Zu Fuß nach Jerusalem und zurück 2022 – 2023
18 Monate und 9.500 km auf dem Pilgerweg
Meine ersten „echten“ Wanderschuhe habe ich schon in frühen Jahren an die Füße geschnürt. Dann ging es mit meinen Eltern meistens zu Tageswanderungen im Mühlviertel oder in die heimatlichen Berge ins Salzkammergut.
Die Liebe zu Schusters Rappen und zur Distanz ist mir in den darauf folgenden Jahren immer geblieben. Auf die ersten „echten“ Wanderschuhe folgten viele weitere Paare, deren Sohlen ich bereits auf fünf Kontinenten durchgelaufen habe – ob in den Alpen, in den Anden von Peru, im tadschikischen Pamir, auf der Südinsel von Neuseeland oder in den Simien Bergen von Äthiopien wo sich Affe und Steinbock gute Nacht sagen.
In den späten 1980er Jahren war ich als BWL Student in den Sommerferien sowohl zu Fuß als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Europa unterwegs.
Es folgte der Abschluss des Studiums, Zivildienst, die Arbeit in einem weltweit tätigen IT Konzern und ein Projekt nach dem anderen.
Irgendwann war es dann genug und ich hatte das Gefühl, dass es nur mehr ein „Mehr vom Selben“ war. Ich sehnte mich nach dem einfachen Leben aus Pilgertagen.
Meinem überaus verständnisvollen Arbeitgeber habe ich in den letzten Jahrzehnten bereits mehrere längere Reisen zu verdanken. Und all diese Reisen ließen den Entschluss reifen: Irgendwann möchte ich wirklich nur zu Fuß gehen und auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel verzichten. Und dann eine Wanderschaft in den Osten machen, nach Jerusalem.
Die Daten zu dieser Reise: 537 Tage (24. April 2022 – 13. Oktober 2023), 9.535 Kilometer, ca. 150.000 Höhenmeter, 15 Länder. Mehr beim Punkt „Häufige Fragen“ weiter unten. Noch mehr gibt es natürlich auf meiner Webseite „georgrichtsfeld.info“ unter „News“.
Häufige Fragen
Warum diese Reise?
Für Stille, Begegnungen und die Einfachheit eines reduzierten Lebens.
Wirklich alles gegangen?
9.535 Kilometer war ich zu Fuß unterwegs. Dazu kommen: 1 km mit einem albanischen LKW-Fahrer (GR-TK) durch Grenzsperrgebiet; zwei Flüge (TK-JO und JO-TK) um den Krisenherd Syrien zu umgehen; 13 km mit einem palästinensischem Autobus (JO-PS) durch Grenzsperrgebiet; 11 km mit einem jordanischem Taxi (IL-JO) durch Grenzsperrgebiet; 4 Strecken mit Fähren (HU-HU, TK-TK, TK-GR, GR-GR).
Wieviele Kilometer täglich?
Im Schnitt waren es knappe 30 km / Tag (Ruhetage abgezogen). Die längste Tagesetappe war 47 km.
Voher trainiert?
Nein, nicht großartig. Das Material habe ich getestet. Bei guter Kondition sollte man einfach langsam beginnen, dann „trainiert“ man automatisch die ersten Wochen.
Wieviele Fotos?
23.500 Bilder und zahlreiche Videos, beides mit dem Handy aufgenommen.
Wie sind die Fotos entstanden, auf denen man Dich sieht?
Die Fotos auf dieser Seite, auf denen ich zu sehen bin, sind hauptsächlich mit einem Handystativ aufgenommen worden. Ich habe das Handy mit dem Stativ aufgestellt, Selbstauslöser aktiviert, bin gelaufen, dann zurückgelaufen, und habe das Handy wieder eingepackt. Manchmal habe ich auch jemanden gefragt von mir ein Foto zu machen.
Wieviele Paar Schuhe?
9 Paar (8 Paar Trailrunning Schuhe, 1 Paar feste Schuhe). Davon sind vermutlich noch ein paar im aktiven Dienst (verschenkt).
Wieviel Gewicht?
Die Ausrüstung (inkl. Zelt und Campingausrüstung) wog etwa 7 kg. Dazu kam noch das Gewicht von Wasser und Proviant, das je nach Landschaft variierte. In der Wüste von Israel und Jordanien hatte ich manchmal zusätzlich bis zu 8 Liter Wasser (ca. 8 kg) dabei.
Wie hast Du den Weg gefunden?
Smartphone (Huawei P30) mit OSM Karten (offline) und GPS Dateien (IL, JO). Die Apps: Oruxmaps (Android) und Maps.Me
Wie war das mit der Stromversorgung?
Ich hatte eine externe Powerbank (20.000 mAh) um eine Woche ohne Steckdose auskommen zu können.
Das schönste Erlebnis?
Das lässt sich nicht einfach sagen. Es gab so viele Erlebnisse, die wie bei einem Mosaik erst gemeinsam ein Bild ergeben. Müsste ich etwas herausgreifen, wäre es wohl eine Einladung zu einem Shabbat Dinner an einem Freitagabend in Jerusalem. Nur um diesen einen Abend mit einer ultra-orthodoxen jüdischen Familie feiern zu dürfen, wäre es schon wert gewesen, 9.500 km zu gehen.
Welche Lehre hast Du aus der Reise gezogen?
Dass mein Weg noch ein langer ist.
Hast Du inneren Frieden beim Pilgern gefunden?
Nach Augustinus ist Friede „Ruhen in der Ordnung“. Es gab viele friedvolle Momente. Es gab auch das komplette Gegenteil. „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht o Gott in Dir.“ Auch dieser Satz ist von Augustinus und zeigt mir, dass der Friede in meinem Herzen noch wachsen kann.
Ich möchte auch so etwas machen…
Gerne. Nur wisse: Wir lassen Probleme bei einer Reise nicht zurück, sondern wir nehmen sie mit auf den Weg. Vielleicht vergessen wir sie für eine Weile oder sind abgelenkt. Aber wenn der Weg lange genug dauert, tauchen sie wieder auf. Und genau dann bietet der Weg die Möglichkeit, dass wir uns gezielt und konzentriert diesen Problemen stellen. Aber dafür muss man streng genommen nicht in die Ferne ziehen. Dieses Abenteuer begegnet uns in der Straße, in der wir leben.