ÖSTERREICH – Teil 2 (Gasteinertal – Werfen – Hallain – Salzburg – Frankenmarkt – Schwanenstadt – Wels – Linz – Schallenberg)
02.10. Pünktlich um halb acht finde ich mich zum Frühstück ein. Es gibt wieder selbstgemachtes Brot, Butter, Käse und Heidelbeermarmelade. Ich lasse es mir so richtig schmecken und starte dann so um 9h.
Zuerst gehe ich ca. eine halbe Stunde hinauf zum Wetterkreuz und dann einen Grat entlang bevor ich gegen Mittag wieder bergab die Ortschaft Dorfgastein erreiche.
In einem Café esse ich wieder einmal eine Kasspressknödelsuppe und als Nachspeise eine Topfengolatsche. Ich sehe, ich habe Aufholbedarf was das Essen hier angeht. Da es erst früher Nachmittag ist, beschließe ich noch ein wenig weiter zu gehen. Im Spar kaufe ich mir einige Laugengebäcke und zwei Würstln zum Abendessen. Am Weg hinauf zur Kögerlalm überholt mich ein Jäger und bittet mich nicht bis zur Kögerlalm zu gehen weil sie dort heute Abend ‚jagern‘. Und so verlangsame ich etwas den Schritt und finde bei der Huberalm eine ideale Holzterasse zum Übernachten vor.
03.10. Auch heute ist das Wetter noch traumhaft schön und so gelange ich zügig in die Ortschaft Lend.
Es gibt hier eigentlich nur Betriebe und einen Bahnübergang sodass ich nach einer kurzen Pause wieder weiter gehe. Am frühen Nachmittag erreiche ich den Böndlsee, wo ich Mittag esse. Ich nehme mir ein paar Scheiben Brot mit und gehe am späten Nachmittag noch hinauf zur Schrempfalm. Von hier genieße ich einen schönen Blick zurück in das Gasteinertal.
Auch der Hochkönig lässt sich in der Ferne schon blicken. Da für heute Abend Regen angesagt ist, lege ich mich in den kleinen überdachten Gang zwischen der Haupthütte und einem Anbau. Dann koche ich mir eine Nudelsuppe und krieche früh in den Schlafsack.
04.10. Tatsächlich hat es in der Nacht etwas geregnet und während ich in der Früh mein Müsli esse, regnet es noch einmal kurz. Es hat abgekühlt über Nacht und die Wolken legen sich über die Berge, sehr schöne Stimmung auch. Um ca. 10 h erreiche ich das Gamskögerl (1.747m), von wo bereits gut der Hochkönig zu sehen ist.
Weiter geht es den Salzburger Almenweg über das Schneebergkreuz (1.936m) bis zur Bürglalm, wo ich mir eine Brettljause genehmige.
Ich spüre bereits ein wenig die Höhenmeter der letzten Woche und so bin ich froh, dass es nun wieder bergab geht. Nächste Station ist Dienten am Hochkönig. Ein hübscher Ort mit schönen Häusern und so verbringe ich einige Zeit auf dem Ortsplatz vor dem Ortsbrunnen. Zimmer werden hier kaum mehr vermietet, nur mehr Ferienappartements und so gehe ich noch ca. 1 Stunde bergauf Richtung Erichhütte. Auf einer flachen Anhöhe finde ich ein gutes Plätzchen zum Zelten und verdrücke den mitgebrachten Germzopf in einem Stück. Mahlzeit und gute Nacht!
5.10. Nach ca. 1 Stunde Aufstieg erreiche ich heute die Erichhütte, wo ich von der Wirtin einen Filterkaffee und einen selbstgemachten Zwetschkenkuchen bekomme. Heute zeigt sich hier der Hochkönig mit seinen 2.941m in voller Pracht.
Mich haben gestern Abend allerdings nicht so gute Nachrichten erreicht und während mein Zelt in der Sonne trocknet, führe ich einige Telefonate. Es wird jetzt gleich Mittag und bald werde ich wieder mit trockener Ausrüstung weiter wandern. Durch wunderschöne Bergwelt entlang des Hochkönigs erreiche ich am frühen Nachmittag die Brandstätthütte.
Die Brandstatthütte ist noch eine der urigen Berghütten und der Hüttenwirt lässt mit seiner lustigen und gemütlichen Art keinen Stress aufkommen. Nach einer guten Kasspressknödelsuppe gehe ich weiter und erreiche so um 17h die Mitterfeldalm.
Ich habe mich heute hier zur Übernachtung angemeldet, da ich wieder einmal eine Dusche brauche und meine Sachen waschen muss. Ich lerne hier Anni und Hans aus Werfen kennen, die auch den Hüttenwirt gut kennen.
Die Mitterfeldalm auf einer Höhe von ca. 1.700m wäre der ideale Ausgangspunkt für eine Besteigung des Hochkönigs (2.941m), ein anderes Mal… Wir verbringen einen schönen gemeinsamen Abend bevor die zwei wieder ins Tal gehen und ich ins Bett.
6.10. Gut ausgeschlafen komme ich um ca. 7:30 zum Frühstück. Draußen vor der Hütte liegt der Nebel im Tal, die Sonne scheint, ein Gamsbock grast vor der Hütte und vom Dach der Holzhütte balzt ein Birkhahn runter. Recht viel idyllischer geht es nicht mehr. Der Hüttenwirt erzählt mir beim Frühstück auch, dass die meisten Almen und Grundstücke hier bereits in der Hand von Industriellen sind. Hier zB die Holzfirma Kaindl, die mehr als 10.000ha Grund besitzt. Um ca. halb neun verabschiede ich mich von ihm und nach mehr als 1.000 Höhenmetern hinunter ins Tal erreiche ich gegen die Mittagszeit die Ortschaft Pfarrwerfen. Am Petra Kronberger Platz trinke ich einen Kaffee und lasse mir eine Mehlspeise schmecken. Dann gehe ich entlang der Salzach in den Ort Werfen. Hier esse ich zwei Käsewurstsemmerl und eine Banane. Ich bin wahrscheinlich schon mehr als 10 mal an der Festung Hohenwerfen vorbei gefahren, aber besucht habe ich sie noch nie.
Dem setze ich heute ein Ende und um ca. 15h erklärt mir die Dame beim Einlass zur Burg, dass es in einer Viertelstunde eine Greifvogel Flugvorführung gibt. Falken, Mäusebussarde, Seeadler und ein riesiger Mönchsgeier schwirren durch die Lüfte und bieten ein wunderschönes Schauspiel.
Danach zeigt uns ein Einheimischer noch die Burg selber, in der es früher auch ein mal eine Jugendherberge und eine Polizeischule gab. Um 17h ist dann Sperrstunde und ich gehe entlang der Straße noch bis in die Ortschaft Tenneck wo ich bei einer abgelegenen Kirche schlafe.
7.10. Frühmorgens koche ich heißes Wasser und esse ein wenig von meinem Müsli. Im nahegelegenen Café trinke ich dann noch einen Kaffee und gehe dann entlang der Bundesstraße Richtung Golling und Hallein. Die ersten Stunden geht es sehr knapp am Straßenrand durch das Salzachtal über den Pass Lueg und ich bin froh als ich gegen Mittag auf einen Radl- und Fußgeherweg komme.
Hier fühle ich mich wieder sicherer und in Golling lege ich auf einem Parkbankerl wieder eine Mittagspause ein. Dann geht es weiter durch die Ortschaft Kuchl und gegen 16h erreiche ich Hallein. Im Internet erfahre ich auch von den Überfällen der Hamas auf Israel. Israel und Palästina befinden sich im Kriegszustand. Möge dort dauerhafter Frieden einkehren… Ich wünsche sowohl den Israelis als auch den Palästinensern alles Gute!!! Mit ihren mehr als 20.000 Einwohnern ist Hallein die Bezirkshauptstadt des Tennengaus und wohl einer der schönsten Städte Österreichs.
Sehr alte und hohe Häuser mit schönen Fassaden in der Altstadt lassen mich doch ganz schön staunen und ich beschließe hier übernacht zu bleiben. Ich werde heute bei einem überdachten Vorbereich einer Schule übernachten. Doch noch ist es zu früh zum Schlafen und ich genehmige mir ein Achterl Zweigelt.
8.10. Da sich beim Schuleingang durch einen automatischen Lichtmelder bei jeder Bewegung immer das Licht eingeschaltet hat, habe ich dann doch unter einer überdachten Müllcontainerhütte geschlafen. Welch upgrade! 🙂 Die Nacht war lauschig warm im Vergleich zu den Nächten in den Bergen. Nach einem Frühstück gehe ich der Salzach entlang und gelange durch Ortschaften wie Rif und Anif zum Schloss Hellbrunn, wo ich beim Zooeingang eine kleine Rast einlege. Meist trinke ich bei meinen Pausen viel Wasser und esse verschiedene Nussarten gemischt mit Rosinen. Dann gehe ich weiter zum Schloss Hellbrunn aus dem 17. Jhdt., das die Sommerresidenz der Salzburger Fürsterzbischöfe war.
Am Weg nach Salzburg erreichen mich leider sehr traurige Nachrichten! Es scheint, als würden sich die schlechten Nachrichten anzuhäufen bei meinen letzten Kilometern…
Kurz vor 14h erreiche ich dann die Jugendherberge in Salzburg und ich verkürze meinen zwei Nächte geplanten Aufenthalt auf eine Nacht. Ich muss nach Hause! Ich dusche, wasche und trockne meine Wäsche und esse von der Balkan Bäckerei Käseburek. Ich brauche heute Abend doch ein wenig Ruhe und ich werde früh ins Bett gehen. Morgen geht es weiter.
9.10. Im Schlafsaal der Jugendherberge ist es noch finster als ich meine Sachen zusammen packe. Am Weg raus aus Salzburg frühstücke ich in einer Tankstelle. In Eugendorf kurz vor dem Wallersee sehe ich wieder die ersten Jerusalemweg Pickerl und muss schmunzeln. Sie hatten mich letztes Jahr am Weg nach Jerusalem immer wieder begleitet. Heute ist es etwas regnerisch und entlang des Ufers des Wallersees gelange ich in die Ortschaft Oberhofen am Irrsee.
Im Gasthaus zur Westbahn esse ich wieder einmal ein Cordon Bleu während die Einheimischen ihre Stammtischgespräche führen. Während einer kurzen Regenpause gehe ich dann noch weiter bis Frankenmarkt. Es ist bereits finster als ich im Gasthaus zur Post einkehre. Kein Gast weit und breit und so habe ich Zeit mit der Wirtin ein wenig zu plaudern. Als dann der Dorfchor kommt, verziehe ich mich und nächtige in der Nähe der Musikschule. Mein Tacho zeigt für heute mehr als 47 km an. Die ganzen 1,5 Jahre bin ich an einem Tag nicht so weit gegangen…
10.10. In der Nacht hat es ein wenig geregnet und ich frühstücke im Morgengrauen mein mitgebrachtes Müsli und heisses Wasser. Erste Ortschaft nach Frankenmarkt ist heute Vöcklamarkt wo ich in einer Bäckerei einen Kaffee trinke. Ich telefoniere mit Ernsti und wünsche ihm mein Beileid. Ich erfahre von ihm auch, dass das Begräbnis am Samstag, 21. Oktober stattfinden wird. So kann ich mein Gehtempo wieder reduzieren. Ich telefoniere auch mit Muttern, die gerade Fenster putzt. Dann marschiere ich weiter nach Timelkam. In einer Pizzeria gönne ich mir eine Pizza Diavolo. Danach lese ich in der Zeitung vom Krieg in Israel und dass der Gazastreifen komplett abgeriegelt wird. Sehr traurig diese Entwicklungen…
Als nächste Ortschaft kommt Vöcklabruck. Auch hier mache ich am Stadtplatz kurz Rast, esse ein Eis und gehe wieder weiter. Um ca. 19:30 erreiche ich schließlich Schwanenstadt, wo ich gerade ein Bier trinke und einen Dürüm esse. Bald werde ich wieder die Nacht im Freien verbringen, diesmal voraussichtlich hinter der evangelischen Kirche.
11.10. Die Nacht bei der evangelischen Kirche verlief sehr ruhig und es ist auch immer noch sehr warm im Freien. Nach einem Müsli und warmen Wasser trinke ich in einer Bäckerei einen Kaffee bevor ich mich wieder auf ‚die Walz‘ mache. Entlang der Ager erreiche ich gegen Mittag Lambach, wo die Ager in die Traun mündet.
Es ist ein traumhafter Herbsttag und ideal zum Wandern. Heute kontaktiere ich all meine Freunde in Israel und Palästina und es geht ihnen soweit gut. Natürlich ist die Stimmung gedrückt und ein Freund von mir hat Freunde und deren Familie verloren. Wir beten für den Frieden! Nach Lambach geht es weiter entlang der Traun. Gegen 13h esse ich am Ufer der Traun meine mitgebrachten Leberkäsflesserl und eine Topfengolatsche. Ich sitze derzeit im Eissalon Costatin am Hauptplatz in Wels und werde mich gleich mit Michael aus Prambachkirchen treffen. Er ist wie ich auch letztes Jahr nach Jerusalem gegangen, übrigens mit seinem Hund. Ich bin schon sehr gespannt auf seine Geschichten. Um ca. 18h kommt dann Michael mit seinem weißen Schäferhund Lazaro vorbei. Wir haben uns bisher nur einmal am Telefon gehört und viele Male via WhatsApp am Weg runter nach Jerusalem geschrieben. So gibt es natürlich ein freudiges und persönliches Kennenlernen und viele Geschichten zu erzählen.
Nach ein paar Stunden gesellen sich dann auch noch zwei Einheimische, Fabian und Helmut, dazu. Letztlich bietet mir Fabian an bei ihm zuhause zu übernachten und so verabschieden wir uns dann so gegen Mitternacht von Michael und Helmut. Michael und Fabian, vielen Dank für Eure Einladungen auf die Biere und die Übernachtung!
12.10. Ich habe ein ganzes Obergeschoss im Haus von Fabian für mich alleine und nach einigen Stunden Schlaf dusche ich mich und packe wieder meine Sachen. Um ca. 7h höre ich dann die Töchter von Fabian, die sich für die Schule bereit machen und ich gehe zu ihnen runter. Es gibt noch ein gutes Frühstück von Fabian und seiner Frau. Letztlich bringt mich Fabian mit seinem Auto auch wieder zurück zum Hauptplatz in Wels wo ich gestern meine Wanderung beendet habe.
Ich wandere heute wieder weiter entlang der Traun und gelange so gegen Mittag nach Hörsching. Es hat Mitte Oktober derzeit untertags nach wie vor mehr als 20 Plusgrade, ideal zum Wandern. Zumittag esse ich bei einem Wirt Krenfleisch und komme mit einem Deutschen ins Gespräch. Wir unterhalten uns über die allgemeine Wirtschaft und die hohe Inflation. Ein Thema, das die Nation beschäftigt… Dann gehe ich weiter und in der PlusCity melde ich im A1 shop wieder meinen Router an. Linz ist bereits in Griffweite und entlang der Unionstrasse gelange ich zum Bahnhof.
Alles beim Alten und entlang der Landstraße geht es weiter zum Hauptplatz und zum neuen Rathaus, wo am 23. September die Friedenstaube enthüllt wurde. Gegen 18h erreiche ich dann den Garten von meiner Mutter und es gibt ein freudiges Wiedersehen mit Muttern, Max und meiner Schwester Edith.
Es gibt viel zu berichten und Muttern ist schon wieder gut bei Fuß. Es gibt Apfelschlangerl und schließlich bleibe ich in der Gartenhütte meiner Mutter übernacht.
13.10. Um 7h kommt heute Frau Muttern wieder in die Gartenhütte und wir frühstücken gemeinsam. Dann begleitet sie mich noch ein Stück auf meinem Weg bis zum Hofer, wo sie ein paar Sachen einkauft.
Wir verabschieden uns und ich gehe über den Bachlberg zur Gis hinauf, wo ich wieder meinen Freund Sven treffe. Wir essen gemeinsam beim Giswirt und auch wir haben uns viel zu erzählen.
Schließlich gehen wir auch noch die Giselawarte hinauf, von wo man einen schönen Blick auf das Mühlviertel und auch auf die Burg Waxenberg hat. Dann verabschieden wir uns und via Untergeng und Lobenstein gelange ich nach Oberneukirchen. Hier kaufe ich mir ein paar Lebensmittel für das kommende Wochenende und gehe weiter Richtung Schallenberg. Am Weg vom Jagawisl zu meinem Haus kommt mir Margit mit ihrem Auto entgegen und wir freuen uns über unser Wiedersehen. Kurz vor Einbruch der Finsternis erreiche ich dann mein Zuhause, wo meine Nachbarn Jean und Tea gerade Äpfel zusammen klauben. Sie laden mich morgen ein, sie zu besuchen. Und Minuten später betrete ich wieder mein Heim, das ich vor ca. 1,5 Jahre verlassen habe. Ich bin sehr froh und dankbar, dass alles gut gegangen ist und ich wieder gesund und munter zu Hause bin.
Gesamtkilometer: ca. 9.535
Fazit: Fortgehen tut man meist mit gemischten Gefühlen und genauso ist es mit dem nach Hause kommen. Die drei Wochen Wanderung von Kärnten nach OÖ und ins Mühlviertel waren für mich gut um mich wieder an Österreich zu akklimatisieren. Es waren 18 Monate voller Abenteuer, Gastfreundlichkeit und herzlichen Begegnungen mit vielen Menschen anderer Kulturen. Dafür möchte ich mich bei allen, die mich während meiner Wanderung in irgendeiner Weise unterstützt haben, sehr herzlich bedanken! Letztlich ist es auch eine Wanderung zu sich selbst.
Ich freue mich nun auf neue Herausforderungen und auf ein Wiedersehen mit dem einen oder anderen von Euch. Ich wünsche der Welt und allen Menschen dauerhaften Frieden!
ÖSTERREICH – Teil 1 (Klagenfurt – Villach – Spital/Drau – Mallnitz – Bad Gastein – Gasteinertal)
20.9. Nach einer weiteren Nacht am Bledersee frühstücke ich heute bereits kurz nach 6h früh. Der Tag bricht an wie jeder andere auch, allerdings wird es heute doch ein ganz besonder Tag werden. Mein Weg führt mich heute hinauf zum ca. 1.700 Höhenmeter gelegenen Bärensattel in den Karawanken. Und die Karawanken sind der Teil der Alpen, die Slowenien von Österreich trennen. So werde ich heute nach ca. 17 Monaten wieder nach Hause nach Österreich kommen. Ein doch besonderer Moment. Zuerst geht es allerdings noch einige Stunden bergauf und bei einer slowenischen Schafhirtin fülle ich noch einmal die Wasserflaschen auf. Sie meint, dass das ‚gore dom‘, übersetzt das Berghaus, nicht geöffnet sei. Ich war darauf eingestellt und habe mich in der Bäckerei noch mit Proviant eingedeckt. Schließlich komme ich um die Mittagszeit am Bärensattel an und ich raste ca. 100 Meter vor dem Sattel bei der geschlossenen Berghütte noch auf der slowenischen Seite.
Fast als wollte ich mich noch einmal in aller Ruhe verabschieden von Slowenien und überhaupt vom Balkan. Er hat mir soviel Gutes getan… Es ziehen Nebelschwaden auf und verdecken dann für einige Zeit die Sicht. Als es wieder auflockert, gehe ich die letzten Meter und sehe mit Freuden in das nächste Land – Österreich! Kärnten liegt in voller Pracht zu meinen Füßen und ich kann von weitem auch Klagenfurt, die Hauptstadt Kärntens ausmachen.
Zumindest bin ich schon einmal wieder gut nach Österreich heimgekommen, denke ich mir nur. Ich gehe dann im Bärental weiter runter Richtung Drau. Auf der Karte habe ich auch gesehen, dass es eine Haider Gedenkstätte gibt.
Es ist dies die letzte Grabstätte des ehemaligen Kärtner Landeshauptmanns Jörg Haider, der hier im Oktober 2008 mit dem Auto tödlich verunglückte. Das Bärental selbst sei so gut wie nicht mehr bewohnt und die Leute seien alle abgezogen, wie mir ein Medicus erzählt. Er wohnt in den Sommermonaten noch in der alten, ehemaligen Schule.
Danach gehe ich weiter auf der Bärentalstraße bergab und erreiche gegen Abend die Ortschaft Feistritz, wo ich meine Weckerl verspeise. Im überdachten Bereich der Kreuzkirche auf einer kleinen Anhöhe verbringe ich eine selten schöne und ruhige Nacht.
21.9. Am Morgen packe ich meine Sachen, esse meine letzten Käse Bureks und mache mich entlang der Drau weiter auf Richtung Klagenfurt, wo ich ein wenig rasten werde. Es tut auch wieder gut alles ganz selbstverständlich zu verstehen, was geschrieben und gesprochen wird. Letztlich erreiche ich am frühen Nachmittag die Jugendherberge im Westen von Klagenfurt wo ich mich zuerst einmal für zwei Nächte einquartiere. Ich bin froh hier gut gelandet zu sein. Den Nachmittag schaue ich mir ein wenig die Innenstadt an und am Abend schaue ich Fußball (Lask vs Liverpool (1:3)) bei einem guten Puntigamer Bier.
22.9. In der Herberge herrscht reger Betrieb. Eine Schulklasse sorgt dafür, dass keine Ruhe aufkommt. So soll es auch sein:-) Am Vormittag schaue ich zum Wörthersee und derzeit sitze ich in der Innenstadt in einem Café, wo ich diese Zeilen schreibe.
Es hat in der Zwischenzeit zu regnen begonnen, grad recht zum Pausieren… 🙂
23.9. Es regnet auch heute noch und so beschließe ich noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Am Vormittag besuche ich den Benediktinermarkt und lerne dabei den gebürtigen Südtiroler Gustav kennen.
Wir verkosten ein wenig den Wein und gegen Mittag verabschieden wir uns wieder. Ich verbringe den Nachmittag mit Telefonieren und ein paar organisatorischen Sachen. Wenn man fast 1,5 Jahre weg war, gibt es da einiges. Als der Regen weniger wird, erkundige ich weiter die Stadt. Da ich Klagenfurt so gut wie nicht kenne, bin ich doch sehr überrascht über die schöne Altstadt. Letztlich schaue ich noch ein wenig Fußball in einem Lokal und erfreue mich über den 1:0 Sieg der BW Linzer auswärts gegen Red Bull Salzburg.
24.9. Nach dem Frühstück geht heute meine Wanderung weiter Richtung Villach. Ich gehe zuerst auf dem Rad- und Fußgängerweg nach Pörtschach wo ich in einem Café wieder mit Muttern telefoniere.
Ich kaufe mir in der Konditorei noch Brot bevor ich weiter gehe, da ich wahrscheinlich heute nicht mehr nach Villach kommen werde. Es beginnt nachmittags wieder zu regnen und nach ca. 30 km finde ich in der Ortschaft Gottestal eine nette überdachte Bank wo ich mir Nudeln koche. Etwas Warmes tut bei diesen Temperaturen schon wieder gut. Ich werde hier auch schlafen bevor ich morgen in der Früh nach Villach gehe.
Die Nächte werden bereits wieder deutlich kühler und so schlafe ich mit voller Montur in meinem Schlafsack unter freiem Himmel.
25.9. Im Morgengrauen schlüpfe ich aus meinem Schlafsack und packe meine Sachen zusammen. Und nach knapp zwei Stunden erreiche ich dann Villach, lei, lei… In einem Café werden mir die Preise in Österreich so richtig wieder bewußt. Manchmal würde ich am liebsten wieder rausgehen…🙂
In einem A1 shop wird mein Handy wieder flott gemacht und nach einer kleinen Stadttour esse ich in einem Interspar ein Menü mit Schöberl-/Leberknödelsuppe und Kasnocken mit Salat. Das lässt dann doch das gute Essen am Balkan wieder ein wenig vergessen. Ich gehe entlang der Drau weiter flussaufwärts und komme am Nachmittag bei einer Raststätte vorbei.
Als mich die Besitzerin beim Zahlen fragt wie weit es noch gehe, meine ich ‚Eh nicht mehr so weit, bis nach Feistritz ca. 7 km‘. Dann schaut sie mich so an und meint, das glaube sie nicht… Also irgendwie sieht man mir es wohl schon an, dass ich nicht gerade erst gestern weggegangen bin. Und mein Trick hat diesmal nicht funktioniert um den vielen anschließenden Fragen zu entgehen🤗 Am Abend übernachte ich in Feistritz/Drau wieder vor einer Schule.
26.9. Heute habe ich wohl nicht mehr als zwei Stunden geschlafen, keine Ahnung woran es lag. So stehe ich schon um ca. 5:30 auf und packe noch bei Finsternis meine Sachen. Kurz nach 6h frühstücke ich dann in einer Bäckerei und als es gegen 7h hell wird, starte ich wieder in den Tag hinein. Den ganzen Vormittag gehe ich knapp 20 km wieder der Drau entlang und sitze gerade beim Mittagessen in Spital/Drau. Im Stadtpark pausiere ich auf einem Parkbankerl während meine Powerbank am Ladegerät für die E-bikes hängt.
Danach gehe ich noch einige Kilometer weiter und nächtige hinter der Hl. Michael Kirche in Pusarnitz.
27.9. Entlang der Möll wandere ich heute weiter Richtung Mallnitz.
In Obervellach, einem hübschen Ort an der Möll, esse ich in einer Konditorei ein Eis bevor ich wieder weiter gehe. Ab hier geht es nun ans Eingemachte und wieder einige Höhenmeter bergauf.
Über einen relativ steilen Pfad erreiche ich gegen Abend das 1.200 Meter hoch gelegene Mallnitz. Da es von hier mehrere Routen über die Hohen Tauern ins Gasteinertal gibt, frage ich in einem Café wie ich am besten ins Gasteinertal gehe. Prompt bekomme ich von einem älteren Mann an der Theke die Antwort – – > Üba den Berg hoit😀 Recht hat er natürlich und letztlich empfiehlt er mir auch die Route über die Hagener Hütte. Vor allem auch weil diese Hütte noch offen hat und bekannt ist für das gute Essen…🙂 Letztlich schlafe ich in Mallnitz auf einer kleinen Terrasse vor einem verlassenen Haus in der Nähe des Bahnhofs.
28.9. Es wird in der Zwischenzeit wieder frisch in der Nacht in diesen Höhen und so koche ich mir heisses Wasser und esse Müsli. Bevor ich den Aufstieg zur Hagener Hütte auf 2.450 Meter angehe, kehre ich noch in einer Bäckerei ein und lasse mir einen Kaffee und ein gutes Nusskipferl schmecken. Auf schönen Pfaden komme ich am Vormittag zuerst bei der Jamnigalm vorbei wo der Wirt gerade die Spuren von gestern beseitigt. Er lädt einige Bierkisten in sein Auto ein und meint, die Jäger seien gestern Abend bei ihm gewesen… 🙂
Dann geht es weiter bergauf und um die Mittagszeit erreiche ich die Hagener Hütte auf 2.450 Meter.
Wunderschön der Ausblick hier über die Hohen Tauern und hinein auf der anderen Seite in das Gasteinertal. Nach einer selbst gemachten Kasspressknödelsuppe und einem Apfelstrudel geht es nun hinein in das Salzburgerland. Das Wetter war mir hold und die Alpenüberquerung ist gut gegangen. In Sportgastein erfahre ich dann vom Kellner im Valeriehaus, dass die Straße entlang der Gasteiner Ache nach Bad Gastein gesperrt ist. Eine Überschwemmung habe vor einigen Wochen die Holzbrücken weggeschwemmt. So kaufe ich mir von ihm ein wenig Brot, fülle die Wasserflaschen auf und gehe auf der anderen Seite des Tales hinauf zur Bockhartseehütte. Hier ist bereits geschlossen. Ich koche mir hier eine Suppe, esse Brot dazu und verbringe eine wunderschöne Vollmondnacht auf der Terrasse der Hütte.
29.9. Frühmorgens verlasse ich wieder die Hütte mit dem Ziel Stubnerkogel um von dort hinunter nach Bad Gastein zu gelangen. Über die Miesbichlscharte gelange ich auf einem Grat zum Zitterauer Tisch auf 2.463m.
Von hier sieht man auch schön die Glocknergruppe mit dem Großglockner, das Tennengebirge und den Hohen Dachstein.
Zumittag kehre ich dann in das Restaurant auf der Bergstation des Stubnerkogels ein. Ich lasse mir hier gute Kasnocken und einen Hollundersaft mit Leitungswasser schmecken. Danach geht es noch mehr als 1.000 Meter hinunter nach Bad Gastein, wo ich im Hotel Euro Youth in der Nähe des Bahnhofs eine gute und relativ preiswerte Unterkunft finde. Duschen, Wäsche waschen und ein paar Einkäufe erledigen sind das Erste was ich hier mache. Es ist immer wieder schön in diesen Ort zu kommen. Ich bin schon als Junge hier mit meinen Eltern zum Schifahren hierher gekommen und war auch so immer wieder einmal hier. Heute Abend habe ich allerdings eine ganz besondere Überraschung vor. Muck, ein Freund von mir, ist hier gerade auf Kur und so besuche ich ihn im Wetzlgut beim Abendessen. Die Überraschung ist, glaube ich, gelungen und gemeinsam mit seiner Freundin Elfi feiern wir im Christl’s Pub unser Wiedersehen. Es gibt viele Neuigkeiten zu berichten…
30.9. Nach einem ausgiebigen Frühstück meldet sich heute mein Cousin Reinhold bei mir. Er hat mich Anfang dieser Woche kontaktiert und wir haben uns für heute und morgen vorgenommen gemeinsam einen Teil des Weges zu gehen. Um ca. 10h gibt es vor dem Wasserfall ein freudiges Wiedersehen und bevor wir los starten, kehren wir gleich einmal in ein Café ein.
Es gibt doch einiges zu erzählen und Reinhold willigt ein gemeinsam in das Angertal zur Weitmoser Schlossalm zu gehen. Nicht nur wir ‚laufen‘ sondern auch der Schmäh und so gelangen wir nach zwei gemütlichen Stunden zum Waldgasthof Angertal wo wir uns eine Kasspressknödelsuppe und einen Hollundersaft genehmigen.
Während wir so dahin gehen erzählen wir uns das Erlebte in den letzten paar Jahren, da wir uns schon länger nicht mehr gesehen haben. Nach ca. 1.000 Höhenmetern erreichen wir die Weitmoser Schlossalm wo wir Abendessen und letztlich auch die Nacht verbringen.
1.10. Als Reinhold so um 7h den Reißverschluss seines Zeltes öffnet, werde auch ich munter.
Wir kochen uns Wasser, frühstücken unseren mitgebrachten Proviant und starten gegen 8:30 in den Tag. Es geht gut voran und gegen 10:30 machen wir noch eine kleine Pause bevor es die letzten Höhenmeter hinauf geht zur Biberalm.
Gestärkt ist der Aufstieg für uns dann kein Problem mehr. Um die Mittagszeit erreichen wir die Biberalm auf ca. 1.750 Metern und lassen uns den selbstgemachten Käse, Brot, etc schmecken. Im Anschluss daran gibt es dann auch noch Zwetschgenpofesen mit einem Kaffee. Da ich doch jetzt bereits durchgehend 8 Tage von Klagenfurt hierher unterwegs bin, entschliesse ich mich, hier den Nachmittag und Abend heroben zu bleiben anstatt im Tal in Dorfgastein. Es ist einfach wunderschön hier oben. Mit den Worten ‚Let me support your trip‘ übernimmt Reinhold unsere Zeche bevor er wieder nach Dorfgastein hinunter geht und sich auf die Heimfahrt macht. Reinhold, vielen Dank, dass Du mich besuchen gekommen bist. Es war mir eine Freude mit Dir einen Teil meines Weges gemeinsam zu gehen und mich mit Dir auszutauschen. Ich wünsche Dir die richtigen Entscheidungen für Deine Zukunft!
Im Anschluss daran bringt mich die Kellnerin in mein Quartier hier auf der Biberalm. Es ist ein 8-Bettzimmer und ich bin der einzige Gast heute Abend. Ich dusche mich und telefoniere dann wieder einmal mit zuhause. Es ist wunderschön hier oben zu chillen und die Bergwelt zu genießen. Dann schreibe ich wieder mein Tagebuch bis mich die Hüttenwirtin zum Abendessen ruft. Es gibt ein Gröstl, das traumhaft gut schmeckt. Ich werde hier die Nacht verbringen und morgen weiter am Salzburger Almenweg Richtung Werfen das Gasteinertal hinauswandern.
Gesamtkilometer: ca. 9.220
Fazit: Es war schon ein besonderer Moment nach beinahe eineinhalb Jahren wieder von den Karawanken und dem Bärensattel hinein nach Österreich zu schauen. So schön der Balkan auch war, tut es doch auch wieder einmal gut, alles zu verstehen, verstanden zu werden, etc… Natürlich ist beim Nachhausekommen auch immer etwas Wehmut dabei. Wehmut, weil wieder etwas zu Ende geht… Das Neue kann so jetzt wieder beginnen. Kärnten hat mir mit seinen Seen und Bergen sehr gut gefallen. Speziell die Tauernüberquerung von Mallnitz über die Hagener Hütte nach Sportgastein wird mir als Erlebnis in Erinnerung bleiben. Da weiß man wieder aus welchem Land man kommt. Und im Gasteinertal mit den vielen Hütten und Almen fühle ich mich sowieso immer wohl, weil ich hier viele schöne Erinnerungen habe. Ich werde nun weiter den Salzburger Almenweg bis nach Werfen hinaus gehen bevor ich Oberösterreich und das Mühlviertel ansteuere.
SLOWENIEN – Teil 2 (Laibach – Bled)
13.9. Den heutigen Tag durchstreife ich die Altstadt von Laibach. Für mich ist Laibach (slowenisch: Ljubljana) eine der schönsten Städte Europas. Wunderschön die Häuser und engen Gassen und inmitten die hoch über der Stadt ragende Burg.
Das Preisniveau ist natürlich auch gewöhnungsbedürftig, aber wahrscheinlich eh gut so als Vorbereitung für Zuhause.
14.9. Happy birthday! Heute habe ich Geburtstag und so lasse ich mir am Hauptplatz einen Cappuccino und Mehlspeisen von der Bäckerei schmecken. Dann fahre ich in den 11. Stock des Scyscrapper Gebäudes und schaue mir die Stadt von hier oben an.
Nach einem Spaziergang im nahegelegenen Tivoli Park esse ich Cevapi im Restaurant ‚Sarajevo 84‘ und trinke ein Sarajevsko Bier.
Bosnien lässt mich noch nicht ganz los wie ich merke. Zur Zeit sitze ich im Café Lolita, eine Empfehlung von Martina, und schreibe diese Zeilen. Das Café ist definitiv dem Geburtstag würdig..:-) Auch mit Frau Mutter telefoniere ich, alles bestens, die neue Waschmaschine läuft und ich werde den Tag genießen.
Im Cafe Lolita bleibe ich dann den ganzen Nachmittag sitzen und plane meine Route von hier nach Hause. Das Wetter muss natürlich auch mitspielen… Am Abend lerne ich dann noch Ralf, einen Vorarlberger kennen und er gibt mir einige Tipps für den Triglav.
15.9. Heute mache ich einen kleinen Ausflug zur Postojna Tropfsteinhöhle. Ein Bus bringt mich vom Busbahnhof in ca. 40 Minuten von Laibach in die Ortschaft Postojna, von wo ich nach weiteren ca. 20 Minuten zu Fuß beim Höhleneingang ankomme. Gemeinsam mit anderen deutschsprachigen Touristen bringt uns Micha, unser slowenischer guide, in gutem Deutsch die Besonderheiten dieser Tropfsteinhöhle näher.
Die Postojna Höhle ist die zweitgrößte ihrer Art in Slowenien und ist bereits seit über 200 Jahren für den Tourismus geöffnet. Selbst Kaiser Franzl war seinerzeit schon hier, damals wurden die Höhlen noch mit Kerzen ausgeleuchtet.
Nach knappen zwei Stunden bringt uns ein kleiner Zug wieder ans Tageslicht. Micha scherzt und meint dies sei die einzige U-Bahn in Slowenien…:-)
Da ich schon hier bin und noch Zeit bleibt, schaue ich mir auch die ca. 10 km entfernte Höhlenburg Lueg (slowenisch: Höhlenburg Predjama) an. Die aus dem 12. Jhdt stammende Burg diente vielen als letzte Zuflucht.
Am späten Nachmittag kehre ich wieder zurück nach Laibach und ich verbringe den Abend wieder auf dem Burgberg. Als ich so um 21h zurück in die Unterkunft komme ist es mir doch noch zu früh zum Bettgehen. So gehe ich noch in die Metelkova Straße, wo es in einem der Bars Hardrock Livemusik gibt. Laibach ist nicht nur brav… 🙂
16.9. Heute morgen dröhnen mir immer noch die Ohren von gestern und nach einer Dusche frühstücke ich wo? In einem Hofer Markt…:-) Dann gehe ich noch einmal auf die Burg und genieße vom Burgturm die schöne Aussicht über die Stadt.
Zumittag esse ich am Markt Nektarinen bevor ich am Nachmittag noch einmal durch die Stadt gehe. So statte ich der National- und Universitätsbibliothek von Slowenien einen Besuch ab.
Sie wurde von dem in Laibach geborenen Architekten Joze Plecnik in den Jahren zwischen 1936 und 1941 erbaut. Die Gebäude, die er hauptsächlich so in den 1920er und 1930er Jahren in Ljubljana erbauen ließ, wurden 2021 von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen. Derzeit sitze ich in einem kleinen Café entlang der Laibach und erhole mich noch ein wenig von der Stadtbesichtigung. Morgen wird meine Wanderung Richtung Norden und Österreich weitergehen.
17.9. Als der Rest des Zimmers noch schläft, verlasse ich ohne viel Lärm zu machen die Unterkunft und nach ca. 1 Stunde frühstücke ich in einer Bäckerei. Burek mit Käse gefüllt, wie so oft schon auf meiner Wanderung. Bin schon gespannt ob mir die zuhause abgehen werden.
Unterwegs esse ich mitgebrachte Mehlspeisen aus Topfen, schon lange nicht mehr gehabt. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann die kleine Stadt Bischoflack, auf slowenisch Skofja Loka. Mir wurde diese kleine Stadt von der Rezeptionistin in Laibach empfohlen und absolut zurecht. Ein total liebes und kleines Städtchen mit einem wunderschönen Stadtplatz und einer über der Stadt liegenden Burg.
Nach einer Pause mit gutem Pistazien- und Schokoeis schaue ich mir dann auch noch die Burg an bevor ich weiterziehe.
Ich gehe jetzt meist flussaufwärts der Save entlang und erreiche gegen Abend die Stadt Krajn, auf deutsch Oberkrain. Auch die bekannten Volksmusikanten ‚Oberkrainer‘ sind aus dieser Gegend und ich höre mir als Erinnerung in einem Café das bekannte Trompetensolo an. An den Nebentischen wird höflich geschmunzelt… 🙂 Letztlich finde ich wieder an der Rückseite einer Kirche ein geeignetes Platzerl und ich verbringe eine ruhige Nacht auf meiner Isomatte.
18.9. Am Morgen wecken mich die Kirchenglocken auf und so sitze ich wieder früh in einer Bäckerei. Ich erfreue mich der guten Mehlspeisen, die mich immer mehr wieder an zuhause erinnern. Oberkrain selber ist schon eine etwas größere Stadt und nach einer kurzen Kaffeepause geht es wieder weiter Richtung Norden. Entlang der Save sehe ich jetzt öfters auch noch Schäden vom starken Hochwasser Anfang August diesen Jahres. Weggeschwemmte Brücken, Brückenteile oder einfach nur entwurzelte Bäume, die im Fluss liegen.
Laut einer Kellnerin wird es noch ein bis zwei Jahre dauern, bis wieder alles so ist wie vorher. Seit ich von Kroatien nach Slowenien gekommen bin, gibt es überall viele Burgen, die von den Hügeln herunterschauen.
Auch ist Slowenien für mich das best entwickeltste Land aller sechs ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. In Radmannsdorf (slowenisch Radofljica), einer ebenfalls sehr hübschen Stadt, mache ich zumittags noch eine Pause bevor ich gegen Abend in der Stadt Bled ankomme.
Bled ist wohl Touristenattraktion Nummer 1 in Slowenien, dementsprechend geschäftig ist hier auch der Betrieb. Bled liegt direkt am Bledersee und ist vor allem für die Burg bekannt, die von einem über 100 Meter hohen Felsen herunterragt.
Ich kaufe mir in einem Supermarkt eine Dose slowenisches Lasko Bier und ein großes Sandwich, das ich direkt am See verdrücke. Hier befindet sich auch ein deutscher Angler und er meint, dass hier schon öfters Leute im Freien geschlafen haben. Zweimal braucht er mir das nicht sagen und so schlafe ich unter einem Vordach mit See- und Burgblick. Das Vordach war heute Abend besonders wichtig weil es sich in der Nacht ordentlich eingeregnet hat.
19.9. Der Fischer ist schon vor mir auf den Beinen und am Morgen erzählt er mir, dass hier im See noch viele Arten von Fischen, wie Karpfen, etc im See leben. Eine Tageskarte zum Fischen kostet allerdings 60€, auch nicht schlecht… In einer Bäckerei frühstücke ich und die Verkäuferin erlaubt mir den Rucksack tagsüber bei ihr zu lassen. So kann ich mir schön und ohne Gepäck die Burg anschauen und eine Seerunde machen.
Am späten Nachmittag hole ich mir den Rucksack wieder ab und sitze gerade in einem Café in Bled wo ich diese Zeilen schreibe. Morgen geht es weiter Richtung Norden und Kärnten. Österreich, ich komme! 😉🙋♂️
Gesamtkilometer: ca. 8.980
Fazit: Wunderschön ist auch das Land Slowenien sowie der gesamte Balkan. Slowenien ist wohl das best entwickeltste Land der ehemaligen 6 jugoslawischen Teilrepubliken, auch die Kultur und Mentalität der Leute ist eher schon den nördlichen Ländern ähnlich. Laibach ist eine ausgesprochen schöne Stadt! So kann ich nur Dankeschön sagen diesem Land und dem Balkan insgesamt, er hat mir nur Gutes erfahren lassen.
KROATIEN – Teil 2 / SLOWENIEN – Teil 1 (Zagreb – Laibach (Ljubljana))
4.9. Der Dolac Markt inmitten der Stadt Zagreb ist der ideale Platz um anzukommen, ein wenig zu verschnaufen und Leute zu beobachten. Noch immer gehen mir die Worte von Diana, unserem guide während der kostenlosen Stadtführung, durch den Kopf. Ca. 1. Mio. Einwohner hat die Stadt, Kroatien selber so um die 3,6 Mio. Ca. 82% der Einwohner sind römisch katholisch, Tendenz sinkend aufgrund der Zuwanderung.
Im Jahr 2020 hat es im März hier in Zagreb und in Kroatien zwei Erdbeben der Stärke 6 auf der Richterskala gegeben. In den Medien hatten wir damals ein anderes Thema… 🙂 Aufgrund der Erdbeben vor drei Jahren sind auch fast alle Kirchen und Klöster eingerüstet und müssen renoviert werden.
Der Eintritt ist daher erst wieder in ein paar Jahren möglich, wie uns Diana verspricht. Mich stört es nicht wirklich, da ich am Balkan wirklich schon sehr viele Gotteshäuser von innen sehen konnte. Am Nachmittag gehe ich dann noch eine Runde durch die Stadt bis zum Zugbahnhof, der nur ca. 1 km vom Stadtzentrum entfernt ist.
Am Abend koche ich mir in der Unterkunft Spaghetti mit Sugo und Parmesan vom Markt und lasse mir eine Flasche Pan Bier schmecken. Nudeln gehen wirklich immer und die kann sogar ich machen… 🙂
5.9. Heute morgen gibt es bereits um 7h Frühstück und ich schlage mir mein Bäuchlein mit Müsli, Banane und verschiedenen Broten mit Salami und Käse voll. Dann mache ich mich auf den Weg zum Technischen Museum, das nach Nikola Tesla, dem Erfinder des Wechselstroms, benannt ist.
Ich verbringe den ganzen Vormittag drinnen und um ca. 13h setze ich mich in ein Café und telefoniere wieder einmal mit zuhause.
Nach ca. zwei Stunden Pause gehe ich wieder in die Stadt zurück. Ich gehe noch einmal dieselbe Tour wie bei der Stadtführung, nur jetzt alleine. Und so habe ich jetzt mehr Zeit mir die sogenannte Oberstadt, den alten Stadtteil Gradec, anzuschauen. Vom Turm Lotrscak, einem Wehrturm aus dem 13. Jhdt., wird täglich seit dem Jahre 1877 um 12h Mittags eine Kanone abgefeuert. Die Kanone sollte den Glockenläutern der Kirchen der Stadt das Zeichen für den genauen Mittag geben. Ich genieße den schönen Blick auf die Stadt und die dahinter liegenden Berge. Am Abend esse ich zwei Pizzaschnitten und betrachte dabei das Treiben auf dem Hauptplatz der Stadt.
6.9. Heute morgen lerne ich beim Frühstück David aus Mexico City kennen. Er ist gerade dabei einen kroatischen Pass zu bekommen und wird künftig in Amsterdam leben. Hier im Hostel ist immer viel los, ein Kommen und Gehen… Mein Handy streikt seit gestern, ich kann es weder laden noch erkennt es einen USB Stick. Nach ein wenig Suchen werde ich im Shop ‚Repair Pro‘ fündig. Der Techniker erkennt den Fehler und fixiert den lose gewordenen USB Eingang wieder. Nach einer halben Stunde funktioniert alles wieder einwandfrei. So sichere ich wieder einmal meine Fotos auf zwei verschiedene USB Sticks ab, die ich an unterschiedlichen Stellen aufbewahre. Zudem lasse ich mir von einem Filippino die Haare schneiden und den Bart abrasieren. Ein gutes Gefühl wieder einmal so schön sauber zu sein… 🙂 Den Nachmittag verbringe ich im botanischen Garten, der um die Jahrhundertwende nach Vorbild des Gartens in Schönbrunn erbaut wurde. Nach einem Kaffee vor dem Bahnhofsgelände fahre ich mit einer der alten Straßenbahnen wieder zum Hauptplatz zurück und verbringe den Abend im Hostel.
7.9. Am Morgen treffe ich wieder David und er bietet mir an, mir seine Playlist an Musik zu schicken. Eine willkommene Abwechslung, da ich schön langsam meine heruntergeladene Musik auf meinem Handy auswendig kenne. Wobei so viel zum Musikhören komme ich eh auch wieder nicht, meistens bin ich am Abend zu müde dazu. Den Vormittag verbringe ich nochmals auf dem Dolac Markt, wo ich mir Nüsse, Rosinen, etc für die kommenden Tage nach Laibach kaufe. Dann gehe ich noch einmal in die Oberstadt und höre mir den Kanonenschuss um 12h Mittags an, verfolgt natürlich auch von vielen anderen Touristen. Die Rezeptionistin im Hostel hat mir noch ein besonderes Museum an das Herz gelegt. Das Museum der zerbrochenen Beziehungen.
Nun, ein wenig kann ich mich da ja auch angesprochen fühlen 😊 und so statte ich diesem Museum einen Besuch ab. Sehr interessante Gegenstände und Geschichten dazu, die nach beendeten Beziehungen zurück geblieben sind. Zumittag esse ich dann ein Käse Burek und fahre dann noch in den Maksimir Park, dem ältesten öffentlichen Park im Balkan. Er wurde 1787 angelegt und 1794 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Viele Seen, alte Bäume und auch der Stadtzoo befinden sich hier, sodass es ein schöner und erholsamer Ausflug von der Stadt ist.
Derzeit bin ich wieder in der Unterkunft und bereite meine weitere Wanderung nach Slowenien und Laibach vor.
8.9. – 12.9. Diese fünf Tage war ich vor allem damit beschäftigt, die ca. 150 km von Zagreb nach Laibach, der Hauptstadt von Slowenien, zu spazieren. Am ersten Tag geht es recht flach dahin und erst am Nachmittag wird mir klar, wie nahe Zagreb an der Grenze zu Slowenien liegt. Und so überquere ich noch am ersten Tag die Grenze von Kroatien nach Slowenien.
Beide Länder sind im Schengenraum, so gibt es auch keinerlei Grenzkontrollen mehr. Am Abend erreiche ich in der ersten Ortschaft Obrezje in Slowenien ein Restaurant und die Wirtin empfiehlt mir ein Wiener Schnitzel mit Salat und Pommes. Gemeinsam mit einem gezapften slowenischen Lasko Bier lasse ich mir dann also die Nationalspeise Österreichs schmecken.
Am Abend lässt sie mich dann mein Zelt in ihrem Garten aufstellen und ich verbringe eine ruhige Nacht auf einem schön gepflegten Rasen. Die nächsten Tage geht es entlang der Save und der Krainer Gurk unaufhaltsam Richtung Ljubljana, dem slowenischen Namen der Stadt Laibach. Ich übernachte jetzt immer schon im Zelt, da ich so besser vor den Gelsen geschützt bin und die Nachte doch auch schon wieder kühler werden.
Als ich die Grenze von Kroatien nach Slowenien überquert habe, wurde das Gelände schlagartig hügeliger. Vieles wie die Architektur der Häuser, der fein gemähte Rasen vor dem Haus, etc erinnert schon sehr stark an Österreich. Ich fühle mich quasi schon zuhause…
Zudem kommen noch Supermärkte wie Hofer, Lidl, Spar, etc… und ich genieße wieder einmal Joghurtgetränke, Mohnflesserl, Semmeln, usw, ein wenig Aufholbedarf habe ich ja doch.
Am letzten Tag (12.9.) treffe ich dann am späten Nachmittag in Laibach ein. Ich werde hier einige Tage verbringen und habe dafür im Most Hostel, direkt am Fluss Laibach gelegen, eine geeignete Unterkunft gefunden.
Am Abend schaue ich mir gemeinsam mit Jerry, einem Schweden aus Malmö, das Fußballspiel Schweden vs Österreich an, das Österreich zu meiner Freude 3:1 gewinnt. Jerry fand das nicht so toll, das lokale Union Bier vom Fass schmeckt ihm trotzdem noch… 🙂
13.9. Heute morgen gebe ich meine Wäsche zum Waschen ab und mache einen ersten Streifzug durch die Stadt. Ich muss sagen – wirklich sehenswert diese Stadt mit ihren knapp 300.000 Einwohnern. Mir fehlen die Worte…
Gesamtkilometer: ca. 8.910
Fazit: Zagreb hat mich schon sehr an Wien erinnert. Mit all der Architektur, den Parks, den Kirchen und vielen Museen. Kaum war ich über der Grenze in Slowenien wurde es auch schon hügeliger. Jeden Tag sehe ich etwas was mich immer mehr an zuhause erinnert, ich bekomme es stückchenweise ab… 😉 Laibach gefällt mir als Stadt außerordentlich gut. Beim Durchgehen durch die Stadt merke ich immer wieder wie ruhig ich werde. Fast könnte man sagen, dass es mir die Rede verschlägt, so schön sind die Gebäude und Straßen hier. Ich werde hier wieder einige Tage bleiben und dann weiter Richtung Kärnten und Österreich gehen.
BOSNIEN UND HERZEGOWINA – Teil 4 / KROATIEN – Teil 1 (Banja Luka – Kozarska Dubica – Zagreb)
27.8. Ein heisser Sonntag geht in Banja Luka zu Ende. Die Temperatur ging heute wieder Richtung 40 Grad, zu heiß um weiter zu gehen. Ich verbringe den frühen Abend damit, dass ich mir in einem gut gekühlten Raum das Fußballspiel Newcastle vs Liverpool anschaue, das Liverpool zu meiner Freude 2:1 gewinnt. Danach esse ich noch eine Pizza und genieße noch ein wenig den lauen Abend in der Innenstadt.
28.8. Heute soll laut Wetterbericht der letzte wirklich heisse Tag hier in Bosnien und Herzegowina sein. So beschließe ich wieder weiter Richtung Kroatien zu gehen. Auf kleinen Straßen und Wegen gelange ich durch kleinere Ortschaften, wo ich mich immer wieder ein wenig stärken und meine Wasserflaschen auffüllen kann. Schließlich gelange ich am Abend nach ca. 30 km in die Ortschaft Ivanjska, wo ich in einem kleinen Restaurant einen Einheimischen kennen lerne. Er spricht etwas Deutsch und lädt mich auf ein serbisches Jelen Bier ein. Er ist bereits in Pension und lebt ein halbes Jahr in Frankfurt und ein halbes Jahr hier in seinem Geburtsort. Nach dem er sich verabschiedet esse ich noch Cevapi und die freundliche Wirtin füllt mir meine Wasserflaschen auf. Dann begebe ich mich wieder einmal auf Herbergssuche und werde wie schon des öfteren bei einem versteckten und überdachten Schuleingang fündig. Die Überdachung war mir heute besonders wichtig weil in der Nacht Gewitter, Wind und Regen angesagt waren. Tatsächlich beginnt es so um 22h zu donnern und das Gewitter bringt die ersehnte Abkühlung.
29.8. Um 5h früh bleibt plötzlich ein Auto mit Scheinwerfern auf mich gerichtet vor mir stehen. Ich war schon munter und wunderte mich über diesen zeitigen Besuch. Es war der Schulmeister, der etwas vergessen hatte in der Schule, wie er mir zu verstehen gab. Ich erkläre ihm, warum ich hier bin und so schnell er gekommen ist, war er auch wieder weg. Er wollte wohl auch wie ich noch ein wenig weiter schlafen. Auf ebenen und einfachen Straßen geht es heute bis Mittag dahin. Nach der Mittagspause geht es nun in den Kozara Nationalpark und somit hinein in den Wald und bergauf auf einen Berg. In der Zwischenzeit sind hier auch schon die Zwetschgen reif und ich verkoste sie ein wenig. Sie schmecken herrlich. Dann erreiche ich so um 17h den Berg Mrakovica, wo ich mich in einem kleinen Restaurant niederlasse.
Es hat in der Zwischenzeit zu regnen begonnen und ich lasse mir wieder einmal Cevapi schmecken. Nachdem das Restaurant so um 19h schließt und niemand mehr hier ist, gehe ich in den überdachten Vorbereich der Tourismus Information und verbringe eine ruhige Nacht.
30.8. Es hat sich übernacht richtig eingeregnet und so bin ich froh ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Ich frühstücke heute Brot und Wasser und starte früh mit dem Gehen. Gegen 9h bemerke ich, dass ich mich vergangen habe und nach ca. 1 Stunde bin ich wieder auf der richtigen Spur. Gegen Mittag komme ich in die kleine Ortschaft Maglajci, wo gerade Birnen geerntet werden. Ich koche mir hier eine Suppe und esse das restliche Brot dazu. Als ich fertig gegessen habe, setzen sich die Arbeiter zu mir. Sie haben den ganzen Tag Birnen geerntet und es ist Zeit jetzt für eine Pause. Ein Einheimischer spricht gut Deutsch und erzählt mir, dass sie zwischen 8 und 9 € Stundenlohn bekommen. Für bosnische Verhältnisse sei das ein sehr gutes Entgelt. Die Birnen gehen angeblich nach Russland, wo ein guter Preis zu erzielen ist.
Als dann die Bezahlung für ihre getane Arbeit beginnt, verabschiede ich mich von Ihnen. Nach ca. zwei Stunden erreiche ich die Grenzstadt Kozarska Dubica wo ich im Hotel UNA eine geeignete Unterkunft finde. Nach einer Dusche esse ich im dazugehörigen Restaurant Bohnensuppe mit einem Salat. Am Abend kaufe ich mir mit den restlichen bosnischen Marks noch ein paar Packerl Erdnüsse und gehe früh schlafen.
31.8. Heute morgen regnet es ganz leicht und ich hole wieder einmal meine Regenjacke aus dem Rucksack. Sie braucht Frischluft… Der Grenzübertritt zwischen Bosnien und Herzegowina und Kroatien erfolgt völlig problemlos.
Seit langem bekomme ich jedoch wieder einmal einen Stempel in meinen Pass. Es ist ja immerhin eine EU Aussengrenze. Zudem ist Kroatien seit Jahresbeginn 2023 vollständig im Schengenraum und hat als Zahlungsmittel den Euro. Der kroatische Kuna gehört somit der Vergangenheit an. Ich befinde mich nun in Slawonien, einer historischen Region im Osten Kroatiens. Sie gilt als Kornkammer Kroatiens. Slawonien erstreckt sich in Ost-West-Richtung etwa 150 km zwischen Südungarn und Bosnien. Einen Großteil der Fläche Slawoniens nehmen die Ebenen zwischen den großen Donau-Nebenflüssen Save und Drau ein.
Und entlang der Save werde ich nun auch die nächsten Tage und Wochen Richtung Zagreb, Laibach, etc bis zum Saveursprung am Triglav gehen. Ich gehe oft entlang dem Damm der Save. Kleiner Nachteil ist, dass hier die Gelsen extrem zutraulich werden.
Die Hunde tun mir hier wirklich leid, sie sind so gut wie alle angekettet und können so ihrem Job nur bedingt nachkommen. Letztlich finde ich am Abend kurz vor der Save einen geeigneten Schlafplatz in einem Rohbau der Ortschaft Gradusa Posavska.
1.9. In der Früh wecken mich heute Kühe in einem nahegelegenen Stall und ich mache mich früh auf die Socken. Um 6:30 beginnen die Fähren auf der Save zu verkehren, hat mir gestern noch eine Kellnerin verraten. Und tatsächlich, als ich so um 6:45 an die Save komme, ist der Fährmann schon aktiv. Es herrscht hier vollständige Ruhe und es liegt noch morgendlicher Nebel über dem Fluss.
Als ich für die Fahrt bezahlen möchte, lehnt der Fährmann ab. Er lädt mich dazu ein… Entlang des Dammes der Save gehe ich in ebener Landschaft wieder flussaufwärts weiter Richtung Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens. Am Abend erreiche ich die Ortschaft Martinska Ves, wo ich vor einem Kircheneingang einen geeigneten Platz für meine Isomatte finde. Allerdings muss ich mich hier wiederholt mit meinem Gelsenspray einsprühen um nicht vollständig von ihnen ‚verspeist‘ zu werden. Kein zweites Mal, denke ich mir…
2.9. Am Morgen frühstücke ich Salzstangerl und Schokocroissant bevor ich wieder zum Gehen anfange. Es macht mir nach wie vor Spaß, die Gegend zu Fuß zu erkunden. In dieser flachen Gegend ist es auch sehr einfach voran zu kommen.
Am späten Nachmittag erreiche ich dann die Ortschaft Jalsevec Nartski. Hier kaufe ich mir Käse, Wurst und zwei Mohnweckerl, die ich bei einer Busstation esse. Dann stelle ich mir heute das Zelt hinter einer Kirche auf und verbringe dieses mal eine von Gelsen ungestörte Nacht!
3.9. Heute ist Sonntag und im hoch katholischen Kroatien sind auch hier die meisten Geschäfte geschlossen. So esse ich zum Frühstück die zwei Croissants, die ich mir gestern vorsorglich schon gekauft habe und gehe wieder weiter meines Weges. Heute sind es nur mehr ca. 20 Kilometer in die Hauptstadt und ich erreiche bereits am Vormittag die ersten Industrieviertel der Stadt.
Im ersten Lokal, das offen hat, esse ich Käse Burek und lasse während dem mein Zelt, etc trocknen. Um ca. 15h erreiche ich dann den Hauptplatz von Zagreb und ich quartiere mich für einige Tage im Main Square Hostel ein. Es tut natürlich wieder einmal gut zu duschen und die Wäsche gemacht zu bekommen.
4.9. Ich habe heute wohl ca. 8 oder 9 Stunden geschlafen, weit mehr als im Durchschnitt. So bin ich um 7h früh putzmunter und ich erkundige mich bei der Hostelangestellten über die Stadt, Empfehlungen, etc… Um 8h beginnt dann das Frühstück, allerdings ohne Kaffee oder Tee, da es einen Stromausfall gibt. Der kommt allerdings später wieder. Eine junge Deutsche gibt mir während dem Frühstück noch einige Tipps für Zagreb und auch Slowenien bevor ich um 11h eine gratis Stadtführung mitmache. Diana heißt unser guide und sie bringt uns in ca. zwei Stunden die Geschichten der Altstadt Zagrebs näher. Derzeit sitze ich in einem kleinen Café beim Dolac Markt und schreibe diese Zeilen.
Gesamtkilometer: ca. 8.750
Fazit: In 7 Tagen bin ich also die ca. 220 Kilometer von Banja Luka nach Zagreb, in die Hauptstadt Kroatiens gewandert. Hauptsächlich entlang der Save, einem der längsten Donauzuflüsse. Die Holzhäuser im kroatischen Slawonien erinnern schon ein wenig an Österreich, auch das Preisniveau…:-) Daran muss ich mich erst wieder einmal gewöhnen, muss ich gestehen. Zagreb selbst erinnert mich von der Architektur und den Straßen und Häusern ein wenig an Wien, auch mit den vielen Museen und Galerien, etc. Ich werde hier noch ein paar Tage bleiben bevor es weiter geht Richtung Slowenien und Ljubljana (Laibach).
BOSNIEN UND HERZEGOWINA – Teil 3 (Sarajevo – Visoko – Travnik – Jajce – Banja Luka)
15.08. Heute nachmittag habe ich noch Zeit mir die Ausstellung ‚Galerija Srebrenica 11/07/95‘ anzuschauen. Sehr interessant, informativ und bedrückend zugleich. Es geht hier um den Genozid an muslimische Bosnier am 11/07/1995 und die Tage danach… Wer mehr dazu wissen möchte, hier der link – – > https://bs.m.wikipedia.org/wiki/Genocid_u_Srebrenici
Am Abend lasse ich mir noch einmal eine Creme pita (Cremeschnitte) und einen bosnischen Kaffee schmecken bevor ich mich zum Kino aufmache.
Der Film ‚We are no angels‘ aus dem Jahre 1989 wird im ehemaligen Apollo Kino gezeigt. Es ist dies das einzige Kino, das in Sarajevo während des Bosnienkrieges und der Belagerung der Stadt geöffnet hatte. Der Kinosaal ist nicht groß und erinnert mit dem Holzbalkon an die Kinos früherer Zeit. Diese Art von Kinos gibt es fast nicht mehr, denke ich mir. Robert de Niro in Bestform lassen mich den Abend in diesem historischen Kino richtig genießen.
16.08. Nach einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei packe ich meine Sachen und verlasse Sarajevo nach mehr als einer Woche Richtung Norden und Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen Republik. Ich komme durch viele Ortschaften und erreiche am späten Nachmittag die Stadt Visoko. Hier lasse ich mich in einer Pizzeria in der Nähe eines Flusses nieder und tanke mit einer Pizza Capricciosa meinen Kalorienbedarf auf. Visoko ist für die bosnischen Pyramiden bekannt, die in unmittelbarer Nähe von hier liegen. Die Sonnepyramide (220 m hoch), die Mondpyramide (190 m hoch), die Drachenpyramide und die Liebespyramide, wie sie allesamt so schön heißen.
Der Tempel der Mutter Erde komplettiert den bosnischen Pyramidenkomplex. Zudem gibt es hier ein unterirdisches Tunnelsystem, das sich bis zu den einzelnen Pyramiden erstreckt. Die Forschungen begannen im Jahre 2005 und man kam überein, dass noch weiter geforscht werden solle. Sollte es sich tatsächlich um Pyramiden handeln, dann wäre zB die Sonnepyramide um einiges höher als die Cheopspyramide in Ägypten und vor allem auch um einiges älter. Die Geschichtsbücher müssten neu geschrieben werden… Auf der Suche nach einer Unterkunft treffe ich einen Holländer, der schon länger hier ist und mir noch mehr von diesen Pyramiden erzählt. Auf meine Frage, ob er denn an diese Geschichte mit den Pyramiden glaube, meint er nur augenzwinkernd – Find out yourself (Finde es selber heraus)… 🙂
Vor einem etwas versteckten Schuleingang gegenüber einer Moschee finde ich dann ein schönes Plätzchen für meine Isomatte und ich verbringe hier eine ruhige Nacht.
17.08. Gut ausgeschlafen kaufe ich mir so um 6h morgens in einer Bäckerei ein paar Kipferl, die ich mir in einem Café mit einem kleinen Espresso und einem Glas Wasser schmecken lasse. Dann frage ich den Besitzer ob ich für einige Stunden meinen Rucksack bei ihm lassen könne, was natürlich kein Problem ist. So gehe ich ohne Gepäck zuerst zu dem Tunnelkomplex. Bis 10h vormittags kann man den selber erkunden bevor dann geführte Touren beginnen, hat mir der Holländer gestern noch auf meinen Weg mitgegeben. Im Inneren befinden sich bereits einige Leute, die vor allem zum Meditieren hierher kommen.
Messungen ergaben, dass es tatsächlich ein Kraftort ist und auch ich kann etwas spüren. Nach ca. 1 Stunde gehe ich wieder durch das weitverzweigte Tunnelsystem hinaus und treffe den Holländer von gestern. Er ist mit seinem Freund hier, der ebenfalls Holländer ist. Nach ca. 1 Stunde gehen wir dann alle drei gemeinsam weiter zur Sonnenpyramide, die ich besteigen möchte. Die beiden waren selber schon oben und gehen weiter zur Liebespyramide.
Ca. 220 Meter ist die Sonnenpyramide hoch, durch das feuchte Klima ist sie natürlich mit Vegetation bewachsen. Ich glaube man braucht wirklich etwas Zugang zur Esoterik um an das ganze zu glauben. Allerdings gibt es auch viele wissenschaftliche Messungen, etc, die tatsächlich auf die Existenz dieser Pyramiden schließen lassen. ‚Find out yourself‘ würde auch ich sagen… 🙂
Dann gehe ich wieder zurück in das Café, hole meinen Rucksack ab und esse zum Mittagessen Cevapi.
Am Weg weiter Richtung Norden finde ich in einem kleinen Dorf ca. 15km nördlich von Visoko in einem Rohbau ein ideales Platzerl zum Schlafen.
18.08. Heute starte ich ohne Frühstück und nach einigen Kilometern esse ich in einem kleinen Restaurant zwei Spiegeleier, Käse und Brot.
Heute ist es bewölkt und ideal zum Wandern und so gelange ich nach ca. 36 km zu einem Sportplatz mit einer überdachten Vereinshütte. Gegenüber esse ich etwas und genehmige mir ein Bierchen. In der Zwischenzeit fahren auch die Jungs mit ihrem Fußball nach Hause und die Vereinshütte wird ‚frei‘. Es beginnt auch zu regnen und ein leichtes Gewitter zieht auf. So bietet mir die überdachte Vereinshütte einen idealen Schutz vor Wind und Regen und ich verbringe hier eine schöne Nacht.
19.08. Nach einer ruhigen Nacht gehe ich heute wieder ca. 5 km bevor ich in einem kleinen Café frühstücke. Dann gehe ich die letzten ca. 10 km weiter Richtung Travnik, einer schönen und kleinen bosnischen Stadt. Ich habe mich heute hier im ABA Motel für ca. 20 € die Nacht einquartiert. Zuerst duschen, dann die Wäsche zum Waschen abgeben und Mittagessen. Mein übliches Programm wenn ich wo nach ein paar Tagen im Freien wieder in einer richtigen Unterkunft ankomme.
Den Nachmittag nütze ich um mich in der Stadt umzusehen. Es gibt hier einige schöne Moscheen, Kirchen und auch eine über die Stadt thronende Burg.
Vor einer Bäckerei komme ich mit Armin ins Gespräch. Er spricht gut Deutsch und erzählt mir, dass 99% seiner Klassenkameraden bereits das Land verlassen haben. Es gibt einfach keine Jobs und die jungen Leute suchen ein besseres Leben im Ausland. Zudem sei das Land korrupt, so sind Uniabschlüsse, etc gegen Geld erhältlich. Natürlich nicht sehr motivierend für Leute, die es ehrlich meinen und pauken… Am Abend gibt es ein heftiges Gewitter mit Starkregen und ich betrachte interessiert und aufgeregt das Naturschauspiel. Natürlich bin ich auch froh in einem feinen Zimmer zu sein.
20.08. Ich werde wohl heute noch hier bleiben. Es gibt noch einiges zu erkunden und vor allem möchte ich mir auch das Geburtshaus von dem ehemaligen jugoslawischen Schriftstellers Ivo Andric anschauen, der 1961 den Literaturnobelpreis bekommen hat.
Nach dem ich mir das Geburtshaus von Ivo Andric angesehen habe, bekomme ich am Vormittag plötzlich das Gefühl doch weiter gehen zu wollen. So starte ich um ca. 11h und erreiche am Abend die Ortschaft Hamandzici, wo ich bei einer Moschee mein Zelt aufstelle.
Während ich meine Isomatte aufblase, ruft mir eine Frau von einem Haus zu, dass ich auf einen Kaffee vorbeikommen soll. Zeitgleich kommt auch ein anderer Nachbar zu mir und er erzählt mir, dass sein Bruder in Wien arbeitet. So haben wir schon ein Gesprächsthema und wir trinken dann alle einen Kaffee bei der Frau, die mich und dann auch die anderen eingeladen hat.
Wir sitzen inmitten eines wunderschönen Gartens und es gibt neben Obst auch Süßigkeiten zum Kaffee. Die selbstgemachten Kolaci schmecken hervorragend. Gegen 8h abends verabschieden wir uns und ich gehe ins Zelt schlafen. Der andere Mann kommt dann noch einmal mit Bureks, Hähnchen und einer Flasche Saft vorbei. Die Gastfreundschaft lebt auch hier in Bosnien – vielen Dank!
21.8. Heute morgen esse ich einen Teil der Bureks von gestern und beginne so um 7h Richtung Jajce zu gehen. Ich befinde mich auf ca. 1.000 Höhenmeter und die Temperaturen sind angenehm. Es geht dann auf einer Forststrasse bergab und nach einer kurzen Pause erreiche ich am frühen Nachmittag die Stadt Jajce. Die Stadt befindet sich auf ca. 350 Höhenmeter und es ist deutlich wärmer als die letzten Tage.
So quartiere ich mich für 8€ die Nacht in einer Jugendherberge ein und wasche mein Leiberl, das völlig nass ist. Dann raste ich ein wenig bevor ich am Abend noch einmal in die Altstadt gehe. Es gibt hier einen Wasserfall mitten in der Stadt und auch sonst finde ich die Stadt sehr schön. Ich werde hier eine zweite Nacht bleiben und morgen die Stadt weiter erkunden.
22.8. Da es untertags derzeit ganz schön heiß wird, gehe ich bereits am Morgen entlang des Pliva Flusses zu den Mlinovi Wassermühlen.
Die im Mittelalter erbauten Mühlen, die den großen vom kleinen Pliva-See trennen, gehören zu einem der 29 Nationaldenkmäler in Jajce, die unter staatlichem Schutz stehen. Frühmorgens liegt noch Nebel über dem Wasser und es ist noch angenehm kühl. Danach frühstücke ich im Hotel Pliva-See bevor ich noch einmal zu den Wassermühlen zurückgehe. Zwei Einheimische, die gut Deutsch sprechen und in Frankfurt leben, nehmen mich in ihrem Auto die 5 km wieder zurück in die Stadt. Wir führen zudem ein interessantes Gespräch in diesen paar Minuten, die wir Zeit haben. Bosnien sei seit dem Dayton Abkommen im Jahre 1995 (es beendete den Bosnienkrieg) zum Scheitern verurteilt, erklärt mir der Fahrer. ‚Drei Präsidenten in einem Land, wie soll das gut gehen. Und zwei davon (der von den bosnischen Serben und der von den bosnischen Kroaten) arbeiten gegen das Land. Sprich, sie bringen das Geld ins Ausland nach Kroatien und Serbien, wo sie und ihre Familien und Freunde in ihren Villen leben. Nur der bosnische Präsident setzt sich für das Land ein, ist aber bei drei Präsidenten in der Minderheit. Das Land steht seit Jahrzehnten quasi still!‘ Kein Wunder, dass die jungen Bosnier alle auswandern, denke ich mir nur… Sie lassen mich dann bei der Jugendherberge aussteigen und ich bedanke mich bei Ihnen.
Bevor die Mittagshitze wieder hereinbricht gehe ich noch einmal in die Stadt. Ich besuche das AVNOJ Museum, in dem am 29. und 30. November 1943 die zweite Sitzung des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung Jugoslawiens (AVNOJ) stattfand. Bei dieser Sitzung gaben die Vertreter von Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Slowenien einen Teil ihrer Souveränität auf um eine sozialistische föderative Republik Jugoslwien zu schaffen. Zu der Museumseinrichtung gehört u.a. auch der originale Sessel von Tito und andere originale Möbeln dieser Sitzung.
Danach gehe ich auf die Burg von Jajce hinauf, die im 14. Jhdt erbaut wurde. 1461 wurde hier der letzte bosnische König gekrönt bevor das Land unter osmanischer Herrschaft geriet.
Derzeit sitze ich in einem kleinen Café und habe soeben wieder mit Muttern telefoniert. Alles bestens und sie erzählt mir wieder die letzten Neuigkeiten aus der Heimat.
Am Abend sitze ich noch in einem Café direkt unter den alten Stadtmauern mit Einheimischen zusammen. Ein älterer Bosnier spricht gut Deutsch und hat viel in Frankfurt gearbeitet. Er wurde sehr gut von seinen deutschen Kollegen und Chefs behandelt und habe hier zu Hause jetzt ein gutes Auskommen. Am Rückweg zur Unterkunft schlecke ich noch einmal ein Eis. So richtig abkühlen tut es allerdings auch nicht… 🙂
23.8. Gut ausgeschlafen esse ich zum Frühstück bosnische Mehlspeisen mit Kirschen und Vanillecreme, die ich mir gestern noch von der Bäckerei mitgenommen habe. So um 8h verlasse ich dann die Herberge von Jajce. Zuerst geht es einige Höhenmeter bergauf, dann durch schöne hügelige Landschaft Richtung Norden. Man könnte fast glauben, man spaziert im Mühlviertel dahin. Zumittag komme ich nach ca. 25 km in der Stadt Mrkonjic Grad an, wo ich in einem kleinen Restaurant Cevapi esse.
Ich kaufe mir dann in einer Bäckerei einige Lebensmittel, da ich heute Abend und morgen keine Lebensmittel bekommen werde. Um 16h, als die Mittagshitze allmählich nachlässt, gehe ich dann noch ca. 10 km weiter. Auf einer Anhöhe finde ich unter einem Baum einen langen Tisch mit Holzbänke. Ideal um hier wieder einmal meinen Gaskocher anzuwerfen und Nudeln zu kochen. Mit dem mitgebrachten Brot immer eine willkommene Verpflegung. Die Bauern nebenan winken mir zu, so habe ich das Gefühl willkommen zu sein. Letztlich verzichte ich heute auf mein Zelt und verbringe eine schöne Nacht auf meiner Isomatte unter dem Sternenhimmel. Irgendwann in der Nacht werde ich munter und ich schaue mir die verschiedenen Sternenbilder am Himmel an. Man kommt sich so klein vor wenn man das alles länger betrachtet.
24.8. Am Morgen packe ich meine Sachen zusammen, während eine einheimische Frau in der Nähe auf eine Mitfahrgelenheit wartet. Sie zeigt mir wo es hier Wasser gibt und mit aufgefüllten Flaschen gehe ich wieder weiter meines Weges.
Wieder so um 14h komme ich in der kleinen Ortschaft Kola vorbei und das auf meiner Karte eingezeichnete Restaurant hat geschlossen. Na super… Dafür gibt es in der Nähe ein kleines Lebensmittelgeschäft, wo ich mir einen Zitronenradler und salzige Chips zum Mittagessen kaufe. Ich lerne hier einige Einheimische kennen, die auf den Bierkisten sitzen.
Einer davon spricht gut Deutsch und arbeitet in Linz. Er sei gerade mit seiner Familie hier in seiner Heimat auf Urlaub und freut sich seine alten Kumpels zu treffen. Es sind nur mehr ca. 15 km bis Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen Republik und ich beschließe noch heute bis dorthin weiter zu gehen.
Um ca 19h erreiche ich dann Banja Luka und ich quartiere mich im Motel Kobilj in der Nähe von warmen Thermalquellen ein. Die freundliche Rezeptionistin macht mir dann noch etwas zum Essen und ziemlich müde schlafe ich früh ein.
25.8. Ich schlafe heute bis 7:30 und genieße lange das Frühstück auf der Terrasse des Hotels mit Blick auf den Fluss Vrbas, der sich durch die Stadt Banja Luka schlängelt. Da es heute wieder sehr heiß (bis zu 40 Grad) wird, beschließe ich hier einen Rasttag einzulegen. So kann ich mich ein wenig in die Thermalquellen setzen, im kalten Gebirgsfluss Vrbas schwimmen und mich von den letzten Tagen und der Hitze erholen.
Heute habe ich seit langem mal wieder einen richtigen Badetag gehabt. Ich habe es genossen im kalten Gebirgsfluss Vrbas zu schwimmen und anschließend in den ca. 38 Grad warmen Thermalquellen zu entspannen. Für mich genau das Richtige… Am Abend bin ich in das Restaurant Slap essen gegangen. Cevapi nach Banja Luka Art und ein heimisches Nektar vom Fass stillen meinen Hunger.
26.8. Ich möchte mir auch die Stadt Banja Luka, die Hauptstadt der serbischen Republik, selber anschauen und so gehe ich mit meinem Rucksack in das Stadtzentrum.
Im Apartmani Kobilj finde ich eine gute Bleibe entlang des Flusses wo es nicht so heiß ist. Am Abend durchstreife ich die Altstadt von Banja Luka. An diesem warmen Samstag Abend herrscht großes Treiben in den Straßen, Banja Luka ist ja auch für sein Nachtleben bekannt.
27.8. Auch heute geht der Thermometer noch einmal Richtung 40 Grad und ich beschließe hier zu bleiben. Ab morgen wird es wieder etwas kühler werden und somit auch wieder besser zum Gehen. So habe ich heute morgen Zeit die Stadt genauer zu erkunden.
Die Stadt selbst ist sehr grün mit vielen Bäumen und Parks, in denen man gut entspannen kann. Vormittags war ich innerhalb ein paar Stunden sowohl bei einem orthodoxen als auch katholischen Gottesdienst und letztlich auch beim Mittagsgebet der Muslimen. Alle drei Religionen leben hier nebeneinander. Schließlich esse ich zumittags drei Kugeln Eis und kühle mich gerade in meiner Unterkunft etwas ab.
Gesamtkilometer: ca. 8.530
Fazit: Bosnien und Herzegowina ist definitiv mehr als nur Sarajevo und Mostar. Auch kleinere Städte wie Travnik und Jajce laden mit ihren Burgen, Museen, etc zu einem Besuch ein. Der günstige Wechselkurs zwischen bosnischer Mark und dem Euro trägt zusätzlich noch dazu bei. Das Land ist quasi dreigeteilt mit drei Präsidenten, jeweils einen für die muslimischen Bosniaken, die orthodoxen Serben und die katholischen Kroaten. Definitiv alles andere als gut für die Entwicklung dieses Landes. Während meinen mehr als fünf Wochen in Bosnien und Herzegowina habe ich allerdings sehr viel Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren, weit mehr als ich erwartet habe. Vielen Dank Ihr lieben Bosnier!
BOSNIEN UND HERZEGOWINA – Teil 2 (Sarajevo – Mostar – Sarajevo)
05.08. Nachdem ich also auf dem Bahnhof in Sarajevo die Zugverbindungen nach Mostar für kommenden Dienstag herausgefunden habe, verbringe ich einige Zeit im Holiday Hotel. Am Dach dieses Hotels befanden sich während des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 Snipers, also Scharfschützen, der serbischen Republik.
Im Anschluss daran besuche ich das sehenswerte Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina.
Es regnet heute, so habe ich auch das Gefühl, nichts draußen zu versäumen. Auch hat es ordentlich abgekühlt, herrlich… Dann gehe ich entlang des Miljacka Flusses wieder in die Innenstadt zurück und verbringe den Abend in der Altstadt und im alten Basar der Stadt.
06.08. Heute ist Sonntag und nachdem ich mir sowieso die Kathedrale von Sarajevo anschauen möchte, beschließe ich gleich zum Gottesdienst zu gehen. Um 8h versammeln sich doch einige katholische Gläubige in dieser wunderschönen Kirche.
Nach ca. 35 Minuten ist die Messe vorbei und ich gehe noch einmal in die Unterkunft zurück um meine Reservierung für weitere 4 Nächte bei Adna zu bestätigen. Ich werde ja einige Tage in Mostar verbringen, bevor ich wieder zurück nach Sarajevo komme und mit Andreas gemeinsam noch ein paar Tage hier bleibe.
Dann geht meine Wanderung wieder von Sarajevo weiter gen Norden und Kroatien. Adna empfiehlt mir das War Childhood Museum zu besuchen und ich komme ihrem Rat nach. Es behandelt persönliche Erlebnisse und Erfahrungen von Kindern während des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995.
Zumittag esse ich am alten Markt Brot und Fleisch mit Kaymak (Käse) bevor ich noch einmal in das Museum zurückkehre und mir den Rest anschaue. Diese Stadt hat schon eine Geschichte…
Den Nachmittag und Abend verliere ich mich in der Stadt bevor ich mir noch ein weiteres kleines Museum mit dem Titel ‚Belagerung von Sarajevo‘ (Siege of War) anschaue. Derzeit liege ich bereits im Bett und werde bald schlafen.
07.08. Nach einem Frühstück in einer Bäckerei gehe ich heute zum Österreich-Platz (Trg Austrije). Er befindet sich in der Nähe der Lateinerbrücke, wo 1914 das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie stattfand. Mit der Buslinie 103 gelange ich dann nach ca. einer halben Stunde in das Stadtviertel Dobrinja in der Nähe des Flughafens. Von dort gehe ich dann noch ca. eine weitere halbe Stunde zum Stadtviertel Butmir auf der anderen Seite des Flughafens. Da während der Belagerung Sarajevos zwischen 1992 und 1995 der Flughafen Sarajevos von der UN, den Vereinten Nationen, kontrolliert wurde, und auch sie die Bevölkerung nicht entkommen lassen durften, beschlossen die muslimischen Bosnier einen unterirdischen Tunnel unter dem Rollfeld des Flughafens zu graben.
Man muss sich das vorstellen, der Tunnel war ca. 800 m lang und 1,5 Meter hoch, das war sozusagen das ‚Stadttor‘ für die Bosnier in Sarajevo. Und mit blosser Hand haben sie ihn in genau 4 Monaten und 2 Tagen gebaut, von beiden Seiten aus grabend. Als der Tag gekommen war, dass beide Seiten zusammenfanden beschrieb ein Arbeiter am Tunnel sein Gefühl wie folgt: ‚Ich war bei der Geburt meiner beiden Töchter dabei, aber mein wohl glücklichster Tag war als der Tunnel von beiden Seiten passierbar war’…
Ohne diesem Tunnel hätte die Stadt nicht überlebt. Niemand durfte davon wissen und so dienten zwei Familienhäuser auf beiden Seiten des Tunnels als Ein-und Ausgang des Tunnels. Es konnten so Lebensmittel, Wasser, Benzin, Waffen, etc in die Stadt gebracht werden.
Um die Mittagszeit fahre ich mit dem Bus wieder zurück in die Stadt und bei einem bosnischen Kaffee lerne ich Istvan aus Transylvanien kennen. Er ist Pianolehrer an einer Uni in Rumänien und ist mit seinem Auto auf Urlaub hier in Bosnien und Herzegowina. Ich solle mich doch melden bei ihm wenn ich in sein Land komme, meint er noch bevor er mit seinem Auto Richtung Banja Luka weiter fährt.
Den Abend verbringe ich auf der gelben Burg (Zuta Tabija) von wo man einen schönen Blick auf die Stadt genießen kann.
08.08. Frühmorgens klettere ich aus meinem Bett und mache mich zum Bahnhof auf.
Ich fahre heute mit dem Zug nach Mostar, der Hauptstadt der Herzegowina. Diese Stadt ist ja vor allem für ihre alte Steinbrücke aus osmanischer Zeit bekannt. Der Zug passiert viele Tunnels und Brücken und die Berglandschaft nach Mostar ist wunderschön. Neben mir sitzt Alper, ein Englischlehrer aus der türkischen Stadt Konya, und wir tauschen Nummern aus. Wer weiß vlt gibt es ja wo ein Wiedersehen. In Mostar quartiere ich mich für drei Nächte im Downtown Hostel ein. Das Haus befindet sich auf der bosnischen Seite der Stadt, wie mir Sonja, die Besitzerin, erklärt. Auf der anderen Seite der Stadt leben hauptsächlich bosnische Kroaten.
Auch hier hat der Bosnienkrieg Anfang der 1990-er Jahre gewütet und viele Leute sibd dabei ums Leben gekommen. Im Restaurant Radobolja etwas außerhalb der Stadt gönne ich mir heute eine gebratene Forelle mit Kartoffeln und einem guten Glas Weißwein. Das ganze kostet 20 bosnische Mark, also umgerechnet 10 Euro und schmeckt ausgezeichnet. Dann gehe ich in die Unterkunft zurück und raste mich ein wenig aus bevor ich den Abend in der mit Touristen gefüllten Altstadt verbringe.
09.08. Heute schlafe ich mich wieder einmal richtig gut aus und um ca. 7:30 frühstücke ich in einer Bäckerei auf der kroatischen Seite der Stadt. Dann besichtige ich heute noch einmal die Altstadt, die alte und bekannte Steinbrücke über den Fluss Neretva und den alten Markt.
Ein wenig Geschichte zu der alten Steinbrücke von Wikipedia: ‚Am 9. November 1993 haben Truppen der bosnischen Kroaten das Wahrzeichen der Stadt Mostar, die alte Brücke über den Fluss Neretva (stari most), gezielt zerstört. Nach Kriegsende wurde sie zunächst durch eine Hängebrücke ersetzt und dann wieder aufgebaut. Im Jahr 2005 wurde sie als Teil der Altstadt in die Liste UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.‘
Die Morgenstunden sind in Mostar definitiv am Schönsten weil es am ruhigsten ist. UNESCO-Weltkulturerbestätten ziehen halt auch dementsprechend viele Urlauber und Touristen an, so wie mich halt auch.
In der Zwischenzeit raste ich mich in einem Cafe an der Tito-Brücke aus und werde dann weiter die Stadt erkunden. In diesem Café lerne ich auch noch Edvin kennen, einen Bosnier aus Mostar. Er erzählt mir wie er damals mit 12 Jahren gemeinsam mit seiner Familie zuerst nach Zagreb und von dort nach Deutschland geflohen ist. Jetzt lebt er in Chicago, arbeitet erfolgreich als Modeberaterund macht einige Wochen Urlaub in seiner Heimat. Bzgl meiner Mode enthält er sich vornehm der Stimme… :-)))
10.08. Am Morgen mache ich heute einen Ausflug nach Blagaj, einem Ort in der Nähe von Mostar. Es gibt hier ein historisches Sufikloster und Derwischhaus, das Anfang des 16. Jhdt mit dem Ankommen der Osmanen erbaut wurde.
Seit dem Ende des WK2 ist der Sufismus in Bosnien und Herzegowina verboten und es wird heute als Museum verwendet. Den restlichen Tag verbringe ich noch in Mostar und genieße vom Ufer der Neretva den Blick auf die alte Steinbrücke und die Altstadt.
11.08. Da mein Zug heute bereits um kurz nach halb sieben nach Sarajevo geht, stehe ich wieder einmal früh auf und verabschiede mich von der lieben alten Frau des Hauses. Nach Ankunft in Sarajevo gehe ich wieder in das Balkan Han Hostel und stelle meinen Rucksack ab. Dann geht es direkt in das Hotel Astra, in dem Andreas seit gestern residiert. Im Frühstücksraum gibt es ein freudiges Wiedersehen und das Schokocroissant schmeckt gut:-)
Wir werden gemeinsam hier ein paar Tage in Sarajevo verbringen bevor er wieder zurück nach Wien fliegt und ich weiter gehe. Er hat mir u.a. auch wieder neue Schuhe gebracht, die ich gut für meine restlichen Kilometer nach Hause gebrauchen kann. Die Berge zwischen Tirana und Sarajevo haben dem Profil ordentlich zugesetzt. Dann erkunden wir gemeinsam die Stadt, trinken Kaffee und essen Cremeschnitte. Dann erkundigen wir uns auch über das Programm des internationalen Filmfestivals, das heuer das 29. mal stattfindet.
Wir besuchen auch das Museum, direkt am Ort des Attentats in Sarajevo 1914, die Brauerei Sarajevsko und die Heilige Anton Kirche.
Den Abend verbringen wir im Cafe Ministry of Cejf, von wo wir einen schönen Blick auf den Hauptplatz der Stadt haben. Die eigentliche ‚Attraktion‘ dieses Cafés ist allerdings der Besitzer… 🙂
12.08. Nach einem Frühstück in einer Bäckerei hole ich um 10h wieder Andreas von seinem Hotel ab. Während wir uns heute morgen beim Ticketschalter zwei Karten für den Film ‚Freedom‘ im Rahmen des Sarajevo Filmfestivals kaufen, treffen wir Bernd und Amelie aus Lübeck. Andreas war gemeinsam mit ihnen in Sarajevo mit dem Flieger hier angekommen und mit dem Taxi in die Stadt gekommen. Bernd lädt uns spontan zu einem Kaffee ein und erzählt uns von ihrer Tätigkeit als Fotografen. Auch sie haben hier bereits Fotografien ausgestellt und kommen schon öfters hierher. Dann verabschieden wir uns von ihnen und fahren mit der Gondelbahn auf den Berg Trebevic, den Hausberg von Sarajevo.
Hier befindet sich die ehemalige Bobbahn der Winterolympiade 1984, die derzeit nicht mehr aktiv genutzt wird und somit zu Fuß begangen werden kann.
Während der Belagerung Sarajevos wurde auch von hier auf die Stadt geschossen… Bei einem Kaffee genießen wir von hier oben die Aussicht auf die Stadt bevor wir uns wieder in das Getümmel der Altstadt begeben.
Am Abend fühle ich mich nicht so wohl und ich gehe früh schlafen. Der kühle Wind gestern Abend im Ministry of Cejf hat mir wohl nicht gut getan.
13.08. Nach dem es mir heute wieder besser geht, besuchen wir vormittags das jüdische Museum, das sich in der alten Synagoge der Stadt befindet.
Sie wird nur mehr an Feiertagen zum Gebet benützt, wie uns die Frau beim Eingang erzählt. Im Anschluss daran lernen wir im Cafe Slatko Cose zwei junge Bosnier, Ivan und Samil, kennen, die beide in Mannheim leben und perfekt Deutsch reden.
Ivan hat einen Teil seiner Kindheit während der Belagerung in Sarajevo verbracht und es ist sehr interessant seine Schilderungen davon zu hören. Im Anschluss daran bringe ich Andreas noch zum Zugbahnhof, der ihn auch interessiert und während Andreas den alten jüdischen Friedhof besucht, gehe ich in das historische Museum in der Nähe des Nationalmuseums.
Im Café Tito neben ein paar herumstehenden Panzern treffen wir uns dann wieder und essen danach in dem Restaurant Zmaj in der Nähe des Busbahnhofs gute Pljeskavicas. Beim Rückweg in die Stadt lassen wir uns im Café Cejf guten Kaffee und Karottenkuchen schmecken.
14.08. Heute morgen besuchen wir gleich als erstes die einzige noch aktive Synagoge der Stadt, die sich auf der anderen Seite des Flusses befindet.
Früher habe es sieben Synagogen gegeben, heute gibt es nur mehr eine und es leben noch ca. 750 Juden in der Stadt, wie uns hier eine Frau in der Synagoge erzählt. Im Anschluss daran gehen wir in die Nationalgalerie, die verschiedene Exponate von mehreren bosnischen Künstlern zeigt. Die Teestube Franz & Sophie wurde uns von Bernd empfohlen und da auch Andreas gerne Tee trinkt, statten wir dieser Teestube einen Besuch ab.
Adnan, der Besitzer, spricht gut Deutsch und während Andreas ein wenig Tee verkostet, kaufen wir auch doch einige Teesorten ein. Teesorten wie Sarajevo oder Orientexpress sprechen einem ja schon alleine vom Namen an und der nächste Winter kommt bestimmt… 🙂 Gleich ums Eck von hier befindet sich das Restaurant ‚Singing Nettle‘, das mir von Cat empfohlen wurde. Zara, die Besitzerin, ist wirklich einen Besuch wert und die Speisen, meist mit pürierten Brennnesseln zubereitet, schmecken hervorragend.
Am Abend schauen wir uns dann im Nationaltheater den Film ‚Freedom‘ an, in dem es um den Umsturz des Regimes in Rumänien 1989 in der rumänischen Stadt Sibiu geht. Im Anschluss daran kaufen wir uns beide noch ein Leiberl vom Filmfestival, das mir Andreas liebenswerter Weise gemeinsam mit dem gekauften Tee mit nach Hause nehmen wird. In der Fußgängerzone lassen wir den Abend mit einem guten Tee ausklingen und verabschieden uns dann so gegen Mitternacht wieder für eine längere Zeit. Während Andreas morgen ja wieder nach Hause fliegt, werde ich morgen wahrscheinlich noch einen Tag hier bleiben und mir einen weiteren Film anschauen.
15.08. Am Morgen organisiert mir Unkas, der Besitzer der Unterkunft, noch eine weitere Nacht und so steht tatsächlich nichts mehr im Wege noch einen weiteren Tag hier in Sarajevo zu verbringen. Ich benütze den heutigen Tag mich wieder einmal bei einem Friseur rasieren zu lassen. Dann ist endlich auch einmal die alte orthodoxe Kirche offen, die auch innen sehr interessant ist.
Während jetzt gerade meine gewaschenen Socken in der Sonne trocknen, schreibe ich diese Zeilen und werde mir heute Nachmittag noch die eine oder andere Ausstellung anschauen. Für den heutigen Abend habe ich gestern noch eine Restkarte um 2,50€ für den Film ‚We are no Angels‘ aus dem Jahre 1986 mit Robert de Niro, Sean Penn, Demi Moore, etc bekommen, den ich mir auf alle Fälle noch anschauen werde. Dann wird meine Pause vom Wandern wieder vorbei sein und so werde ich morgen wieder weitergehen Richtung Norden und Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen Republik.
Gesamtkilometer: ca. 8.310
Fazit: Die beiden Städte Sarajevo und Mostar sind für sich alleine schon eine eigene Reise wert. Es gibt hier viele Museen und Ausstellungen, die an die Kriegszeiten vor ca. 30 Jahren erinnern. Es gibt hier somit auch viel aufzuarbeiten und wieder in Erinnerung zu rufen. Die Einheimischen machen allerdings hier jetzt einen sehr glücklichen und zufriedenen Eindruck, sodass ich glaube, dass es ihnen doch bereits relativ gut gelungen ist, die Vergangenheit zu bewältigen. Sarajevo für sich ist für mich ein kleines Schmuckstück. Es gibt hier viele interessante Orte, kleine Cafés, Restaurants, etc und vor allem während des Filmfestivals ist hier auch richtig viel los auf den Straßen. Für mich wieder einmal eine willkommene Abwechslung bevor es wieder hinaus geht in die freie Landschaft und die kleinen Dörfer und Ortschaften des Landes.
BOSNIEN UND HERZEGOWINA – Teil 1 (Maglic – Foca – Stirinsko Jezero – Kalinovik – Umoljani – Sarajevo)
24.7. Heute ist mein erster Tag in Bosnien und Herzegowina, das mein 14tes Land auf meiner Wanderung ist.
Hier ein paar geschichtliche Erinnerungen an die Entstehung dieses Landes. Am Ende des Bosnienkrieges, der 1992 begann, stand der 1995 in Dayton (USA) paraphierte und in Paris am 14. Dezember unterzeichnete Dayton-Vertrag, der den nunmehr föderal organisierten Staat Bosnien und Herzegowina schuf, bestehend aus den beiden Entitäten Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska. Bosnien selbst bildet heute keine administrative Einheit mehr, sondern ist innerhalb des Staates Bosnien und Herzegowina auf die Republika Srpska, die Föderation Bosnien und Herzegowina sowie den Distrikt Brčko aufgeteilt.
Wie bereits im letzten Bericht beschrieben, erklimme ich an diesem Tag den Berg Maglic (2.386m), den höchsten Berg von Bosnien und Herzegowina.
Den Abend verbringe ich am Trnovacko See wieder auf montenegrinischem Staatsgebiet.
25.7. Ich verabschiede mich frühmorgens von den Belgiern und Engländern und finde mich wieder alleine auf der Via Dinarica. In der ersten Ortschaft Tjentište erklärt mir eine Betreiberin eines Lebensmittelladens, dass sich der nächste Bankomat in der 28 km entfernten Stadt Foca befindet. Da ich lokale Währung (Bosnische Mark) brauche, beschließe ich dorthin zu stoppen. Ich werde in Foca Geld abheben, mich etwas erholen und dann wieder nach Tjentište zurückkehren. Dann werde von Tjentište die Wanderung Richtung Heimat fortsetzen. Letztlich nimmt mich ein Buschaffeur gratis mit nach Foca, wo ich im Hotel Zelengora eine gute und preiswerte Unterkunft finde. Als erstes hebe ich Geld ab, 2 bosnische Mark (BAM) entsprechen ca. 1 Euro. Ein Friseur rasiert meinen Bart ab und macht mich so wohl wieder ein paar Jährchen jünger. Letztlich finde ich an diesem Tag früh das Bett, die letzten Tage haben auch bei mir Spuren hinterlassen.
26.7. Heute früh regnet es und es gibt auch wieder einmal ein leichtes Gewitter. Ich bin froh hier im Trockenen zu sein.
Nach einem Frühstück in einer Bäckerei gehe ich zu einer Schneiderin, die mir meine kleinen Löcher in der Hose näht. Zwei Mark verlangt sie dafür, durchaus leistbar also. Bosnien und Herzegowina ist übrigens offiziell das ärmste Land Europas und hat eine Arbeitslosenquote von ca. 40%. Dementsprechend billig und niedrig ist auch das Preisniveau hier. Im Café und Restaurant Monte Christo schreibe ich dann heute wieder einmal meinen Bericht über Montenegro fertig und schicke ihn via WhatsApp aus.
Am Abend schaue ich mir noch im nahegelegenen Kino den Film ‚Oppenheimer‘ an. Er wird in Englisch mit serbischen Untertiteln gezeigt und der Eintritt kostet 5 BAM (umgerechnet 2,50€). Er dauert an die drei Stunden und er gefällt mir sehr gut.
27.7. Heute ist mein zweiter Rasttag hier und ich werde bald frühstücken gehen. Dann werde ich heute meine weitere Wanderung und Route planen. Nach dem Frühstück schaue ich kurz bei einer Erste Hilfe Station vorbei und der Arzt bescheingt mir, dass der kleine Schnitt auf der rechten Ferse bereits am Ausheilen ist und ich wieder weiter gehen kann. Ich habe mir bei den scharfen Steinen beim Baden am Trnovacko See eine kleine Schnittwunde zugezogen, die aber schon wieder besser wird. Dann schaue ich mir die Stadt Foca ein wenig an und besuche auch das örtliche Museum in Foca, das Ausstellungen aus dem WK2 und dem Bosnienkrieg zeigt.
Ich sitze derzeit wieder im Café Monte Christo und schreibe diese Zeilen. Den restlichen Nachmittag und Abend verbringe ich damit, meine Applikation zur Navigation und Trackaufzeichnung (Oruxmaps) zu reparieren. Schon seit ca. 2 Wochen funktioniert es nicht mehr richtig und es wurde schön langsam nervig. Erst nach einer völligen Neuinstallation der Applikation funktioniert am Abend wieder alles so wie es sein soll und ein Test um ca. 21h mitten in der Stadt verläuft erfolgreich. Zufrieden gönne ich mir dann noch ein Bierchen und gehe schlafen.
28.07. Ich werde heute mit dem Bus wieder nach Tjentište zurück fahren. Von Tjentište, wo ich vor drei Tagen meine Wanderung unterbrochen habe, werde ich wieder weiter entlang der Via Dinarica Richtung Sarajevo gehen.
Am Weg zur Busstation trinke ich in einem Café noch einen Espresso. Bei der Busstation sehe ich bereits von weitem eine junge Frau mit ihrem Blondschopf. Das kann nur Alice, die Engländerin, sein. Matt trinkt gerade einen Kaffee, wie sie mir verrät und auch sie haben hier ihre Lebensmittelvorräte aufgestockt. Gemeinsam fahren wir also mit dem Bus wieder zurück nach Tjentište. Nach ca. drei Stunden Aufstieg zum Donje Bare, einem Bergsee, essen wir hier gemeinsam zu Mittag. Es gibt hier auch eine Wasserquelle und ich fülle meine Flaschen auf.
Während die beiden hier übernachten werden, gehe ich an diesem Abend noch weiter zum Gornje Bare, einem weiteren der vielen wunderschönen Bergseen. Auf einer kleinen Anhöhe übernachte ich hier völlig alleine vor einer romantischen Bergkulisse.
29.07. Am Morgen esse ich Müsli, Walnüsse und getrocknete Früchte und um ca. 7:30 ist mein Rucksack gepackt und wieder fertig zum Abmarsch. Ich auch? Nein, noch einmal setze ich mich nieder, genieße noch einmal die morgendliche Stimmung an diesem See und um ca. 8h bin dann auch ich bereit weiter zu gehen.
Nach einigen Stunden bergauf erreiche ich um die Mittagszeit den Gipfel des Bregoč, mit 2.014m der höchste Berg des Zelengora Gebirges. Auch ein junges belgisches Pärchen ist hier oben und wir tauschen einige Informationen aus.
Am Weiterweg sehe ich von weitem auch schon Alice und Matt herantraben, auch sie mussten relativ früh gestartet sein. Ich gehe weiter und denke mir: Auch die bosnischen Berge sind wunderschön, auch wenn bereits ein wenig niedriger als in Albanien und Montenegro. Am Nachmittag komme ich dann am nächsten Bergsee vorbei, dem Orlovacko Jezero. Heute ist Samstag und da dieser See auch mit dem Auto erreichbar ist, geht es hier relativ geschäftig und laut zu. Ich komme mit Bosniern aus Sarajevo ins Gespräch und nach ca. 10 Minuten packt einer von ihnen zwei Gaskartuschen zum Kochen aus. Ich konnte beinahe meinen Augen nicht trauen als ich diese Kartuschen sah. Es waren welche mit Drehgewinde, die ich sowohl in ganz Albanien als auch in Montenegro nirgendwo finden konnte. Die Bosnier sahen meine Erstaunung und fragten mich was denn los sei.. 🙂 Ich erzählte ihnen, dass ich schon seit ca. zwei Monaten solche Gaskartuschen suche. Mehr brauchte der eine Bosnier nicht zu hören und drückt mir eine in die Hand. Was er dafür bekommt, meine ich… Keine Chance, das ist ein Geschenk. Auch er möchte einmal die Via Dinarica gehen und ich gebe ihm als Dankeschön zumindest noch viele Tipps dafür. Dann verabschiede ich mich von Ihnen, tanke meine Wasserflaschen auf und gehe noch bis zum Stirinsko Jezero weiter. Es ist dies ein völlig einsamer, relativ großer Bergsee auf ca. 1.700 Höhenmeter und es leben hier viele verschiedene Vögel und Entenarten. Ich stelle hier an einer etwas tiefer gelegenen und windstillen Stelle mein Zelt auf und verbringe einen ruhigen und schönen Sonnenuntergang an diesem See.
30.7. Frühmorgens genieße ich noch einmal die Stimmung am Stirinsko Bergsee und gehe dann weiter in Richtung Kalinovik, der nächsten kleineren Stadt.
Der Weg ist heute teilweise wirklich schwierig zu finden, es sind meistens nur leicht ausgetretene Pfade zu erkennen. Zum Teil muss man sich den Weg durch die vielen Latschen wirklich selbst frei machen. Wer meint, dass die Via Dinarica ein schöner, frei begehbarer Wanderweg von Slowenien bis Albanien sei, liegt definitiv nicht richtig. Aber es macht es dadurch wohl um Vieles abenteuerlicher. Um die Mittagszeit erreiche ich einen Sattel auf ca. 1.900 Höhenmeter, von dem es nur mehr ca. weitere 100 Höhenmeter zum Gipfel des Velika Lelija (2.032m) sind. Ich lasse hier etwas abseits des Weges mein nasses Zelt trocknen und verspeise meine letzten Bureks, die ich mir in Foca gekauft habe.
Nach ca. einer Stunde ist alles wieder trocken und ich packe mein Zelt fein getrocknet in meinen Rucksack ein. Gestärkt von der Pause verstecke ich meinen gepackten Rucksack hinter einer der vielen Latschen und besteige noch den Gipfel des Velika Lelija (2.032m). Der Aufstieg hat sich wirklich noch gelohnt und ich kann von weitem noch einmal die zwei höchsten Berge von Bosnien (Maglic, 2.386m) und Montenegro (Bobotov Kuk, 2.523m) erkennen.
Während ich so vor mich hinträume wird es relativ finster und hurtig begebe ich mich wieder in niedrigere Gefilde. Nach ca. einer Stunde begegne ich dann einer Schweizerin, die in Slowenien mit der Via Dinarica begonnen hat. Sie meint, der slowenische Teil ist relativ einfach, in Kroatien seien die Berge noch einmal niedriger als hier, auch gebe es in Kroatien keine oder so gut wie keine Bergseen und weniger Wasser, da alles unterirdisch verläuft. Dafür gebe es in Kroatien mehr bewirtschaftete Hütten mit gutem Essen, etc… In Bosnien und Herzegowina seien die Berge wunderschön und die Leute superfreundlich… Das also eine kurze Zusammenfassung von Tamara, der Schweizerin, über die Via Dinarica von Slowenien bis Bosnien und Herzegowina. Dann gehe ich noch die letzten 15 Kilometer nach Kalinovik und quartiere mich im Hotel Moskva ein. Kalinovik ist das erste Dorf in Bosnien und Herzegowina, das rein von Serben bewohnt wird, bosnischen Serben also. Schon ein Porträt von Vladimir Putin in der Rezeption des Hotels lässt die politische Einstellung hier erkennen.
Das Hotel selbst macht den Eindruck als hätte sich die Einrichtung in den letzten 50 Jahren nicht verändert. Ich habe ja eine gewisse Vorliebe für solche Plätze und werde hier zwei Nächte bleiben. Am Abend trinke ich noch ein gemütliches Jelen auf der Terrasse des Hotels. Jelen ist ja das bekannteste Bier aus Serbien, das in der serbischen Stadt Apatin gebraut wird. Bereits letztes Jahr konnte ich mich ja dort selbst bereits davon überzeugen.
31.7. Heute morgens wasche ich zuerst meine Socken, mein Leiberl, etc und um 8h gibt es ein Frühstück mit Spiegeleier, Würstchen, Brot und Kaffee. Derzeit sitze ich hier wieder auf der Terrasse und werde heute im Laufe des Tages den Ort ein wenig erkundigen und mich für die weiteren Wandertage nach Sarajevo vorbereiten. Zumittag gibt es Cevapi und ich habe heute endlich auch einmal Zeit ein Buch zu lesen. Am Abend gehe ich noch auf die ehemalige Burg von Kalinovik und kaufe noch ein paar Lebensmittel für die kommenden Tage ein.
01.08. Bereits um halb acht bekomme ich heute wieder die Spiegeleier und so starte ich kurz nach 8h.
Hauptsächlich auf einer Forststrasse erreiche ich heute am Nachmittag nach mehr als 20 km die kleine Ortschaft Ljuta. Weder das Gästehaus noch das auf meiner Karte eingezeichnete Restaurant existiert oder hat offen. Andere Wanderer hatten mich gestern schon in Kalinovik darauf aufmerksam gemacht. Der Ort wirkt ausgestorben und so mache ich es mir auf einer kleinen Veranda gemütlich. Ich lese weiter im Buch und gegen Abend koche ich mir eine Nudelsuppe und esse Brot dazu. Auch drei Katzen leisten mir Gesellschaft und bei einer kleinen Unachtsamkeit haben sie auch schon meine geräucherte Wurst entdeckt. Und nicht nur entdeckt… 🙂
02.08. Am heutigen Morgen stehen beim Frühstück natürlich auch wieder die Katzen Spalier und bekommen noch ein wenig was davon ab. Dann erreiche ich nach ca. 600 Höhenmeter eine kleine asphaltierte Straße, die mich wenig später nach Tusila bringt. Hier gibt es eine Herberge für Wanderer und der freundliche Fuat mit dem klingenden Spitznamen Koko bereitet mir Bohnen mit Würstchen zu. Er stammt aus Sarajevo und gibt mir noch einige Tipps für die Stadt. Hier erfahre ich auch von meinem Freund Andreas, dass er die neuen Schuhe für mich bereits von Iris bekommen hat. Er wird damit am 10.8. abends für ein paar Tage nach Sarajevo kommen und so werden wir gemeinsam ein wenig die Stadt unsicher machen. Zwischen Tusila und Umoljani beginnt es dann leicht zu regnen und ich spüre wie angenehm sich dieser Regen auf meiner Haut anfühlt. Kurz vor Umoljani hört es dann wieder auf zu regnen und der Besitzer des Restaurants Cardak erlaubt mir in seinem schönen Garten zu übernachten. Am Nachmittag und Abend lese ich dann noch das Buch Gittersee von Charlotte fertig. Sehr interessant und gut, nicht umsonst hat es einen 15.000€ dotierten Preis gewonnen. Vielen Dank liebe Charlotte! Dann esse ich noch eine Hühnersuppe und schlüpfe zufrieden in mein Zelt.
03.08. Ich schlafe heute relativ lange und koche mir dann heisses Wasser und esse mein restliches Müsli mit Trockenfrüchten. Da auch mein Zelt durch die Luftfeuchtigkeit vom gestrigen Regen ziemlich nass ist, beschließe ich hier ein wenig länger zu bleiben. So kann alles trocknen bevor ich weiter gehe. Es ist jetzt schon kurz nach 9h, der Kaffee schmeckt und das Zelt ist auch fast schon trocken. Sarajevo, ich komme!
Am Weg nach Sarajevo treffe ich Cat, eine Amerikanerin, die schon seit über 10 Jahren in Sarajevo lebt. Wir unterhalten uns länger und sie gibt mir gute Tipps für die Stadt. Zumittag erreiche ich die Talstation eines Schigebiets wo ich in einem Restaurant Bohneneintopf esse, der hier Grah genannt wird. Unweit von hier haben auch einige Disziplinen während der Winterolympiade 1984 in Sarajevo stattgefunden. Ich besuche das ehemalige Olympiahotel Ignam, das während des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 stark zerstört wurde.
Am Nachmittag gehe ich dann entlang einer Straße runter von den Bergen Richtung Sarajevo, das ich von weitem schon sehen kann. Gegen Abend erreiche die Ortschaft Krupac, die sich ca. 15 km außerhalb von Sarajevo befindet. Im Restaurant As esse ich ein gutes Schnitzel mit Champignons und der Kellner verrät mir einen guten Platz zum Zelten. In der Nähe einer Brücke übernachte ich letztlich auf einem öffentlichen Spielplatz und verbringe eine ruhige Nacht hier.
04.08. In der Früh esse ich heute das restliche Brot von gestern und einen Apfel. Dann packe ich meine Sachen und während mein Zelt auf einem Zaun trocknet lasse ich mir in einem Café am Stadtrand einen Kaffee schmecken. Es ist wirklich ein Vagabundenleben, denke ich mir immer wieder. Und wie schön es ist ein Vagabund zu sein… Gegen Mittag erreiche ich dann Sarajevo und beim alten jüdischen Friedhof lege ich in der Nähe der Synagoge eine kurze Pause ein.
Dann tauche ich hinein in die Stadt. Sarajevo wird ja auch oft das ‚Jerusalem von Europa‘ oder das ‚Jerusalem des Balkans‘ genannt. Sarajevo ist eine der wenigen größeren Städte in Europa, in der es Moscheen, orthodoxe und katholische Kirchen und Synagogen im selben Stadtteil gibt. Sarajevo ist die Hauptstadt des Landes Bosnien und Herzegowina und auch das finanzielle und kulturelle Zentrum des Landes. Es war der 28. Juni 1914 als hier in der Nähe der Lateinerbrücke der österreichische Thronfolger und Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von Gavrilo Princip, einem jungen bosnischen Serben, erschossen wurde. Dies löste letztlich den 1. Weltkrieg aus, die Folgen sind bekannt. 1984 war Sarajevo Austragungsort der olympischen Winterspiele. Während des Jugoslawienkrieges erlebte die Stadt die längste Belagerung einer Hauptstadt in der Geschichte der modernen Kriegsführung überhaupt, insgesamt 1.425 Tage. Und zwar während des Bosnienkrieges von April 1992 bis Februar 1996. Sarajevo war mit seinen knapp 300.000 Einwohnern 2014 auch Kulturhauptstadt Europas und ist auch Austragungsort eines jährlichen internationalen Filmfestivals. Dieses Jahr findet dieses Festival von 11. bis 18.8., gemeinsam mit Andreas werden wir in dieser Zeit auch hier sein.
Ich habe vier Nächte im Balkan Han Hostel reserviert und ich quartiere mich in einem 8-Bettzimmer für 15€ die Nacht ein. Nach einer Dusche lasse ich mir meine Wäsche waschen. Den Abend verbringe ich in der Altstadt und in der Blind Tiger Cocktail Bar, in der es gute Musik und lokales Bier vom Fass gibt.
05.08. Wie bereits angekündigt regnet es heute früh und so ist es schön angenehm kühl heute morgen. In einer Bäckerei esse ich wieder einmal einen Kornspitz und ein Schokocroissant, bevor ich zum Bahnhof gehe. Hier lerne ich Inaki, einen baskischen Kameramann, kennen. Er kommt gerade von Mostar und wir trinken gemeinsam einen Kaffee.
Dabei erzählt er mir, dass sich am Dach des nahegelegenen Hotels Holiday während des Bosnienkrieges Snipers, also Scharfschützen, der serbischen Republik befunden haben. Schon alles sehr bedenklich, noch keine 30 Jahre her… Ich sitze derzeit in diesem Hotel in der Empfangshalle und schreibe diese Zeilen.
Gesamtkilometer: ca. 8.310
Fazit: Die Via Dinarica ist wunderschön, abenteuerlich und zum Teil herausfordernd zugleich. Es befinden sich nicht viele Wanderer auf diesem Weg zwischen Slowenien und Albanien. Auch die bosnischen Berge sind atemberaubend schön und die Einwohner freundlich und zuvorkommend. Dieses Land hat wohl am meisten vom Jugoslawienkrieg abbekommen, viele zerstörte Häuser erinnern immer noch daran. Es gilt heute offiziell noch immer als ärmstes Land Europas. Die Arbeitslosenquote beträgt an die 40%, wodurch viele, vor allem Jugendliche, ihr Glück im Ausland versuchen. Neben den muslimischen Bosniaken leben in diesem Land auch orthodoxe Serben, katholische Kroaten und Roma. So wünsche ich diesem Land vor allem eines, Frieden…
MONTENEGRO – Teil 2 (Mojkovac – Zabljak – Bobotov Kuk (2.523m) – BOSNIEN (Maglic (2.386m))
18.7. Nachdem ich mich von Rafael verabschiedet habe, gehe ich auf kleinen Wegen entlang des Tara Flusses in Richtung Dobrilovina Kloster. Es geht immer wieder leicht bergauf und bergab. Nach ca. 15km zeigt mein Tacho bei einer Brücke des Tara Flusses 8.000 km an. Schön langsam zieht es sich nach Hause… 🙂
An einer Stelle, wo ich den Bistrica Fluss überqueren möchte, hält mich ein Einheimischer an. Irgendwann verstehe ich was er meint, das Wasser sei zu tief um den Fluss zu durchwaten. So gehe ich weiter auf der Straße, auf der es ca. 8 km weiter bis zum Kloster sind. Was sind schon 8 km…
Bei diesem Umweg komme ich auch noch beim Ursprung des Tara Flusses vorbei und lasse in einem kleinen Restaurant entlang des Flusses die ärgste Mittagshitze vorbeiziehen. Hier schreibe ich auch wieder einmal meinen Bericht fertig und sende ihn aus. Für mich ist das Berichteschreiben schon auch immer wieder etwas ganz Besonderes. So erlebe ich quasi das bereits Erlebte noch einmal und es intensiviert das Ganze noch. Manchmal muss ich auch im Internet über Informationen nachlesen und lerne dabei auch noch etwas über Orte, die ich bereits gesehen habe. Dann gehe ich durch einen alten Kiefernwald bis zum Kloster Dobrilovina. Es hat zu, aber es dauert keine paar Minuten bis eine Nonne herauskommt und die Tür öffnet.
Es ist ein ganz kleines Kloster aus dem 16. Jhdt, wie mir die Nonne erzählt, und ist dem Heiligen Georg gewidmet. Als ich ihr erzähle, dass ich aus Österreich komme und Georg heisse, schenkt sie mir ein kleines Abbild des Heiligen Georgs. Ich bedanke mich und werde mir das Abbild mit nach Hause nehmen. Der Heilige Georg ist ja so ganz nebenbei auch der Beschützer der Reisenden. Dann finde ich in der Nähe des Klosters ein überdachtes und verlassenenes Gebäude, wo ich auf meiner Isomatte übernachte.
19.7. Um 2h früh holt mich ein kräftiger Donner aus dem Schlaf. Ein Gewitter mit Regen ist aufgezogen und ich verstaue alle meine Sachen im Rucksack, da auch ein kräftiger Wind weht. Glück gehabt, dass ich nicht in meinem Zelt schlafe. Um ca. 05:30 werde ich dann das zweite Mal munter und nach einem kleinen Frühstück gehe ich die 700 Höhenmeter hinauf zum Zabojsko Jezero, einem Bergsee auf ca. 1.400 Meter Seehöhe.
Ich merke gleich, dass die Temperaturen hier oben angenehmer sind als im Tal und an der Küste. Die hohen Temperaturen im Juli und August waren einer der Hauptgründe, warum ich den Weg durch die Berge Richtung Bosnien und nach Hause gewählt habe. Im Zweifelsfall bin ich allerdings auch lieber in den Bergen als am Meer. Zudem sind die Leute in den Bergen meist besser und höflicher als sonst wo und Touristen gibt es auch weniger. Es gibt hier oben am See auch eine kleine Hütte, die bewirtschaftet ist. Die Hüttenwirtin macht mir Kaffee und bereitet mir Brot, Käse und Marmelade zu. Alles selbstgemacht, wie sie mir mit einem Schmunzeln versichert. Dann schenkt sie mir noch einen Raki auf Kosten der Hütte ein, bevor ich zum See runtergehe. Direkt am Ufer treffe ich ein junges Pärchen aus Frankreich, Arthur und Nolene. Sie sind bereits seit über zwei Monaten auf der Via Dinarica unterwegs und sind am Weg nach Albanien.
Da sie von Norden kommen, können Sie mir wertvolle Informationen über meinen weiteren Weg geben. Wo gibt es Hütten, welche sind offen, wo gibt es Wasser, Essen, etc… Ich gebe Ihnen auch noch einige Tipps für Albanien mit, bevor wir wieder unseres Weges gehen. Zurück bei der Hütte, tanke ich noch einmal all meine Wasserflaschen auf und verabschiede mich bei der sehr freundlichen Hüttenwirtin. Bis zum nächsten Bergsee, dem Zminicko Jezero, sind es ca. 20 km. Der Weg geht hier für ca. 10 km querfeldein durch steinige Wiesen und Geröll.
So mache ich um ca. 13h unter einem Baum im Schatten Halt und esse das mitgebrachte Käsebrot von der Hütte. Ohne GPS Datei wäre es schwierig bis unmöglich am Weg zu bleiben.
Dann komme ich so um 15h wieder auf eine bessere Straße. Unweit davon sehe ich einen Mann vor einem Haus sitzen und ich gehe auf ihn zu. Es ist Miroslav aus der Stadt Bar an der Küste und er verbringt hier die Sommerzeit mit seinen Kindern.
Er bietet mir Wasser, Kaffee und Saft an und so kann ich mich wieder von den Anstrengungen erholen. Auf ca. 1.400 Metern hat es hier im Winter bis zu zwei Metern Schnee, wie er mir versichert. Er liebt den Balkan, den er sehr treffend, wie ich finde, charakterisiert. Kein Geld, wenige Jobs, viel Korruption, große Gastfreundschaft, viel Herz und Zusammenhalt in der Familie, etc… Dann verabschiede ich mich von ihm und seinen zwei Töchtern und gehe die letzten Kilometer zum Zminicko Jezero, wo ich mit dem Einverständnis des Kellners mein Zelt hinter dem Seerestaurant aufstelle. Zur Feier des Tages gehe ich auch noch eine Runde schwimmen im See bevor ich mir im Restaurant Fleischlaibchen mit Erdäpfelpüree schmecken lasse.
20.07. Beim Aufstehen beginnt es heute plötzlich wieder zu donnern. So war ich heute früh gefühlsmäßig beim Zeltabbau und Rucksackpacken noch nie so schnell… nur das dann eh kein Regen, etc kam…:-) Der Hund des Restaurants begleitet mich noch rund um den See, dann heißt es Abschied nehmen von einander.
Auf guten Wegen erreiche ich schließlich um die Mittagszeit die kleine Stadt Zabljak. Sie liegt auf ca. 1.450 Metern Seehöhe und ist der ideale Ort für Bergtouren in das Durmitormassiv.
Dementsprechend ist hier auch viel los und erst nach längerer Suche finde ich im Apartmani Cetkovica, etwas außerhalb der Stadt, eine Unterkunft. Jovana, die Tochter des Hauses, wäscht mir auch noch die Wäsche, die ich dann auf der Terrasse aufhänge. Dann gehe ich in den Supermarkt Lebensmittel einkaufen für die nächsten Tage. Ab morgen komme ich in das abgelegene Durmitormassiv und die Verpflegungsmöglichkeiten werden die nächste Zeit sehr spärlich sein.
21.7. Um 5h früh läutet heute morgen mein Wecker auf dem Handy. Ich habe mir heute vorgenommen den höchsten Berg im Durmitormassiv zu besteigen. Bobotov Kuk heißt er und am Gipfel misst er 2.523m. Ich starte letztlich so um 6:30 von der Unterkunft in Zabljak und nach ca. 1 Stunde treffe ich beim Schwarzen See auf ein junges belgisches Pärchen und eine Baskin. Während Anna und Louis, das belgische Pärchen, auch auf dem Weg zum Bobotov Kuk sind, verabschiedet sich die Baskin früh Richtung einer Eishöhle.
Gegen die Mittagszeit erreichen wir drei gemeinsam einen Sattel, wo wir unsere Rucksäcke bei einem Felsen verstecken.
Ohne Gepäck ‚fliegen‘ wir förmlich die letzten 300 Höhenmeter zum Gipfel hinauf. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, ein paar Stellen sind mit Seilen gesichert und so erreichen wir sicher um ca. 13h den Gipfel.
Wunderschöne Aussicht von hier oben auf das gesamte Durmitormassiv, alle Gipfel erscheinen klein.
Dann begeben wir uns zum Abstieg und machen beim Sattel, wo wir unsere Rucksäcke versteckt haben, an einem windstillen Plätzchen eine wohlverdiente Mittagspause.
Beim Abstieg gehe ich voraus und gemeinsam mit einem englischen Pärchen aus London, Matt und Alice, erreiche ich die zwei Seen. Wir nehmen im kleinen See, dem Malo Skrcko Jezero, ein Bad und genießen das traumhaft schöne Panorama. Während ich gemeinsam mit den Engländern am kleinen See mein Zelt aufstelle, entscheiden sich Anna und Louis am größeren See zu übernachten.
Es war ein langer und wunderschöner Tag heute mit mehr als 1.600 Höhenmetern. Am Abend nach dem Essen kommt Matt noch auf ein Schwätzchen vorbei bevor wir uns alle in unseren Zelten verkriechen.
22.7. So um halb sechs stehe ich heute auf und starte noch vor den Engländern Richtung bosnische Grenze. Am Weg dorthin treffe ich auch noch das belgische Pärchen, die gerade am Packen sind und wir vereinbaren uns bei einem Restaurant in ca. 15 km zum Mittagessen zu treffen. Zuerst steige ich ca. 500 Höhenmeter ab und bei einem Fluss fülle ich meine Wasserflaschen auf. Während ich mir hier dann mein Frühstück schmecken lasse, kommen auch schon die Engländer daher. Gemeinsam gehen wir dann zum Restaurant, wo wir uns eine Erdäpfelsuppe und Schinken-/Käseplatte schmecken lassen.
Ich habe mir vorgenommen heute hier zu übernachten, weil es die nächsten 20 km kein Wasser gibt und nach einigem Überlegen entscheiden sich die Engländer auch hier zu bleiben. Nach ca. 2 Stunden kommen Anna und Louis auch hier an.
Sie hatten zwei kleine Missgeschicke, daher ihre Verspätung. Zum Ersten verstaucht sich Anna ganz leicht den Knöchel, zu guter letzt vergisst Louis bei einer Pause sein gewechseltes T-Shirt und muss eine ziemlich lange Strecke zurückgehen. Da es nun schon mitten im Nachmittag ist, bleiben sie auch übernacht hier. Wir verbringen alle einen entspannten ruhigen Nachmittag hier bevor die Grillerei beginnt. Am Nachmittag lerne ich noch ein junges deutsches Pärchen kennen, das mir einen Teil ihres Müslis und vor allem ein Buch (Titel: Gittersee) schenkt. Es hat vor allem Charlotte, die junge Frau, erst kürzlich selber geschrieben. Es ist zusätzliches Gepäck und vor allem bei einem Buch war ich aus Gewichtsgründen bisher immer zurückhaltend. Aber wenn Du ein Buch von der Autorin höchst persönlich geschenkt bekommst, kannst Du einfach nicht Nein sagen. Ich freue mich darauf es zu lesen, wenn die Zeit dafür kommt. Vielen Dank Charlotte!!!
Am Abend essen wir noch alle gemeinsam bevor wir in unsere Zelte schlüpfen.
23.07. Heute steht wieder eine längere Etappe am Programm. Weniger Höhenmeter, dafür mehr Kilometer und ein ziemlich trickreifer Abstieg zu einem Stausee, mehr dazu später. Deshalb starte ich bereits im Morgengrauen vor den anderen. Das belgische Pärchen wird folgen, das englische Pärchen überlegt noch wie es weitergeht und ob es sich diese Bergtour nach Bosnien wirklich auf dieser Route antun will…:-) Es geht zuerst auf einer kleinen asphaltierten Straße bergauf und bergab und nach ca. drei Stunden füllt mir bei einem der wenigen Häuser eine Frau meine Wasserflasche nach. Ich mache dann eine längere Pause und als ich aufbrechen will, kommen auch schon Anna und Louis daher. Wir gehen ca. eine Stunde gemeinsam bevor sie eine längere Pause machen. Ich gehe wieder alleine weiter und erreiche um die Mittagszeit die Stelle, wo es quasi im freien Fall ca. 1.000 Höhenmeter hinunter zum Piva Stausee geht. Ich setze mich noch einmal kurz für 10 Minuten hin, trinke viel Wasser und schärfe gedanklich die Spitzen meiner Wanderstöcke. Dann geht es los, immer wieder ‚recht interessante‘ Stellen und ich merke wie mein Rucksack anschiebt. Diese Art von Hilfe bräuchte ich eigentlich gar nicht, denke ich mir nur…:-) Letztlich komme ich ca. 1 Stunde später gut am Stausee an. Es gibt hier ein kleines Gebäude und ein Geländer wo ich mich ziemlich müde niederlasse. Ich breite mein nasses Zelt, usw. am Geländer in der prallen Mittagssonne aus und bekomme dabei von einem Sicherheitsbeamten Würste, Käse und Brot geschenkt. Während also alles schön trocknet, stärke ich mich im Schatten und leere meine 1,5 Liter Wasserflasche. Gestärkt gehe ich dann langsam über die Staumauer auf die andere Seite des Pivasees. Es geht hunderte Meter runter und mir wird alleine beim Runterschauen schon leicht schwindlig.
Auf der anderen Seite geht es dann durch viele Tunnels und einer einsamer Straße weiter in die Ortschaft Mratinje. Hier soll es laut Matt, dem Engländer, eine Unterkunft mit Campingmöglichkeiten geben. Tatsächlich finde ich um ca. 16h Petar, den Hausherrn und um 3 Euro läßt er mir mein Zelt in seinem Garten aufstellen.
Ich wasche bei einem Fluss meine Füße und erkundige mich bei Petar über die Route, Wasserversorgung, etc für den kommenden Tag. Gegen 19h kommen dann auch Anna und Louis an und ich bin ehrlich gesagt froh sie hier zu sehen. Anna hatte beim Abstieg Schwierigkeiten und sie brauchten fast 3 Stunden für den Abstieg… Sie sind froh hier zu sein und wir gehen alle ziemlich früh schlafen. Matt schreibt mir dann, dass er es sich mit seiner Frau Alice doch anders überlegt hat und sie mit Autostop und Wandern auf einer anderen Route nach Bosnien versuchen werden. So wissen wir Bescheid und brauchen nicht mehr auf sie warten.
24.7. Noch einmal wartet eine lange Etappe entlang der Via Dinarica nach Bosnien auf uns. Wir drei werden heute auf der grünen Grenze von Montenegro nach Bosnien rübergehen. Davor warten allerdings noch ca. 1.700 Höhenmeter Anstieg auf uns und vor allem auch der Berg Maglic, mit 2.386 Metern der höchste Berg Bosniens. Es gibt laut Petar eine Wasserquelle ca. in der Mitte des Anstiegs, allerdings ist die oft von ca. 15 bis 20 frei lebenden Bullen für Stunden ‚besetzt’… 🙂 So starte ich heute bereits um 05:45 und beim Weggehen winken mir die Belgier noch in der Horizontalen aus dem Zelt zu.
Es geht durch wunderschöne Bergwelt Höhenmeter um Höhenmeter hinauf und um ca. 11h erreiche ich die Wasserstelle. Ich habe Glück, da die Bullen ca. 100 Meter entfernt vor sich hingrasen und ich ungestört meine Wasserflaschen auffüllen kann. Die Bullen waren mir also gut gesinnt. Dann erreiche ich die Abzweigung zum Maglic (2.386m).
Ich lasse hier hinter einem Felsen meinen Rucksack und gehe nur mit einem Liter Wasser und einer Jause die letzten 300 Höhenmeter zum Gipfel hinauf. Um die Mittagszeit erreiche ich auf schönen Pfaden den Gipfel und Bosnien liegt mir quasi zu Füßen.
Beim Blick tief hinein in das Land gehen mir doch einige Gedanken durch den Kopf. Ich werde in Bosnien ja doch einige Zeit bis an die Grenze zu Kroatien weiter gehen, neue Abenteuer warten auf mich. Ich kann mich übrigens auch nicht erinnern, dass ich in einem neuen Land gleich am ersten Tag mit dem höchsten Berg des Landes begonnen habe. Alles muß wohl das erste Mal sein… Ich verbringe hier oben am Gipfel die meiste Zeit alleine und wieder, als ich mich nach ca. 1,5 Stunden am Gipfel zum Abstieg bereit mache, kommen die Belgier daher.
Sie haben meinen Rucksack bei der Suche nach einem Versteck gefunden und sich mit ihren Rucksäcken dazugesellt. Ich bleibe dann noch ca. eine weitere halbe Stunde mit ihnen am Gipfel bevor wir gemeinsam zu unseren Rucksäcken zurück gehen. Am Weg zum Trnovacko Jezero, einem Bergsee, sind es jetzt nur mehr ca. 600 Höhenmeter, die wir hinunter gehen müssen. Louis begibt sich mit Anna auf die Reise hinunter. Ich lasse dabei die zwei wieder alleine und gehe alleine runter. Beim Abstieg zu diesem See klitzert der See einmal richtig silbern, sodass ich unweigerlich an das Karl May Buch ‚Der Schatz am Silbersee‘ denken muss. Wenn jetzt noch Old Surehand um die Ecke geritten kommt und Nscho-Tschi Old Shatterhand nachtrauert… 🙂
An einem geeigneten Platz für mein Zelt stelle ich meinen Rucksack ab und gehe das Stück zur Hütte um Wasser aufzutanken. Siehe da, die Engländer liegen in der Sonne und haben dabei fast einen Sonnenbrand bekommen. Sie erzählen mir, dass ihnen die Tour zu viel gewesen wäre und sich dann für Autostop, etc entschieden haben. Fair enough, wie man so schön auf Englisch sagt… Ich erzähle ihnen von unserer Tour und gehe dann zurück zu meinem Platz. Ab ins kühle Nass und ich genieße die traumhafte Bergkulisse hier an diesem See. Als ich mich in der Sonne trocknen lasse, kommt das belgische Pärchen herangetrabt. Speziell Anna hat der letzte Abstieg ziemlich zugesetzt. Noch dazu ist einer ihrer Stöcke abgebrochen und sie ist ziemlich sauer. Ich lasse die beiden einmal ankommen und sammeln, zwei Stunde später ist sie schon wieder quitsch vergnügt… 🙂
Wir verbringen einen ruhigen Abend und genießen das traumhafte Bergpanorama an einem der schönsten Bergseen, den ich je gesehen habe. Am Abend tauschen wir noch alle Nummern aus, da uns morgen unsere weitere Route trennen wird. Während Anna und Louis in ca. 1 Woche wieder zurück in Brüssel sein müssen und auch die Engländer per Autostop auf Sarajevo zusteuern, werde ich vorerst von hier weiter zu Fuß tiefer in die Republika Srpska, der serbischen Republik, hineintauchen. Die Republika Srpska ist neben der Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei Entitäten von Bosnien und Herzegowina.
25.7. Nach einem guten Schlaf breche ich auch heute bereits um 6h auf. Anna winkt mir noch verschlafen aus dem Zelt zu und ich wünsche Matt noch alles Gute bei ihrer weiteren Reise. Dann finde ich mich wieder alleine auf der Via Dinarica und ich wandere an der grünen Grenze von Montenegro nach Bosnien und Herzegowina. Natürlich keine Kontrollen, wie könnte es anders sein am Balkan…:-) Tjentište heißt die erste Ortschaft in Bosnien und die Betreiberin eines Lebensmittelladens erklärt mir, das der nächste Bankomat in der 28 km entfernten Stadt Foca sei. Bosnien hat ja die Mark (100 Pfennige) als Zahlungsmittel, 2 Mark entsprechen ca. 1 Euro. Da ich lokale Währung brauche, entscheide ich mich die 28 km zu stoppen. Natürlich um dann wieder hierher zurück zu kommen und von hier weiter zu gehen. Beim Autostoppen sehe ich einen stehenden Bus in der Nähe und der freundliche Busfahrer nimmt mich ca. eine halbe Stunde gratis mit. So ist der Balkan, meint er nur lachend. In Foca finde ich im Zelengora Hotel eine preiswerte Unterkunft und ich bin auch froh wieder einmal ein wenig verschnaufen zu können. Die Bankomaten kassieren hier nur 3,5 Prozent Spesen. Gefällt mir schon viel besser als die Spesen der Banken in Montenegro und Albanien (zw. 8 und 10%), die ich ja erfolgreich verweigert habe. Dann gehe ich wieder einmal zum Friseur, lass mich schniegeln und schön machen. Danach gefalle ich mir dann doch auch wieder etwas besser. Es gibt hier auch ein Kino, heyho… Der Film ‚Oppenheimer‘ steht auf dem Programm. Ich verschiebe den Film allerdings auf morgen und gehe früh schlafen. Ich werde morgen einen Rasttag hier einlegen. Die letzte Woche hatte es doch in sich.
Gesamtkilometer: ca. 8.160
Fazit: Montenegro, ein Land im Umbruch und im Wandel. Flächenmäßig so groß wie die Steiermark. Und die Seele der Menschen, die hier leben, so groß wie halb Russland. Miroslav, der Montenegriner in den Bergen, brachte es mit wenigen Worten auf den Punkt. Wenig Geld, wenige Jobs, viel Korruption, gute Nachbarschaft, große Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und starke familiäre Bande – das ist Montenegro und das ist der Balkan! Dem möchte ich nichts hinzuzufügen… Abgesehen davon hat Montenegro so ziemlich alles zu bieten was das Herz begehrt. Wunderschöne Küstenabschnitte, exzellentes Essen, alte Städte aus vergangenen Zeiten, eine wilde und traumhaft schöne Bergwelt, Bergseen zum Abwinken und Gastfreundschaft hoch drei. So kann ich auch dieses Land nur jedem wärmstens weiterempfehlen. Es wird euch herzlich empfangen!
MONTENEGRO – Teil 1 (NP Prokletie – Park Komova – NP Biogradska Gora – Mojkovac – Podgorica – Kloster Ostrog – Niksic – Cetinje – Kotor – Mojkovac)
04.07. Nachdem ich gestern ein schönes Plätzchen für mein Zelt in Theth gefunden habe, starte ich heute bereits um 6h früh von meinem Zeltplatz los.
Es stehen gleich in den ersten Stunden mehr als 1.000 Höhenmeter auf dem Programm.
Ich befinde mich seit heute auf dem beliebten ‚Peaks of the Balkan’s‘ Trail und dementsprechend begegne ich heute doch wieder vielen Touristen. Auch landschaftlich ist der heutige Tag wunderschön, mit all den über 2.000 Meter hohen Gipfeln in den albanischen Alpen, den verwunschenen Bergen wie sie auch genannt werden.
Die ‚weiße‘ Via Dinarica verläuft übrigens auch hier. Ihr werde ich weiter in Montenegro folgen. Letztlich überquere ich am Nachmittag die grüne Grenze zwischen Albanien und Montenegro. Nicht einmal ein Stein oder so findet sich hier als Grenzmarkierung.
Gegen Abend erreiche ich dann die erste Ortschaft in Montenegro namens Vusanje. Hier stärke ich mich in einem Restaurant mit einem gefüllten Paprika mit Schafskäse bevor ich mich auf ‚Quartierssuche‘ begebe… 🙂
Vor dem verlassenen und uneinsichtigen Schuleingang werde ich fündig und schlafe in meinem Schlafsack und meiner Luftmatratze im Freien.
05.07. Nachdem mich in der Nacht ein paar Mal Hunde aufgespürt und angebellt haben, packe ich ziemlich verschlafen frühmorgens meine Sachen und gehe ein paar Kilometer weiter in den Ort Gusinje. Hier gibt es wieder Lebensmittelmärkte, Cafés, etc und ich kaufe in der Bäckerei reichlich für den Tag ein. In einem kleinen Café plane ich meine weitere Tour und beschließe der Via Dinarica zu folgen. Sie kommt ja vom nördlichen Kroatien und endet hier. Ich gehe sie also in umgekehrter Richtung. Seit Theth versuche ich schon jemanden zu finden, der diese Route schon gegangen ist oder sie zumindest kennt, vergebens. So verlasse ich mich auf meine GPS Datei und starte los. Zuerst geht es wieder zurück nach Albanien in das Vermosh Tal.
Der Vermosh ist ein Gebirgsfluss und als ich Einheimische darin schwimmen sehe, tue ich es ihnen gleich. Ca. 12 Grad soll das Wasser haben, a….kalt…:-) aber auch sehr erfrischend und beim zweiten Mal reingehen ging es schon besser.
In dieser Gegend wechselt das Wetter blitzschnell. War heute früh noch wolkenloser Himmel, schaut bereits ein Gewitter um die Ecke als wir wieder in unsere Gewänder schlüpfen. Ich erreiche gerade noch die einzige Kneipe in der Ortschaft Vermosh als es wieder wie gewohnt loslegt. Starker Regen und Wind, Blitz und Donner, alles was das frohe Wanderherz begehrt. Auch hier kennt niemand die Via Dinarica und ich werde in das Peraj Guesthouse weiter verwiesen. Florida, die für Albanien sehr emanzipierte Tochter des Hauses, bietet mir für 25 Euro einen eigenen kleinen Bungalow zum Schlafen an, inklusive Frühstück und Essen für den nächsten Tag. Angesichts des Wetters nehme ich dankend an. Eine sehr nette Schweizerin mit ihrem Mann aus dem Kosovo kocht Fleisch und bringt mir noch ein Stück vorbei, sehr nett und vielen Dank!
06.07. Ohne wirklich vielen Informationen über die Route des heutigen Tages starte ich mit einigem Proviant (falls die Hütten unterwegs geschlossen sind) und vollen Wasserflaschen in den Tag.
Der Tag beginnt schon mal gut als sich nach ca. 1 Stunde herausstellt, dass die GPS Datei nicht stimmt. So endet der vorgeschlagene Weg in einem steilen Buchenwald ohne jegliche Anzeichen eines Pfades, etc… Ich orientiere mich dann selber ohne dieser Datei und erreiche nach ca. 2 Stunden Aufstieg durch diesen rutschigen und steilen Buchenwald eine Almwiese. Hier empfängt mich eine wunderschöne Blumenwiese und von einer kleinen Anhöhe sehe ich noch einmal das gesamte Panorama der albanischen Alpen.
Der Anblick ist so schön, dass ich mich einmal hinsetzen muss. Erstens um mich von diesem ungewollten Aufstieg zu erholen und zweitens um dieses herrliche Panorama zu genießen. Die restlichen paar Kilometer westlich zurück auf den richtigen Weg sind dann problemlos, da ich in der Wiese einen ausgetretenen Pfad finde, der genau dort hinführt. So um die Mittagszeit erreiche ich eine kleine orthodoxe Kirche, alles menschenleer hier.
Waren auf dem Peaks of the Balkan’s Trail die Leute noch zu Hunderten am Wandern, treffe ich hier keine Menschenseele. Die erste Hütte, die ich dann erreiche, hat geschlossen. Ehrlich gesagt habe ich damit eh gerechnet…
So beschließe ich zur nächsten Hütte 12 km weiter zu wandern. Durch unglaublich schöne Bergwelt führt mich die Tour durch schöne Kare und selbst auf 2.000 Metern finden sich hier noch Schneefelder.
Der Sommer hat spät begonnen heuer. Gegen 16h wird es beim letzten Anstieg richtig finster und ich bete heimlich, dass heute kein Gewitter loslegt.
Wider erwarten bleibt es nur dunkel und ich erreiche gegen 18h nach mehr als 1.500 Höhenmetern die Stavna Region, wo auch eine Straße vom Tal hinaufführt. Plötzlich stehen da gleich wieder polnische 4×4 und bei Deutschen mit ihrem Campingbus bekomme ich Wasser und eine Banane angeboten. Ein junger Deutscher sagt mir dann, dass es hier in 5 Gehminuten eine offene Hütte gibt. Das ist genau diejenige, die ich angepeilt habe und ich bin froh zu wissen, dass sie offen ist. Während wir so plaudern wird es noch finsterer und ich gehe die letzten Meter zur Hütte. Ca. 50 Meter vor dem Hütteneingang verspüre ich die ersten Tropfen und als ich in der Hütte den Rucksack abstelle, beginnt es draußen schon zu schütten. 10 Minuten später wieder Blitz und Donner und ich danke dem Herrgott, dass er mich hier gut durch die verlassene Bergwelt des regionalen Parks Komova gehen hat lassen. Es wird dir erst da oben klar wie klein und verletzlich Du bist. Die Natur ist der Boss, das ist klar! Branko, der gesprächige Hüttenwirt der Eko Katun Stavna Hütte bietet mir um 15€ eine Nacht in seinem Bungalow an.
Normalerweise kostet er 30€ aber weil ich die Via Dinarica gehe, gibt er mir den Nachlass. Auf meine Frage hin warum denn sowenige Leute die Via Dinarica gehen, meint er, dass in einem normalen Jahr nicht mehr als 10 bis 15 Leute bei ihm vorbei kommen. Heuer sei ich der Erste, der von Albanien hierher rüber gekommen ist. Das erklärt auch warum ich keine Leute treffe. Also, die Via Dinarica ist echt noch ein Geheimtipp! Nach einer Dusche schlafe ich früh ein.
07.07. Frühmorgens gehe ich auf 1.700 und 1.800 Höhenmeter auf einfachen Forststrassen ca. 20 km nach Vranak, wo es auch ein Schigebiet für die Wintersportler gibt.
Die Hüttenwirtin der Planinarski Dom Vranak Hütte gibt mir einen Tee und zwei Schalen Eis, die ich dankend annehme. Es gewittert in der Zwischenzeit schon wieder draußen und ich werde jetzt bald in eine benachbarte Hütte rübergehen um dort ein Quartier zu finden.
Am späten Nachmittag gehe ich dann in die Eko Katun Vranjak Unterkunft wo mir die einheimische Hüttenwirtin eine kleine Hütte zum Schlafen gibt.
08.07. Am Morgen vergewissere ich mich noch einmal bei der Hüttenwirtin ob von hier eh ein Steig oder Pfad zum Biogradsko jezero (einem Gletschersee im Nationalpark Biogradska Gora) gibt und sie bejaht.
Ein schmaler Hirtenpfad führt durch einen 16 km2 großen Urwald mit über 500 Jahre alte Bäume. Um die Mittagszeit erreiche ich den See ohne jemandem begegnet zu sein.
Erst beim See selbst gibt es ein Restaurant und ich setze mich zu den Ausflüglern dazu. Am Nachmittag gehe ich dann noch die letzten Kilometer in die Stadt Mojkovac. Es ist die Zeit der ersten Mahd hier und immer wieder höre ich wo einen Motormäher oder sehe Leute mit dem Rechen arbeiten. Für Traktoren wäre es hier zu steil zu fahren.
In Mojkovac visiere ich direkt den Bahnhof an und der Bahnhofsvorsteher bestätigt mir, dass morgen vormittag um 09:40 ein Zug von hier in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica geht. Dann quartiere ich mich für 20€ inkl. Frühstück im guten Hotel Dulovic ein. Ein genieße eine Dusche und lasse mir die Cevapcici schmecken. Ich werde von hier in den kommenden Tagen mit dem Zug einen Abstecher ans Meer machen, bevor ich mit dem Zug wieder hierher zurück komme. Dann gehe ich von hier wieder weiter auf der Via Dinarica Richtung Bosnien.
09.07. Der Kellner bringt mir heute zum Frühstück ein riesiges Teller Ham and eggs, selbstgemachtes Brot und eine Tasse Schwarzen Tee. So gehe ich mit vollem Bäuchlein zur Zugstation wo mit ein wenig Verspätung der Zug daher kommt.
Es gibt hier von Belgrad in Serbien einen Direktzug nach Bar an die Küste von Montenegro. Durch viele Tunnels, entlang einiger Schluchten und über die höchste Eisenbahnbrücke Europas schlängelt sich der Zug hinab in die Niederungen Montenegros und in die Hauptstadt Podgorica. Es ist dies die Bahn Titos, der von Belgrad eine möglichst schnelle Zugverbindung zum Meer wollte.
Hier angekommen setze ich mich einmal in das Bahnhofslokal und der Kellner empfiehlt mir für die Übernachtung das Hotel Evropa. Ich quartiere mich hier für zwei Nächte ein. Dann gebe ich die Wäsche zum Waschen ab und esse im selben Lokal einen riesigen Chickenburger um 3 Euro. Ich werde hier morgen, wenn die Geschäfte wieder offen haben, auch versuchen, eine neue Spitze für einen meiner Wanderstöcke zu bekommen.
Die Bergtouren in letzter Zeit haben nicht nur bei mir Spuren hinterlassen. Den Abend verbringe ich mit einer kleinen Runde in der Innenstadt bevor ich ziemlich müde ins Bett falle.
10.07. Zok, der Rezeptionist im Hotel Evropa, hat mir einige Tipps gegeben, wo ich evtl meine Wanderstöcke reparieren lassen kann. Frühmorgens, als es noch nicht so heiß ist, mache ich mich auf zu einer Stadtbesichtigung und mache dann neben einem kleinen Trekkingshop eine Kaffeepause. Podgorica, das von 1946 bis 1992 zu Ehren Titos Titograd hieß, ist eine moderne und junge Stadt. Nach Warschau wohl die Stadt, die während des WK2 am meisten bombardiert wurde, sowohl von den Deutschen als später auch von den Alliierten. 74 mal soll sie laut Zok bombardiert worden sein… Dementsprechend wenig ist hier von früheren Zeiten noch zu sehen.
Ich bekomme hier in diesem kleinen Trekkingshop zwar keine neuen Spitzen aber ein paar neue Merinosocken, die alten haben ausgedient. Dann gehe ich in die Delta City, ein Shopping Center etwas außerhalb der Stadt. Es gibt hier einen Intersport und überraschenderweise gibt es auch zwei verschiedene Arten von Leki Wanderstöcken, meine Marke also. Da sie keine Spitzen zum Auswechseln haben, kaufe ich mir gleich ein neues Paar. Sie sind günstiger als bei uns zuhause und so bin ich für die restlichen Kilometer nach Hause auf der sicheren Seite. Am Nachmittag bringe ich dann die neuen Stöcke in die Unterkunft und schicke die alten Stöcke nach Hause.
Ich werde sie zu Hause reparieren lassen. Den Abend verbringe ich mit Zok auf der Terrasse des Hotels Evropa und er gibt mir noch einige Tipps für die bevorstehende Wanderung in Montenegro.
11.7. Heute morgen früh fahre ich um 8h mit dem Zug Richtung Niksic und steige bei der Station Ostrog aus. Es gibt hier das bekannte, serbisch-orthodoxe Kloster des Heiligen Basilius von Ostrog, der hier vor ca. 350 Jahren gelebt hat. Es besteht aus einem unteren und oberen Kloster. Im unteren Kloster befindet sich auch eine Herberge, wo man für 5€ in einem Schlafsaal übernachten kann. So quartiere ich mich zuerst einmal hier ein.
Wassily, ein Mitarbeiter des Hauses, erklärt mir, dass es ab 10h immer ein Frühstück gibt und da es jetzt ca. 11h ist, sollte ich noch etwas bekommen. Für mich ist es ein verfrühtes Mittagessen und ich lasse mir eine Klostersuppe, Kartoffeln, Spinat und Salate, alles frisch aus dem Klostergarten, schmecken. Im Anschluss daran besuche ich das sehenswerte untere Kloster, in dem noch ca. 10 Mönche und 10 Nonnen leben.
Dann ist es Zeit für mich ein wenig in der Herberge zu rasten bevor ich am Nachmittag die letzten 200 Höhenmeter in das obere Kloster hinaufgehe. Es ist dies einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in der serbisch-orthodoxen Kirche, dementsprechend geschäftig ist es auch hier im oberen Kloster. Der alte Teil des Klosters wurde Mitte des 17. Jhdt. vom Heiligen Basilius von Ostrog selbst mitten in den Felsen hinein erbaut.
Die sterblichen Überreste des Heiligen Basilius kann man selbst heute noch besichtigen, stets bewacht von einem der Mönche. Im unteren Kloster angekommen nehmen mich am Abend Wassily und sein älterer Arbeitskollege mit zum gemeinsamen Abendessen.
12.7. In der Nacht sind noch zwei weitere Ankömmlinge in den Schlafsaal schlafen gekommen. Da ich heute beinahe 9 Stunden durchschlafe, habe ich das nicht mitbekommen. Um 7h frühstücke ich einen Apfel, den ich mir gestern vom Abendessen mitgenommen habe und mache mir in der Küche einen Tee. Um 08:47 geht mein Zug von der Station Ostrog nach Niksic, der zweitgrößten Stadt des Landes. So verabschiede ich mich von den Mitarbeitern hier und ca. eine halbe Stunde später bin ich wieder pünktlich bei der Zugstation. Gegen 09:30 erreichen wir dann Niksic und ich quartiere mich hier im Evropa Hostel für 13€ ein. Gerald (der Motorradfahrer aus Bischofshofen), den ich am Ohridsee kennengelernt habe, meldet sich. Er sei wieder in dieser Ecke, diesmal mit Freundin und Auto. Spontan verabreden wir uns für heute Abend hier in Niksic auf ein Bierchen und Plauscherl. Untertags mache ich hier ein wenig sightseeing, schaue mir die Burg und die Stadt an. Niksic ist keine touristische Stadt, sie erinnert viel mehr mit der Architektur der Häuser an eine typisch kommunistische Stadt. Sie ist so gesehen eine ‚ehrliche‘ Stadt, die sich nicht schmückt oder verstellt um mehr Touristen anzulocken. Wer kommt, kommt und wer nicht kommt, kommt eben nicht…
Derzeit trotze ich allerdings auch der Hitze draußen und raste mich ein wenig aus.
Um 18h treffe ich Gerald und seine Freundin Doris, ebenfalls aus Bischofshofen im Restaurant Kastel. Es gibt viel zu erzählen und so verbringen wir einen schönen und lustigen gemeinsamen Abend.
13.7. Nach einem Frühstück auf der Busstation bringt mich ein mittelgroßer Bus nach Cetinje. Cetinje mit ihren knapp 15.000 EW ist der Amtssitz des montenegrinischen Präsidenten und war bis 1918 die Hauptstadt des Landes. Im Gegensatz zu Podgorica, der Hauptstadt seit 1918, gibt es hier noch viele liebe und schöne alte Häuser aus der Jahrhundertwende. In der Nähe der Busstation finde ich in der Pension 22 ein kleines Zimmer und miete mich hier für zwei Nächte ein. Am Nachmittag und Abend erkundige ich die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Angefangen vom königlichen Palast des Königs Nikolaus II, das jetzt als Museum fungiert.
Der 13. Juli wird in Montenegro übrigens als Nationalfeiertag gefeiert. Es war der 13. Juli 1878 als Montenegro vom Berliner Kongress zu einem eigenständigen Staat anerkannt wurde. So gibt es heute am Abend auch Feierlichkeiten, volkstümliche Tänze und letztlich ein Konzert eines bekannten montenegrinischen Sängers. Nur ich kannte ihn nicht, was allerdings nichts heißt…
14.7. Heute morgen ist Markttag und es gibt auch Wuchteln hier, die übrigens genauso schmecken wie zuhause. Um 9h sperrt dann das Nationalmuseum von Montenegro auf, das in einem sehr schönen Gebäude untergebracht ist.
Die Stadt erinnert ein wenig an ein Freilichtmuseum und man fühlt sich um Jahre zurück versetzt. Vor allem die alten Gebäude der ehemaligen Botschaften sind eine Augenweide. Heute befinden sich meist universitäre Einrichtungen darin.
Am Abend gehe ich dann noch auf den Eagle Hill, einen Hügel, von dem man einen guten Rundblick auf die Stadt genießen kann. Zudem wurde hier das Mausoleum für Bischof Danilo errichtet, dem Metropolitan Cetinjes zwischen 1697 und 1735.
Den Abend verbringe ich noch geruhsam in der Altstadt bevor ich früh schlafen gehe.
15.7. Gegen 7h morgens frühstücke ich am Weg zur Busstation Käseburek und Joghurt. Gegen 8h kommt dann der Bus aus Podgorica, der uns nach Kotor bringt. Die Fahrt führt via Budva und die Sicht von ca. 1.000 Meter Seehöhe runter auf die Stadt Budva am Meer ist sensationell. So um halb 10h erreiche ich dann die Busstation in Kotor und wie gewohnt, setze ich mich einmal auf einen Espresso nieder. Rafael, mein spanischer Freund aus London, hat sich gemeldet. Er ist derzeit hier mit seinem Auto unterwegs und wir werden uns wahrscheinlich morgen in Kotor treffen. Dann gehe ich in die Altstadt von Kotor und quartiere mich im Old Town Youth Hostel ein.
Die Altstadt von Kotor und deren Befestigungsanlagen sind seit 1979 Teil des UNESCO Weltkulturerbes und das nicht zu unrecht. Es befinden sich hier wunderschöne, alte Gebäude und Kirchen und direkt hinter der Stadt ragen die Berge hoch.
Die Bucht von Kotor besteht eigentlich aus drei Buchten, die schmetterlingsförmig angeordnet sind. Sie sind Ziel vieler Reisender. Es herrscht dementsprechend auch viel Betrieb hier und die Preise sind auch andere als im Rest des Landes. Sie wissen schon auch wo sie Geld verlangen können. Derzeit mache ich eine kleine Mittagspause bevor ich am Abend auf die Burg hinaufgehe. Von dort soll es einen schönen Blick auf die Stadt und die Bucht von Kotor geben.
Wunderschön war er, der Blick auf die Altstadt und die Bucht von Kotor. Den Abend verbringe ich in den engen und romantischen Gassen der Altstadt.
16.7. Nach zwei Tassen Tee und einer Mehlspeise im Hostel gehe ich heute entlang dem Strand und der Küste Richtung Perast. Die Altstadt ist um 7:30 morgens menschenleer und wunderschön. Die drei Buchten von Kotor sind der südlichste Fjord Europas und das tiefe Meer erlaubt auch großen Kreuzfahrtsschiffen hier anzulegen.
Nach ca. einer Stunde Gehen setze ich mich am Strand in ein Café und telefoniere wieder einmal mit Muck und Muttern. Alles okay bei Ihnen zuhause, vor allem Muttern geht es auch wieder um Vieles besser. Sie kann nicht klagen, sagt sie, einen besseren Kommentar von ihr kann man sich nicht wünschen… Dann setze ich meinen Spaziergang fort und genieße die mediterrane Stimmung in diesem Fjord mit den steil aufragenden Bergen.
Derzeit sitze ich gerade in einer Strandbar in der Ortschaft Donji Orahovac und lasse mir einen weiteren Kaffee schmecken.
Um 15h bin ich ja heute Nachmittag mit Rafael aus San Sebastian in meiner Unterkunft verabredet. Als ich in das Hostel zurückkomme, sitzt Rafael schon gemütlich im Empfangsraum. Er ist hier direkt von Sarajevo mit seinem Auto runter gefahren und so gibt es ein freudiges Wiedersehen. Das letzte Mal haben wir uns in London in Twickenham bei ihm zuhause gesehen, das ist aber auch schon wieder ein paar Jährchen aus. Wir verbringen den Nachmittag und Abend mit Geschichten erzählen, Wimbledon Finale schauen (siehe da, der Spanier Alcaraz fügt dem favorisierten Djokovic eine doch etwas überraschende Niederlage zu, ganz zur Freude von Rafael) und einem Abendessen in einem Restaurant außerhalb der Altstadt, wo es gleich um ca. 50% billiger ist.
Rafael habe ich 2016 in Tadschikistan kennengelernt als er mit Freunden und seinem Fahrrad nach Kirgisistan geradelt ist. Diesmal ist er mit seinem Ford Fiesta und dem Zelt im Balkan unterwegs. Mit dem Ziel in den bulgarischen Bergen eine alt christliche Bevölkerungsgruppe zu besuchen bevor er wieder zurück in seine Heimat ins Baskenland fährt. Da ich vorhabe morgen wieder nach Mojkovac in die Berge von Montenegro zurück zu fahren und auch er kein großer Freund von Küste und Touristen ist, beschließen wir, morgen gemeinsam mit seinem Auto von Kotor nach Mojkovac zu fahren.
Gegen Mitternacht schlafen wir im gleichen Schlafsaal in unseren Betten ein.
17.7. Um 05:15 läutet mein Wecker und um ca. 05:30 sitzen wir schon in der Küche bei einer Tasse Tee und einer Mehlspeise. Wir haben uns vorgenommen früh zu starten weil es untertags heiß wird und der Morgen am Schönsten ist. So fahren wir noch vor 7h früh über die Serpentinen den Fjord von Kotor hinauf und genießen die Aussicht auf die drei Buchten und den Fjord Kotors.
Am Weg nach Cetinje liegt der Lovcen Nationalpark und so statten wir auch noch dem Mausoleum von König Peter II Petrovic-Njegos direkt am Berg Lovcen einen Besuch ab.
Vor allem die Aussicht von hier oben auf die karstige Gebirgslandschaft des Lovcen NPs und dem nahegelegenen Meer ist grandios. Dann fahren wir mit Rafaels Fiesta weiter nach Cetinje und besuchen das Kloster von Cetinje. Wir haben Glück und können während unseres Besuches auch einen Blick auf die Hand des Heiligen Johannes des Täufers (die Hand die Jesus taufte) erhaschen. Fotografieren natürlich strengstens verboten. Nach einem Mittagessen legen wir uns in einen Park und holen ein wenig Schlaf nach.
Gegen 16h starten wir dann die letzten ca. 120 Kilometer nach Mojkovac und da alles auf einer Autobahn zu fahren ist, planen wir gegen 18h in Mojkovac anzukommen. Es sollte jedoch etwas anders kommen, da sich auf der Autobahn zwischen Cetinje und Podgorica kurz vor uns ein Unfall ereignet und wir zur Umkehr gezwungen werden. Über kleine Nebenstraßen und einer sehr abgelegenen Gegend erreichen wir dann mit ca. 3 Stunden Verspätung Podgorica und beschließen doch noch am Abend weiter nach Mojkovac zu fahren. Um ca. 21:30 erreichen wir ziemlich geschafft dann doch noch Mojkovac und wir bekommen gerade noch ein Zimmer im Hotel Dulovic. Da die Restaurants bereits zu haben kaufen wir uns im Supermarkt zwei Dosen Niksicko, Chips und Nüsse, die wir uns im Zimmer schmecken lassen. English Pub Style, wie Rafael nur meint… 🙂 Wieder gegen Mitternacht schlafen wir müde und zufrieden ein.
18.7. Um 7h lassen wir uns noch ein gutes Frühstück mit Eierspeise und Schinken schmecken. Dabei gebe ich Rafael noch ein paar Tipps für den Kosovo, den er als nächstes besuchen möchte. Rafael wird hier noch einen Tag Pause einlegen, Wäsche waschen, etc… ich setze hier heute jedoch wieder meine Wanderung fort. Rafael gibt mir noch seine restlichen Mark aus Bosnien mit, die er nicht mehr braucht, und so verabschieden wir uns um ca. 9h vor einer Bäckerei. Es war eine sehr schöne Zeit mit Dir Rafael, buen viaje!
Gesamtkilometer: ca. 7.985
Fazit: Montenegro ist mit seinen ca. 600.000 Einwohnern das kleinste Land der ehemaligen sechs Teilrepubliken Jugoslawiens. Als Währung haben sie den Euro und sie sind ebenso wie Albanien ein EU Beitrittskanditat. Der Tourismus boomt und speziell an der Küste gibt es wunderschöne Strände und viele Hotels, etc. Auch die Berglandschaften im Norden des Landes haben mit den vielen Nationalparks einiges zu bieten. Montenegro, das Land der schwarzen Berge, wie es so schön heisst. Die Berge sind zwar nicht schwarz, dafür aber wunderschön. Ich werde nun die nächste Zeit durch den Durmitor Nationalpark in den Bergen nach Bosnien wandern und noch mehr von den ’schwarzen‘ Bergen genießen können.
ALBANIEN – Teil 4 (Tirana – Shkodra – Koman Stausee – albanische Alpen)
15.06. Am späten Nachmittag sind dann all meine Sachen wieder trocken und ich gelange durch den Stadtpark ins Zentrum von Tirana. Tirana ist mit ca. 800.000 Einwohnern mit Abstand die größte Stadt von Albanien, das insgesamt ca. 3 Mio. Einwohner hat. Ich gelange zum Boulevard Deshmoret e Kombit, der wichtigsten Prachtstraße von Tirana. Dieser beginnt bei der Universität am Mutter Teresa Platz und endet am Hauptplatz von Tirana, dem Skenderbeg Platz.
Tirana scheint mir zwei Kleider zu haben. Zum einen ältere brutalistische Gebäude aus der kommunistischen Zeit und zum anderen Gebäude der Moderne und ab und zu auch ein richtiger Wolkenkratzer. Am Skenderbeg Platz angekommen steuere ich als erstes meine Unterkunft an. Ich habe im Tirana Backpacker Hostel ein Bett in einem 6 -Bettzimmer inkl. Frühstück um 15 € pro Nacht reserviert. Es ist ein altes Gebäude mit einem großen Garten im Hinterhof wo es das Frühstück gibt.
Am Abend beginnt es dann ordentlich zu regnen, sodass Andreas und ich unser Treffen auf morgen verschieben.
16.06. Am Morgen hole ich mir die gewaschene Wäsche ab und genieße ein ausgiebiges Frühstück im Garten. Sehr freundliches Personal und zentrale Lage (ca. 5 Minuten zu Fuß zum Skanderbeg Platz), sehr empfehlenswert diese Unterkunft.
Ich besuche dann Andreas um ca. 10h morgens in seinem Hotel La Boheme.
Seine ‚Besuche‘ auf meinen Reisen sind ja schon fast Routine, das letzte Mal haben wir uns letztes Jahr in Istanbul getroffen. Auch dieses Mal bringt er mir wieder ein neues Paar Schuhe mit, das ich dringend benötige. Ausserdem auch eine Hirschtalgcreme, Moskitospray und… ein Sackerl Mozartkugeln, er kennt mich… 🙂 Vielen Dank Andreas!!!
Da er eine kleine Verletzung am Arm hat gehen wir in ein nahegelegenes Gesundheitszentrum, wo ihm zwei Schwestern den Verband wechseln. Dann steht uns nichts mehr im Wege gemeinsam die Stadt zu erkunden. Einem Besuch im Kadare Museum (Ismail Kadare ist der wichtigste Schriftsteller Albaniens) folgt eine Kaffeepause in einem der drei nebeneinander liegenden Cafés vor der Oper. Es hat sich viel getan seit unserem letzten Treffen, so gibt es viel zu erzählen. Ich bringe dann die mitgebrachten Sachen von Andreas in meine Unterkunft und am Abend essen wir in einem ‚türkischen‘ Restaurant innerhalb den Überresten der Burg von Tirana. Wir haben schon einmal besser und billiger türkisch gegessen… 🙂
17.06. Wie jeden der folgenden Tage treffen wir uns auch heute in einem der Cafés am Skanderbeg Platz.
Dann besichtigen wir gemeinsam die einzelnen Gebäude und Sehenswürdigkeiten entlang des Boulevards.
Letztlich enden wir am späten Nachmittag im Lake View Cafe, das an einem See neben dem Stadtpark liegt. Hier legen wir eine Pause ein bevor wir am Abend um 18h bei einer geführten Tour teilnehmen. Eric, unser guide, vermittelt uns in ca. 2 Stunden einen guten Überblick über die Vorkommnisse und die Geschichte Albaniens und bringt uns so ganz nebenbei auch an den wichtigsten Gebäude der Stadt vorbei.
Am Abend essen wir in einer Bäckerei im alten Basarviertel bevor ich mir in einem der Cafés die zweite Halbzeit des Fußballspiels Albanien gegen Moldawien anschaue. Zur Freude der Einheimischen gewinnt Albanien 2:0 und die Welt scheint wieder in Ordnung zu sein. Andreas ist nicht so Fußball interessiert und verabschiedet sich etwas früher heute Abend. Ich besuche dann noch den Schlagzeuger im Charl’s Club, den ich in Elbasan kennengelernt habe und am Heimweg zu meinem Hostel kehre ich noch in die Hemingway Bar ein.
Bei einem Mojito und guter kubanischer Musik lerne ich hier einen Slowenen aus Marburg kennen, der mir noch viele gute Tipps für die kommenden Länder mitgibt.
18.06. Heute ist der letzte Tag von Andreas und so überlasse ich ihm, was er sich noch gerne anschauen möchte. Zuerst statten wir dem Historischen Nationalmuseum am Skanderbeg Platz einen Besuch ab.
Es ist das wichtigste Museum des Landes und allemal einen Besuch wert. Zumittag stärken wir uns bei Kaffee und Kuchen im Cafébereich des International Hotels am Skanderbeg Platz bevor wir uns eine kleine Kunstgalerie in der Nähe meiner Unterkunft anschauen.
Am späten Nachmittag besuchen wir noch einen Atomschutzbunker mitten in der Stadt, er wird hier Bunk Art 2 genannt. Diese Bunker wurden während der kommunistischen Zeit unter Enver Hoxha gebaut. Der Bunker war auch mit dem Innenministerium verbunden, dh im Notfall hätte sich zumindest die militärische Elite hierher retten können… Enver Hoxha fürchtete sowohl Amerikaner als auch Russen vor einem Überfall und ließ diese Bunker in großen Mengen erbauen, während das Volk nichts davon hatte. Nach einer weiteren Kaffeepause suchen wir uns noch das ehemalige Bahnhofsgelände, das sich nur ca. 1 km vom Skanderbeg Platz befindet.
Vor ca. 5 Jahren musste ja der Bahnhof von Tirana einem weiteren Boulevard weichen und so ist Tirana die einzige Hauptstadt Europas, die derzeit keinen Zugbahnhof hat. Die Städteplanung habe hier versagt, wie uns Eri, unser guide, erzählt hat. Danach essen Andreas und ich noch ein traditionelles Bohnengericht im guten Timy King Pils Restaurant in der Nähe meiner Unterkunft bevor wir uns verabschieden. Andreas fliegt ja morgen wieder zurück nach Wien und so wünsche ich ihm noch eine gute Heimreise. Wir haben allerdings auch schon wieder ein Wiedersehen geplant, das nächste Mal in Sarajevo in Bosnien. Wir werden sehen, bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.
19.06. Da das Frühstück bei mir im Hostel erst um 08:30 beginnt, mache ich heute in der Früh einen kleinen Spaziergang und beobachte wie die Stadt schön langsam erwacht.
Dann stärke ich mich im Hostel mit einem Porridge und einigen Nutellabroten. Heute habe ich mir vorgenommen einen weiteren Bunker zu besuchen, der ca. 6 km außerhalb der Stadt liegt. Bunk Art 1 wird er genannt und ein öffentlicher Bus bringt mich für 40 albanische Lek (umgerechnet 30 Cent) von der Oper in die Nähe des Bunkers. Auch diesen Bunker ließ der kommunistische Diktator Enver Hoxha erbauen um sich und seine Gefolgschaft im Falle eines Krieges zu schützen. Man kann nun den fünfstöckigen Bunker besuchen, der in ein Museum umgewandelt wurde.
Enver Hoxha litt Zeit seines Lebens unter Angst überfällen zu werden und so sind diese Bunker Produkte seiner Ängste und Paranoia. Dieser Bunker wurde 1978 fertiggestellt und bis zu seinem Tode 1985 hat Enver Hoxha diesen Bunker nur einmal selber besucht. Der Bunker hat Millionen gekostet und wurde paradoxerweise nie verwendet…
Am Nachmittag fahre ich dann mit der Seilbahn auf den Berg Dajt, einem Aussichtsberg von Tirana. Ich sitze hier gerade in einem Café mit Blick auf die Stadt Tirana und werde erst am Abend wieder in die Stadt zurück fahren.
Kurz vor 18h nehme ich dann eine der letzten Gondeln wieder in das Tal hinunter. Wunderschön der Blick auf die Stadt dabei und bei bekannter Doppelmayr Qualität der Seilbahn fühle ich mich ja fast ein wenig heimisch. Am Weg zurück in die Unterkunft esse ich nochmals im Timy King Pils Restaurant, dieses Mal Köfte (die Albaner sagen hier Qöfte) mit Brot und Tsatsiki, extrem gut und geschmackig auch diese Speise.
Bei der zunehmenden Hitze beginnt mich auch mein Bart wieder ein wenig zu stören. Der Friseur neben der Moschee verbringt am Abend noch eine Stunde damit mir meine Haare zu schneiden und zu rasieren. Und das alles für umgerechnet 10 Euro. Frisch geschniegelt schaue ich mir noch die zweite Halbzeit des Fußballspiels Belarus gegen Kosovo an, das die Kosovaren leider mit 1:2 verlieren. Die Albaner sind darüber nicht erfreut, da im Kosovo größtenteils Albaner wohnen, die sogenannten Kosovoalbaner.
20.06. Nach dem Frühstück schaue ich mir noch einmal einige Gebäude entlang des Prachtboulevards genauer an, trinke gemütlich einen Kaffee, usw…
Um 11h habe ich mich dann für das Bankenmuseum in der Nationalbank von Albanien vormerken lassen.
Das Gebäude befindet sich direkt am Hauptplatz und eine Mitarbeiterin der Bank empfängt mich hinter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Vorher muß ich noch meine Sachen inkl. Handy, Reisepass in einem Schließfach abgeben, bevor die Tour losgeht. Shpresa, die Frau, die mich durch die ersten beiden Stockwerke des Gebäudes führt, erzählt mir viel zu den ausgestellten Münzen und Geldscheinen. U.a. haben bereits die Illyrer, deren Nachfahren ja die Albaner sind, ab dem 6. Jhdt. v. Chr. Münzen gemacht bevor sie 168 v. Chr. von den Römer besiegt und als Provinz in das römische Reich eingegliedert wurden. Den albanischen Lek als alleinige Währung gibt es seit 1947. Vorher gab es auch noch den Franga, wobei 1 Franga = 5 Lek waren. Die Geldscheine wurden unterschiedlich in Jugoslawien (zw 1947 – 1949), Russland (1949 – 1954) und China (1954 – 1992) gedruckt, je nach dem zu welchem Land es gerade gute Beziehungen gab… Erst seit 1992 wird das Geld in Albanien selbst gedruckt. Heute bekommt man für 1 Euro ca. 100 Lek. Da wir völlig alleine in den alten Räumlichkeiten der Bank sind, gewährt sie mir auch interessante Einblicke was die albanische Bevölkerung heutzutage über den letzten König Albaniens, Ahmet Zog, und den kommunistischen Diktator Enver Hoxha denkt. Unter dem König Ahmet Zog zwischen 1928 und 1938 seien die Leute frei gewesen und auch sei er ein starker Mann gewesen. Allerdings wird ihm auch vorgeworfen, dass er Jugoslawien einen Teil des Ohridsees abgegeben hat um an die Macht zu kommen. Auch habe er die Goldreserven mit in das Exil nach Paris gemommen und die Bevölkerung so bestohlen… Also alles hat zwei Seiten. Er durfte allerdings während des Kommunismus unter Enver Hoxha nie mehr in sein Heimatland einreisen. Zu Enver Hoxha und den ca. 50 Jahren Kommunismus bis 1991 meinte sie, dass nicht alles schlecht gewesen sei. So sei während des Kommunismus noch der Zusammenhalt innerhalb der Familie stärker gewesen. Auch hätten sie alle zwar nicht viel gehabt aber doch jeder zumindest seine Arbeit. Der schlimmste Nachteil war, dass es keine persönliche Freiheit gegeben hat. Auch habe es keine Meinungsfreiheit gegeben. Die Albaner seien über viele Jahrzehnte hinweg eingesperrt gewesen und über die Realität außerhalb des Landes hinweg getäuscht worden…
Nach ca. 45 Minuten endet dann die Tour und mit dem Kopf noch bei den Erzählungen wechsle ich noch einmal ein paar USD, um weiter liquid zu bleiben… 🙂 Derzeit sitze ich wieder einmal im Timy King Pils Restaurant und esse noch einmal Fasule, das Gericht mit den großen Bohnen. Ich werde jetzt in die Unterkunft zurück gehen und noch um eine Nacht verlängern, die Stadt gefällt mir wirklich sehr gut. Am Nachmittag schreibe ich im Café Opera wieder einmal ein paar Postkarten, die ich auf dem zentralen Postamt aufgebe.
Im Anschluss daran besuche ich das ‚House of Leaves‘, das seinen Namen davon hat, dass es tatsächlich mit Blätter von Pflanzen bedeckt ist, die über seine Fassade klettern.
Es diente in der Zeit des Kalten Krieges und des Kommunismus in Albanien (1944-1991) als Hauptquartier des albanischen Geheimüberwachungsapparats, der berüchtigten Sigurimi. Die Sigurimi war etwa gleichzusetzen mit der Stasi (Staatssicherheit) in der ehemaligen DDR oder der Securitate in Rumänien. Das Gebäude war über Kabeln mit mehreren Gebäuden verbunden und so wurden zB die jugoslawische Botschaft in Tirana oder einige internationale Hotels mit ‚Wanzen‘ abgehört. Wer verdächtigt wurde, politisch anders zu denken, etc wurde entweder langjährig eingesperrt, gefoltert oder umgebracht. Es diente alles natürlich nur der Staatssicherheit, dem obersten Gut im Staat.
Mit einem leichten ‚Knödel‘ im Bauch esse ich am Abend noch einmal Qöfte, Tsatsiki, etc und schaue mit den Einheimischen das Fußballspiel Färöer Inseln gegen Albanien, das die Albaner 3:1 gewinnen. Also keine Wiederholung des Färinger Pepis, für die, die sich noch erinnern können. So nebenbei erfahre ich auch, dass Österreich gegen Schweden zuhause 2:0 gewonnen hat. Schön langsam könnte es also doch einmal was werden mit einer EM (2024 in Deutschland). Vor dem Schlafengehen genehmige ich mir in der Hemingway Bar einen Daiquiri. Ein wenig Aufholbedarf habe auch ich, wie ich merke… 🙂
21.6. Heute ist Sommer Beginn und der längste Tag des Jahres. Ich habe mir vorgenommen, wirklich einmal einen Rasttag einzulegen, bevor ich morgen wieder weiter gehe Richtung Shkoder und Shkoder See an die Grenze zu Montenegro. Nach dem Frühstück trinke ich in einem kleinen Café einen Espresso zum Munterwerden und nehme dann einen Bus, der mich zum Monument der Mutter Albaniens bringt.
Es befindet sich etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel, von der man einen sehr schönen Blick über die Stadt hat.
Auch der nationale Märtyrerfriedhof Albaniens mit über 28.000 gefallenen Soldaten während des WK2 befindet sich hier. Während zwei Albaner Domino spielen, mache ich einige Dehnungsübungen um weiter fit zu bleiben. Dabei zeigt mir der rechts Sitzende oft die Faust, Zeichen des Kommunismus, und lacht dabei… 🙂 er dürfte nach wie vor überzeugt davon sein.
Derzeit sitze ich gerade in einem Café am Tirana See und werde schön langsam in die Stadt zurück gehen.
Den letzten Abend in Tirana verbringe ich mit einem Stück Pizza und einer Dose Peja Bier aus dem Kosovo mitten auf dem Skenderbeg Platz. Die Sitzgelegenheiten, die an das Museumsquartier in Wien erinnern, sind ein idealer Platz um sich zu erholen und das Treiben auf dem Platz zu beobachten. Auch die Einheimischen machen reichlich davon Gebrauch, sodass alle Sitzmöglichkeiten am Abend so gut wie immer besetzt sind. Früh dran sein, heißt hier die Devise.
Zum Platz selber muß ich sagen, dass ich ihn nach jedem Besuch immer mehr mochte. War er mir am Anfang zu leer oder zu groß, wusste ich später das immer mehr zu schätzen. Es ist eben ein Platz auf dem es noch viel Platz. Und die Einheimischen machen reichlich davon Gebrauch, sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad.
22.6. Während in der Unterkunft noch alles schläft, packe ich meine Sachen und verlasse nach genau einer Woche wieder Tirana. Wunderschön diese Stadt, denke ich mir nur. Zuerst geht es hinaus durch die Vororte, wo ich in einem Café, an einem See gelegen, frühstücke.
Nach ca. 30 km erreiche ich dann mein heutiges Tagesziel. Kruje, die Stadt am Fuße eines steilaufragenden Berges gelegen. Sie wurde vor allem dadurch bekannt, dass Skanderbeg (alias Georg!!!😉Kastrioti), der Nationalheld Albaniens, hier im 15. Jhdt bis zu seinem Tode mehrere Angriffe der Osmanen abwehrte.
Wie ich es so des öfteren handhabe, setze ich mich meist einmal bei der Ankunft in einem Ort in ein Café und trinke etwas. Dabei kann ich mich gut vom Gehen erholen und kann dann frisch ausgeruht auf Quartierssuche gehen. So verlaufen oft Verhandlungen über den Preis, etc weit ruhiger als wenn du noch müde vom Gehen bist. Und manchmal bekommst du auch von jemandem im Café einen guten Tipp für eine Unterkunft oder, wie dieses mal, gleich eine Einladung. Florian, der liebe Besitzer des Cafés am Rande von Kruje, bietet mir sofort an, dass ich auf seinem Grund hinter dem Lokal zelten könne. Nach einer kurzen Inspektion des Platzes komme ich zum Schluss, dass es wohl in ganz Kruje kein besseres Plätzchen für mein Zelt gibt.
Zur einen Seite sehe ich hinunter auf das ca. 30 km entfernte Tirana und zur anderen Seite sehe ich hinüber zur Stadt Kruje, der Burg und dem dahinter liegenden Berg. Am Abend grillt Florian dann auch noch Qöfte, die wir uns mit einigen Kindern schmecken lassen.
23.6. Als ich beim Frühstück noch einmal die wunderschöne Aussicht auf die Burg genieße, kommt Florian vorbei und lädt mich auf einen Cafe bei sich ein. Vielen Dank Florian, Du hast mir sehr viel geholfen!!!
Auch erwähnt er, dass Österreich und Albanien in der Geschichte immer eine gute Beziehung hatten. Vor allem half das österreichisch-/ungarische Kaiserreich Albanien während der Balkankriege (vor dem WK1) die Osmanen fernzuhalten in dem es zwischen 1912 und 1915 eine Schutzmacht für Albanien war. So konnte Albanien 1912 von den Osmanen unabhängig werden und einen eigenen Staat ausrufen. Schön auch hin und wieder Positives aus der Geschichte zu hören… Dann verabschiede ich mich von ihm und schaue mir in der Burg das Skanderbeg Museum an. Dieses ist vor allem Skanderbeg und seinem Leben gewidmet ist.
WIKIPEDIA: Durch seine Verteidigung des Fürstentums Kastrioti gegen die Osmanen wurde Skanderbeg berühmt und erhielt 1457 von Papst Calixtus III. sowohl den Titel Fidei defensor („Verteidiger des Glaubens“) als auch den Ehrentitel Athleta Christi („Kämpfer des Christentums“). Heute wird er von vielen als albanischer Nationalheld gefeiert.
In der Zwischenzeit ist es auch hier in Albanien heiß geworden und die Sonne scheint vor allem um die Mittagszeit unerbärmlich darnieder. Ich habe mir heute vorgenommen entlang eines Flusses zu gehen. Bis mich ein Einheimischer mit seinem Auto aufmerksam macht, dass es auf dieser Straße Probleme mit Steinen gebe und ich daher einen anderen Weg nehmen solle. Nach ein wenig Bedenkzeit glaube ich ihm dann doch und gehe ein paar Kilometer Umweg bis in die Mittagszeit hinein, bevor es mir zu heiß wird.
Bei einer Baustelle frage ich um Wasser. Mit aufgefüllten Wasserflaschen packe ich bei einem passenden Plätzchen mein Zelt aus und lasse es trocknen. Währenddessen mache ich auf meiner Luftmatratze ein Nickerchen und lasse so die ärgste Mittagshitze vorbeiziehen. Gegen 16h fange ich dann wieder an zu gehen und während ich so gehe, hält ein Auto an. Von woher ich komme, fragt er in gutem Deutsch und reicht mir zwei kühle Flaschen Wasser. Er arbeite in Deutschland und habe die zwei Flaschen extra für mich gekauft, als er mich gehen sah. Dann sei er mir nachgefahren. Ihr seid wirklich unglaublich, ihr Albaner!
An diesem Abend gehe ich noch mehr als 30 km bis ich bei einbrechender Dunkelheit in die Stadt Lac gelange. Ich merke, dass ich von der Hitze völlig durchnässt bin. Ohne dass ich es vorhabe in einem Hotel zu übernachten, frage ich im Zentrum den ersten jungen Mann ob er hier ein Hotel kennt. Das Unterbewusstsein ist nicht zu unterschätzen… 🙂 In ca. 5 Minuten erreichen wir gemeinsam das Hotel Ambassador und um 25 € gibt mir die Angestellte ein gutes und vor allem kühles Zimmer. Nach einer Dusche esse ich im dazugehörigen Restaurant noch eine Gemüsesuppe und trinke eine Flasche Tirana Bier. So läßt es sich wieder leben… So nebenbei erzählt mir der junge Mann im Hotel auch noch, dass sein Vater vor 2 Jahren gestorben ist. Seit dem muß er als Juniorchef den Laden schupfen, mit 21 Jahren eine ganz schöne Aufgabe… Alles Gute!
24.6. Ich beginne heute früh zu gehen, da ich morgen in Shkodra, einer Stadt an der Grenze zu Montenegro, ankommen möchte. Ich sitze gerade in Lezhe, einer kleinen Stadt im NW Albaniens, und werde wieder so ab 16h weitergehen. Um ca. 18h erreiche ich mitten in der Landschaft ein Häuschen inmitten von Weingärten. Ich frage zwei Jungs um Wasser und letztlich endet es mit einer Einladung auf ein Peja Bier, selbst gebackenes Brot, selbstgemachten Käse und Gurken frisch aus dem Garten. Der Vater spricht gut Italienisch, so kann ich zumindest halbwegs verstehen was er meint. Er meint, dass schon einige Radfahrer bei ihm vorbei gekommen sind, Fußgeher allerdings noch keiner. Ist ja schon fast eine Auszeichnung, wenn man sowas hört… 🙂 Nach ca. 1 Stunde verabschiede ich mich von dieser netten Familie weil jetzt die beste Zeit zum Gehen ist. Kurz vor Dunkelheit stelle ich dann mein Zelt hinter einem Damm auf und schlafe mit dem Geräusch der verschiedenen Zirpen und Frösche ein.
Um ca. Mitternacht holt mich allerdings ein lauter Donner aus dem Tiefschlaf. In den letzten Stunden hat sich ein Gewitter über mich zusammengebraut. Durch das Zelt sehe ich zwar die einzelnen Blitze nicht, es schimmert nur die ganze Zeit zwischen den Farben Gelb und Rot durch das Zelt. So schön so ein Naturschauspiel auch ist, mit dem Schlafen war es für den Rest der Nacht vorbei.
25.6. Pünktlich mit Tagesanbruch hört auch der leichte Regen und das Gewitter auf, sodass ich aus dem Zelt klettere und einige Dehnungsübungen mache. Die Achillessehnen mögen den Asphalt nicht so sehr. Da muß ich aufpassen und eben auch immer wieder dehnen. Aber bald sollte ich eh wieder mehr weg vom Asphalt und auf Wanderwege kommen. Ich esse noch eine Gurke, die mir die Mutter von den Jungs von gestern aus dem Garten mitgegeben hat und esse mein letztes Brot dazu. Ich trinke meistens ca. einen halben Liter Wasser in der Früh, dann kann es wieder losgehen. Heute ist Sonntag und um ca. 8:30 höre ich die Kirchenglocken von der Ortschaft Nenshat. Hier beginnt gerade der Gottesdienst und die katholische Kirche ist gut besucht.
In dieser Gegend gibt es auch noch die meisten Christen in Albanien. Ich fülle hier meine Wasserflaschen auf und lausche eine Weile dem schönen Gesang bevor ich weitergehe. Gegen Mittag erreiche ich die nächste Ortschaft Mjede wo ich während der Mittagspause wieder einmal meine Sachen trockne. Um ca. 15h gehe ich weiter, da ich nicht zu spät in Shkodra ankommen möchte. Um diese Zeit wird es jetzt schon wieder ordentlich heiß und so mache ich kurz vor Shkodra noch einmal einen kurzen Boxenstopp. Gegen 19h komme ich dann im Hostel Mi casa es tu casa an, wo mich Samuel in die Gepflogenheiten des Hauses einführt.
Für 15€ die Nacht hat er mir für die nächsten vier Nächte ein Bett in einem 4 – Bettzimmer reserviert. Und so ist das erste wieder einmal eine Dusche, dann kommt die Wäsche dran. Da ich die letzte Nacht ja nicht viel geschlafen habe, gehe ich früh ins Bett und schlafe somit auch früh ein.
26.6. Nach mehr als 8 Stunden Schlaf werde ich kurz nach 5h früh munter und setze mich in den gemütlichen Aufenthaltsraum des Hostels. Eine etwas ältere Frau kommt auch in den Raum, öffnet die Türen, lässt Kaffee runter, etc… So frage ich sie ob ihr Name Alma sei und sie bejaht. Ich richte ihr dann die Grüße von Resi aus Tirana aus, die mir dieses Hostel empfohlen hat. Alma ist die Eigentümerin dieses Hostels und lebt hier mit ihren drei Hündinnen Mira, Bimba und Luna. Sie gibt mir einige Tipps für die Region, etc während ich ihren Kaffee verkoste. Nach 6h beginnt sich dann das Haus zu bewegen und sie kümmert sich um die restlichen Gäste. Ich hole mir meine trockene Wäsche von der Terrasse, und frühstücke in einem der Cafés in der Innenstadt. Am Vormittag schaue ich mir das Marubi Nationalmuseum für Fotografie an.
Es zeigt hier schwarzweiß Fotografien aus vergangenen Zeiten und zum Teil auch wie im 19. Jhdt fotografiert wurde. Das Museum besteht hauptsächlich aus ausgearbeitetes Bildern von Glasnegativen.
Es ist so interessant, dass ich mehr als drei Stunden darin verbringe. Danach lasse ich mir von einer lieben Schneiderin meine Hose nähen. So wie gestern eine andere Schneiderin einen Knopf annähte und nichts verlangte, will auch sie für ihren Dienst kein Geld nehmen… Wie oft während meiner Wanderung habe ich mir wohl schon gedacht, wer das bei uns noch machen würde…
Bei einem Mittagessen im guten Restaurant Rubi treffe ich Samuel wieder, der hier auch als Kellner arbeitet. Dann gehe ich zurück ins Hostel und verbringe die heisse Mittagszeit mit dem Schreiben hier und ein wenig ausrasten. Den Abend verbringe ich u.a. bei einem Gottesdienst in der katholischen Kathedrale der Stadt und genieße die schöne Stimmung in der Innenstadt.
27.6. Alma gibt mir heute morgen noch weitere Tipps für meine weitere Wanderung in die albanischen Alpen. Dann schaue ich mich in der Stadt um, die ja das Zentrum der katholischen Kirche in Albanien ist.
Am späten Vormittag gehe ich dann zum Shkodrasee, wo ich in der Ortschaft Shirokke Mittagspause mache. Wunderschön der See, der von Bergen umgeben ist und der größte See des Balkans ist.
Am Abend gehe ich zurück in die Stadt und gehe noch auf die Rozafa Burg hinauf. Sie thront über der Stadt und dem See und am Abend verfärben sich die Berge in wunderschöne Lilatöne.
Erst gegen 23h komme ich wieder zurück in die Unterkunft und schlafe nach einem sehr schönen Tag zufrieden ein.
28.6. Die Morgen in der Unterkunft beginnen immer mit einem Kaffee und einem Glas Wasser im Garten von Alma. Heute früh ist sie schwer beschäftigt sodass ich früh in die Bäckerei Velipoja frühstücken gehe. Am Vormittag besuche ich noch das historische Museum, wo ich ein junges Pärchen aus Linz-Urfahr treffe. Dann plaudere ich auch noch mit Felix, der hier das Museum überwacht. Ich habe mit noch keiner Person in Albanien gesprochen, die mit der Politik hier zufrieden wäre… 🙂
Derzeit verbringe ich die heiße Mittagspause wieder in der Unterkunft und plane ein wenig auch schon meine Wanderung in den albanischen Bergen und weiter dann in Montenegro. Am späten Nachmittag fragt mich dann Alma ob ich morgen zu einem Frühstück bei einer Freundin von ihr mitkommen möchte und ich bejahe. Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an. Am Abend treffe ich im Restaurant Temali zwei Radfahrer aus Lindau und wir verbringen einen lustigen gemeinsamen Abend.
29.6. Gegen 8h fahren wir heute mit dem Bus von Alma zu ihrer Freundin in den Ort Guri i Zi. Es liegt ca. 7 km von Shkodra entfernt und wir bekommen reichlich Köstlichkeiten von ihrem Garten.
Zurück in der Unterkunft borge ich mir eines der Fahrräder des Hauses aus und fahre damit noch einmal zum Shkodrasee. Nach ein paar Runden Schwimmen im See sitze ich derzeit im gleichen Restaurant wie vorgestern und warte auf meine Pizza.
Die Pizza schmeckt gut und so strample ich noch eine Ortschaft weiter bis nach Zogaj. Den Abend verbringe ich noch einmal in der Altstadt von Shkodra und schlafe auf der Sofa, da heute alles ausgebucht ist.
30.06. Noch vor 6h früh verlasse ich heute mit meinem Rucksack das Hostel und frühstücke am Weg zur Mes Brücke Dhalle (Buttermilch) und Burek.
Ich kaufe auch gleich jede Menge von verschiedenen Burek so, da es am Weg zum Koman Stausee nicht viel Möglichkeiten zum Essen geben wird, wenn überhaupt welche. Ich passiere die Mes Brücke, eine Bogenbrücke aus der osmanischen Zeit und gehe bei zunehmender Hitze weiter bergauf Richtung Koman Stausee. Zumittag schaue ich Albanern beim Holzkohlemachen zu, bevor ich weiter gehe. Zweimal finde ich heute Nachmittag bei heißem Wetter den Weg nicht, was wieder einmal im Unterholz und einem Weg querfeldein endet.
Ziemlich durchschwitzt und wieder am richtigen Weg erreiche ich eine Gaststätte wo ich Wasser auftanke und viel trinke. Möchte ich morgen um 9h die Fähre am Koman Stausee erreichen, muß ich heute noch ein Stück weiter gehen. Was ich auch mache… Bei einbrechender Finsternis finde ich kurz nach 21h bei einer Kirche eine geeignete Stelle zum Übernachten. Ich übernachte auf meiner Isomatte vor der Kirchentür und sprühe mich davor noch mit Moskitospray ein.
01.07. Bereits kurz nach 4h werde ich munter und während der Morgen graut packe ich meine sieben Sachen. Letztlich erreiche ich heute kurz nach 8h die Fährstelle und erfahre, dass die Fähre in ca. einer halben Stunde kommt. Es bleibt also noch Zeit für einen Kaffee und Käseburek. Auf Anraten von Alma nehme ich das Dragobia Schiff, das hauptsächlich Einheimische befördert und auch immer wieder Leute an verschiedenen Stellen ein- und aussteigen lässt.
In Markaj steige dann auch ich aus und gehe mit ein paar Einheimischen die paar Kilometer hinauf nach Lekbibay. Kaum in der einzigen Kneipe des Dorfes angekommen, legt ein ordentliches Gewitter mit viel Regen den ganzen Ort lahm. Inklusive Stromversorgung, etc…
Der junge Kellner ruft einen Freund von ihm an, der mir bei seiner Familie Unterschlupf gewährt. Er holt mich mit seinem alten Mercedes ab, da ich sonst sein Zuhause nicht finden würde. So komme ich auch noch zu einer Mercedesfahrt in Albanien… 🙂 Nach einer Dusche schlage ich mir mit einer Suppe und selbstgemachtem Brot und Käse den Magen voll. Danach lege ich mich nieder und schlafe am hellichten Tag fast 5 Stunden durch. Der Körper holt sich was er braucht. Am Abend wird gegrillt und ordentlich gefeiert.
So nebenbei erfahre ich von Brel, meinem Gastgeber, dass er auch einmal für 2 bis 3 Jahre in England war. Und er erzählt mir auch von der Überfahrt im Ärmelkanal in einem kleinen Boot.. 🙂 Jetzt betreibt er hier eine Unterkunft und verdient sich damit etwas Geld.
02.07. Nach einem albanischen Frühstück mit selbstgemachtem Brot, Käse, Kaffee und Raki zeigt mir der Vater von Brel noch eine kleine Abkürzung zurück zum richtigen Weg nach Abat und Theth in die albanischen Alpen. Über 1.200 Höhenmeter sind heute nach Abat zu überwinden. Doch bevor ich losgehe, gehe ich noch einmal zurück in die Bar von wo mich Brel gestern Nachmittag abgeholt hat. Nur nicht zum Schummeln anfangen, denke ich mir nur. Jeder Kilometer sei brav gegangen😉Dann geht es heute zuerst auf einer guten Straße hinauf bevor der Weg enger wird.
Er ist allerdings gut markiert, sodass ich mich heute so gut wie nie vergehe.
Gegen 16h erreiche ich dann die Ortschaft Abta wo ich im Guesthouse Shenaj eine Unterkunft finde. Den Nachmittag und Abend genieße ich heute mit etwas Ausrasten und Plaudern mit dem Hausherrn Sefi und seiner Tochter.
03.07. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiede ich mich von Sefi und seiner Familie und gehe ca. 10 km bis zum ersten Cafe.
Hier erzählt mir der Kellner, dass es in der Nähe ein sogenanntes ‚Blue Eye‘ gebe. Ich lasse meinen Rucksack bei ihm und gehe ca. 1 Stunde bis zu diesem natürlichen Wasserbecken mit einem Wasserfall, das eben aufgrund seiner Farbe den Namen ‚Blue Eye‘ bekam.
Ich sitze derzeit wieder im Café wo mir die Chefin Tave Dheu, ein traditionelles albanisches Gericht mit Käse, Tomaten, Zwiebeln, etc… macht. Nach einer kleinen Mittagspause werde ich heute noch die letzten Kilometer in die Ortschaft Theth gehen und dort irgendwo übernachten.
Gesamtkilometer: ca. 7.875
Fazit: Albanien ist fantastisch! Wunderschöne Natur, wilde Blumenwiesen, schöne Seen und Berglandschaften laden hier zum Verweilen ein. Letztlich bin ich überall ein wenig länger geblieben als geplant. Auch scheint jede Stadt in Albanien sich deutlich von den anderen Städten zu unterscheiden. Zudem ist das Preisniveau für unsere Verhältnisse noch recht niedrig und macht so den Urlaub noch leistbar. Natürlich sind die Albaner auch Meister der Gastfreundschaft und bei jedem Besuch wird zumindest ein Raki spendiert. Ohne Werbung für dieses Land machen zu wollen, kann ich es nur zu einem Besuch empfehlen. Natürlich gibt es auch Probleme in diesem Land, in dem der Kommunismus erst 1991 endete. Hohe Arbeitslosigkeit zwingt viele junge Albaner ins Ausland zum Geldverdienen zu gehen weil es zuhause keine Arbeit für sie gibt. Auch Korruption in der Politik, etc scheint immer noch ein großes Problem zu sein. So wird es wohl noch einige Zeit dauern bis aus dem EU Beitrittskandidaten ein EU Mitgliedsland wird. Ich wünsche dem Land und seinen Leuten alles Gute und vor allem eine friedliche Zeit!
ALBANIEN – Teil 3 (Elbasan – Ohridsee (Lin – Pogradec – Sveti Naum (NMK) – Ohrid (NMK) – Lin) – Elbasan – Tirana)
04.06. Frühmorgens esse ich noch einmal im selben kleinen Lokal wie gestern Burek und eine würzige Wurst aus dem Kosovo. Dann mache ich mich auf zu meinem Abstecher zum Ohridsee, dem Grenzsee zwischen Albanien und Nordmazedonien bevor es in die Hauptstadt Tirana geht. Ohrid, am Ohridsee gelegen, war früher das Jerusalem des Balkans. Das vor allem wegen der vielen orthodoxen Kirchen und Klöster, die es dort in der Umgebung gibt. Selbst die beiden Slawenapostel Kyrill und Method sollen dort im 9. Jhdt die Bibel vom Lateinischen in das Slawische übersetzt haben. Dabei entstand auch das kyrillische Alphabet. Also Geschichte genug um mich dorthin auf den Weg zu machen. Ich befinde mich nun auf der historischen Via Ignatia, die in der Antike das damalige Westrom (heutiges Rom) und Ostrom (heutiges Istanbul) verband. Manchmal ist es gut zu gehen auf der Via Ignatia, manchmal muß man sich den Weg suchen.
Nach ca. 15 km zweige ich von der Hauptstraße ab in Richtung Berge. Beim Mittagessen warnt mich ein Englischlehrer vor Bären und Wölfen. Andere Einheimische meinen, dass es kein Problem sei. So ist es auch und entlang einer wunderschönen Bergwelt gelange ich in das kleine Bergdorf Babje, wo ich einige Packerl Chips esse und Cola trinke.
Manchmal merke ich wie ich Salz und Zucker brauche. Dann gehe ich nachmittags bei gutem Wetter weiter und erreiche gegen Abend das Haus Grill Mattia.
Hier will ich nächtigen und es hat zum Glück offen. Ich habe noch nicht den Rucksack abgestellt, als mich jemand vom Nebentisch fragt woher ich komme. ‚Austria‘ lautet dann die Antwort. Er fragt mich in gutem Deutsch, ob ich auch Deutsch könne. Naja, ein bisschen halt, scherze ich…:-) Schnell ist ein Sessel gefunden und ich finde mich wieder mit vier jungen Albanern am Tisch.
Alle sprechen gut Deutsch und arbeiten in Deutschland. Sie stellen am Bau Gerüste auf und sind gerade auf Heimaturlaub hier. Als ich ihnen von meiner Wanderung erzähle, wechselt sich Kopfschütteln mit Bewunderung ab. Oli, einer der beiden Brüder, meint kurze Zeit später, dass ich bei ihm und seinem Bruder Sabri übernachten könne. Sie laden mich auch zum Abendessen ein und während die anderen mit dem Auto nach Hause fahren, gehe ich gemeinsam mit Sabri noch die restlichen 4 km zu Ihnen nach Hause.
Wieder einmal mehr als 40 km bin ich heute gegangen, genau gesagt 44, und es geht mir gut dabei. Auch immer beruhigend zu wissen, dass ich zur Not auch jetzt noch mehr als die üblichen 30 km oder so gehen kann. Zuhause werde ich der Familie vorgestellt und wir verbringen alle einen schönen gemeinsamen Abend.
So gegen 23h gibt es dann noch Reis mit Pljeskavica und Joghurt. Ein Raki, den der Vater selber aus den Trauben brennt, darf natürlich auch nicht fehlen. Gegen Mitternacht gehen dann die Lichter aus.
05.06. Am Morgen trinken wir noch gemeinsam Kaffee auf der Terrasse. Sie haben gemeinsam Grund hier gekauft und ein großes Haus selber gebaut hier, erzählt mir Sabri. So wohnen neben den Eltern auch noch einige Söhne mit ihren Familien in diesem Haus. Oli und Sabri sind heute den letzten Tag hier und müssen sich morgen wieder von der Familie trennen. Ihr Flugzeug geht morgen von Tirana nach Frankfurt. Vielen Dank Euch allen!!! Ihr seid herzlich eingeladen auch bei mir in Österreich solltet ihr einmal mit dem Auto fahren anstatt zu fliegen!
Gegen Mittag erreiche ich die kleine Stadt Prrenjas, wo ich eine Kaffeepause einlege.
Auf mich wartet nun der letzte Anstieg auf über 900 Meter von wo es dann zum Ohridsee runtergeht. Auch eine Eisenbahn hat es hier während des Kommunismus von Tirana zum Ohridsee nach Pogradec gegeben. 2012 wurde diese Strecke aber eingestellt, da das Interesse am Bahnfahren immer mehr abnahm und gleichzeitig die Autos mehr wurden. So gegen 16h erreiche ich dann die höchste Stelle und in der Ferne kann ich bereits den See erkennen.
Wieder entlang der Via Ignatia, die hier zum Teil nicht mehr vorhanden ist, gelange ich runter zum See und der kleinen Ortschaft Lin.
Die Frösche machen hier ein ohrenbetäubendes Konzert und ich genieße den schönen Abend am See. Da die Kirche letztlich doch abgesperrt wird, übernachte ich im ersten Stock auf der Terrasse der örtlichen Moschee. Die Frösche sind mit ihrem Konzert so fleißig und gut in Form, dass ich schließlich meine Ohrenstöpsel raushole…:-)
06.06. So um 6h werde ich munter und ich schaffe es gerade noch ungesehen meine Sachen zu packen.
Kurze Zeit später sitze ich wieder im selben Café wie gestern beim Kaffee und esse die mitgebrachten Speisen von gestern.
Dann gehe ich entlang der Küste bis in die Stadt Pogradec wo ich mich heute im Hotel Enkelana direkt an der Seeufer Promenade einquartiere.
Nach einer Dusche gebe ich meine Wäsche zum Waschen ab und verbringe den Abend am Ufer des Sees.
Pogradec gefällt mir gut. Schön gelegen am See und noch vom großen Tourismus verschont. Ich werde wohl noch eine Nacht hierbleiben.
07.06. Nach dem Frühstück entschliesse ich mich spontan mit einem Bus in die ca. 40 km entfernte Stadt Korça zu fahren. Ein Fotografiemuseum und die örtliche Brauerei haben Interesse in mir geweckt…:-) Der Kleinbus bleibt am Weg nach Korça immer wieder stehen, Leute steigen ein und aus und letztlich erreiche ich um ca. 10h die Stadt. Am Weg ins Zentrum komme ich beim alten Markt vorbei wo viel Handwerk betrieben wird und es auch einige Cafés gibt.
Die Stadt besteht aus vielen kleinen und niedrigen Häusern, die durch kleine gepflasterte Gassen erreichbar sind.
Mehrere breite, mit Bäumen begrenzte Boulevards führen in das Stadtzentrum, in der sich unter anderem auch das Fotografiemuseum befindet. Es ist dem albanisch-amerikanischen Fotografen Gjon Mili gewidmet und wurde erst vor 4 Jahren eröffnet. Gjon Mili wanderte noch vor dem Kommunismus nach Rumänien und später nach Amerika aus. Er durfte später während des Kommunismus unter Enver Hoxha nie mehr in sein Heimatland einreisen. Vor allem die Stroboskopfotografie machte ihn berühmt, mittels der er die einzelnen Phasen einer schnellen Bewegung in einem Bild vereinen konnte.
Danach schaue ich mir auch noch die Brauerei in Korça an und mache in einem angrenzenden Biergarten Mittagspause.
Am Weg zurück zur Busstation mache ich im alten Basar noch eine kurze Eispause bevor wir wieder zurück nach Pogradec fahren. Am Abend esse ich hier in einem Fischrestaurant eine Ohrid Forelle, hier auch Koran genannt. Das Fleisch ist rosa und der Fisch schmeckt vorzüglich.
Den Abend verbringe ich an der Uferpromenade und genieße die schöne Stimmung am See.
08.06. Heute bringt mich meine Umrundung des Ohridsees wieder zurück nach Nordmazedonien, wo ich letztes Jahr schon am Weg nach Jerusalem durchgekommen bin. Nach einem kurzen Aufenthalt im Drilon Nationalpark stehe ich um ca. 10h wieder auf nordmazedonischen Boden.
Nur unweit der Grenze befindet sich in Nordmazedonien das Kloster Sveti Naum, das ich als erstes besuche. Es ist dies ein am Ende des 9. Jhdts vom heiligen Naum gegründetes Kloster und auch nach ihm benannt.
Das Kloster ist zusammen mit der Stadt Ohrid, dem Ohridsee und dessen Umgebung eine Stätte des UNESCO-Welterbes. Hier befindet sich auch einer der Zuflüsse des Ohridsees und es werden auch Bootstouren zu den Quellen angeboten, was ich allerdings nicht mache. Anstatt dessen esse ich in einem der Restaurant Bohneneintopf und fahre dann mit einem Ausflugsschiff mit in die Stadt Ohrid.
Ohrid war vor ca. 1.000 Jahren eines der Zentren der orthodoxen Kirche am Balkan. Viele Gelehrte und Geistliche waren hier vor vielen Jahren aktiv und hinterließen ihre Spuren. Allen voran der heilige Naum (nach dem ja das Kloster Sveti Naum benannt ist), die Gebrüder und als Slawenaposteln bekannten Kyrill und Method, der heilige Clemens und viele mehr. Ich steuere als erstes das Old Town Hostel an, das sich, wie der Name schon sagt, in der Altstadt von Ohrid befindet. Es sei gerade noch ein Bettchen für eine Nacht frei, wie mir Natascha, die freundliche Betreiberin der Unterkunft, mitteilt. Sollte aber jemand in letzter Minute doch absagen, könne ich natürlich auch länger bleiben, sonst finden wir auch noch eine andere Lösung im Aufenthaltsraum. Das ist ein Angebot und nachdem ich meine Sachen verstaut habe, verbringe ich den Abend in der Stadt und am Seeufer. Als ich zurück komme, empfängt mich Charlie, ein Mitarbeiter des Hostels, schon mit den Worten ‚Good news George‘. Jemand hat tatsächlich abgesagt und so verlängere ich gleich um zwei weitere Nächte. Es ist ein historischer Ort und es gibt viel zu tun und zu sehen hier.
09.06. Da es bereits um 5h früh hell wird und das 4-Bett Zimmer keinen Vorhang hat, werde auch ich um diese Zeit munter. Frühmorgens mache ich mich also zu einem Morgenspaziergang durch diese Stadt auf und genieße in aller Ruhe und so gut wie alleine die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt.
Um ca. 8h kaufe ich mir in einem Lebensmittelladen drei Simits, Wasser und einen Automatencafe, das ich alles alleine im römischen Theater verspeise.
Erst als um ca. 9h die ersten Touristen auftauchen, setze ich mich in ein Café und lasse mir einen guten Cappuccino schmecken. ‚Ohrid hat soviele Kirchen wie das Jahr Tage hat‘ wird gesagt, viel fehlt nicht davon… 🙂 Aber alle sehr schön! Gegen 11h schaue ich mir noch das Nationaltheater an, in dem früher eine wohlhabende Familie aus Ohrid gewohnt hat. Zumittag esse ich noch einmal wie gestern Pljeskavica mit geschmolzenem Käse, eine Spezialität, die es angeblich nur hier gibt. Ich glaube das natürlich… 🙂
Derzeit mache ich gerade im Hostel eine Mittagspause und setze meine Besichtigung fort wenn es wieder etwas kühler ist. Für Abends bin ich heute mit Franziska aus Zürich verabredet. Sie ist mit dem Rad hier unterwegs und bei einem gemeinsamen Abendessen tauschen wir unsere Erfahrungen aus.
10.06. Auch heute stehe ich wieder früh auf und sehe mir noch einmal die Sankt Clemenskirche etwas genauer an.
Dabei lerne ich eine Amerikanerin kennen mit der ich dann auch noch pünktlich um 9h die Burg von Ohrid besichtige. Wunderschöne Aussicht von da oben… Während Joy, die Amerikanerin, mit dem Schiff nach Sveti Naum fährt, besichtige ich heute die Heilige Johanneskirche auch von innen.
Am Rückweg in die Stadt schaue ich mir dann auch noch einmal die Sophienkirche von innen an. Schon wunderschöne Freskomalerei, die ich auf mich wirken lasse. Den Nachmittag raste ich und schaue mir das Tennisfinale der Frauen bei den French Open an. Die Polin Iga Swiatek (Weltranglistenerste) gewinnt in einem spannendem Match knapp in 3 Sätzen gegen die Tschechin Karoline Muchova (Nr. 48 der Welt). Am Abend bezahle ich bei Charlie, dem Brasilianer, die Unterkunft für die letzten 3 Nächte, da ich morgen früh wieder die Seeumrundung fortsetzen werde und ich ihn nicht am Morgen aufwecken möchte.
11.06. In einer Bäckerei kaufe ich mir ein Schokocroissant, das ich um ca. 6h morgens in einem Café mit Einheimischen esse. Dann geht es relativ flach und gut voran und nach ca. 3 Stunden gelange ich nach Struga, wo ich direkt am See wieder eine Pause einlege.
Hier rufe ich dann auch Frau Muttern zurück, die gestern einmal ‚angeklopft‘ hat. Alles in bester Ordnung. Sie fährt bereits wieder mit der Scheibtruhe im Garten, nicht zu stoppen diese Frau… :-))) In der nächsten Ortschaft Kalista mache ich dann Mittagspause bevor ich so um ca. 15h in die beschauliche Ortschaft Radozda komme.
Die Grenze zu Albanien, die ich heute noch überqueren möchte, ist hier nur mehr einige Kilometer entfernt. Die Kellnerin in einem der Restaurants meint man könne hier zu Fuß nicht mehr auf kleineren Wegen weitergehen. Ca. 5 km wieder zurück gehen, meint sie, wäre die einzige Möglichkeit. Nur die Schmuggler gehen diese Wege und das Militär wird mich aufhalten. Mehr Informationen brauche ich natürlich nicht um zu wissen, dass ich genau hier weitergehen werde. Völlig unbeschadet und auf schönen Pfaden erreiche ich nach ca. 1,5 Stunden die Grenze nach Albanien.
Irgendwie wieder ein gutes Gefühl in dieses Land zurück zu kehren, ich fühle mich hier irgendwie wohler als in Nordmazedonien. Ich beschließe den letzten Abend am See noch einmal in Lin zu verbringen. Genau dort, wo ich vor ca. einer Woche den ersten Abend an diesem wunderschönen See verbrachte. Ich esse noch einmal eine Ohridforelle und lerne dabei zwei Salzburger kennen, die mit ihren Motorrädern unterwegs sind. Gemeinsam mit Helmut aus der Stadt Salzburg und Gerald aus Bischofshofen verbringen ich einen schönen gemeinsamen Abend am See bevor wir schlafen gehen. ‚Mein‘ Schlafplatz bei der Moschee wie letzte Woche erscheint dieses mal leider nicht so günstig weil noch reger Verkehr herrscht so um 22h. So finde ich beim Ortsausgang noch ein passendes Platzerl in einem Rohbau, natürlich mit Seeblick und Froschgequacke… 🙂
12.06. Ein Hund weckt mich heute früher als gewollt auf und so sitze ich bereits vor 6h morgens im selben Lokal wie gestern mit meinem gepackten Rucksack bei einem Kaffee und Brot vom Bäcker. Ich lasse dann meinen Rucksack im Lokal und umrunde noch einmal die Halbinsel von Lin, wunderschöne Gegend hier. Als ich wieder in den Ort Lin zurückkomme, entdecke ich in einem der Gästehäuser die beiden Motorräder von Helmut und Gerald. Gemeinsam trinken wir noch einen Kaffee auf ihrer Terrasse bevor wir uns verabschieden.
Ich wünsche euch beiden eine gute Heimreise und vielen Dank für die Einladung auf einen Kaffee! Am späten Vormittag erreiche ich dann die Ortschaft Prrenjas, wo ich im selben Café wie beim Hingehen eine Pause einlege. Es ist für die nächsten Tage wieder schlechteres Wetter angesagt und so beschließe ich, beim Rückweg nach Elbasan dieses Mal auf der Straße zu bleiben.
Gegen Abend erreiche ich dann die Stadt Librasht.
Nach einer Tave Kosi suche ich mir kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen geeigneten Schlafplatz und werde wieder einmal bei einer Schule fündig. Die jungen Buben beobachten mich natürlich genau wie ich mich beim überdachten Eingang einrichte.
Nachdem auch das Securitypersonal sein OK gibt, steht einer ruhigen Nacht nichts mehr im Weg. Kurz vor dem Einschlafen bringen mir die Buben auch noch Essen und Trinken vorbei. Auch hier unglaubliche Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft.
13.06. Nach dem ich gut geschlafen habe, werde ich heute mit dem ersten Tageslicht bereits um 04:20 munter und die Vogerl singen mir ein Gute Morgen Lied. Ich packe meine Sachen zusammen und frühstücke das Brot, die Tomaten und die Sauce Tsatsiki, die mir die Buben gestern Abend noch vorbei gebracht haben.
Nach einem kleinen Espresso am Stadtplatz gehe ich heute dann meistens entlang der Hauptstraße wieder zurück nach Elbasan wo ich um ca. 15h ankomme. Da ich wieder einmal eine Dusche brauche, quartiere ich mich wieder so wie vor ca. 10 Tagen im Hotel Admiral ein. Ich wasche meine Wäsche und lasse mir dann in der Stadt von einer Näherin meine Gamaschen nähen. Derzeit erhole ich mich gerade im Hotelzimmer und werde morgen weiter Richtung Hauptstadt Tirana gehen.
In Tirana bekomme ich ja in den nächsten Tagen wieder einmal Besuch von Andreas aus Wien, der mir u.a. ein neues Paar Schuhe, eine Hirschtalgcreme und einen Moskitospray mitbringt. Die neuen Schuhe sind eine absolute Notwendigkeit, vor allem wenn ich an meine weiteren Etappen Richtung Montenegro und den Bergen denke.
14.06. Noch einmal lasse ich mir Käse Burek in einem kleinen Laden schmecken, bevor ich mich ein wenig im Bahnhofsgelände von Elbasan umsehe. Ein Mechaniker, der neben der Zugstation arbeitet und gut Englisch spricht, versichert mir, dass an einem Sonntag immer noch ein Zug um 06:30 nach Durres fährt und am Nachmittag wieder zurück. Also ganz lahm gelegt ist der Zugverkehr in Albanien doch noch nicht.
Wobei Tirana doch derzeit den Ruf ‚genießt‘, die einzige Hauptstadt Europas ohne Zugbahnhof zu sein. Das Bahnhofsgelände von Tirana musste vor einigen Jahren einem Boulevard weichen. Ca. 8km außerhalb von Elbasan werde ich in einem Restaurant zu einem zweiten Frühstück mit Burek, Milch und Cola eingeladen. Dann gehe ich auf kleinen Wegen entlang des Kushja Flusses das Tal hinauf Richtung Norden und Tirana. Am Weg hinauf zum Pass fülle ich immer wieder meine Wasserflasche mit gutem und kaltem Wasser auf. Das Wasser hier in Albanien schmeckt ausgezeichnet, weil es von den Bergen kommt. Warum habe ich wohl noch kein schlechtes Bier in Albanien getrunken? 🙂 Die verschiedenen Biersorten Korça, Elbar, Stella, etc schmecken allesamt sehr gut. Über den Pass auf einer Höhe von mehr als 600 Metern kann ich in weiter Ferne schon die Hauptstadt des Landes Tirana ausmachen. Nach einer kurzen Pause hier oben gehe ich dann in die Ortschaft Krrabe runter. In einem Markt kaufe ich Brot, Wurst, Käse und eine Tomate und esse es in einem Café, wo ich eine Cola bestelle. Auf meinem weiteren Weg gerate ich am späten Nachmittag ungewollt in ein militärisches Sperrgebiet und manchmal ist der Weg so verwachsen, dass ich überlege umzukehren. Nach einem kurzen Ausflug in den albanischen ‚Dschungel‘ erreiche ich dann doch wieder einen Weg, der mich wieder gut zur Hauptstraße nach Tirana zurück bringt.
Im Restaurant Salleku stärke ich mich mit einem offenen Budweiser Bier und einer Pizza. Der Kellner organisiert mir dann auch ein nettes Plätzchen für mein Zelt, das ich gerne annehme.
15.06. Heute startet der Regen einmal völlig unüblich schon am frühen Morgen. Als würde er wissen, dass er mich so mit meinem Zelt erwischt… 🙂 Also bringe ich zuerst alle Sachen aus dem Zelt in das Trockene der überdachten Terrasse des Lokals und frühstücke einmal. Während einer kurzen Regenpause baue ich dann auch noch das nasse Zelt ab und verstaue es in einem separaten Plastiksackerl in meinem Rucksack. Gegen Mittag erreiche ich dann den großen Stadtpark von Tirana, wo ich derzeit in einem Café meine Sachen zum Trocknen ausgelegt habe.
Gesamtkilometer: ca. 7.660
Fazit: Der Abstecher zum Ohridsee hat sich allemal gelohnt und ich habe Lust am Mäandern bekommen. Der See lag ja nicht direkt auf meiner Route in die Hauptstadt Tirana und nach Hause. Von den Erlebnissen, Bekanntschaften, usw war es vielleicht der bisher schönste Teil, den ich in Albanien kennengelernt habe. Unglaublich auch, dass es für viele Jugendliche hier im Land keine Arbeit gibt und daher mehr als die Hälfte der jungen Menschen ihr Glück im Ausland versuchen. Wenn auch nur für ein paar Jahre, um genügend Geld zu verdienen und sich damit in Albanien eine eigene Existenz aufzubauen. Wie die beiden jungen Männer Oli und Sabri, die derzeit in Deutschland Gerüste aufstellen um später wieder in ihre Heimat zu ihren Familien und Freunden zurückzukehren. Man sieht die Dinge schon mit anderen Augen wenn Du solche Geschichten hörst und miterlebst…
Ich freue mich jetzt auf ein paar schöne und erholsame Tage in Tirana mit meinem Freund Andreas. Und auch meine Füße werden sich freuen, da sie ja neuen Untersatz bekommen.
ALBANIEN – Teil 2 (Kelcyre – Osum Schlucht – Berat – Elbasan)
27.05. Die Hausherrin macht mir heute bereits um 6:30 das Frühstück, da mein Bus um 7:30 von Gjirokaster zurück nach Kelcyre geht. Am Weg runter zur Busstation kaufe ich noch schnell in der Bäckerei Essen für den Tag ein und komme ein paar Minuten vor halb acht zur Busstation. Der Bus ist bereits voll und abfahrbereit und ich bekomme gerade noch einen Platzerl in der hinteren Reihe. Dann geht es los und nach weniger als 1 Stunde bin ich wieder in Kelcyre am Fluß Vjosa. Dort wo ich ja vor einigen Tagen vor dem Abstecher an das Meer meine Wanderung unterbrochen habe. Von hier habe ich heute vor wieder weiter zu wandern, und zwar über einen ca. 900 Meter hohen Berg in das Osumtal. Zuvor trinke ich aber noch einen Kaffee in Kelcyre und der Besitzer füllt mir dann auch noch die Wasserflaschen auf.
Es gibt hier in Albanien in fast allen Cafés schon Wifi und so beantworte ich auch noch meine elektronische Post. Erst so um 10h starte ich dann von Kelcyre zur ca. 30 km entfernten Osum Schlucht. Mit den ca. 800 Höhenmeter ist mir klar, dass ich nicht zuviel pausieren darf um noch vor Einbruch der Dunkelheit dort anzukommen. Es geht gut voran und am Weg begleiten mich auch für ca. 2 Stunden 3 junge Buben, denen es sichtlich Spaß macht mit einem ‚Tourist‘ ein Stück mitzuwandern.
Dann drehen sie wieder um und ich gelange am frühen Nachmittag bei einem Weiler vorbei. Der Hausherr begrüßt mich freundlich und interessiert sich woher ich komme. Mit Händen und Füßen erkläre ich ihm mein Unterfangen und schließlich lädt er mich auf einen Kaffee in sein Haus ein. Lefte, so sein Name, ist 69 Jahre alt und lebt hier mit seiner Frau Florie. Die 5 Kinder leben in Italien, Griechenland und ein Sohn ist Arzt in Permet. Es gibt zum Kaffee auch ein Stamperl Raki, der mir schon vom letzten Jahr in Serbien und Kosovo bekannt ist.
Bei der Verabschiedung lässt er es sich nicht nehmen, mir noch ein kleines Flascherl von dem selbstgebrannten Traubenschnaps mitzugeben. Energie, Energie – meint Florie schmunzelnd. Dann verabschiede ich mich von diesem liebenswerten Ehepaar, da sich der Himmel wieder einmal verdunkelt. Am höchsten Punkt angekommen, mache ich eine kurze Pause und beim Weggehen beginnt es zu donnern und zu regnen. Es geht bergab und da der Weg erdig ist, wird es eine kleine Rutschpartie. Am Weg sehe ich auch einen hängengebliebenen deutschen Campingbus ohne Insassen. Die sind wohl auf dem Weg um Hilfe zu holen,denke ich mir nur.
Wenig später kommt auch schon ein 4×4 Gefährt mit Touris auf der Rückbank und während ich mich schon der Osum Schlucht nähere, überholt mich der deutsche Campingbus auch schon. Sie bleiben stehen, es sind dies Katrin und Moritz aus der Nähe von Stuttgart. Sie erklären mir, dass sie von einer Frau absichtlich in eine Falle gelockt wurden. Die Frau meinte, man könne da schon fahren. Natürlich sind sie dann hängen geblieben und nur gegen 200 Euro hat sie der Bekannte der Frau mit dem Allradauto rausgezogen. Sie haben es aber schon wieder gut verkraftet und können darüber schon wieder lachen. Gute Heimfahrt noch!
Erst als es schon fast finster wird, komme ich beim Osum Canyon an und genieße die schöne Abendstimmung. Auf einem kleinen Parkplatz direkt bei der Brücke über den Canyon schlage ich mein Zelt auf und verbringe eine schöne Nacht.
Oft denke ich mir vor dem Einschlafen solcher Tage, was nicht so alles passieren kann an einem Tag.
28.05. Heute werde ich von einem vorbei gehenden Schafhirten geweckt, der nach seinen Schafen ruft. Mein Zelt ist durch die Nähe zum Fluss und der Luftfeuchtigkeit klitschnass und ich packe es auch so ein.
Am Weg entlang des Canyons bieten sich immer wieder schöne Ausblicke an.
Gegen 10h erreiche ich bei Sonnenschein Cerovoda, wo ich mir Brot und Fetakäse zum Frühstück kaufe. Ich gehe in einen nahegelegenen Park, packe alle meine Sachen aus und während das Zelt, etc in der Sonne trocknet, lasse ich mir das Frühstück schmecken. Ca. 1 Stunde später ist wieder alles trocken. Nach einem weiteren Regenschauer und einem Gewitter am Abend gelange ich wieder bei Schönwetter in die Stadt Polican.
In einer Bäckerei kaufe ich mir einen frisch gebackenen Strutzen Brot und setze mich damit in ein Kaffee. Auffallend in dieser kleinen Stadt ist, dass es genau eine ca. 200 Meter lange Promenade gibt, auf der die Leute auf und ab gehen. Fast so wie in vergangenen Jahrhunderten… Ich beobachte das natürlich und gehe dann auch einmal auf und ab:-)
Dann erblicke ich eine Moschee und der Imam winkt mich zu ihm hinauf. Ich erkläre ihm woher ich komme, etc und frage ihn ob ich im überdachten Vorbereich der Moschee übernachten könne. Kein Problem, meint er, ich solle so um 22:30 wieder kommen, dann sind alle Gläubigen weg. So sitze ich derzeit in einem Café und warte bis die Luft rein ist bei der Moschee… 🙂
Anfangs ist es noch eine Weile ziemlich laut bei der Moschee weil vorbeifahrende Jugendliche laut Musik in ihren Autos bei offenem Fenster spielen. Ich stecke meine Ohrenstöpsel rein und gegen 23h wird es dann endgültig ruhig. Ich verbringe eine ruhige Nacht am Hauptplatz von Polican.
29.05. Mit dem ersten Licht packe ich meine Sachen und esse in einem der offenen Cafés mein restliches Brot und Fetakäse von gestern zum Frühstück. Ein kleiner Espresso, kostet zB hier 50 LEK (ca 50 Cent), darf nicht fehlen. Wie schon in den letzten Wochen ist es auch heute vormittag wieder sonnig und am Nachmittag steht ein Gewitter mit Regen auf dem Programm. Da es nur mehr 24 km in die nächste Stadt Berat sind, versuche ich heute diese noch vor dem Gewitter zu erreichen. Hauptsächlich auf Straßen mit wenig Verkehr gehe ich Richtung Berat, mache zwei Pausen und am frühen Nachmittag komme ich auch schon in Berat an. Berat wird auch die Stadt der Tausend Fenster genannt, weil es im Stadtteil Mangalem viele hintereinander liegende Häuser an einem Berghang gibt und so u.a. auch viele Fenster zu sehen sind.
Ina, die Rezeptionistin vom Hotel Republika, macht mir einen guten Preis und ich werde hier zumindest zwei Nächte in dieser Stadt verbringen. Während ich mich dusche beginnt es draußen auch schon zu donnern und ich lasse dann auch den ärgsten Regen vorüber gehen. Gegen Abend wird es dann wieder sonnig und ich mache eine Runde in dieser kleinen Stadt am Osum Fluss gelegen. Die Stadt und die Gegend hier ist vor allem auch für seinen Wein bekannt, meint Ina. Und so trinke ich im Hotel Colombo ganz schön vornehm ein gutes Gläschen Rotwein.
Der Kellner erzählt mir, dass sich in diesem großen Gebäude bis 2014 die Universität von Berat befunden hat. Im Jahr 2013 kam es in Albanien zu einem Regierungswechsel und der Besitzer entschloss sich dieses Gebäude in ein Hotel umzubauen. Wer jetzt hier studieren will, muß in die Hauptstadt Tirana gehen.
Während ich mir den Wein schmecken lasse, höre ich auch das erste Mal seit ich in Albanien bin einen Muezzin, der zum Gebet ruft. Religion hat hier in diesem Land dennoch wie ich finde, keinen sehr hohen Stellenwert. Während der kommunistischen Zeit unter Enver Hoxha wurden gar viele Gebetsstätten umfunktioniert oder gleich in die Luft gesprengt. Der Großteil der Albaner ist muslimisch, Christen (sowohl Orthodoxe als auch Katholiken) sind in der Minderheit. Auch habe ich bisher noch keine Kirchenglocken gehört. Am Abend genieße ich noch das Treiben auf dem Republika Boulevard und gehe dann schlafen.
30.05. Wie gut ist es einmal wieder aufzuwachen und zu wissen, dass ich liegen bleiben kann, etc… Um 8h gibt es Frühstück und am Vormittag schaue ich mir noch einmal den Stadtteil Gorica auf der anderen Seite des Osum Flusses an.
Alte Steinhäuser, ähnlich wie in Gjirokaster, mit vielen kleinen Fenstern um möglichst viel Licht in die Wohnräume zu ermöglichen. Nach einem Espresso mit Einheimischen gehe ich in Richtung Waschsalon, wo ich gestern meine Wäsche zum Waschen abgegeben habe. Das Kilo kostet 300 Lek, da fang ich nicht zum Schruppen an. Am Weg dorthin kann ich einen Blick in die sonst gesperrte Königsmoschee ergattern. Ein wahres Juwel aus dem 15. Jahrhundert, in der ausser dem Teppich und den Lustern alles noch original ist, wie uns ein lokaler Führer erzählt.
Dann hole ich die Wäsche ab und wechsle im Hotel wieder mein Gewand. Dabei verlängere ich noch um eine Nacht, da es mir sehr gut gefällt hier und ich auch ein bisschen Rast brauche. Zumittag esse ich Biftek Vienez, mit Käse gefülltes Rindfleisch, eine Spezialität von Berat. Natürlich ein weiterer Tipp von Ina… 🙂
Im Anschluss telefoniere ich wieder einmal mit einigen Leuten zuhause und verbringe den Nachmittag und Abend in den Stadtteilen Gorica und Mangalem.
Am Abend verkoste ich eine weitere Spezialität von Berat. Es ist dies Fergese, ein Gericht, das aus Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Fetakäse und Joghurt in einer Auflaufform gebacken wird – exzellent!
Auf dem Rückweg zum Hotel bemerke ich, dass die Junggesellen Moschee gerade offen ist. Wenn nicht in diese hinein gehen, in welche dann… Und sie lassen mich auch drinnen sein während sie ihr Gebet verrichten.
31.05. Nach dem Frühstück gehe ich heute zur Burg hinauf, deren Überreste auf einem Berg über Berat thronen.
Ich schaue mir das nationale ikonografische Museum Onufri an, das sich in der Maria Himmelfahrtskirche aus dem 17. Jhdt befindet. Onufri war ein albanischer Maler im 16. Jhdt, nach dem dieses Museum benannt wurde. Sehr beeindruckend all die Ikonen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.
Vom Burgberg, wo immer noch Einheimische leben, bieten sich schöne Ausblicke auf die restliche Stadt und deren Umgebung.
Zumittag esse ich gebratene Köfte und trinke dazu ein Gläschen Rotwein. Hauptsächlich Merlot wird hier angebaut und getrunken, wie mir der Kellner erzählt. Da es wieder finster wird am Himmel gehe ich ins Hotel zurück und mache eine kleine Mittagspause. Dabei schlafe ich ein und werde erst um ca. 17h wieder wach. Am Abend telefoniere ich mit Muttern. Sie arbeitet und spritzt schon wieder ohne Stecken die Blumen im Garten, unverwüstlich… 🙂 Morgen geht es weiter Richtung Elbasan und Ohridsee.
01.06. Die Angestellten lassen mich um halb sieben in der Früh von dem Frühstück kosten, das gerade zubereitet wird. Bevor es fertig ist, bin ich schon wieder mit meinem Rucksack unterwegs. Entlang des Osum Flusses gehe ich die Stadt auswärts Richtung Norden und Elbasan.
Gegen Mittag erreiche ich die kleine Stadt Kucove, wo ich Tasqebap (Suppe mit Kalbfleisch) esse. Nach ca 1 Stunde breche ich wieder auf, komme aber nicht weit, weil ein starker Regen mit Gewitter einsetzt. Bei einem Eis in einem Café sitze ich das ganze aus und nach 1 Stunde hat es sich wieder beruhigt. Mir sind solche Gewitter nur recht, weil sie auch immer wieder die Temperaturen abkühlen. Am Abend komme ich in die Ortschaft Kujan. Agron, der griechische Besitzer eines Cafés, lädt mich auf eine Cola ein und meint, ich könne problemlos vor der Schule übernachten.
Vor der überdachten Eingangstüre der Schule baue ich unter Beobachtung vieler, fast schon zuvieler, Einheimischer mein Nachtlager auf und verbringe eine ruhige Nacht im Freien.
02.06. Um 6h früh kommt der Schulwart vorbei um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich verschwinde. Ein bisschen viel der Beobachtung, etc denke ich mir nur und trinke vorerst einmal bei Agron einen Kaffee. Wir tauschen FB Kontakt aus und er empfiehlt mir am Weg nach Elbasan auch in das hübsche Städtchen Belsh vorbei zu schauen, was ich auch mache. Es liegt schön an einem See und ich mache eine Pause hier und esse Käse Burek.
Es wird jetzt schon wieder ganz schön warm untertags und Temperaturen gegen 30 Grad sind keine Seltenheit. Zumittag esse ich in der Stadt Cerrek Fisch von einem der vielen Seen hier, bevor am Nachmittag (Gott sei Dank) sich der Himmel wieder verdunkelt. Das nachmittägliche Gewitter zieht wieder einmal auf, allerdings sehr schwach im Vergleich zu den Vortagen.
Leichten Regen empfinde ich in der Zwischenzeit schon als angenehm und da lass ich auch meine Regenjacke im Rucksack um sie nicht unnötig nass zu machen… 🙂 Gegen 18h erreiche ich nach fast 40 km doch etwas müde Elbasan, mit über 100.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Albaniens. Im Hotel Admiral finde ich ein günstiges und großes Zimmer und ich genieße eine heiße Dusche. Am Abend mache ich noch eine Runde in der Stadt, in der die Touristen fehlen, wie angenehm.
03.06. Wieder ausgeschlafen esse ich zum Frühstück Käse Burek und Pljeskavica, das ich aus Serbien vom letzten Jahr bereits kenne. Dann beschließe ich eine weitere Nacht hier zu bleiben, es gibt hier einiges zu sehen. Einen Markt, Kirchen, alte Moscheen und vor allem eine albanische Stadt ohne dem Schnickschnack für Touristen.
So durchstreife ich heute die Stadt und sitze gerade beim Nachmittagskaffee, wo ich diese Zeilen schreibe.
Gesamtkilometer: ca. 7.410
Fazit: Albanien ist ein unglaublich abwechslungsreiches Land mit schönen Städten, ursprünglicher Natur und guter Küche, die stark von der Türkei und Griechenland geprägt ist. Die Einheimischen sind meist freundlich, manchmal auch etwas zurückhaltend oder ängstlich. Aber das legt sich oft nach einem kurzen Wortwechsel. Ich freue mich auf eine weitere schöne Zeit in diesem bemerkenswerten Land.
ALBANIEN – Teil 1 (Petran – Lengarice Canyon – Permet – Saranda – Butrint – Gjirokaster)
20.05. Nach ca. 4 Stunden Gehzeit und einer letzten Einladung auf einen griechischen Kaffee und Tsipouro in der Ortschaft Aetopetra, gelange ich nun tatsächlich bei Mertziani an die Grenze zu Albanien. Somit erfüllt sich für mich ein weiterer, lang gehegter Wunsch, da ich dieses Land schon seit vielen, vielen Jahren einmal besuchen wollte. Der griechische Grenzbeamte scherzt noch ‚Why do you want to go to Albania, it is so beautiful here in Greece‘, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Auch auf der albanischen Seite der Grenze alles sehr entspannt, dieser Grenzübergang ist alles andere als überlaufen. Es gibt auch keinen Stempel in den Reisepass mehr.
Jetzt geht es also das Vjosatal flussabwärts Richtung Landesinnere von Albanien. Albanien, das Land der Skipetaren, wie es Karl May einst einem seiner Bücher nannte. Das erste was mir auffällt, sind die vielen grünen und wilden Wiesen mit all den verschiedenen Wiesenblumen. Es wird hier nicht gedüngt, was den Blumen und den verschiedenen Arten von Vögeln viel Freiraum bietet.
Nach ca. 1 Stunde Gehzeit erblicke ich ein Pärchen in der Wiese sitzend und ich gehe auf sie zu. Es sind dies Jutta und Erik aus dem deutschen Marburg bei Kassel, die hier mit ihrem Schlafwagen unterwegs sind. Sie laden mich auf ein Butterbrot ein und wechseln mir 10€ auf albanische LEK um (1€ = ca. 110 LEK). So halte ich zumindest fürs erste auch einmal diese für mich neue Währung in der Hand und kann eine Kleinigkeit bezahlen bis ich in die nächst größere Stadt komme. Es werden aber auch Euro akzeptiert, wie sie mir versichern. Die Albaner sind froh wenn Devisen in das Land kommen.
Viele Mercedes unterschiedlicher Baujahre, meist ältere, prägen das Straßenbild hier in Albanien. Ich solle mich in acht nehmen vor den Autofahrern, manche sollen auch ohne Führerschein unterwegs sein,meinen sie. Bis 1990 durften die Einwohner Albaniens in der sozialistischen Ära kein eigenes Auto besitzen. Das erklärt wohl die große Dichte an Mercedes, sie haben ganz einfach Aufholbedarf. Nach ca. 1 Stunde und vielen Informationen gehe ich dann weiter und noch etwas fällt mir auf. Diese plötzliche Dichte an Wohnmobilen größtenteils aus Deutschland, aber auch von anderen Ländern. Mir kommt vor, dass ich hier sehe innerhalb zweier Stunden mehr Wohnmobile als in Griechenland in 4 Wochen sehe… 🙂 Albanien scheint bereits hoch oben auf der Liste vieler Urlauber zu sein. Ich gehe heute nur bis zur Ortschaft Carcove, wo ich in einem kleinen Restaurant eine Gemüsesuppe esse.
An den Behausungen und den Kleidungen der Leute sieht man auch gleich, dass Albanien ein viel ärmeres Land ist als Griechenland. Auch die Lebensmittelläden sind hier um einiges spartanischer gefüllt als im EU Land Griechenland. Der Gang der Leute um vieles langsamer. Dafür ist auch das Preisniveau deutlich niedriger was Albanien immer noch zu einem billigen Urlaubsland macht. Kosta, der Sohnemann von Anna, zeigt mir seine Schule und meint, ich könne problemlos hier übernachten. Es ist ja heute Samstag und morgen ist die Schule eh geschlossen. Er ist übrigens der einzige in der Klasse und genießt sozusagen Einzelunterricht. Sowas wäre bei uns unvorstellbar.
21.05. Nach einer kurzen und von vielem Hundegebell begleiteten Nacht, stehe ich um 5h früh auf. Die Zeit geht hier auch um 1 Stunde gegenüber Griechenland vor, sodass ich mich jetzt wieder in derselben Zeitzone befinde wie zuhause in Österreich. Ich trinke noch kurz einen Espresso und verabschiede mich von dieser Ortschaft. Es geht jetzt auf dem linken Flussufer die Vjosa flussabwärts Richtung Landesinnere. Das Gewässer der Vjosa steht seit März 2023 unter Naturschutz und wurde zum Nationalpark erklärt. So dürfen die geplanten Staudämme nicht gebaut werden. Albanien hat eh einen Überschuss an Energie und exportiert diese sogar. So macht diese Entscheidung absolut Sinn.
Gegen Mittag erreiche ich die Ortschaft Petran wo ich eine Suppe mit Ei, Zitrone und Reis esse Großmutterssuppe wird sie hier genannt. Danach esse ich noch einen gebratenen Fisch aus der Vjosa mit Pommes frites und Salat, das ganze um 800 LEK, also umgerechnet ca. 7,50€.
Thair (Abud), der gerade an das Kap der Guten Hoffnung geht, hat mir empfohlen von hier bis zur Kadiut Brücke und weiter zu gehen, es sei sehr schön hier. Und für wahr, er sollte recht behalten. Als ich der Kellnerin meine Absicht erkläre von hier in ein Seitental zu wandern, bringt sie mich mit einem einheimischen Schafhirten in Verbindung, der sich hier gerade mit einem Energy drink stärkt. Sie meint, er sei gerade dorthin unterwegs, ich solle mich bei ihm anhängen. Er wird mir zeigen wo es wirklich schön ist. Nach einer abenteuerlichen Fahrt auf schlechten Wegen erreichen wir in seinem Nissan Geländewagen nach ca. einer halben Stunde das Plateau des Lengarice Canyons. Einige seiner Schafe sind auf der Ladefläche mit dabei.
Bis zu 150 Meter geht es hier runter und wir genießen die Aussicht. Fredi, so heißt der Schafhirt, hat auch noch Pferde, Eseln und Bienen und meint, dass vor allem die Wölfe hier für die Schafe gefährlich seien. Braunbären weniger, na dann… 🙂 Zuletzt zeigt er mir noch den Weg hinunter in den Canyon zu der alten Kadiut Steinbrücke aus der Zeit der Osmanen. Dort befinden sich auch warme Thermalquellen, die sogenannten Benja Thermalquellen. Dann verabschiedet er sich, da er jetzt seine Schafe melken gehen muß.
Interessant war auch was er über Enver Hoxha, den kommunistischen Diktator der sozialistischen Volksrepublik Albaniens zwischen 1944 und 1985, sagte. ‚Natürlich habe er das Land völlig isoliert und die Leute unterdrückt bzw. Gegner verschwinden lassen, etc… Auch war jeglicher Tourismus verboten. Aber er habe auch das Gesundheits- und Schulwesen wie Universitäten, etc. aufgebaut.‘ Ein bisschen wie Kuba, denke ich mir nur… Vielen Dank Fredi, ohne Dich hätte ich diese Aussichtspunkte nie gefunden. Wieder alleine, genieße ich die Landschaft von hier oben und gehe dann hinunter in den Lengarice Canyon. Ich beobachte Fischer, die hier im Lengarice Fluss ihr Glück versuchen.
Dann entledige ich mich meiner Kleidung und genieße eine dieser natürlichen Schwefelquellen. Frisch gebadet, esse ich mitgebrachte Jausenbrote und schlafe in einer der kleinen Hütten, die hier gerade gebaut werden.
22.05. Noch vor 5h packe ich heute meine Sachen zusammen. Die Tage sind jetzt wieder lange und vor allem in der Früh, wenn alles noch schläft, bin ich gerne unterwegs. Ich gehe dann das Seitental wieder hinaus nach Petran, wo ich im selben Restaurant wie gestern einen Kaffee trinke und frühstücke. Wieder entlang des linken und ruhigeren Flussufers entlang gehe ich weiter und erreiche am späten Vormittag die erste albanische Stadt Permet.
Für heute Nachmittag ist schlechtes Wetter angesagt und da ich eh einige Sachen zu erledigen habe, entschliesse ich mich hier eine Nacht zu verbringen. Im Hotel Permeti finde ich direkt am Hauptplatz eine schöne Unterkunft und die Angestellte kümmert sich auch gleich um meine Wäsche.
Frisch geduscht gehe ich mit meinem Rucksack zum Schuster, der mir mit seiner Ahle und Nadel meinen Traggurt wieder nachnäht. Nach längerer Suche finde ich auch einen Geldwechsler, der mir übrige USD in albanische Lek (ALL) wechselt (1 USD = 102 All). So ganz nebenbei macht er auch noch Hamburgers… 🙂 Die meisten ATMs verlangen hier alle zwischen 8 und 10% Gebühren, was das Geldabheben mit der Bankomatkarte sehr teuer macht. Wer also vor hat Albanien zu besuchen – am besten Devisen mitbringen und hier vor Ort wechseln. Man bekommt so den besten Kurs und zahlt auch keine zusätzlichen Gebühren. Die Albaner freuen sich über Devisen. Und sonst halt wenn es geht mit der Kreditkarte, zB mit der Visakarte bezahlen. Bei einem Berber (nicht bei einem Marrokaner sondern so heißt hier der Friseur) lasse ich mich dann auch wieder einmal schön machen, inklusive Nassrasur und Haareschneiden.
Er verlangt 700 ALL dafür und macht es sehr gut wie ich finde. Dann wird es schon 15h und mein Magen meldet sich. Ich esse eine Hühnersuppe und einen Walnusskuchen bevor ich mich ein wenig im Hotelzimmer ausruhe. Auch hier in diesem Teil Albaniens, der auch Nordepirus genannt wird, sind zwischen 15h und 17h die Geschäfte geschlossen. Der Nordepirus war bis 1913 griechisch, so erinnert die siesta dann doch noch ein wenig an den Nachbarn. Albanien ist mit seinen knapp 3 Mio. Einwohnern auch noch ein relativ junges Land. Erst nach den Balkankriegen gegen die Osmanen wurde 1912 in der albanischen Küstenstadt Vloha die Unabhängigkeit ausgesprochen, 1913 wurde es von den Großmächten auch anerkannt. Gegen 17h besuche ich noch eine Moschee, in der sich einige Sofas zum Sitzen befinden. Auch das habe ich noch nie gesehen, finde ich aber sehr gemütlich. Ein junger Muslim erklärt mir dann, das die meisten Muslims in Albanien Sunniten sind und auch fünf mal am Tag beten. Der Islam wird hier allerdings sehr liberal gelebt, ich habe bis jetzt noch keinen Muezzin rufen gehört. Und eine Sofa zum Sitzen auch noch nie… 🙂
Am Abend trinke ich am Hauptplatz noch einen Kaffee und esse im guten Restaurant Trifilia eine Pizza Capricciosa und ein Glas Rotwein. Beste slow food Qualität! In der Zwischenzeit hat es auch wieder gedonnert und zum Regnen begonnen, hoffentlich ist das Wetter morgen wieder besser.
23.05. Ich werde mich jetzt mit dem Geschichtsunterricht wieder etwas zurück halten, könnte ja zu viel werden. Aber ich finde es trotzdem bei jedem Land wichtig etwas über die Geschichte zu wissen.
So erklärt sich vor allem wie, warum, was und wie in einem Land etwas ist. Zum Beispiel auch als ich beim Frühstück heute morgen eine Männer Runde beim Cafe fragte, ob ich von Ihnen ein Foto machen dürfe. Mir war sofort an den Reaktionen klar, dass das nicht geht… Es bestätigt auch meinen ersten Eindruck, den ich in den ersten Tagen hier in diesem Land bekam. Die meisten Leute sind freundlich und nett. Allerdings auch etwas distanzierter, verschlossener und zurückhaltender Touristen gegenüber als in anderen Ländern. Die Geschichte spielt hier sicherlich eine Rolle.
Entlang des linken Vjosa Flusses gehe ich dann heute bis Kelcyre.
Bevor ich von hier weiter über den Berg zum Fluss Osum gehe, möchte ich allerdings noch einen Abstecher zum Meer machen. Natürlich um nach einigen Tagen wieder hierher zurück zu kommen und von hier weiter zu gehen. Der Kellner in einem Restaurant deutet auf einen Minibus, der direkt nach Saranda, einer Küstenstadt an der albanischen Adria, fährt. Nach zweimal umsteigen komme ich nachmittags in Saranda an und quartiere mich für 20€ die Nacht im guten Hotel Veli ein.
Am Abend durchstreife ich den Hafen und die Promenade bevor ich im Fischrestaurant Filipi einkehre. Erian, der Angestellte vom Hotel, hat es mir empfohlen. Ich trinke einheimisches Korca Bier und esse ein gemischtes Teller mit Tintenfisch und Shrimps – beste Qualität zu günstigen Preisen. Da ich müde bin, gehe ich früh schlafen.
24.05. Richtig gut ausgeschlafen und voller Tatendrang wache ich heute auf. Ich gehe in eine Bäckerei frühstücken und trinke in einem Café einen albanischen Kaffee. Um 8h steige ich in einen öffentlichen Bus, der mich für 200 LEK via Ksamil in das ca. 20 km entfernte Butrint fährt. Es gibt hier den sogenannten Butrint Nationalpark, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Es ist dies die meist besuchteste archäologische Stätte Albaniens, in der es noch alte Ruinen aus der hellenischen, römischen und byzantinischen Ära gibt. Für Interessierte hier mehr dazu von Wikipedia – – > https://en.m.wikipedia.org/wiki/Butrint_National_Park
Ca. 3 Stunden dauert mein Rundgang durch wunderschöne Natur gemischt mit Überresten eines Amphitheaters, einer byzantinischer Basilika aus der frühchristlichen Zeit und einer Burg, von wo man auch schön auf die nahegelegene griechische Insel Korfu sieht.
Um die Mittagszeit nehme ich wieder einen öffentlichen Bus und steige diesmal im Küstenort Ksamil aus. Es gibt hier weisse Sandstrände und gilt als die ‚Karibik‘ Albaniens. Gleich vorweg, es ist hier sehr schön und gute Stimmung, aber mit der Karibik wohl nicht zu vergleichen.
Ich sitze gerade in einem Café mit Blick auf das Meer und überlege gerade ob ich den Sprung in das kühle Nass wagen soll. Badehose und Handtuch habe ich mir ja vom Hotel mitgenommen.
Irgendwie sind mir dann die 18 Grad Wassertemperatur doch zu kalt und ich fahre mit dem Bus wieder zurück nach Saranda. Ich steige etwas früher aus und gehe die letzten paar Kilometer zu Fuß zurück in das Stadtzentrum und meine Unterkunft. Es gibt auch hier Kieselstrände und die ersten paar Touristen recken sich schon in der Sonne. Der Küstenbereich ist mit Hotels gefüllt und man kann so schon erahnen, dass hier im Sommer richtig viel los ist. Am Abend gehe ich noch einmal in das Filipi Fischrestaurant bevor ich wieder früh schlafen gehe.
25.05. Mein Bus nach Gjirokaster geht heute um 8h und so frühstücke ich vorher noch in der Bäckerei. Der Kleinbus fährt direkt nach Berat und lässt mich ca. 10 km außerhalb von Gjirokaster aussteigen. Nach einer kurzen Kaffeepause, wo ich Zeuge eines handfesten Streiters von Kartenspielen werde, bringt mich dann ein Einheimischer die letzten Kilometer zur Busstation in Gjirokaster. Gjirokaster, die steinerne Stadt wie sie auch genannt wird, vor allem wegen der vielen steinernen Häuser und Straßen. Und sie ist deshalb auch UNESCO Weltkulturerbe. Die Busstation befindet sich in der neuen Stadt im Tal wohingegen die Altstadt sich am Berg oben in der Nähe der Burg befindet. Nach einigen hundert Metern komme ich an einem Schild vorbei mit der Aufschrift ‚Mani Guesthouse‘. Wir werden uns schnell über den Preis einig, diesmal mit albanischem Frühstück. Am Weg zum Mittagessen komme ich bei einem Folklorefestival vorbei wo ich mit Einheimischen Budweiserbier vom Fass trinke.
Ich gehe dann Richtung Basar hinauf, der sich unter der Burg befindet. Viel Souvenirshops und Restaurants, für mich ein wenig zu viel des Guten. Ein ordentliches Gewitter gefolgt von vielem Regen lässt mich aber dann doch auch in ein Kaffeehaus flüchten.
Den Abend verbringe ich in der neuen Stadt, in der es etwas ruhiger abgeht und vor allem die Einheimischen sich befinden.
26.05. Kurz nach 7h klopft es heute schon an meiner Tür. Es ist die Hausherrin, die bereits, wie versprochen für 7h, das Frühstück aufgetragen hat. Es gibt Bergtee, Kaffee, Burek, Wurst, Käse, etc, alles sehr gut. Auf kleinen steinernen Gassen gehe ich dann bis zur Burg hinauf und genieße von da oben den atemberaubenden Blick über die Stadt.
Dann schaue ich mir noch das ehemalige Gefängnis in der Burg an. Im Restaurant Lani neben der Burg empfiehlt mir der Besitzer qifqi, überbackene Reisbällchen, zu essen.
Dann verkoste ich auch noch Oshaf, ein Dessert mit getrockneten Feigen, Schafsmilch und Zucker. Beides exzellent. Dann telefoniere ich wieder einmal mit Frau Mutter, der es wieder sehr gut geht und schon wieder fleißig im Garten arbeitet.
Gesamtkilometer: ca. 7.250
Fazit: Albanien ist längst kein Geheimtipp mehr bei den Urlaubern. Vor allem bei den Campingurlaubern aus Deutschland steht Albanien bereits hoch im Kurs. Es ist dies wohl die noch unberührte Natur, die hier einzigartig ist. Berge, Seen, Flüsse, Meer und interessante Städte ziehen die Wohnmobile samt Insassen hier an. Und wohl auch die Tatsache, dass Albanien ein sehr günstiges Reiseland ist. Die kommunistische Vergangenheit ist nach wie vor spürbar, sowohl bei den Leuten als auch im täglichen Leben und den Gebäuden. Die Leute sind zum Teil etwas reservierter als in anderen Ländern, aber dennoch sehr freundlich und hilfsbereit.
GRIECHENLAND – Teil 5 (Nafpaktos – Trichonida-See – Agrinio – Arta – Ioannina – Zagori – Konitsa)
03.05. Heute mache ich noch einen Tag Pause in der Hafenstadt Nafpaktos, dem ehemaligen Lepanto. Am Vormittag gehe ich zur Burg hinauf von wo sich ein herrlicher Ausblick auf die Stadt und den Golf von Korinth bietet.
Beim Runtergehen statte ich dem Museum im Botsari Turm einen Besuch ab. Die Ausstellung ist der Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 gewidmet.
Es war die letzte Galeerenschlacht im Mittelmeer im Zuge der Türkenkriege, bei der die christlichen Mittelmeermächte (Rom, Spanien, Venedig) gegen das osmanischen Reich einen überraschenden Sieg feierten. Dann trinke ich im Hafen einen griechischen Kaffee und genieße das Treiben hier.
Während ich im selben Lokal wie gestern mit Reis gefüllte Paprika und Tomaten esse, setzt dann zumittag das vorhergesagte Unwetter ein.
Ich flüchte daher in das Hotelzimmer. Während es draußen wieder blitzt und donnert, plane ich die weitere Wanderung zur Grenze nach Albanien, die noch ca. 250 km entfernt von hier liegt.
04.05. Noch ein letztes Mal lasse ich mir das Frühstücksbuffet im Hotel Nafpaktos schmecken bevor ich auschecke und mich auf den Weg nach Albanien mache. Zuerst geht es allerdings zum Trichonida-See, dem größten natürlichen See Griechenlands. In Gefira Bania überquere ich den Evinos Fluss, auf dem auch Rafting angeboten wird.
Zumittags esse ich mitgebrachte Jausenbrote und einen Apfel. Wasser ist in diesem Teil Griechenlands jede Menge vorhanden und kann aus freier Natur problemlos getrunken werden. Ich habe mir eigentlich vorgestellt in der Ortschaft Kapsorachi etwas am Abend zu essen, nur da gibt es nichts. So gehe ich noch 10 km weiter und erreiche nach mehr als 40 km die Ortschaft Agios Andreas. In einem Lebensmittelladen kaufe ich Brot, Salami, Käse und Tomaten, die ich im daneben liegenden Café mit einer Cola verspeise. In der Zwischenzeit hat wieder Regen eingesetzt und der Besitzer erlaubt mir nach der Sperrstunde um ca. 22h in einem überdachten Durchgang zu seinem Haus zu übernachten. Vielen Dank!
05.05. Nach einer trockenen Nacht packe ich meine Sachen zusammen und frühstücke wieder im Café. Dann gehe ich in die nächste Ortschaft Grammatikou wo gerade ein Gottesdienst stattfindet. Immer wieder schön die Chöre in den orthodoxen Kirchen…
Dann gehe ich entlang dem Trichonida-See durch wunderschöne Landschaft mit Olivenbäumen, Schilf und Wiesenblumen. Auch Schafhirten habe ich hier getroffen und natürlich mit ihren Hunden Bekanntschaft gemacht.
Gegen 14h erreiche ich die Stadt Agrinio, wo ich am Stadtrand in einer kleinen Taverne Kokoretsi esse. Kokoretsi ist ein Gericht des Balkans und Anatoliens, das aus Lamm- und Ziegendärmen besteht, die um gewürzte Innereien des Lammes (Herz, Nieren, Leber, etc…) gewickelt sind und üblicherweise gegrillt werden.
Danach kaufe ich mir in einem Intersport neue Socken und schaue in das Stadtzentrum von Agrinio. Am Hauptplatz esse ich ein Eis und beschließe weiter zu gehen, da mir die Stadt nicht besonders gefällt und es noch zu früh zum Rasten ist.
Gegen 19 erreiche ich dann die Ortschaft Stratos. Am Abend trinke ich hier noch eine Cola und übernachte mit meiner Isomatte und Schlafsack in der nahegelegenen Kirche unter dem überdachten und gefliesten Vorplatz.
06.05. Die Nacht war nicht gerade ruhig, da die Kirche neben einer stark befahrenen Straße liegt. So stehe ich bereits mit dem ersten Morgenlicht um ca. 6h früh auf. Ich esse noch etwas von dem restlichen Brot, Wurst und Käse von gestern bevor ich um halb sieben losgehe. Es ist deutlich wärmer geworden seit gestern und so beschließe ich jetzt in Zukunft wieder früher als gewohnt zu starten. In der nächsten Ortschaft Lepenou gibt es eine Bäckerei wo ich den Proviant für den Tag einkaufe. Auch telefoniere ich hier wieder einmal mit Frau Muttern, die mir erzählt, dass es heute ein Gartenfest gibt. Auch die Nachbarn sind ihr bei der Arbeit im Garten sehr behilflich, was sie sehr freut!
Entlang einer wenig befahrenen Straße gelange ich dann so um 13h in das Bergdorf Kechrinia, wo gerade die Krönung von Charles und Camilla im TV gezeigt wird. Der Pfarrer ist sichtlich angetan davon… 🙂 Ich esse hier die mitgebrachten Sachen, schaue auch ein wenig royale Bilder und gehe um ca. 15h wieder weiter. Auch weil der Barbesitzer zusperrt, von ca. 15 bis 17h ist in Griechenland wie immer Ruhe, die streng eingehalten wird… Ich sitze derzeit in der Ortschaft Sardinia, wo ich mir einen Café freddo genehmige und mich bald auf Übernachtungssuche machen werde. Ich habe natürlich schon etwas im Auge… 🙂 Ich schreibe diese Zeilen während über mir die Schwalben ihre Jungen füttern und am Stammtisch die Männer des Dorfes sich angeregt über alles mögliche unterhalten.
Beide Optionen erwiesen sich als nicht machbar und so suche ich mir bei einbrechender Dunkelheit einen geeigneten Zeltplatz.
07.05. In der Früh packe ich beim Schlag der Kirchenglocken mein Zelt zusammen und frühstücke wieder im selben Café wie gestern. Am Weg nach Menidi am Ambrakischen Golf kommen mir heute wieder viele Schafhirten mit ihren Herden entgegen.
Gegen Mittag erreiche ich dann ein Fischrestaurant, wo ich mir einen Meeresfisch mit griechischem Salat und einer Portion Pommes frittes schmecken lasse. Dazu ein Glas Weißwein, alles frisch und köstlich! Dann gehe ich weiter nach Menidi, wo ich in einem kleinen Café mein Zelt trocknen lasse. Hier telefoniere ich auch wieder einmal mit Adi, der heute seinen Geburtstag feiert. Alles Gute und viel Gesundheit! Hier in Menidi knacke ich auch die 7.000 km Marke und das nach einem guten Jahr. Gut Ding braucht Weile… Dann gehe ich noch weiter bis Komboti wo ich gerade am Hauptplatz sitze und diese Zeilen schreibe.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit suche ich mir wieder einen geeigneten Schlafplatz, den ich direkt im Ort in einer kleinen überdachten Nische der Heiligen Georgios Kirche finde. Während ich noch die restlichen Dorfbewohner mit ihren Mopeds und Autos nach Hause fahren höre, schlafe ich zufrieden und früh ein.
08.05. Bereits um ca. 5h morgens singen mir die vielen Schwalben ein Gute Morgen Lied und auch der Hahn gesellt sich mit seinem Krähen dazu. So bin ich heute schon bei Tagesanbruch um 6h startklar und finde im Ort eine Bäckerei und ein Kaffee, wo ich mir eine Tiropita (Teigtasche mit Fetakäse) und ein Stück Bougatsa (Filoteig mit Creme- oder Grießpudding, meine Lieblingsmehlspeise in Griechenland) mit einem Kaffee schmecken lasse.
Dabei entscheide ich mich doch über die Berge via Ioannina nach Albanien zu gehen. Berge ziehen mich also doch immer wieder an… 🙂
Auf einer wenig befahrenen Straße und einem Schotterweg erreiche ich um die Mittagszeit die 43.000 Einwohner zählende Stadt Arta in der griechischen Region Epirus. Zuerst raste ich bei einem Café freddo und schaue mir dann das kleine und gut gemachte archäologische Museum von Arta an.
Arta liegt an der Stelle des antiken Ambrakia, das etwa 640 v. Chr. als Kolonie Korrinths gegründet und 295 v. Chr. von König Pyrros I zur Hauptstadt seines Reichs gemacht wurde. Der Begriff „Pyrrhussieg“ für einen zu teuer erkauften Erfolg leitet sich von seinem Namen ab. Arta liegt am Fluß Arachthos, über den eine alte und malerische Steinbrücke führt.
Dann esse ich in einem kleinen Restaurant Frigadelia, gebratene Lammleber, und finde im Hotel Kronos inmitten der Stadt eine gute Unterkunft zum Entspannen und Erholen.
09.05. Heute habe ich wieder einmal fast durchgeschlafen und ich fühle mich wieder deutlich besser als gestern. Nach einem guten Frühstücksbuffet erkundige ich die Stadt, die auf mich sehr angenehm wirkt. Relativ wenig Verkehr, liebe Gassen und Straßen, viele Cafés und letztlich auch eine Burg aus der byzantinischen Zeit.
Gegen Mittag gehe ich dann wieder in die Unterkunft zurück und mache eine kleine Mittagspause. Danach esse ich in einem kleinen Laden bei Marianne eine hausgemachte Moussaka, traumhaft gut. Sie war schon einmal in Österreich und schwärmt davon. Zum Abschied gibt sie mir noch ein Stück Spanakopita mit. Vielen Dank Marianne! Den Abend verbringe ich noch im Stadtzentrum und plane die weitere Tour.
10.05. Erst nach 8h werde ich heute munter, ich brauchte wohl den Schlaf. Nach dem Frühstück schaue ich mir noch die Panegia Paregoretria Kirche an. Sie ist eine byzantinische Kirche aus dem 13. Jhdt. und wurde von Nikephoros I, Sohn der Heiligen Theodora, gegründet.
Wunderschöne Mosaike und Fresken zieren diese Kirche inmitten der Stadt Arta. Dann verabschiede ich mich von Arta in Richtung Ioannina. Es geht zuerst noch einmal über die mittelalterliche Steinbrücke und dann weiter auf kleineren Straßen Richtung Nordwesten hinein in die griechische Region Epirus.
Gegen 17h beginnt es kurz vor Gymnotopos zu regnen und so kehre ich in einer Gaststätte ein. Die Frau bringt mir Wasser und etwas warmes zum Essen. Dann kommt eine Freundin von ihr vorbei, die gut Deutsch spricht und in ihrer Jugend 4 Jahre in Lindau in einer Gummifabrik gearbeitet hat. Sie bringt mir noch selbstgemachtes Pastitsio mit Käse und veranlasst, dass ich im nicht mehr benötigten Erste Hilfe Raum des Dorfes übernachten kann. Eine Freundin von ihr kommt mit ihrem Mann mit dem Schlüssel vorbei und auch sie nehmen mir noch Toasts und Orangen zum Essen mit. So verbringe ich meine erste Nacht auf einer Liege in einem Erste Hilfe Raum und schlafe friedlich ein.
11.05. Noch bevor es hell wird draußen packe ich meine Sachen zusammen. Während die Vöglein ihre Morgenlieder zwitschern gehe ich weiter Richtung Norden und Ioannina. Untertags esse ich das Essen von gestern und erreiche nach mehr als 40 km so um 17h die Ortschaft Neokesaria. In einer Taverne esse ich Fleischlaibchen mit Salat und unterhalte mich mit Kyrgios, der auch etwas Deutsch spricht und viele Jahre in Hamburg gearbeitet hat. Um ca 20h gehe ich dann zur Kirche wo ich unter einem überdachten Vorbereich auf meiner Isomatte übernachte.
12.05. Der Überdachung hat sich gelohnt, da es in der Nacht auch wieder regnet und ich so trocken blieb. Kurz vor Ioannina esse ich wieder einmal Bougatsa zum Frühstück und quartiere mich für 30 € die Nacht im kleinen, zentral gelegenen Hotel Pyrros ein. Während noch die Zimmer gereinigt werden müssen, gehe ich schon einmal zum See hinunter und mache einen kleinen Stadtrundgang.
Es gibt hier viele Fußgängerzonen und alte Häuser aus der osmanischen Zeit. Heute leben in dieser mehr als 100.000 Einwohner zählenden Stadt viele junge Menschen, die hier studieren und arbeiten. Als Hauptstadt der Region Epirus hat sie einiges zu bieten, eine Burg, Moscheen, Strandpromenaden und eine kleine Insel inmitten des Sees. Dann besuche ich noch die Burg und das in der Burg befindliche Silberschmiedemuseum.
Am Nachmittag esse ich in einem kleinen griechischen Restaurant Fasolada, eine Bohnensuppe, neben dem Moussaka die griechische Nationalspeise.
Den Abend verbringe auf einer Bank mit Blick auf den See und überlege mir wie ich meine weitere Route anlegen soll.
13.05. Nach dem Frühstück schaue ich mir die Domkirche von Ioannina an. Ich habe selten so eine schöne und erhabene Kirche gesehen.
Das Wetter ist gut heute und so setze ich mich auf ein Schiff, das mich für 2 € auf die Insel von Ioannina bringt. Bekannt ist die Insel vor allem für seine Kirche und die sieben Klöster.
Es leben auch noch ca. 100 Einwohner hier auf dieser Insel, die hauptsächlich vom Fischfang und Tourismus leben. Gegen 15h fahre ich dann mit dem Schiff wieder zurück in die Stadt und esse im gleichen Restaurant wie gestern Moussaka.
Dabei lerne ich ein liebes, älteres, deutsches Pärchen kennen, die auch gerade hier im Norden von Griechenland urlauben. Am Abend mache ich dann noch eine Runde am See und genieße das geschäftige Treiben und Nachtleben dieser Stadt.
14.05. Da heute Sonntag ist gehe ich noch einmal in die Domkirche und besuche im Anschluss daran auch noch das archäologische Museum. Vom Hotelzimmer aus telefoniere ich wieder einmal mit Frau Muttern, die den Muttertag mit Edith im Garten verbringen wird. Alles Gute!
15.05. Frühmorgens starte ich heute wieder von Ioannina in Richtung Zogaria Dörfer und der Grenze zu Albanien.
Nach ca. 5 km erreiche ich Perama, wo es eine ca. 2 Mio. alte Tropfsteinhöhle gibt. Mit 19 verschiedenen Stalagtiten und Stalagmiten ist sie eine der schönsten ihrer Art am Balkan. Gemeinsam mit einem israelischen Pärchen und einer Schulgruppe erkunden wir die Höhle.
Sie wurde zufällig von Einheimischen während des 2. Weltkriegs auf der Suche nach einem Versteck vor der deutschen Wehrmacht entdeckt.
Danach verlaufe ich mich ein wenig in den Feldern des Epirus bevor ich nach einem Anstieg völlig unerwartet auf ein Kloster stoße. Es ist das Kloster Aspraggeli aus dem 15. Jahrhundert, das gerade renoviert wird. Kostas, der Mönch aus Thessaloniki, bietet mir Wasser an und letztlich trinken wir gemeinsam Kaffee und essen Kuluri. Dabei erzählt er mir in bestem Deutsch, dass er viele Jahre in Bremerhaven gelebt hat und danach 10 Jahre in einem Kloster auf dem Berg Athos. Vor einem Jahr sei er hierher gekommen mit dem Ziel, das Kloster renovieren zu lassen und es so der Öffentlichkeit wieder preisgeben zu können.
Er zeigt mir dann noch einen kleinen Steig in die Ortschaft Aspraggeli, das ich ca. 1 Stunde später erreiche. Es ist dies das erste der Zagoria Dörfer, das ich in der Gemeinde Zagori erreiche.
Die Zagoria Dörfer haben größtenteils steinerne Häuser mit steinernen Dächern. Sie sind schön anzusehen aber sie sind alle irgendwie verlassen. Die jungen Leute ziehen alle in die Stadt, wie mir Melanie, die Frau von Lucas, erzählt. Lucas ist ein Belgier, der hier mit Melanie, seiner Frau aus London, lebt und Bergtouren organisiert. Er wurde mir von Kostas empfohlen. Er gibt mir noch einige Tipps für die bevorstehende Route durch die Vikos Schlucht bevor ich mich von beiden verabschiede. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreiche ich das nächste Dorf Vitsa. Und wieder das gleiche Bild. Alles wie ausgestorben und nur mit Mühe bekomme ich von einem Mann Wasser und zwei Stück Brot. Ein anderer Einheimischer zeigt mir dann doch noch den Weg zu einer offenen Taverne, wo mir die Frau Eierspeise und Feta zum Essen zubereitet. Es erreichen mich leider wieder traurige Nachrichten aus meinem Freundeskreis. Ich übernachte im überdachten Vorbereich der Heiligen Nikolaus Kirche.
16.05. In der Nacht hat es zu regnen begonnen und ich packe meine Sachen zusammen.
Der Wetterbericht für heute ist alles andere als gut, der regnenreichste Tag in dieser Woche. Ich überlege hin und her ob ich nun heute doch in die Vikos Schlucht gehen soll oder nicht. Es ist ein Tagesmarsch auf steinigen Untergrund und wird bei Regen natürlich nicht einfacher. Nach dem nächsten Regenguss entschliesse ich mich doch zu einem Hotel in Vitsa zu gehen, das ich gestern gesehen habe. Ich habe Glück und es hat offen. Hier serviert mir eine freundliche Kellnerin aus Prevez ein gutes Frühstück und meint ich könnte zumindest bis Mittag hier bleiben bevor sie schließt.
Während ich hier im Trockenen die Croissants genieße, regnet es draußen in Strömen. Ich beschließe heute nicht zu starten und hier eine weitere Nacht hier zu bleiben. Was nicht sein muß muß nicht sein… Auch Adi meldet sich telefonisch und berichtet mir, dass es auch in Österreich heute grosse Regenmengen geben wird. Abwarten und Tee, oder besser hier heisse Schokolade trinken, heißt wieder einmal die Devise. Geduld habe ich ja schon viel gelernt auf meiner Wanderung… 🙂
Den Tag verbringe ich damit mir dann nachmittags bei einer Regenpause den Ort genauer anzuschauen.
Wunderschön die alten Steinhäuser mit den Steindächern. Durch die Dörfer führen Straßen mit alten Kopfsteinpflastern. Die Einheimischen verbringen so einen Regentag damit, Tsipouro zu trinken und Kleinigkeiten dazu zu essen. Ich schließe mich dem ohne Widerreden an… 🙂
17.05. Nach einer weiteren Nacht unter demselben Kirchendach wie gestern stehe ich heute bei Tagesanbruch um 6h auf. Ich esse noch schnell die eingepackten Brötchen von Maria und gegen 7h gehe ich los in Richtung Vikos Schlucht. In der ersten Ortschaft Monodendri treffe ich einen lokalen Bergführer, der mir erzählt, dass diese Zagori Dörfer seit 1993 Teil des UNESCO Weltkulturerbes sind und seit dem wieder restauriert wurden. Im Sommer sei es hier so überlaufen wie auf Mykonos. Deshalb mag er speziell diese Zeit hier wenn es ruhig ist und sich nur vereinzelt Touristen verlaufen. Von Monodendri geht es zuerst eine halbe Stunde ca. 500 Höhenmeter hinunter in die Schlucht.
Wunderschöner Regenwald und Aussicht auf die hoch aufragende Felswände lassen mich immer wieder eine kleine Pause einlegen.
In der Schlucht angekommen, gehe ich dann entlang des ausgetrockneten Flussufer des Vikosflusses weiter Richtung Ortschaft Vikos und Papingo. An der Abzweigung Richtung Papingo fülle ich beim Fluss Voidomatis, der hier in den Vikosfluss mündet, Wasser nach und mache eine kleine Mittagspause. Ich habe meine mitgebrachten Brötchen noch kaum im Magen, beginnt es schon leicht zu regnen.
Allerdings nur ein kurzer Schauer und gegen 14h erreiche ich das liebe Bergdörfchen Mikro Papingo (also Klein Papingo).
Ich esse im Hotel Dias eine Fasolada und trockne beim Kaminfeuer meine Schuhe und Socken. Bei einer kleinen Runde im Dorf treffe ich nochmals Lucas, den belgischen Fremdenführer, der hier gerade mit Gästen unterwegs ist. In der Zwischenzeit ist sogar die Sonne raus gekommen und ich genieße bei einem Kaffee die schöne Aussicht von hier über das Dorf und die steil aufragenden Wände.
Übernachten werde ich wieder unter einem Kirchendach, das nur unweit von hier entfernt liegt. Morgen geht es weiter Richtung Konitsa und albanische Grenze.
18.05. Die Nacht blieb trocken und nach einer wunderschönen Nacht unter den Steinbögen der Kirche in Mikro Papingo gehe ich um ca. 6:30 los Richtung Konitsa. Am Weg nach Groß Papingo komme ich bei natürlichen Pools und einer Steinbrücke vorbei.
Im Ort Groß Papingo schläft noch alles und so gehe ich auf alten Saumpfaden durch wunderschöne Wälder weiter bis ich in das Dorf Ano Kleidonia komme.
Völlig leer auch dieses Dorf. Ich esse hier meine Brötchen und einen Apfel und erreiche dann um die Mittagszeit das ca. 20 km entfernte Konitsa. Es führt hier eine alte Steinbrücke über den Aoos Fluss, der in der Nähe der Meteora Klöster entspringt und von hier nach Albanien und in die Adria fließt. Ich werde ihm in den nächsten Tagen in Albanien folgen. Dort wird er dann gemeinsam mit dem Sarantoporos Fluss der Vjosa Fluss. Die alte Steinbrücke selbst wurde im Jahre 1871 fertig gestellt und ermöglichte so den Händlern aus Ioannina und Zagori schneller nach Konitsa und Mazedonien zu kommen. Finanziert wurde die Brücke von wohlhabenden griechischen Kaufleuten. Ich gehe dann über die Brücke und die ca. 2km aufwärts in das Zentrum der kleinen Stadt Konitsa.
In einem Lokal empfiehlt mir der Besitzer zum Übernachten das Dentro Hotel, da es wieder zu regnen und diesmal auch zu hageln beginnt. Seit 14. April hat es hier jeden Tag zumindest kurz einmal geregnet, meint der Lokalbesitzer nur. Es klingt fast als wäre er ein wenig stolz darauf. Im Haus Dentro finde ich dann eine passende Unterkunft und mit der aus Zypern stammenden Hausherrin Katerina eine fürsorgliche und redefreudige Gastgeberin. Am Abend fällt mir zu guter letzt auch noch meine Zahnkrone raus. Glücklicherweise konnte ich sie noch retten und aufheben. Alles kein Problem für Katerina. Sie ruft ihren Zahnarzt an und so habe ich morgen auch schon um 9h in der Früh einen Termin bei ihm. Den Abend verbringe ich noch in einem kleinen Café am Hauptplatz von Konitsa, das mir sehr gut gefällt.
19.05. Morgens gehe ich zum Bäcker am Hauptplatz, wo ich nochmals denselben Bergführer treffe wie schon in Monodendri. Babis, so sein Name, hat früher auch in Vorarlberg und am Arlberg gearbeitet und spricht auch ein wenig Deutsch. Wir trinken gemeinsam einen Kaffee und tauschen unsere Nummern aus. Dann verabschiedet er sich und ich suche den Zahnarzt auf.
Kostas, eine Kurzform von Konstantin, ist sein Name und schon bei der Begrüßung merke ich wie nett und zuvorkommend dieser Mann ist. Ich erzähle ihm von meiner Wanderung und erkläre ihm die Situation. Er schaut sich das ganze an und nach ca. einer halben Stunde sitzt die Zahnkrone wieder dort wo sie sein soll. Der Kleber habe den Geist aufgegeben, so seine Diagnose. Als ich zahlen will, meint er nur mit einem Lächeln: Let me sponsor your trip… Also das ist mir auch noch nicht passiert, dass mich ein Zahnarzt sponsort in dem er kein Geld für seine Dienste verlangt! Vielen Dank Kostas, es möge Dir zurückkommen…
Als ich dann ins Hotel Dentro komme, wird es schon fast 11h und ich entschliesse mich spontan noch eine Nacht hier zu bleiben. Hauptgrund ist die Aoos Schlucht, die bei der alten Steinbrücke flussaufwärts beginnt und zu einem alten Kloster führt. Der gesamte Bereich hier ist ein Nationalpark und landschaftlich wunderschön.
Glasklares Wasser aus dem Pindosgebirge und nach ca. 2 Stunden Fußmarsch erreiche ich das Kloster Stomio aus dem 16. Jhdt.
Hier leben noch drei Mönche und von der obersten Stelle hat man einen schönen Blick in die Aoos Schlucht hinein. Das Kloster wurde während des 2. Weltkriegs von den Deutschen abgefackelt, nur die alte Kirche überstand alles wie durch ein Wunder.
Ich mache im Kloster Mittagspause, esse die mitgebrachte Spanakopita aus der Bäckerei und nach ca. 3 Stunden gehe ich denselben Weg wieder zurück nach Konitsa.
Wunderschön diese Tour hinein in diese Schlucht und zum Kloster. Ich denke mir nur, Gott sei Dank ist mir die Krone gestern ausgefallen… Sonst wäre ich heute frühmorgens wieder weiter gegangen und hätte das alles nicht gesehen. Am Abend esse ich am Hauptplatz noch einmal Kontosoyfli und genieße die angenehme Atmosphäre dieser Kleinstadt.
Gesamtkilometer: ca. 7.160
Fazit: Und wieder habe ich einen neuen Teil Griechenlands kennen gelernt – die Regionen Mittel- und Westgriechenland und Epirus, die Grenzregion zu Albanien. Die Dörfer in dieser wunderschönen Bergwelt wirken in all diesen Regionen verlassen und mystisch zugleich. Die Landflucht scheint hier noch ausgeprägter zu sein wie in manch anderen Ländern. Die Menschen sind warmherzig und hilfsbereit obgleich es Ihnen bei den durchschnittlichen Löhnen und den gestiegenen Preisen immer schwieriger wird, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Umso mehr bin ich auf die bevorstehenden Wahlen am kommenden Sonntag, 21.5. gespannt.
Griechenland – vielen Dank für deine Gastfreundschaft und herrliche Küche!
GRIECHENLAND – Teil 4 (Athen – Thiva – Livadia – Nafpaktos)
21.04. Nachdem ich mich heute von Panagiotis und seiner lieben Mutter Olga verabschiedet habe, gehe ich mit meinen neuen Schuhen Richtung Norden und in die Berge.
Nach ca. 2 Stunden lege ich kurz vor der Ortschaft Fili eine Kaffeepause ein und lüfte dabei wie immer meine Schuhe und wechsle die Socken.
Nach weiteren zwei Stunden gelange ich so gegen Mittag zu einer verlassenen Kirche in den Bergen, wo ich einen großen Teil des mitgebrachten Osterstriezels von Olga verzerre.
Dann beginnt es leicht zu tröpfeln und während ich trotz leichtem Regen weitergehe, bricht dann doch etwas überraschend ein Gewitter über mich herein. Es beginnt stark zu regnen und nach ca. zwei Stunden ist wieder alles vorbei. Bei Sonnenschein gelange ich gegen Abend in die Ortschaft Pili wo ich in einer Taverne einen griechischen Salat esse. Derzeit sitze ich in einem Café, trockne meine Sachen und schreibe diese Zeilen.
22.04. Nach einer Nacht im Freien auf der gefliesten Terrasse der Kirche werde ich in der Früh von vorbeifahrenden Autos geweckt.
Als ich meine Sachen gepackt habe, kommt aus der Kirche eine Frau heraus. Sie reicht mir zwei kleine Osterstriezeln, die ich mir im gegenüberliegenden Café mit einem griechischen Kaffee schmecken lasse. Dann starte ich so um halb neun und komme zumittag bei einer abgelegenen Autowerkstatt vorbei, wo ich Wasser bekomme. Es schaut wieder sehr verdächtig nach Gewitter aus und ich beschließe weiter zu gehen. Wäre ja nicht das erste Mal, daß ich in ein Gewitter reinkomme… 🙂 Ca. 1 Stunde später beginnt es wieder zu tröpfeln, nur habe ich heute mehr Glück. Ich befinde mich gerade in einem Industriegebiet mit großen Hallen und bevor das Gewitter wieder loslegt, sitze ich schon auf einer leeren Bierkiste unter einem festen Dach und harre der Dinge. Dasselbe Spiel wie gestern – Blitz, Donner und viel Regen, als würden mich die griechischen Götter willkommen heißen… 🙂 So schnell das Gewitter gekommen ist, ist es auch wieder weg und so gehe ich weiter bis Thiva. Thiva ist eine Stadt in der Region Mittelgriechenland, in der es nicht besonders viel zu sehen gibt. Da allerdings das nächste Gewitter um die Ecke schaut, verschanze ich mich heute doch einmal in ein kleines Hotelzimmer. Während ich mich einer warmen Dusche erfreue, höre ich es draußen schon wieder krachen. In trockener Kleidung schaue ich dem Treiben zu und bin froh hier untergekommen zu sein.
Am Abend trinke ich in der Rezeption viel Tee und esse Bananen. Dann schlafe ich früh ein…
23.04. Heute ist Georgitag und nach einem ausgiebigen Frühstück gehe ich durch die Stadt, wo in der St. Georgs-Kirche ein Gottesdienst zu Ehren des Heiligen Georg gefeiert wird.
Ich lausche den schönen Chören, die in den orthodoxen Kirchen immer sehr schön sind. Auf Orgeln verzichten die orthodoxen Kirchen ja…
Nach ca. zwei Stunden Gehzeit kehre ich in Vagia zu einem Frühschoppen ein. Ich feiere hier meinen Namenstag und auch den ersten Jahrestag meiner Wanderung mit griechischen Kaffee, Wasser und Tsipouro, einem traditionellen griechischen Tresternbrand.
Beim Verlassen des Cafés komme ich bei einem Obstgeschäft vorbei und die großzügige Verkäuferin füllt mir ein Plastiksackerl voller Äpfel, Birnen, Orangen und Bananen an. An Vitaminen wird es die nächsten Tage nicht fehlen. In Mauromati esse ich am Hauptplatz davon und erreiche gegen Abend dann die Ortschaft Ypselantes.
Das Wetter ist gut und ich werde hier wieder vor der Kirche übernachten. Derzeit sitze ich mit einigen Griechen in einem Café und schaue im TV so nebenbei das Fußballspiel PAOK Saloniki gegen Panathinaikos Athen, das derzeit 1:0 für Panathinaikos steht. Offensichtlich nicht zur Freude der Einheimischen hier.
24.04. Nach einer eher kühlen Nacht mit wenig Schlaf, wärme ich mir mit meinem Gaskocher Wasser und esse von den vielen Früchten. Ich fühle mich heute nicht besonders gut und ich merke wie mir das Gehen schwer fällt.
So mache ich in der Ortschaft Agios Giorgios wieder eine längere Kaffeepause und telefoniere wieder einmal mit Frau Muttern. Sie ist bereits wieder umtriebig und erzählt von ihrem Garten, etc… Dann gehe ich weiter. Allerdings keine fünf Minuten als mir eine Frau in gutem Englisch nachruft, woher ich denn komme. So komme ich mit ihr ins Gespräch und sie lädt mich in das Haus ihrer 91-jährigen Mutter ein.
Natürlich werde ich auch bewirtet, diesmal mit Linsensuppe, Feta, Gurken und Brot. Letztlich bekomme ich auch noch ein Stück Schokoladenkuchen, alles schmeckt vorzüglich. Die Frau heißt übrigens Georgia und so kommt es, dass ich das erste Mal (nachträglich) meinen Namenstag mit einer Georgia feiere:-) Sie lebt seit ihrer Jugend in London und besucht jetzt gerade ihre noch immer sehr rüstige Mutter. Ihre Mutter erzählt (auf griechisch und von Georgia ins Englische übersetzt) von ihrer Jugend, als sie mit ihren Freunden barfuß mit dem einzigen Paar Schuh in der Hand in die Kirche gingen und diese erst kurz vor der Kirche anzogen um sie zu schonen. Sie erzählt auch von den Kriegsgeschehnissen im 2 WK und den Italienern und Deutschen, die hier ebenfalls gewütet haben. ‚Es gab von Ihnen Gute und Schlechte‘ wie Sie abschließend meint…
Dann verabschiede ich mich von den beiden und erreiche auf schönen Wegen mit vielen Olivenbäumen und Zypressen die Stadt Livadia.
Hier hat mir Panagiotis empfohlen, die kleinen Souvlaki Kalamaki zu probieren. In einem Restaurant kann ich mich davon überzeugen.
Zwei Spieße mit Brot und Pommes um 4 Euro ist in Griechenland ein guter Preis. Während ich so im Restaurant sitze, merke ich wie müde ich bereits bin und auch leicht verkühlt. So entschliesse ich mich spontan hier zu bleiben und mich ordentlich auszuschlafen. So quartiere ich mich für 35€ im Hotel Peridromos ein. Griechenland ist Teil der EU, das merkt man bei den Preisen wieder sehr schnell. Der Besitzer des Hotels empfiehlt mir die Quellen von Krya zu besuchen. Kleine Wasserfälle des Erkyna Flusses, Wassermühlen und alte Platanen machen es zu einem beschaulichen Ort.
Danach kehre ich wieder zurück und trinke bei Nikos in der Nähe des Hotels noch einen guten griechischen Früchtetee. Er gibt mir auch noch Tipps für die Umgebung, etc…
25.04. Meine Verkühlung hat sich nur leicht gebessert und so beschließe ich heute morgen hier einen Rasttag einzulegen. Das Orakel von Delphi muß also noch ein wenig warten auf mich… 🙂
Und als ich auf Anraten von Artidis, dem Hotelbesitzer, einen kleinen Laden namens Dimitrelos mit verschiedenen Milchprodukten aufsuche, erzählt mir Panagiotis, der Besitzer, dass es auch in Livadia ein Orakel gibt – das Trophonios Orakel. Hier mehr dazu – – > https://de.m.wikipedia.org/wiki/Trophonios
Ich kaufe mir ein Schafsjoghurt und einen Milchreis, der hier rizogalo genannt wird. In einem kleinen Café lasse ich mir den Milchreis dann zu einem griechischen Kaffee schmecken und beschließe noch einen zu kaufen. Dabei lerne ich dann auch Dimitra, die Freundin von Panagiotis, kennen. Sie ist Hobbyimkerin und lässt mir einen Löffel von ihrem selbstgemachten Honig kosten. Ich glaube, ich habe noch nie so einen dickflüssigen und gehaltvollen Honig gegessen wie diesen.
So ganz nebenbei erwähnt sie auch noch, dass heute der griechische Premierminister Mitsotakis in Livadia vorbei kommt. Wahlkampf, findet doch am 21.5. die nächste Wahl statt. Er verkaufe Griechenland und seine Werte, meint sie nur und wird bei seinem Besuch den Laden schließen… 🙂 Als ich ihr von meiner Wanderung erzähle, packt sie mir verschiedene Käsesorten ein und wünscht mir eine gute Weiterreise. Zumittag gibt es heute natürlich Schafskäse, Joghurt und Brot und danach schlafe ich mehr als zwei Stunden im Hotelzimmer. Den Nachmittag werde ich dann doch wieder aktiv. So besuche ich die alte mittelalterliche Burg, die Kyra Quellen und zwei kleine Kirchlein hoch oben auf dem Berg – Agios Minas und Agia Ierousalem.
Dann kehre ich wieder in die Stadt zurück, trinke bei Nikos noch einen griechischen Bergtee mit Honig und schlafe früh ein.
26.4. Am Morgen esse ich noch einmal von dem Käse und beschließe noch einen Tag zu bleiben. So unterhalte mich bei einem Tee auch mit Artidis über die griechische Politik. Auch er wird Mitsotakis nicht wählen, meint aber, dass dieser die Wählerstimmen eher von der älteren Bevölkerung bekommt. Daher erwarte er, dass Mitsotakis wohl wieder die nächste Wahl gewinnen wird. Kyriakos Mitsotakis arbeite mit dem Westen zusammen und verkaufe das Land, ist die einhellige Meinung. Wir werden sehen, wie die Wahl ausgeht…
Derzeit sitze ich in einem Café wo fleißig gekartelt wird.
Zumittag esse ich heute Sardellen in einem einheimischen Restaurant. Selbst der Pfarrer kommt vorbei, da muß das Essen ja wohl gut sein… 🙂 Den Nachmittag raste ich mich aus und mache noch eine kleine Runde in der Stadt. Am Abend bereitet mir dann Artidis den Schafskäse mit seinem Griller zu (Prädikat: Weltklasse) und so hoffe ich, dass ich morgen wieder fit bin weiterzugehen.
27.04. Tatsächlich fühle ich mich heute wieder um vieles besser und so verabschiede ich mich von Artidis und Livadia. Nach ca. 2 Stunden erreiche ich die Ortschaft Tsoukaledes, wo ich in einem kleinen Café raste und Brot für den Tag kaufe. Die nette Verkäuferin gibt mir auch noch ein Croissant gratis dazu und wünscht mir weiter einen guten Weg.
Gegen Abend erreiche ich dann Arachova, das malerisch am Hang des Parnass liegt, einem 2.455m hohen Gebirgsstock hier im Pindosgebirge. Im Winter ist hier auch der Bär los, was die vielen Snowboard- und Schischulen verraten. Aber auch jetzt ist einiges los, wohl auch weil gerade ein Wirtschaftskongress in Delphi stattfindet. In einem Café lese ich wieder einmal meine Emails und gehe Richtung Sportplatz, der sich außerhalb des Ortes befindet. Der eigentliche Fußballplatz hat einen künstlichen Rasen und ist vollständig eingezäunt. Aber oberhalb liegt ein kleinerer Trainigsplatz, der frei zugänglich und noch dazu uneinsichtig liegt. Ein idealer Platz zum Übernachten also.
28.04. In der Früh koche ich mir wie gewohnt Wasser und esse noch den restlichen Schafskäse mit Brot aus Livadia. Dann gehe ich auf der Straße die letzten 10 km nach Delphi.
Wikipedia – Das Orakel von Delphi war eine Weissagungsstätte des antiken Griechenlands und war dem Apollon geweiht. Die Kultstätte von Delphi mit dem Orakel war die wichtigste der hellenischen Welt und bestand bis in die Spätantike. Die meisten pilgerten jedoch nach Delphi und stellten dem Orakel ihre Fragen bezüglich der Zukunft. Selbst Könige und Heerführer wandten sich an das Orakel, um den Rat der Götter einzuholen – Wikipedia.
Nun, was sagt mir das Orakel von Delphi? Ich wurde mehrfach während meiner Wanderung gefragt, ob ich denn etwas suche auf meiner Wanderung oder was ich denn suche. Mir fiel nie so eine richtige und schlüssige Antwort auf diese Frage ein. Genau am Tag vor Delphi, als ich also von Levadia nach Arachova ging, kam mir aus heiterem Himmel die Antwort auf diese Frage. Ein glückliches Leben – ja, das suche ich wohl… Und ich habe es gefunden! Das sagt mir also das Orakel von Delphi…:-) Ich schaue mir die verschiedenen antiken Gebäude von Delphi an (Apollontempel, Theater, Stadion, etc…) und lasse dabei meinen Rucksack gesichert beim Eingang. Danach besuche ich auch noch das Museum, in dem viele Funde von Delphi ausgestellt sind. Alles sehr interessant und wirklich sehenswert. Danach esse ich Moussaka und marschiere dann am späten Nachmittag noch ein Stück weiter.
In der Ortschaft Sernikaki übernachte ich dann wieder auf einem kleinen Fußballplatz und Kinder interessieren sich natürlich für mich und mein Zelt.
29.04. Der Ort ist wie ausgestorben wie viele der folgenden Ortschaften der nächsten Tage. Ich befinde mich nun in einer wunderbaren Bergwelt und gelange zur Mittagszeit nach Bounichora. Hier bereitet mir eine Frau zwei Eier zu und gibt mir noch ein Stück Fetakäse und Brot während ihr Mann mit seinem Schlachtmesser ein Schaf zerlegt. Nach einem schönen Wandertag erreiche ich am Abend dann Amigdalia.
Hier wird gerade Samstagabend gefeiert und zwei Griechen winken mir, um mich zu ihnen zu setzen. Einer davon spricht gut Englisch und erklärt mir, dass hier weit und breit keine Unterkunft sei. Kein Problem, meine ich nur und lasse mir die Fleischbällchen schmecken. Da das Wetter am Abend noch gut ist, verabschiede ich mich dann von den beiden und gehe noch weiter. Nach ca. 40 km erreiche ich dann die kleine Ortschaft Sotaina. In der Zwischenzeit sind die Tage wieder deutlich länger und es wird erst gegen 20:30 finster. Da für heute Abend Regen angesagt ist, suche ich ein festes Dach über dem Kopf und finde ein altes, verlassenes Haus mit einer überdachten Terrasse. Eine ansässige Frau füllt mir dann noch die Wasserflasche auf und so ist der Abend und die Nacht wieder gesichert.
30.04. Heute ist Sonntag und weder in Sotaina noch in der nächsten Ortschaft Melia gibt es etwas zu essen. So hoffe ich auf die nächste Ortschaft Stilia, auch hier weit und breit nichts los. Als ich einen Mann um Wasser frage, bleibt ein Auto stehen und der Mann fragt mich woher ich komme. So kommen wir ins Gespräch und als ich ihn frage wo es denn das nächste Restaurant gibt, meint er in einer Ortschaft 17 km entfernt von hier. Aber er hat Äpfel und der Mann, der mir Wasser gibt, hätte Brot und Fetakäse. Ob mir das recht wäre? und wie… 🙂 Auch hier in Griechenland, vor allem auch in den kleinen Dörfern, lebt die Gastfreundlichkeit – vielen Dank.
Am Abend finde ich noch in der Ortschaft Potidaneia eine Taverne, in der es warm ist und ich meine Sachen vom Regen trocknen kann. Während es draußen regnet, esse ich wieder einmal so richtig mit Hühnchen und griechischen Salat. In der Zwischenzeit hat es wieder aufgehört zu regnen und so gehe ich noch ca. 1 Stunde weiter. Bei einem verlassenen Haus finde ich letztlich eine geeignete Stelle zum Übernachten.
01.05. Bei leichtem Regen starte ich in den Tag, den Tag der Arbeit. Auch hier in Griechenland wird dieser Tag gefeiert und durch schöne Eichenwälder gelange ich am späten Vormittag in die Ortschaft Efpalio. Hier lege ich eine Kaffeepause ein und esse ein gutes Croissant. Danach gehe ich weiter Richtung Nafpaktos, einer Stadt am Meer. Da der Wetterbericht für die nächsten zwei Tage wirklich viel Regen und auch Gewitter vorhergesagt, quartiere ich mich für einen ‚guten‘ Preis für die kommenden drei Nächte im Hotel Nafpaktos ein. Ich feiere eine warme Dusche, wasche meine Sachen und gehe dann in die interessante und alte Hafenstadt. Ich werde hier wieder einmal eine Pause einlegen und vor allem das schlechte Wetter ‚aussitzen‘ bevor es wieder weiter geht Richtung Norden und Albanien. Am Abend gehe ich in die Marina im Zentrum dieser ca. 15.000 Einwohner zählenden Stadt, wo reges Treiben herrscht.
02.05. Gut ausgeschlafen lasse ich mir heute morgen das fantastische Frühstücksbuffet schmecken. Ich ‚unterhalte‘ mich dann mit Jutta, der Hotelchefin über so einige Sachen bevor ich mich auf Shoppingtour begebe.
Ich besorge mir neue Ohrstöpsel in einer Apotheke und versuche eine neue Gaskartusche zu bekommen. Allerdings vergeblich, da es auch in Griechenland nur große mit Schraubverschluss gibt. Ich werde wohl bis Albanien mit einer passenden Gaskartusche warten… Dann esse ich in einem kleinen Restaurant Pastitsio, das von den Ionischen Inseln stammt und neben dem Moussaka ein typisches Auflaufgericht in Griechenland ist. In der üblichen Form eine Schicht Nudeln in Röhrenform (Makkaroni) mit Beschamelsauce.
Dann mache ich nochmals eine kleine Runde in die Marina bevor mich der Regen wieder in das Hotelzimmer zurück treibt.
Gesamtkilometer: ca. 6.860
Fazit: Die Pause in Athen bei Panagiotis hat mir sehr gut getan was ich auf dem Weg nach Nafpaktos in meinen Beinen gemerkt habe. Vielen Dank nochmals Dir Panagiotis und Deiner Mutter für Eure Gastfreundschaft! Wunderschön auch dieser Teil von Griechenland, Bergwelt und kulturelle Sehenswürdigkeiten wie Delphi geben sich hier die Hand. Das Orakel hat mir eine wichtige Antwort gegeben, schon allein deshalb war der Weg via Delphi den kleinen Umweg wert. Auch die Leute in den Bergdörfern sind sehr hilfsbereit und die griechische Küche hält immer wieder Überraschungen für mich bereit. Jetzt braucht sich nur schön langsam der Regen verziehen, dann rücke ich Albanien, dem Land der Skipedaren, auf die Pelle.
PS: Sollte jemand von Euch in der nächsten Zeit nach Athen kommen und ein Taxi benötigen (zB Flughafentransfer), hier die Kontaktdaten von meinem Freund Panagiotis (Peter). Er würde sich gerne über einen Auftrag von Euch freuen.