
20.9. Nach einer weiteren Nacht am Bledersee frühstücke ich heute bereits kurz nach 6h früh. Der Tag bricht an wie jeder andere auch, allerdings wird es heute doch ein ganz besonder Tag werden. Mein Weg führt mich heute hinauf zum ca. 1.700 Höhenmeter gelegenen Bärensattel in den Karawanken. Und die Karawanken sind der Teil der Alpen, die Slowenien von Österreich trennen. So werde ich heute nach ca. 17 Monaten wieder nach Hause nach Österreich kommen. Ein doch besonderer Moment. Zuerst geht es allerdings noch einige Stunden bergauf und bei einer slowenischen Schafhirtin fülle ich noch einmal die Wasserflaschen auf. Sie meint, dass das ‚gore dom‘, übersetzt das Berghaus, nicht geöffnet sei. Ich war darauf eingestellt und habe mich in der Bäckerei noch mit Proviant eingedeckt. Schließlich komme ich um die Mittagszeit am Bärensattel an und ich raste ca. 100 Meter vor dem Sattel bei der geschlossenen Berghütte noch auf der slowenischen Seite.

Fast als wollte ich mich noch einmal in aller Ruhe verabschieden von Slowenien und überhaupt vom Balkan. Er hat mir soviel Gutes getan… Es ziehen Nebelschwaden auf und verdecken dann für einige Zeit die Sicht. Als es wieder auflockert, gehe ich die letzten Meter und sehe mit Freuden in das nächste Land – Österreich! Kärnten liegt in voller Pracht zu meinen Füßen und ich kann von weitem auch Klagenfurt, die Hauptstadt Kärntens ausmachen.

Zumindest bin ich schon einmal wieder gut nach Österreich heimgekommen, denke ich mir nur. Ich gehe dann im Bärental weiter runter Richtung Drau. Auf der Karte habe ich auch gesehen, dass es eine Haider Gedenkstätte gibt.

Es ist dies die letzte Grabstätte des ehemaligen Kärtner Landeshauptmanns Jörg Haider, der hier im Oktober 2008 mit dem Auto tödlich verunglückte. Das Bärental selbst sei so gut wie nicht mehr bewohnt und die Leute seien alle abgezogen, wie mir ein Medicus erzählt. Er wohnt in den Sommermonaten noch in der alten, ehemaligen Schule.

Danach gehe ich weiter auf der Bärentalstraße bergab und erreiche gegen Abend die Ortschaft Feistritz, wo ich meine Weckerl verspeise. Im überdachten Bereich der Kreuzkirche auf einer kleinen Anhöhe verbringe ich eine selten schöne und ruhige Nacht.

21.9. Am Morgen packe ich meine Sachen, esse meine letzten Käse Bureks und mache mich entlang der Drau weiter auf Richtung Klagenfurt, wo ich ein wenig rasten werde. Es tut auch wieder gut alles ganz selbstverständlich zu verstehen, was geschrieben und gesprochen wird. Letztlich erreiche ich am frühen Nachmittag die Jugendherberge im Westen von Klagenfurt wo ich mich zuerst einmal für zwei Nächte einquartiere. Ich bin froh hier gut gelandet zu sein. Den Nachmittag schaue ich mir ein wenig die Innenstadt an und am Abend schaue ich Fußball (Lask vs Liverpool (1:3)) bei einem guten Puntigamer Bier.


22.9. In der Herberge herrscht reger Betrieb. Eine Schulklasse sorgt dafür, dass keine Ruhe aufkommt. So soll es auch sein:-) Am Vormittag schaue ich zum Wörthersee und derzeit sitze ich in der Innenstadt in einem Café, wo ich diese Zeilen schreibe.

Es hat in der Zwischenzeit zu regnen begonnen, grad recht zum Pausieren… 🙂
23.9. Es regnet auch heute noch und so beschließe ich noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Am Vormittag besuche ich den Benediktinermarkt und lerne dabei den gebürtigen Südtiroler Gustav kennen.

Wir verkosten ein wenig den Wein und gegen Mittag verabschieden wir uns wieder. Ich verbringe den Nachmittag mit Telefonieren und ein paar organisatorischen Sachen. Wenn man fast 1,5 Jahre weg war, gibt es da einiges. Als der Regen weniger wird, erkundige ich weiter die Stadt. Da ich Klagenfurt so gut wie nicht kenne, bin ich doch sehr überrascht über die schöne Altstadt. Letztlich schaue ich noch ein wenig Fußball in einem Lokal und erfreue mich über den 1:0 Sieg der BW Linzer auswärts gegen Red Bull Salzburg.

24.9. Nach dem Frühstück geht heute meine Wanderung weiter Richtung Villach. Ich gehe zuerst auf dem Rad- und Fußgängerweg nach Pörtschach wo ich in einem Café wieder mit Muttern telefoniere.

Ich kaufe mir in der Konditorei noch Brot bevor ich weiter gehe, da ich wahrscheinlich heute nicht mehr nach Villach kommen werde. Es beginnt nachmittags wieder zu regnen und nach ca. 30 km finde ich in der Ortschaft Gottestal eine nette überdachte Bank wo ich mir Nudeln koche. Etwas Warmes tut bei diesen Temperaturen schon wieder gut. Ich werde hier auch schlafen bevor ich morgen in der Früh nach Villach gehe.
Die Nächte werden bereits wieder deutlich kühler und so schlafe ich mit voller Montur in meinem Schlafsack unter freiem Himmel.
25.9. Im Morgengrauen schlüpfe ich aus meinem Schlafsack und packe meine Sachen zusammen. Und nach knapp zwei Stunden erreiche ich dann Villach, lei, lei… In einem Café werden mir die Preise in Österreich so richtig wieder bewußt. Manchmal würde ich am liebsten wieder rausgehen…🙂

In einem A1 shop wird mein Handy wieder flott gemacht und nach einer kleinen Stadttour esse ich in einem Interspar ein Menü mit Schöberl-/Leberknödelsuppe und Kasnocken mit Salat. Das lässt dann doch das gute Essen am Balkan wieder ein wenig vergessen. Ich gehe entlang der Drau weiter flussaufwärts und komme am Nachmittag bei einer Raststätte vorbei.

Als mich die Besitzerin beim Zahlen fragt wie weit es noch gehe, meine ich ‚Eh nicht mehr so weit, bis nach Feistritz ca. 7 km‘. Dann schaut sie mich so an und meint, das glaube sie nicht… Also irgendwie sieht man mir es wohl schon an, dass ich nicht gerade erst gestern weggegangen bin. Und mein Trick hat diesmal nicht funktioniert um den vielen anschließenden Fragen zu entgehen🤗 Am Abend übernachte ich in Feistritz/Drau wieder vor einer Schule.
26.9. Heute habe ich wohl nicht mehr als zwei Stunden geschlafen, keine Ahnung woran es lag. So stehe ich schon um ca. 5:30 auf und packe noch bei Finsternis meine Sachen. Kurz nach 6h frühstücke ich dann in einer Bäckerei und als es gegen 7h hell wird, starte ich wieder in den Tag hinein. Den ganzen Vormittag gehe ich knapp 20 km wieder der Drau entlang und sitze gerade beim Mittagessen in Spital/Drau. Im Stadtpark pausiere ich auf einem Parkbankerl während meine Powerbank am Ladegerät für die E-bikes hängt.

Danach gehe ich noch einige Kilometer weiter und nächtige hinter der Hl. Michael Kirche in Pusarnitz.

27.9. Entlang der Möll wandere ich heute weiter Richtung Mallnitz.

In Obervellach, einem hübschen Ort an der Möll, esse ich in einer Konditorei ein Eis bevor ich wieder weiter gehe. Ab hier geht es nun ans Eingemachte und wieder einige Höhenmeter bergauf.

Über einen relativ steilen Pfad erreiche ich gegen Abend das 1.200 Meter hoch gelegene Mallnitz. Da es von hier mehrere Routen über die Hohen Tauern ins Gasteinertal gibt, frage ich in einem Café wie ich am besten ins Gasteinertal gehe. Prompt bekomme ich von einem älteren Mann an der Theke die Antwort – – > Üba den Berg hoit😀 Recht hat er natürlich und letztlich empfiehlt er mir auch die Route über die Hagener Hütte. Vor allem auch weil diese Hütte noch offen hat und bekannt ist für das gute Essen…🙂 Letztlich schlafe ich in Mallnitz auf einer kleinen Terrasse vor einem verlassenen Haus in der Nähe des Bahnhofs.
28.9. Es wird in der Zwischenzeit wieder frisch in der Nacht in diesen Höhen und so koche ich mir heisses Wasser und esse Müsli. Bevor ich den Aufstieg zur Hagener Hütte auf 2.450 Meter angehe, kehre ich noch in einer Bäckerei ein und lasse mir einen Kaffee und ein gutes Nusskipferl schmecken. Auf schönen Pfaden komme ich am Vormittag zuerst bei der Jamnigalm vorbei wo der Wirt gerade die Spuren von gestern beseitigt. Er lädt einige Bierkisten in sein Auto ein und meint, die Jäger seien gestern Abend bei ihm gewesen… 🙂

Dann geht es weiter bergauf und um die Mittagszeit erreiche ich die Hagener Hütte auf 2.450 Meter.

Wunderschön der Ausblick hier über die Hohen Tauern und hinein auf der anderen Seite in das Gasteinertal. Nach einer selbst gemachten Kasspressknödelsuppe und einem Apfelstrudel geht es nun hinein in das Salzburgerland. Das Wetter war mir hold und die Alpenüberquerung ist gut gegangen. In Sportgastein erfahre ich dann vom Kellner im Valeriehaus, dass die Straße entlang der Gasteiner Ache nach Bad Gastein gesperrt ist. Eine Überschwemmung habe vor einigen Wochen die Holzbrücken weggeschwemmt. So kaufe ich mir von ihm ein wenig Brot, fülle die Wasserflaschen auf und gehe auf der anderen Seite des Tales hinauf zur Bockhartseehütte. Hier ist bereits geschlossen. Ich koche mir hier eine Suppe, esse Brot dazu und verbringe eine wunderschöne Vollmondnacht auf der Terrasse der Hütte.

29.9. Frühmorgens verlasse ich wieder die Hütte mit dem Ziel Stubnerkogel um von dort hinunter nach Bad Gastein zu gelangen. Über die Miesbichlscharte gelange ich auf einem Grat zum Zitterauer Tisch auf 2.463m.

Von hier sieht man auch schön die Glocknergruppe mit dem Großglockner, das Tennengebirge und den Hohen Dachstein.


Zumittag kehre ich dann in das Restaurant auf der Bergstation des Stubnerkogels ein. Ich lasse mir hier gute Kasnocken und einen Hollundersaft mit Leitungswasser schmecken. Danach geht es noch mehr als 1.000 Meter hinunter nach Bad Gastein, wo ich im Hotel Euro Youth in der Nähe des Bahnhofs eine gute und relativ preiswerte Unterkunft finde. Duschen, Wäsche waschen und ein paar Einkäufe erledigen sind das Erste was ich hier mache. Es ist immer wieder schön in diesen Ort zu kommen. Ich bin schon als Junge hier mit meinen Eltern zum Schifahren hierher gekommen und war auch so immer wieder einmal hier. Heute Abend habe ich allerdings eine ganz besondere Überraschung vor. Muck, ein Freund von mir, ist hier gerade auf Kur und so besuche ich ihn im Wetzlgut beim Abendessen. Die Überraschung ist, glaube ich, gelungen und gemeinsam mit seiner Freundin Elfi feiern wir im Christl’s Pub unser Wiedersehen. Es gibt viele Neuigkeiten zu berichten…

30.9. Nach einem ausgiebigen Frühstück meldet sich heute mein Cousin Reinhold bei mir. Er hat mich Anfang dieser Woche kontaktiert und wir haben uns für heute und morgen vorgenommen gemeinsam einen Teil des Weges zu gehen. Um ca. 10h gibt es vor dem Wasserfall ein freudiges Wiedersehen und bevor wir los starten, kehren wir gleich einmal in ein Café ein.

Es gibt doch einiges zu erzählen und Reinhold willigt ein gemeinsam in das Angertal zur Weitmoser Schlossalm zu gehen. Nicht nur wir ‚laufen‘ sondern auch der Schmäh und so gelangen wir nach zwei gemütlichen Stunden zum Waldgasthof Angertal wo wir uns eine Kasspressknödelsuppe und einen Hollundersaft genehmigen.

Während wir so dahin gehen erzählen wir uns das Erlebte in den letzten paar Jahren, da wir uns schon länger nicht mehr gesehen haben. Nach ca. 1.000 Höhenmetern erreichen wir die Weitmoser Schlossalm wo wir Abendessen und letztlich auch die Nacht verbringen.
1.10. Als Reinhold so um 7h den Reißverschluss seines Zeltes öffnet, werde auch ich munter.


Wir kochen uns Wasser, frühstücken unseren mitgebrachten Proviant und starten gegen 8:30 in den Tag. Es geht gut voran und gegen 10:30 machen wir noch eine kleine Pause bevor es die letzten Höhenmeter hinauf geht zur Biberalm.

Gestärkt ist der Aufstieg für uns dann kein Problem mehr. Um die Mittagszeit erreichen wir die Biberalm auf ca. 1.750 Metern und lassen uns den selbstgemachten Käse, Brot, etc schmecken. Im Anschluss daran gibt es dann auch noch Zwetschgenpofesen mit einem Kaffee. Da ich doch jetzt bereits durchgehend 8 Tage von Klagenfurt hierher unterwegs bin, entschliesse ich mich, hier den Nachmittag und Abend heroben zu bleiben anstatt im Tal in Dorfgastein. Es ist einfach wunderschön hier oben. Mit den Worten ‚Let me support your trip‘ übernimmt Reinhold unsere Zeche bevor er wieder nach Dorfgastein hinunter geht und sich auf die Heimfahrt macht. Reinhold, vielen Dank, dass Du mich besuchen gekommen bist. Es war mir eine Freude mit Dir einen Teil meines Weges gemeinsam zu gehen und mich mit Dir auszutauschen. Ich wünsche Dir die richtigen Entscheidungen für Deine Zukunft!

Im Anschluss daran bringt mich die Kellnerin in mein Quartier hier auf der Biberalm. Es ist ein 8-Bettzimmer und ich bin der einzige Gast heute Abend. Ich dusche mich und telefoniere dann wieder einmal mit zuhause. Es ist wunderschön hier oben zu chillen und die Bergwelt zu genießen. Dann schreibe ich wieder mein Tagebuch bis mich die Hüttenwirtin zum Abendessen ruft. Es gibt ein Gröstl, das traumhaft gut schmeckt. Ich werde hier die Nacht verbringen und morgen weiter am Salzburger Almenweg Richtung Werfen das Gasteinertal hinauswandern.
Gesamtkilometer: ca. 9.220
Fazit: Es war schon ein besonderer Moment nach beinahe eineinhalb Jahren wieder von den Karawanken und dem Bärensattel hinein nach Österreich zu schauen. So schön der Balkan auch war, tut es doch auch wieder einmal gut, alles zu verstehen, verstanden zu werden, etc… Natürlich ist beim Nachhausekommen auch immer etwas Wehmut dabei. Wehmut, weil wieder etwas zu Ende geht… Das Neue kann so jetzt wieder beginnen. Kärnten hat mir mit seinen Seen und Bergen sehr gut gefallen. Speziell die Tauernüberquerung von Mallnitz über die Hagener Hütte nach Sportgastein wird mir als Erlebnis in Erinnerung bleiben. Da weiß man wieder aus welchem Land man kommt. Und im Gasteinertal mit den vielen Hütten und Almen fühle ich mich sowieso immer wohl, weil ich hier viele schöne Erinnerungen habe. Ich werde nun weiter den Salzburger Almenweg bis nach Werfen hinaus gehen bevor ich Oberösterreich und das Mühlviertel ansteuere.

Sven
Hallo Schorschi,
wenn ich im Valeriehaus in Sportgastein 3 Wochen gewartet hätte, hätten wir dort zusammen einen Drink nehmen können. Da war ich nämlich ein paar Tage bei Gabi in Bad Gastein, die dort auf Kur war.
Sollte Dein Heimweg über die Gis führen, lass´ es mich bitte wissen. Es wäre super, wenn wir nach 1,5 Jahren wieder ein Foto bei der Warte machen könnten.
Noch guten Heimweg und
liebe Grüße
Sven
Georg
Hallo Sven,
aja, Bad Gastein scheint sehr beliebt zu sein zum Kurmachen.
Und ich werde es dir ein paar Tage vorher wissen lassen, wenn ich bei der Gis vorbei komme… Wiedersehen dort wäre natürlich schon sehr legendär😉
Liebe Grüße und auf bald wieder dann, Georg 🙋♂️👣
Fredi
Hallo Georg, wieder daheim in Österreich, eine schöne Wanderung, ich war 1968 in Hofgastein auf der Schloßalm im Naturfreundehaus überm Winter 5 Monate als Hausmeister tätig, auch eine schöne Zeit 😊 wünsche dir weiterhin alles Gute auf dem Weg nach Hause 👣 LGr Fredi
Georg
Hallo Fredi,
vielen Dank und interessant… Ich glaub beim Naturfreundehaus sind wir eh auch vorbei gekommen. Sicher auch schön im Winter👍👍👍
Liebe Grüße und alles Gute dir weiter auch, Georg 🙋♂️👣