nach Anraten von einigen dt Wanderern schon vor einigen Tagen auf dem deutschen Rueckholprogramm fuer einen Flug mit Quatar Airways von Kathmandu via Doha nach Frankfurt gemeldet. Gestern bekam ich die Bestaetigung von der dt Botschaft, dass in den nächsten Tagen der naechste Flug nach Frankfurt geht und ich dafuer eingeplant sei. Deutsche werden natuerlich bevorzugt und als Nicht-Deutscher ist man quasi auf standby. Ich glaubs erst wenn ich im Flieger sitz…:-)

Wer haette zu Beginn meiner Reise gedacht, dass diese Reise so zu Ende geht. Aber es gibt definitiv schlechtere Orte als in Nepal zu stranden. Die Nepalis erweisen sich auch in dieser Situation als sehr human, nachsichtig und hilfsbereit. Ein wahrer Schatz dieses Volk und ich werde mich sicher ewig an diese Situation und an die Leute hier erinnern!

PS: Und grad in dieser Minute erreicht mich ein mail, dass es morgen einen Flug von hier nach Prag geben wird, hurra!!

Es geht letztlich dann alles sehr schnell, Sachen packen, Geld zurückwechseln, etc… und schon sitzen wir in einem Hotel in der Naehe des Sammelplatzes in Thamel und warten auf den Shuttle Bus der uns zum Flughafen bringt. Ich lerne hier Mimi aus Wien kennen, die hier schon seit ca 15 Jahren lebt und auch abrauscht in die Heimat. Da sie um ein Hauseck zuviel Gepäck dabei hat bittet sie mich einen Teil Ihres Handgepaecks zu uebernehmen. Letztlich lassen sie uns alle beim check-in durch.

Mit Czech Airlines retour von Kathmandu nach Prag – ein Danke an die Tschechen!

Ca 2 Stunden später sitzen wir dann in einem mittelgrossen Vogel der Czech Airlines, der uns gemeinsam mit vielen Tschechen via Jerewan (Armenien) gut nach Prag bringt. Hier wird uns das Fieber gemessen und wir unterschreiben einen Wisch, der uns nach unserer Heimkehr zu einer 14-tägigen selbstüberwachten Heimquarantäne verpflichtet. Wird das angenehm…;-) Und so gegen halb zwei in der frueh finden wir uns dann wieder in einem Shuttle Bus der uns in einer Nacht und Nebel Aktion gut über die Grenze nach Österreich und nach Wien bringt. Am Wiener Hauptbahnhof ist um 6h morgens alles wie ausgestorben, nur der gute Anker Bäcker hat offen. Nichts wie hin auf einen guten Cappuccino und eine Zimtschnecke…;-) Und Mimi und ich müssen lachen als uns die Verkäuferin mit Ihrem Dialekt bedient, spätestens da weiss man wieder dass man zuhause ist.

Im Zug von Wien nach Linz – selbst Schaffner gibt es keine mehr…

Um halb sieben sitz ich so gut wie alleine im Zug nach Linz, die Fahrkarte hätte ich mir sparen können. Für ’soviele‘ Passagiere rentiert sich wohl kein Schaffner mehr. Eine halbe Stunde später geht ein Postbus nach St. Veit von wo ich dann die letzten Kilometer zu fuss nachhause in den Schallenberg gehe.

Zuhause im Schallenberg

Fazit:

Es waren wunderschöne 6 Monate in Nepal und Indien und ich konnte letztlich so gut wie alle meine Reiseziele besuchen, die ich mir vorgenommen hatte. Speziell die Bergwelt in Nepal ist halt schon was Besonderes, auch wenn es diesmal ein eher abruptes Ende genommen hat. Aber auch solche Situationen gehören zum Reisen und ich möchte keines dieser Erlebnisse missen.

INDIEN 2020 – Teil 2

Tamil Nadu

Kanyakumari

Der indische Pilgerort Kanyakumari ist der suedlichste Punkt auf dem indischen Festland an dem sich der indische Ozean, der Golf von Bengalen und das arabische Meer treffen. Es zieht Inder in Massen an.

Maiskolbenverkaeuferin in Kanyakumari, Tamil Nadu, Suedindien

So besuchte ich am zweiten Tag das Vivekananda Rock Memorial auf einer kleinen Insel, die mit einem Schiff zu erreichen ist. Es ist dem Swami Vivekananda gewidmet, einem hinduistischen Moench, der Ende des 19 Jhdts vor allem im Westen den Hinduismus zu einer Weltreligion machte und Yoga im Westen einfuehrte. Mit einem Nachtzug fahre ich dann weiter nach

Rameswaram

wo wir um ca. 6h morgens ankommen. Ich besuche den Ramanathaswamy Tempel, der dem Gott Shiva gewidmet ist. Allen Indern wird ein Kuebel voll Wasser ueber den Kopf geschuettet, quasi als Reinigung, ich entgehe diesem Geschehen… Mit einem Bus komme ich zu einem Strand wo man bei klarer Sicht angeblich nach Sri Lanka rueber sehen kann, ich bezweifle das aber.

Fischer am Strand von Rameswaram, Tamil Nadu, Suedindien

Mit einem weiteren Nachtzug geht es gegen Sonnenuntergang ueber schmale Eisenbahnschienen ueber das Meer nach

Thanjavur

das ein Zentrum der hinduistischen Religion in Suedindien ist. Gegen Mitternacht finde ich im Ganesh Hotel in der Naehe der Zugstation eine Unterkunft. Naechsten Tag besuche ich den Brihadeeswara Tempel aus der Chola Zeit, der zu Beginn des 11. Jhdts erbaut wurde und einer der groessten Tempel Indiens ist. Im Tempel selber befindet sich ein riesiger Nandi (Stier), der das Fortbewegungsmittel von Gott Shiva war.

Nandi (Stier) im Brihadeeswara Tempel, Thanjavur, Tamil Nadu, Suedindien

Pondicherry

Nach 2 Tagen in Thanjavur brachte mich ein Bus nach Pondicherry, der ehemaligen Hauptstadt von Franzoesisch-Indien. Es liegt direkt am Meer und es ist wunderschoen in den Strassen mit ihren noch gut erhaltenen kolonialen Haeusern zu gehen. In der „Villa a la Creole“ finde ich eine gute Unterkunft, wo es eine schoene Terasse und guten Fisch gibt.

In den Strassen von Pondicherry, Suedindien
Besuch von Marie, dem Hauspapagei in der Villa a la Creole, Pondicherry, Suedindien

Mit Alex, einem Franzosen aus der Provence, verbringe ich einige schoene Tage hier. Die Inder sind ja total kinofanatisch und da es hier ein englischsprachiges Kino gibt schaue ich mir auch gleich zwei Filme (Bad Boys for Life und Jojo Rabbit) an, ich hatte wohl ein wenig Aufholbedarf. Das Indian Coffee House wird zu meinem Stammlokal wo es um weniger als 1 Euro hervorragende Fruehstuecke wie Idli Sambar (Reiskuchen), Dosas aller Art, Pongal (Reis), Vaddas, etc gibt, typisch suedindische Kueche. Nach einer knappen Woche in dieser wunderschoenen Stadt fahre ich mit einem Morgenbus weiter nach

Mahabalipuram

Mahabalipuram ist eine kleine Stadt direkt an der Kueste. Ich finde im Sr Harul Hotel direkt am Strand ein guenstiges Zimmer, das highlight ist hier allerdings die Terasse, auf der ich viele Stunden verbringe.

Von dieser Terasse konnte ich mich nur schwer losreissen… in Mahabalipram, Tamil Nadu, Suedindien

Es kommen hier immer wieder viele Franzosen vorbei, es gibt gutes Essen und zwichendurch besuche ich auch den Kuestentempel, Arjuna’s Penance und viele andere Hoehlentempel, die vor allem im 7 Jhdt von der Pallava Dynastie in Auftrag gegeben wurden.

Arjuna“s Penance, Steinrelief in Mahabalipuram, Tamil Nadu, Suedindien

Eines Tages gehe ich mit dem Koch des Hotels Hummer kaufen und bin auch bei der Zubereitung in der Kueche dabei –> ein wahrer Traum!

Chennai

Nach ca. 2 Stunden Fahrt mit einem Bus komme ich in Chennai, der Haupstadt von Tamil Nadu, an. Auch hier quartiere ich mich wieder in der Naehe der Zugstation ein und erkundige die Stadt. Es hat um die 30 Grad und es ist eine feuchte Hitze, die mich staendig schwitzen laesst. Auch so begeistert mich diese Stadt nicht besonders. Sie ist gross, hat nicht wirklich ein Zentrum und ich vermisse auch irgendwie das Gefuehl hier gerne zu sein. Shavran von Hyderabad hat sich gemeldet und so beschliesse ich ihn am Weg zurueck nach Nepal in seiner Heimatstadt zu besuchen.

Telangana

Hyderabad

Mit einem Nachtzug komme ich fruehmorgens in Hyderabad, der Hauptstadt von Telangana, an. Das Klima ist schon gleich einmal weit angenehmer (vor allem trockener) und auch das muslimische Viertel im Stadtzentrum gefaellt mir sehr gut. Ich besuche das Charminar, die Mekka Moschee und die vielen Maerkte.

Die Burka ist weit verbreitet unter den Frauen in Hyderabad, im Hintergrund das Charminar, Hyderabad, Telangana, Suedindien

Im Hotel Shadab, meinte der Hotelbursche, gaebe es das beste Hyderabad Byriani der Stadt. Nun, ich kann es nicht beweisen aber es schmeckte sehr gut und Hyderabad ist ja beruehmt fuer seine Byrianis. Dann treffe ich Shavran und wir besuchen den Birla Mandir Tempel, der aus weissem Marmor erbaut wurde und eine schoene Aussicht ueber die Stadt bietet. Wir besuchen noch gemeinsam ein Museum und essen Paneer Tikka Masala zumittag, Shavran ist ja Vegetarier.

Gemeinsames Mittagessen mit Shavran in Hyderabad, Telangana, Suedindien

War schoen ihn auch in seiner Heimatstadt zu sehen, nachdem wir uns ja im Himalaya beim Wandern kennengelernt haben.

Uttar Pradesh

Varanasi

Eine Auto Rickshaw brachte mich fruehmorgens von Hyderabad nach Sekundarabad, von wo es um 9:30 einen Morgenzug Richtung Norden und Varanasi gibt. Es ist ja schon Mitte Februar und schoen langsam sollte es in Nepal ja wieder moeglich sein Wanderungen zu machen. Ein IT Ingenieur im Zug klaert mich auf, dass aktuell die CEO’s von IBM, Microsoft, Google, Novartis, etc.. alles Inder sind. Die Inder sind in der IT Welt wirklich am Vormarsch. Die Bevoelkerung waechst allerdings immer noch jaehrlich um ca 3 bis 4 % was zu erwarten hat, dass Indien bald China als bevoelkerungsreichstes Land ueberholen wird.

Nette Zugbegleitung am Weg nach Varanasi

In Varanasi angekommen kaufe ich mir noch fuer denselben Abend ein Zugticket weiter Richtung Norden nach Gorakhpur, gebe meinen Rucksack in die Aufbewahrung und verbringe nochmals einen schoenen Nachmittag und Abend an den Ghats von Varanasi.

Der Mitternachtsszug hat Verspaetung und kommt erst so gegen 1h frueh an. Er ist hoffnungslos ueberfuellt und an einen Sitz zu kommen nicht zu denken. Um ca 3h frueh bietet mir dann der Zugbegleiter sein Bettchen im Zwischenwagon an, das ich dankend annehme. So bringe ich dann doch noch so ca 3 bis 4 Stunden die Augen zu bevor wir in der Frueh in Gorakhpur ankommen.

Gorakhpur und Sunauli

Mit einem Bus komme ich in ca. 3 Stunden nach Sunauli, der Grenze zu Nepal. Problemlos bekomme ich hier ein 3 Monatsvisum fuer Nepal und so kommen wir gegen 23h in Kathmandu an. Gegen Mitternacht bin ich dann wieder im Maya Home, meinem Quartier, wo ich einige Sachen zurueckgelassen hatte und bin froh wieder ein Bett zu haben.

Fazit

Suedindien ist faszinierend und die Menschen sind deutlich weniger aufdringlich als in vielen anderen Gegenden in Indien. Auch die Kultur, Sprache, Kueche und die Denkweise unterscheidet sich stark vom Norden Indiens. So habe ich hauptsaechlich gute Erinnerungen, bin jetzt aber auch wieder froh in Nepal zu sein um weitere Wanderplaene schmieden zu koennen.

INDIEN 2019_2020 – Teil 1

I. Uttar Pradesh

Varanasi

Letzlich wird es dann in Nepal ca. Mitte Dezember doch in hoeheren Gefilden zu kalt zum Wandern (es faellt auch der erste Schnee) und so verhalte ich mich wie bei uns daheim die Schwalben, ich ziehe weiter in den Sueden.

Kurz vor der Grenze zu Indien lege ich noch einen kurzen Stop in Lumbini, dem Geburtsort Buddhas, ein und einen Tag spaeter gibt es ein Wiedersehen mit Varanasi im noerdlichen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Ich geniesse es an den ghats das rege Leben zu beobachten und die Sonnenauf- und untergaenge am Assi Ghat in der Naehe meiner Unterkunft zu erleben.

Morgengrauen am Assi Ghat in Varanasi (ehemaliges Benares), Uttar Pradesh, Indien

Da es in Varanasi im Dezember auch immer noch relativ frisch ist und mich immer noch ein Reizhusten aus dem Himalaya plagt beschliesse ich Richtung Suedindien zu fahren und Bundesstaaten wie Kerala und Tamil Nadu zu besuchen. Von Weihnachten merkt man hier so gut wie nichts und so kommt nur bei Anrufen zuhause ein leichtes Weihnachtsgefuehl auf…

II. Maharashtra

Mumbai (ehemaliges Bombay)

Gemeinsam mit einem Perser und zwei indischen Familien verbinge ich mehr als 30 Stunden in einem Zug von Varanasi nach Mumbai, die wirtschaftliche Metropole Indiens. Zugfahren ist immer ein Hit in Indien, es wird auf engstem Raum geplaudert, Essen geteilt, gelacht, gespielt. In den Gespraechen erfahre ich, dass Hochzeiten in Indien immer noch grossteils arrangiert sind und letzlich oft Familienentscheidungen sind. Solange ist es ja bei uns zuhause auch noch nicht her, dass es so war…

Letzlich kommen wir am spaeten Nachmittag in Mumbai an und ich quartiere mich in der Naehe der Central Station in einem hostel ein.

Central Station in Mumbai (ehemaliges Bombay), Maharashtra, Indien

Mumbai ist hektisch, es herrscht viel Verkehr, es wird gehupt und die Leute laufen in den Strassen. Das Leben ist hier sehr schnell und es geht hier vor allem um eines wenn man hier lebt, Busienss, Geld… Mir gefaellt diese Stadt trotzdem, sie hat noch etwas von dem kolonialen Charme. Es gibt viele kleine shops in den Strassen wo man bestes Essen wie paratha ( mehrschichtige Brotfladen), gebratenes Huehnchen, gebratenen Reis, usw bekommt. Ich besuche das Gateway of India, die Elefanteninsel mit Ihren Hoehlen und Goetterfiguren und verbringe die Abende meist am Marine Drive am Strand wo die Einheimischen sich zum Sonnenuntergang auf ein Schwaetzchen treffen.

III. Goa

Goa eilt wohl schon der Ruf voraus. War es vor Jahrzehnten beliebt bei den Blumenmaedchen ist es auch heute noch ein wenig so die Absteige einiger Europaer, die dem kalten Winter in Europa entgehen wollen. Gemeinsam mit Ayumu, einem Japaner aus Tokyo, verbringe ich drei schoene Tage am Meer, besuche ich die ca 400 Jahre alten Kirchen in Old Goa und geniesse die guten Fische hier an der Westkueste Indiens.

Neujahrsanstoss mit Ayumu, dem Japaner in Goa, Indien
Franz von Assisi Kirche in Old Goa, Goa, Indien

Das Feuerwerk zu Sylvester am Strand war definitiv das wildeste das ich je erlebet habe. Die Raketen flogen Dir quasi links und rechts ueber den Kopf…:-)

IV. Karnataka

Hampi

Ich wollte immer schon einmal nach Hampi, einem bedeutenden Pilgerort im suedlichen Indien. Mein Freund Panagiotis aus Athen hat mir vor ca 10 Jahren als wir uns in Afrika kennenlernten davon vorgeschwaermt wie schoen es hier sei. Nun, ich muss sagen, es halt alles gehalten und statt zwei oder drei Tage blieb ich eine ganze Woche. So hatte ich Zeit viele kleine Wanderungen zu den abgelegenen Steintempeln durch Reisfelder und Bananenplantagen zu machen.

Hanuman Languren beherrschen den Pilgerort Hampi, Karnataka, Indien
Bildnis von Hanuman, dem „Affengott“, in Hampi, Karnataka, Indien
Steinerner Streitwagen im Vittala Tempel in Hampi, Karnataka, Indien

Greg, ein kanadischer Journalist und schon im Ruhestand, verbringt hier schon seit 15 Jahren die Winter und macht mich mit dem halben Dorf bekannt…

Bangalore

Die Hauptstadt des Bundestaates Karnataka ist als das Silicon Valley Indiens bekannt. Grosse internationale Firmen, selbst auch IBM, haben hier grosse Zentren. IBM beschaeftigt allein in Bangalore mehr als 100.000 Mitarbeiter… Geetha, die aus Bangalore kommt und derzeit bei der IBM in Bruenn/CZ arbeitet ist gerade zuhause bei Ihrer Familie und sie laedt mich ein zur Taufparty Ihrer kleinen Nichte zu kommen. Bei einem hervorragenden brunch lerne ich Ihre gesamte Familie und Freunde kennen, es war ein sehr schoenes Wiedersehen. Naechstes mal wieder in Wien oder eben Bruenn.

V. Kerala

Munnar

Munnar ist die naechste Station meiner Reise Richtung Sueden. Die kleine Stadt liegt auf ca 1.500 Meter und hat daher ein sehr angenehmes Klima. Die Briten haben das als damalige Kolonialherren auch erkannt und begannen mit Teeanbau, der auch heute noch betrieben wird.

Teepflueckerin in Munnar, Kerala, Indien

Es ist ueberall gruen hier soweit das Auge reicht. Nur derzeit ein wenig ueberlaufen von Tamilen, da im angrenzenden Bundesstaat Tamil Nadu gerade Neujahr gefeiert wird…

Kumily

Ich fahre daher weiter nach Kumily, das vor allem fuer seine Gewuerze bekannt ist und verbringe zwei schoene Tage inmitten von Natur pur. Speziell die Geraeusche in den Naechten wenn dann die vielen Tiere aktiv werden sind mir noch gut in Erinnerung. Im Periyar Nationalpark mache ich mit den Tamilen eine Bootsfahrt bei der wir unter anderem viele Vogelarten und Elefanten sehen koennen.

Allepey

Manchmal passiert es so… Du kommst wo an, hast nicht viel davon gehoert und doch merkst Du vom ersten Augenblick an, dass Dir dieser Ort gefaellt. Allepey war so einer und so wurden aus einer geplanten Nacht fuenf. Die kleine Stadt liegt an einem See und angrenzenden Wasserkanaelen, die hier auch unter backwaters bekannt sind. Im KTC Guesthouse quartiere ich mich fuer 800 Rupien die Nacht in einem wunderschoenen alten Zimmer mit Ventilator ein. Martin gibt mir viele Tips fuer die Stadt, u.a. die Bootsfahrten nach Kavalam und Pullinkoonu mit einem government Boot.

Fischer in den Wasserstrassen (backwaters) von Allepey, Kerala, Indien
Einheimischer in Kavalam, Kerala, Indien
Kingfischer in den Wasserstrassen von Allepey, Kerala, Indien

Vor allem die Bootsfahrt nach Kavallam, die schon um 6:30 morgens beginnt ist unsagbar schoen und ich mache sie gliech dreimal…:-) Das Boot gleitet durch die Kanaele wo immer wieder Einheimische zu- und aussteigen. Speziell am Morgen sind die verschiedensten Voegel wie der blaue Kingfischer, Kormorane, verschiedene Storch- und Reiherarten und viele mehr zu beobachten. Es ist mir als wuerde ich eine Universumserie ueber Voegel sehen…

Gebratener Pomfret (Seebrasse) mit Zitronenreis, ein Spezialitaet im Restaurant Thaff in Allepey, Kerala, Indien

Trivandrum

Mit einem weiteren government Boot geht es dann einen ganzen Tag weiter Richtung Sueden und Kollam von wo ich dann mit zwei Inderinnen aus Mumbai noch mit dem Nachtzug in Trivandrum, der Hauptstadt Keralas, ankomme. Am naechsten Morgen besuchen wir noch den Sree Padmanabhaswamy Tempel, der von aussen wunderschoen ausschaut. Weiter komme ich auch nicht da der Besuch fuer Nicht-Hindus untersagt ist.

Morgenbesuch im Sree Padmanabhaswamy Tempel, Trivandrum, Kerala, Indien

Tamil Nadu

Kanyakumari

Seit gestern befinde ich mich am suedlichsten Ende Indiens im Pilgerort Kanyakumari. An diesem Ort kannst Du Sonnenaufgang und -untergang ueber dem Meer erleben. Das wissen auch die Inder und sie kommen hierher in Massen.

Fischer bei der Morgenarbeit in Kanyakumari, Tamil Nadu, Indien

Ich werde morgen mit dem Nachtzug entlang der Ostkueste Indiens wieder Richtung Norden reisen und plane ca Ende Februar wieder in Nepal zu sein.

Fazit

Der Sueden Indiens ist komplett anders als der Norden. Sprache, Leute, Kultur, Essen und letztlich auch Denkweisen. Speziell Kerala hat es mir angetan mit Allepey, den Wasserstrassen und der wunderschoenen Natur und den Straenden. Auch ist es einer der wenigen Bundesstaaten in Indien wo mir die Inder nicht zu aufdringlich erscheinen und es sehr angenehm war zu bleiben.

Mount Everest

NEPAL 2019 – Teil 2

Kathmandu

Nach meiner Rueckkehr aus dem Langtang Gebiet hatte ich die eine Woche in Kathmandu hauptsaechlich mit verschiedenen Erledigungen und Treffen zu tun. Ich kaufe mir eine neue Tagestasche + Wasserflasche, verabschiede mich von verschiedenen Reisebekanntschaften, beantrage das Visum fuer Indien, checke nochmals die benoetigten permits fuer das Solukhumbu Gebiet beim National Tourist Board Office und besorge mir zwei Tage vor der Abfahrt aus Kathmandu auf der Chabahil Busstation das Busticket nach Salleri (1.100 Rupien) wo meine Wanderung losgehen soll. Am Tag vor der Abfahrt meldet sich noch Francis (ein Englaender, den ich vor 3 Jahren in Afghanistan kennenlernte) bei mir, dass er das Wochenende auch in Kathmandu sei und wir verbringen die letzten beiden Abende gemeinsam. Wir starten dann beide am gleichen Tag. Auch er will in das Everest Gebiet, er nimmt allerdings das Flugzeug nach Lukla und ist somit um einiges schneller als ich.

Solukhumbu

Die Busfahrt nach Salleri dauert ca. 14 Stunden und ziemlich geraedert verbringe ich die erste Nacht im Sunshine Hotel in Phaplu, oberhalb von Salleri. Es waren neben vielen Nepalis auch noch ein paar Russen im Bus, die ich spaeter am Weg noch ein paar mal treffen sollte. Der erste Tag bringt mich ueber den Taksindu Pass (ca 3.000m) nach Nunthala wo ich Ryan und seinen guide Rudra kennenlerne. Die beiden haben auch die 3 Paesse Wanderung vor. Entgegen meinem Vorhaben werden sie die 3 Paesse allerdings entgegen dem Uhrzeigersinn gehen. Wir tauschen noch Infos aus bevor wir uns dann beim Wandern aus den Augen verlieren. Die Strecke Richtung Namche Bazar rauf ist ziemlich ’nepali flat‘, wie hier gescherzt wird, also viel auf und ab und geht auch ziemlich in die Beine.

Weihnachtssterne am Weg nach Namche Bazar

Die Strasse Richtung Lukla wird auch schon fleissig gebaut, derzeit reicht sie schon bis Bupsa. In Chaurikharka schlafe ich bei Karsang Sherpa in seinem Stupa Homestay. Es gibt hervorragende Sherpa Stew Suppe (Shyakpa), Momos und Brennesselsuppe, mein Magen ist fast zu voll um gut schlafen zu koennen.

Momos, gefuellte Teigtaschen – der grosse Hit hier in Nepal

Via Monjo gelange ich dann nach Namche Bazar auf einer Hoehe von 3.400m. Im Nirvana Home lerne ich den 87-jaehrigen Kancha Sherpa kennen. Er ist der einzig noch lebende Sherpa, der 1953 bei Edmund Hillary’s und Tenzing Sherpa’s Erstbesteigung des Everest dabei war und es ist interessant zu hoeren wie er damals diese Zeit erlebt hat. Es sei sehr windig gewesen am Suedgipfel, er konnte sich kaum in der Kleidung bewegen und letzlich erhielt er fuer die Traegerdienste sein erstes Geld in seinem Leben, Muenzen mit denen er sich das erste mal was kaufen konnte.

Wenn ein Auslaender versucht Lebensmittel von ca. 110 kg zu bewegen… es ruehrte sich nix!

Zur besseren Akklimatisation verbringe ich drei Naechte in Namche und verbringe zweimal einige Zeit im Kloster von Kunde wo gerade eine puja (Gebete) stattfindet. Zumittag gibt es tsampa, das aus geroesteter Gerste hergestellt wird, und gesalzenen Buttertee. Beides vor allem in Tibet aber auch hier sehr beliebt.

Tsampa, ein tibetisches Gericht aus geroesteter Gerste, und tibetisches Brot mit Yakkaese. Es schmeckt hervorragend und gibt Kraft.
Mit Moenchen vor dem Kloster in Kunde.

Am Dienstag, 19.11. mache ich mich dann endgueltig auf zur 3 Paesse Wanderung im Uhrzeigersinn und erreiche nach einigen Stunden Thame, den ersten Halt. Der Nachmittag ist wolkig und gemeinsam mit 3 Franzosen sehe ich in der Naehe des Klosters das erste mal den nepalesischen Nationalvogel, danfe (oder auch himalayischer Glanzfasan) genannt.

Am Weg zum Renjo La

Gemeinsam mit Rene, Georges und Didier erreiche ich zwei Tage spaeter von Lungden den Renjo La (Renjo Pass), mit ca. 5.400m der erste der drei Paesse. Um ca. 10:30 empfaengt uns Kaiserwetter am Pass, die Himalayakette mit Nuptse, Lhotse, Everest, Makalu und vielen anderen Bergriesen liegt vor uns und wir koennen uns daran kaum sattsehen. Da es Didier mit der Hoehe nicht sehr gut geht gehen die 3 Franzosen schon fruehzeitig nach Gokyo runter. Ich bleibe noch bis ca. 14h oben und bin dann gemeinsam mit einem Schotten der letzte der den Pass verlaesst.

Panorama vom Renjo La mit Nuptse, Lhotse, Everest, Makalu und Konsorten…
Am Renjo La, im Hintergrund Mt. Everest, Lhotse, Nuptse, etc und der Gokyo See.

In Gokyo finde ich in der Cho Oyu View Lodge eine sehr gute und warme Unterkunft. Hier lerne ich Juergen, einen Deutschen kennen mit dem ich gemeinsam auf den Gokyo Ri (5.357m) gehe. Wir geniessen den traumhaften Sonnenuntergang und mit der Stirnlampe gelangen wir wieder in unser Quartier zurueck. Ich widme diesen Tag und diesen Sonnenuntergang meiner Mutter, die heute Ihren 80. Geburtstag feiert. Wir hatten im Sommer schon bei einer Bergtour in Oesterreich vorgefeiert.

Mit Juergen, einem Deutschen aus dem Schwarzwald, am Weg zum Gokyo Ri (5.357m).
Mount Everest im Abendlicht, gesehen vom Gokyo Ri. Mit 8.848m ist er der hoechste Berg der Erde.

Auf eine Seehoehe von ca. 4.700 Metern ist nicht wirklich an guten Schlaf zu denken und da in der Unterkunft alle am Husten sind (hier bekannt als „Khumbu cough“) erwischt es mich dann schliesslich auch hier und ich huste munter mit der Menge mit. Ich verbringe insgesamt vier Naechte hier, umrunde den heilige Gokyo See und gehe auch zum vierten und fuenften See, von wo man einen wunderschoenen Blick auch auf den Cho Oyu, mit 8.188m der sechsthoechste Berg, hat.

Blick auf den Cho Oyu, mit 8.188m der sechsthoechste Berg der Erde.
Tibetisches Schneehuhn in der Gegend von Gokyo.

Auch Ryan und Rudra nisten sich hier ein und schliesslich gehe ich gemeinsam mit 3 Indern (Venkat, Shavran und Naga) den zweiten Pass an. Der Cho La, wie er heisst, ist technisch ein wenig schwieriger zu gehen als der Renjo La, ein paar Eispassagen, aber letztlich kommt er mir nicht mehr ganz so anstrengend vor wie der erste Pass. Wohl auch aufgrund dessen dass wir schon laenger in dieser Hoehe heroben sind. Naga, der in den Naehe von Brisbane lebt, ist mit Ang, einem guide unterwegs und hat so seine Probleme. Ang uebernimmt seinen Rucksack und so schafft es halt so gerade drueber… die beiden anderen Inder wieselflink.

Mit drei Indern (Venkat, Shavran und Naga) am Cho La (5.420m).

In Dzongla quartieren wir und im Mountain Home ein wo mit Yakshit geheizt und wieder halbwegs viel gehustet wird. Am naechsten Morgen bin ich frueher aus den Federn und verlasse die drei mit Verabredung uns spaeter wieder zu treffen. In Gorakshep auf ueber 5.100m ist es saukalt, mein Wasser friert mir uebernacht in der Wasserflasche ein und in der Buddha Lodge wird auch kaum geheizt. Irgendwie ein Platz den man gerne wieder verlaesst…:-) Bevor ich das tue besteige ich allerding noch an einem Nachmittag den Kala Patthar (5.545m) um nochmals den Sonnenuntergang auf Everest & Co zu geniessen, es ist allerdings extrem windig.

Blick vom Kala Patthar (5.545m) auf Mt Everest, Lhotse und Nuptse.

Am naechsten morgen besuche ich noch das Everest Base Camp (EBC) von wo im Fruehjahr die Expeditionen starten und gehe dann wieder runter nach Lobuche wo ich mich in der EBC Lodge einquartiere. Tashi und Pemba Sherpa sprechen beide sehr gut Deutsch und Pemba macht mir einen hervorragenden Kaiserschmarren, ein Gedicht hier. Da sie immer wieder die Winter in Wien verbringen vereinbaren wir uns dort auch einmal zu treffen. Am naechsten Morgen erklaert mir Tashi noch kurz den Weg rauf zum Kongma La, dem dritten der 3 Paesse und mit ueber 5.500m auch der hoechste. Da diesen Pass eigentlich kaum jemand in dieser Richtung geht findet sich auch heute niemand und so starte ich alleine. Nach ca. 4 Stunden erreiche ich die Passhoehe wo mich Slava, ein Russe aus der Naehe von Moskau, mit einer heissen Tasse Tee empfaengt, eine Wohltat.

Am Kongma La (5.528m), dem dritten der 3 Paesse.

Er ist in der Gegenrichtung unterwegs, wir plauschen ein wenig bevor wir beide auf der anderen Seite wieder ins Tal gehen. In Chuckhung angekommen staerke ich mich am Abend bei Dal Bhat und viel Tee. Am naechsten Morgen geniese ich die traumhaft schoene Landschaft Richtung Pangboche, den Ama Dablam zur Linken, den heiligen Berg Taboche und den Cholatse zur Rechten, traumhafte Bergkulisse. In Pangboche befindet sich das aelteste Kloster in der Khumbu Region, es wird wieder viel gebetet. In der Gomba Lodge flickt mir der Grossvater meine Goretext Jacke und meinen Schlafsack. Er ist ein wandernder Schneider, der auch mit seiner tragbaren Naehmaschine mal ins Nachbardorf geht um dort nach dem Rechten zu schauen. Einen zusaetzlichen Tag nutze ich um in das Ama Dablam Basecamp hinaufzugehen, hier ist man diesem wunderschoenen Berg sehr nahe. Auch um diese Jahreszeit befinden sich noch zwei Expeditionsteams hier in Ihren Zelten um auf das Gipfelglueck zu hoffen.

Ama Dablam (6.812m), in der Naehe des Basecamps.

Dann geht es ziemlich rasch bergab und innerhalb einem Tag erreiche ich dann wieder Namche Bazar (3.400m) von wo ich die Tour gestartet habe. Da das Nirvana schon zu hat quartiere ich mich diesmal im Norling Guesthouse ein und verbringe einen Rasttag hier. Die letzten beiden Wochen da oben waren dann doch ziemlich kraefteraubend und so ist es dann wieder einmal gut einen Tag keinen Rucksack tragen zu muessen. Dann gehts relativ schnell wieder runter nach Chaurikharka wo ich wieder bei Karsang schlafe. Einen Tag spaeter komme ich nach Bupsa, von wo es am naechsten Tag einen Jeep nach Phaplu gibt. Im Jeep treffe ich Andre, einen Schweizer Arzt, der hier in Kharikhola fuer eine NGO arbeitet.

Andre verabreicht Sher eine seiner Medizinen gegen den Khumbu Husten, in Phaplu.

Gemeinsam fahren wir dann auch am naechsten Tag mit seinem Gefolge im Jeep nach Kathmandu. Nach knapp 4 Wochen also wieder einmal Stadtleben und ich werde die naechsten Tage damit verbringen wieder ein wenig Kraft zu tanken und meine weitere Reise zu planen.

Fazit: Traumhaft schoene Bergtour, relativ anspruchsvoll, bestes Wetter und um diese Jahreszeit auch nicht mehr so ueberlaufen wie im Oktober und Beginn November.

NEPAL 2019 – Teil 1

Anreise

07.11.2019: Vor ca. 3 Jahren war ich waehrend meiner Asienreise auch fuer 1 Monat in Nepal und dachte mir: Fuer dieses Land brauchst Du einfach mehr Zeit und ich werde wieder kommen. Es gibt hier soviele Berge, Berge und nochmals Berge – der Himalaya eben. Jetzt war also die Zeit gekommen. Wie immer gibt es noch viel zuhause zu erledigen bevor die Reise beginnen kann. Am 08.10.2019 ist es dann soweit und ich fliege mit der Quatar Airways von Wien via Doha nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Am Flughafen in Wien lerne ich Laura, eine junge Deutsche, kennen, die gerade mit Ihrem Studium an der BOKU in Wien fertig wurde und 2 Monate in Nepal verbringen wird. In Kathmandu angekommen besuchen wir die Swayambunath Stupa (Monkey Temple) und geniessen das angenehme Leben im touristischen Viertel Thamel. Waehrend ich mich fuer meine erste Trekkingtour in das Langtang Gebiet vorbereite faehrt Laura in den Chitwan NP wo sie als volunteer arbeitet. Gamba, den ich im Maya Home kennenlernte, gibt mir noch einige gute Tips fuer meine Trekkingtour im Langtang Gebiet.

Tamang Heritage Trail

Mit einem Bus gelange ich schliesslich von Kathmandu innerhalb 8 bis 9 Stunden nach Syabru Besi, dem Ausgangspunkt meiner Trekkingtour. Gamba empfahl mir im alten Teil von Syabru Besi das View Point Resort und ich verbringe gleich zwei Naechte dort. Binita, die Eigentuemerin, bringt mich mit viel Tee wieder auf Vordermann und am naechsten Tag gehe ich am vormittag nach Chilime rauf. Es ist ein recht unspektakulaeres Dorf und ich mache einen Tagesmarsch nach Gatlang rauf. Ueberall wird Hirse, Gerste und andere Getreidesorten geerntet, die die Nepali auf kleinsten Terassen anbauen. In Tatobani uebernachte ich bei einer tibetischen Exilfamilie in einfachsten Verhaeltnissen. Es ist Tradition am Abend um den Ofen in der Kueche zu sitzen. Ein Einheimischer klagt an diesem Abend dass er bei der Strassenarbeit Schmutz in das rechte Auge bekam und so holte ich meine in Kathmandu besorgten Augentropfen. Schliesslich gebe ich ihm die Tropfen, dafuer musste ich den ganzen Abend Tschang (das lokale Bier, das meist aus Hirse oder Reis gemacht wird) mit Ihnen trinken. Wiederum geschwaecht gehe ich spaet abends ins Bett. Ngawang, die Tochter des Hauses, zeigt mich im Dorf herum und empfiehlt mir noch eine Unterkunft in Sherpa Gaun.

Mit Ngawang und Ihrer Familie vor Ihrem Zuhause in Tatobani, Tamang Heritage Trail. Von links nach rechts: Yangzom (Mutter), Ngawang, meine Wenigkeit, Norbu Tsering (Vater) und Dechen (juengere Schwester)

Dann heisst es Abschied nehmen von dieser herzlichen Familie und innerhalb einiger Stunden gelange ich nach Nagthali, das bereits auf ueber 3.000 Meter liegt. Hier wird gerade mit Holzpfluegen Kartoffel gegraben. Von einem auf ueber 3.600 Meter hohen Aussichtspunkt sieht man traumhaft schoen in das tibetische Hochland hinein. Da am naechsten Tag dann das Wetter schlecht wird beschliesse ich spontan via Thuman noch nach Timure zu gehen. Ziemlich geschlaucht erreiche ich erst bei Finsternis diesen eher schaebigen Grenzort zw Nepal und Tibet. Auch dunkle Gestalten versuchen mir noch ein Quartier anzudrehen, das ich jedoch gerne ablehne und mir selber eines suche. Am naechsten Morgen sage ich noch kurz „Nihau“ (Hallo) an der Grenze bevor ich noch am selben Tag via Ling Ling nach Briddim gehe. Im Smile Home Stay bekomme ich gute Shyakpa, eine Sherpa Suppe und ich fuehle mich wieder gestaerkt. Am naechsten Tag treffe ich in Sherpa Gaun Ang Lakpa, der das Trekkers Guest House hier fuehrt. Er erzaehlt mir von einem Zwischenfall mit einem Suedkoreaner und einem Hollaender auf diesem Trail sodass ich froh bin heil durchgekommen zu sein. Es ist auch angedacht diesen Trail in naher Zukunft zu schliessen. So erklaert sich fuer mich jetzt auch im Nachhinein die Polizeikontrolle in Thuman…

Langtang Tal

Innerhalb von zwei Tagen steige ich dann von Sherpa Gaun nach Kyanjin Gompa auf, das bereit auf ueber 3.700 Meter liegt. Im Trekker Home lerne ich Tindi Sherpa, den Koch, kennen. Wir freunden uns an und er gibt mir einige gute Tips fuer Tagesmaersche von hier aus. Am ersten Tag starte ich gleich um 6h frueh auf den nahegelegenen Tserko Ri (4.984m), den ich bereits vor 12 Jahren schon einmal bestiegen habe.

Am Gipfel de Tserko Ri (4.984m)

Die Aussicht von da oben ist grandios und reicht vom Langtang Himal (Gebirge), dem Yala Gipfel (5.500m) und dem Ganja La Pass, ueber dem man von hier aus auch wieder zurueck nach Kathmandu kommen kann. Mit Einheimischen gehe ich ueber die Rueckseite des Tserko Ri’s wieder zurueck nach Kyanjin Gompa. Am naechsten Tag gehe ich es ruhiger an, ich gehe zum Langtang Gletscher.

Langtang Lirung (7.227m) mit seinen zwei Gletschern in der Naehe von Kyanjin Gompa.

Danach bringt mir Tindi ein wenig Nepali bei und ich lese ein wenig im 1954 erschienenen Buch „Cho Oyu – Gnade der Goetter“ von Herbert Tichy. Ich hatte es von zuhause mitgebracht. Beim Abstieg schlafe ich eine Nacht im Riverside und am naechsten Morgen treffe ich am Weg nach Thulo Shybru wieder die vierkoepfige deutsche Gruppe, die ich bereits beim Aufstieg ins Langtang Tal kennenlernte. Arne mit seiner Frau Anita, Katja und Bettina. Wir sollten uns spaeter und auch dann nochmals in KTM treffen. Gokarna, ihr guide, gibt mir gute Tips welche Touren seit kurzem auch ohne guide moeglich sind, zB, Kanchenjunga, Mustang, etc…

Gosaikunda & Helambu

In Thulo Shybru quartiere ich mich im Nepal View Hotel ein. Die Kueche ist hier in Nepal uebrigens traumhaft gut, Momos, Shyakpa, Dal Bhaat (Power 23 hours, half an hour toilet, half an hour shower…:-) – der Spruch stammt von Gokarna), Tsampa, etc… Am naechsten Morgen wird der letzte Tag des Tihar (Fest der Lichter) gefeiert, an dem die Toechter den maennlichen Familienmitgliedern eine tika, ein Segenszeichen im Hinduismus, auf die Stirn malen und sonst auch noch mit Blumen schmuecken. Auch ich werde Teil der Zeremonie und Reeta, die Tochter des Hotels, malt mir eine tika mit sieben verschiedenen Farben auf die Stirn. Die sieben verschiedenen Farben symbolisieren die sieben verschiedenen chakra, also die sieben verschiedenen Zentren spiritueller Kraft im menschlichen Koerper. Reeta hat einmal ein Jahr in D gearbeitet und ich werde sie heute Abend uebrigens wieder zum Essen in KTM treffen.

Tihar Fest, Fest der Lichter, in Thulo Shybru

Nach dieser Zeremonie gehts dann steil hinauf durch wunderschoenen, tropischen Maerchenwald nach Sing Gompa wo ich mit der dt Gruppe in der gleichen Unterkunft schlafe. Gokarna und Arne machen mir hier den Kantsch (Kanchenjunga) schmackhaft, wer weiss vielleicht wird’s ja was im naechsten Maerz. Fruehmorgen um 06:30 starte ich dann alleine noch zum heiligen See Gosaikunda (4.380m), den ich um die Mittagszeit erreiche. Zuerst umrunde ich ihn in der falschen Richtung (Umrundung immer im Uhrzeigersinn), dann trete ich auch noch einen Stein los, der Gott sei Dank niemanden erwischt. Der See scheint irgendwie was zu haben. Am Abend verabschiede ich mich vorerst einmal wieder von der dt Gruppe da ich noch eine zweite Nacht hierbleibe und sie weitergehen. Ich hatte vom Suriya Gipfel (5.145m) gehoert, und um ca 7h morgens starte ich alleine zum Aufstieg. Die Steinmaennchen sind die einzige Orientierungshilfe und ich schaffe es via der Rueckseite des Berges bis zum Fusse des Gipfels. Dort treffe ich Franzosen mit Ihrem guide und wir gehen die letzten paar hundert Meter gemeinsam zum Gipfel. Traumhaft schoener Blick auf den Manaslu (8.163m, achthoechster Berg der Erde), Annapurna II, Machapuchare (Fishtail), etc.

Blick vom Suriya Gipfel (5.145m) auf den Himalaya. Ganz rechts der Manaslu, mit 8.163m der achthoechste Berg der Erde.

Erinnerungen und ein wenig Wehmut kamen auf an meine Manaslu Umrundung vor ca 3 Jahren. Beim Abstieg lasse ich dann noch irgendwo meine kleine Tagestasche mit der Trinkflasche liegen und ziemlich entkraeftet (und dehydriert) komme ich wieder am Abend in der Unterkunft an.

Am Gipfel des Suriya Peaks (5.145m).

Am naechsten Morgen war ich wieder aufgetankt (mit viel Tee und Wasser…:-)) und bevor ich weitergehe umrunde ich den heiligen See nochmals in seiner ganzen Laenge (und diesmal in der richtigen Richtung!) sodass ich doch noch Frieden mit ihm finde. Danach geht’s relativ schnell via Helambu und mehreren Ortschaften wie Phede, Ghopte, Kutumsang und Chisapani zurueck nach Sundarijal. Von hier war es mit einem Bus nur mehr ca 2 Stunden und ich war wieder in der Hauptstadt Kathmandu. Hier habe ich mir wieder eine neue Tasche und Trinkflasche besorgt, das indische Visum beantragt, permits beantragt, etc… Ich werde hier noch ein paar Tage rasten bevor es zu meiner naechsten Wanderung aufgeht. Mehr dazu im naechsten Bericht.

Fotofestival Gesäuse 2019

Ich wurde eingeladen im Rahmen des Fotofestivals Gesäuse 2019 einen Kurzvortrag über meine zweijährige Asienreise zu halten.

Wann: Sa, 29. Juni 2019
Beginn: 20:00
Wo: Stiftskeller Admont, Stmk

Nähere Infos zu den 7 Kurzvorträgen und zum weiteren Rahmenprogramm mit einem anschliessenden Konzert an diesem Abend findet Ihr unter

http://www.fotofestival-gesaeuse.at

Für mich ist das absolutes Neuland und bin schon auf diesen Abend gespannt.

Ich freue mich auf Euer Kommen und bitte verbreitet die freudige Kunde fleissig weiter.

Fotofestival Gesäuse 2019