Route meiner Asienreise von 2016, 2017 und 2018

Auf in den Orient!

Ich freue mich auf die Abreise. Losfahren, abschalten und genießen. Mit leichtem Kopf und schwerem Gepäck. Oder umgekehrt? Oder beides? Schon während meiner letzten längeren Reise 2009/2010 durch Afrika schmiedete ich den Plan auch einmal überland entlang Teile der Seidenstrasse nach Asien zu reisen. Als es sich jetzt dann auch beruflich ermöglichte beginne ich mit all den Vorbereitungen. Vor allem die Visabeschaffung für die einzelnen Länder gestaltet sich bald als langwierig und schwierig. Je näher der Tag x rückt desto murmeliger wird mein Bauchgefühl, ich kannte das schon von meinen früheren Reisen. Am Besten ist es bei solchen Unternehmungen dann einfach loszufahren, da man sich dann selbst nicht mehr so sicher ist und vieles zu hinterfragen beginnt. Mit den wichtigsten Visa in der Tasche und einem ca. 10 kg schweren Rucksack setze ich mich dann Anfang März 2016 in den Nachtzug von Wien nach Bukarest. Der Winter folgt mir mit grossen Schritten, selbst in der Türkei ist es im März noch relativ kalt. Mit Andreas, einem Freund aus Wien, durchstreife ich eine Woche Istanbul. Immer wieder faszinierend die Märkte und das rege Treiben am Bosporus. Dann fahre ich noch einmal nach Kappadokien. Ich liebe dort die Landschaft mit den vielen Schluchten und Canyons. Ideal zum Wandern und Herumstreifen. Ein Zug bringt mich dann durch das östliche Anatolien an den Van See. Tatvan ist eine reine Kurdenstadt und liegt direkt am See. Die Fähre über den Van See ist zwar schon hier, muss aber noch mit verschiedenen Zugwagons befüllt werden. Mit einigen Stunden Verspätung kann es nun losgehen, es gibt hier keine festen Fahrpläne. Ich bin auch hier wieder der einzige ‘westliche’ Tourist, außer mir sind auch noch zwei Kurden mit von der Partie. Den Rest macht die Schiffsmannschaft aus. Die Fährfahrt durch schneebedeckte, erloschene Vulkane dauert ca 5 Stunden und war wunderschön, und das ganze um umgerechnet 2 €. In Erzurum mache ich noch die Schipisten in Palandöken unsicher bevor mich in Georgien dann doch das Frühjahr einholt. Mit Ingrid und Norbert, Freunde aus Wien, verbringe ich schöne Wochen in diesem gastfreundlichen Land. Die Georgier sind ein extrem gastfreundliches, trinkfreudiges und lustiges Volk und ich werde immer wieder an Ihren Tisch zu einem Gläschen eingeladen. In Armenien ist der ehemalige Sovieteinfluss noch stärker spürbar. Viele verlassene Fabriken und Häuser warten darauf aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Auch ist vor einigen Wochen wieder der Streit um Berg Karabach mit Azerbajdschan aufgeflammt was sicher auch noch zur allgemein tristen Stimmung im Land beiträgt. In Berg Karabach, einer Region Aserbaidschan’s und von Armenien besetzt, leben ca. 70% Armenier. Der Rest sind muslimische Aseris wie hier die Bewohner Aserbaidschans genannt werden. Viele junge Männer ließen in den letzten Wochen hier wieder ihr Leben. Es ist wieder einmal ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland (Schutzmacht von Armenien) und der Türkei (unterstützen das muslimische Aserbaidschan) zu befürchten. In Yerevan bekomme ich schliesslich das Transitvisum für Turkmenistan, somit ist meine Route für die Weiterreise gesichert. Am Grenzübergang in den Iran muss ich zuerst den Grenzbeamten in seinem Häuschen aufwecken, bevor er mich in die richtige Richtung eskortiert. Die Uhren ticken schön langsam anders.

Iran ist anstrengend. Im Mai wird es in diesem Wüstenstaat schön langsam heiß und so bin ich hauptsächlich auf Kulturreise. Täbris, Teheran, Kerman, Shiraz, Persepolis, Isfahan und Yazd sind nur ein paar meiner Stopps. Mir raucht der Schädel! Die Iraner stehen den Türken um nichts nach, was die Gastfreundschaft betrifft. Schon am ersten Tag lädt mich ein Junge in Täbris in seinem Geschäft auf einen Tee ein. Und so wird mir auch schnell klar wie ’schurkenhaft‘ diese Leute hier alle sind…;-) Zumindest wird es so in den westlichen Medien dargestellt. Es ist nicht nur eine nette Geste, sondern auch eine Anbahnung zum Kennenlernen. Zwei Minuten später sitze ich schon mit Männern am Teppich, um mehr Tee zu schlürfen und von mir und Österreich zu erzählen. „Welcome to Iran!“, rufen mir viele entgegen. Das ist nicht nur eine Floskel, sondern wirklich ernst gemeint. Ich fühle mich auch willkommen und sehr wohl in diesem interessanten Land mit den liebenswürdigen Einwohnern.

Zentralasien

Vali vom Gästehaus in Mashhad bringt mich und ein taiwanesisches Pärchen an die Grenze zu Turkmenistan. Ich habe 5 Tage Zeit das Land zu durchqueren, länger ist mein Transitvisum nicht gültig. Es wird viel über dieses Land erzählt – das ‘Nordkorea’ der STAN Länder (wie die Länder Zentralasiens auch genannt werden), abgeschirmt von der Aussenwelt, überstrenge Grenzkontrollen, etc… Die Grenzkontrolle verlief letztendlich sehr freundlich und unproblematisch. Mit einem Bus gelangen wir in die Hauptstadt Ashgabat, einer der surrealsten Städte die ich je gesehen habe. Viele Bauten aus weissem Marmor und goldene Präsidentenstatuen, der Personenkult des Präsidenten sei gepflegt. Viel Polizei und wenig Passanten, die auch ein wenig einen ferngesteuerten Gang haben. Mir kommt alles ein wenig vor wie in George Orwells Klassiker ’1984′ – Big Brother is watching you.

Magisch werde ich auch vom Darvaza Gas Krater in der Karakum Wüste angezogen. Der Eigentümer der tschaichane (Teehaus) bringt mich am Abend mit seinem Motorrad zum Tor der Hölle, wie dieser Krater auch noch genannt wird. Für mich ist allerdings die Hinfahrt dorthin auf dem Rücksitz schon ein Vorgeschmack auf die Hölle, schnell, schneller, am schnellsten… Allerdings lohnt sich der Abstecher wirklich. Mit ca. 50 Meter Durchmesser wirkt der immer noch aktive Gaskrater mit seinem Schlund schon recht beeindruckend. Via Kunye Urgench gelange ich dann an die Grenze zu Usbekistan. Bei der Ausreise bekomme ich dann doch noch ein wenig den Polizeistaat zu spüren. Mein Rucksack wird aufs letzte zerlegt und am Ende nehmen mir sehr ‘freundliche’ Polizisten noch die restlichen Manat (lokale Währung) ab. Und das alles mit der Begründung, dass ich die eh nirgendwo mehr gebrauchen kann, na eh klar. Umgerechnet 5 USD lassen mich hier keinen Aufstand machen und ich suche das Weite.

In Usbekistan empfängt mich Anfang Juni bereits die Hitze. Nukus, Moynak, Khiva, Buchara und Samarkand, alles klingende Namen, waren nur einige meiner Stopps entlang der ehemaligen Seidenstrasse. Aufgrund von Temperaturen jenseits der 40 Grad zieht es mich jedoch schon in die nahegelegenen Berge des Pamirgebirges in Tadschikistan. Zuerst muss ich jedoch noch einen Zahnarzt in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, aufsuchen. Eine Blombe hat sich beim Brotessen in Samarkand selbständig gemacht. Schliesslich geht es in zwei Tagen mit einem Jeep in den Pamir. Entlang des Panj Flusses, der die Grenze zu Afghanistan bildet, erreichen wir nach zwei Tagen die Grenzstadt Chorugh (Khorog). Die Fahrt hierher führt über wunderschöne Berge und Pässe und es gibt viele Polizei- und Passkontrollen. In Ishkashim beschliesse ich wieder ein wenig zu wandern und so mache ich mich zu fuss auf durch den Wakhan Korridor. Wunderschön hier zu wandern. Auf der rechten Seite der Panj Fluss, afghanische Dörfer und der Hindukusch mit seinen 6000 bis 7000 Mater hohen Bergen, die die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan bilden. In Murgab angekommen ließ mich ein Gedanke einfach nicht zur Ruhe kommen. Nachdem ich nun schon so oft nach Afghanistan über den Fluss rüber schauen konnte wollte ich nun auch selber hin. Gesagt, getan! Anstatt weiter nach Kirgistan zu fahren setze ich mich in ein Auto, das mich wieder über wunderschöne Hochebenen zurück nach Chorugh (Khorog) bringt. In Chorugh besorge ich mir das afghanische Visum, das ich innerhalb eine Stunde bekomme. Und schon gehts ab nach Schughnan, einem Dorf in der Nähe des Panj Flusses in Afghanistan. Es sind nur ca. 500 Meter Distanz zwischen Tadschikistan und Afghanistan, allerdings reichen die um in eine andere Welt einzutauchen. Alles läuft viel ruhiger ab, so gut wie keine Autos und keine asphaltierten Straßen. Anstatt dessen gibt es viele Eseln auf denen die stolzen Afghanen daher geritten kommen. Masad, ein Freund von Said von der Pamir Lodge in Chorugh, nimmt mich bei sich bei seiner Familie in ihrem Haus auf. Er spricht gut Englisch und gibt hier den Schülern Nachhilfeunterricht. Fast jeder zweite lädt uns zu Tee und Brot ein, sehr berührend auch wie scheu vor allem auch die Kinder sind und sich immer wieder hinter den Steinmauern verstecken. Und das Leben ist einfach hier. Zurück in Tadschikistan nehmen mich zwei Französinnen in Ihrem Geländewagen nach Kirgistan mit. Kaum über der Grenze nach Kirgistan wird die Landschaft viel grüner, die Straßen sind wieder viel besser. Wären hier nicht die vielen Yaks, Jurten und Pferde könnte man glauben in den Bergen Österreichs zu sein. Mein Ziel in Kirgistan ist allerdings die Hauptstadt Bishkek wo ich mir das Indienvisum besorge. Ich erkundige mich auch auf anderen Botschaften über die Lage der bevorstehenden Länder (China, Pakistan) und verbringe mit Edward, einem Engländer aus Leicester und Piu, einem Chinesen aus Hong Kong ein paar schöne Tage hier in der Hauptstadt. Die Zeit auf das Warten des indischen Visums verbrachte ich in Almaty, der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans. Zurück in Kirgistan erfahre ich in Bishkek, dass zwei Italiener von Naryn aus planen den Torugart Pass nach Kashgar in China zu überqueren. Nichts wie ran an die beiden! Das zusätzlich notwendige permit für den Pass ist schnell gemacht und schon sitze ich in einem shared Taxi nach Naryn. Nächsten Morgen um 7h geht es mit den Italienern los, es werden insgesamt 6 checkpoints inklusive Grenze, also viel red tape. Allerdings entschädigt die wunderschöne Bergwelt für diese Mühen.

Auf dem Weg nach Indien

Kashgar, eine geschichtsträchtige Stadt entlang der Seidenstrasse, ist immer noch eine Reise wert. In der Altstadt hämmern die Handwerker und am Abend beginnen die Kebabstände zu rauchen. Kashar liegt in der westlichen Xingjiang Provinz, einer der grössten Provinzen in China. Diese wird hauptsächlich von Uiguren, einem Turkvolk, bewohnt. Ein chinesischer Lastwagen bringt mich zum Karakul See, der malerisch vor dem über 7000 Meter hohen Mustagh Ata liegt. Tashkurgan ist die letzte Stadt auf der chinesischen Seite bevor es über den Khunjerab Pass nach Pakistan geht. Gemeinsam mit vier chinesischen Mädchen gehe ich zur chinesischen Grenzstation und nach dem üblich strengen chinesischen check (zB Aufstellen in Einserreihen, die Pakistani werden zum Teil wie Tiere behandelt, etc…) fahren wir  mit einem Bus mit Liegesessel Richtung Khunjerab Pass und Pakistan. Es befinden sich hauptsächlich Pakistani im Bus, die im billigen China Handelswaren einkaufen und in ihrem Land wieder verkaufen.

Lautes Rufen von “Welcome in Pakistan” macht den Empfang in diesem Land beim Überqueren des Khunjerab Passes schon sehr herzlich und ein Pakistani meint auch bei dem Grenzübertritt –> Jetzt bist Du wieder frei! Bei der Bergabfahrt vom Khunjerab Pass verschlägt es uns allen die Ohren und wir erreichen um ca. 16h Sost, wo der pakistanische Zoll erledigt wird.
In Pakistan mache ich eine Zeitreise, eine Reise in die Vergangenheit. Die Büros an der Grenze sind schmutzig, spartanisch eingerichtet und wenn man Glück hat mit Ventilatoren versehen. Meine Daten werden mehrmals in Bücher eingetragen, die halb so groß sind wie der Schreibtisch. Es wimmelt von Leuten, die mich aus ihren verwitterten und staubigen Gesichtern anstarren. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie sind sehr nett und sie haben alle Zeit der Welt. Was weiss ich eigentlich über Pakistan? Nicht viel, um ehrlich zu sein. Einen Reiseführer konnte ich erst im Gästehaus in Kaschgar auftreiben. Nur eines wusste ich. Ich wollte in den Bergen Pakistans wandern. Entlang des Karakorum Highways geht es bergab durch eine landschaftlich bezaubernde Bergwelt nach Karimabad. Die pakistanischen Lastwägen, die mir auf den Straßen entgegenkommen, sind eine Augenweide, wahre Kunstwerke. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll. Alles ist bunt, glänzt, blinkt und bewegt sich.
Pakistan gefällt mir, die Landschaft, die Menschen, die Mentalität. In Karimabad gelingt es mir schließlich einen Führer und einen Träger für eine mehrtägige Wanderung zum Rush Lake, einen über 4000 Meter hoch gelegenen Bergsee, aufzutreiben. Knapp unterhalb des Rush Pari Peaks (über 5000 Meter) erlaubt uns das gute Wetter auch einen Blick auf den K2 zu erhaschen. Mit 8.611 Meter ist er der zweithöchste Berg der Welt, da jubelt natürlich das Wanderherz! In der Nähe von Gilgit wartet der nächste 8000er. Kein Geringerer als der Nanga Parbat! Er wird auch ‘Killer Mountain’ genannt aufgrund der vielen Todesfälle, die es hier schon bei Besteigungen gab. Mir reicht definitiv das Sehen dieser Berge…:-) Einfach nur wunderschön diese Eisgiganten. Mein nächstes Ziel hier ist Baltistan, das auch Klein Tibet genannt wird. Hier findet jedes Jahr zum Unabhängigkeitstag Pakistans, also am 14. August, in Skardu in Baltistan ein Poloturnier statt. Die Stimmung ist phänomenal. Über die Deosai Ebene gelange ich mit Einheimischen nach Astor und falle gegen Mitternacht ins Bett. Da mein Monatsvisum schön langsasm abläuft muss ich mich im wahrsten Sinne des Wortes von dieser Bergwelt wegreissen. Mit einem Kleinbus gelange ich durch Indus Kohistan nach Islamabad, der Hauptstadt Pakistans. Da es in dieser Gegend des Karakorum Highways vor ca. 2 Jahren einen Zwischenfall gab, fahren jetzt die Fahrzeuge immer im Konvoi. Jedes Fahrzeug hat Polizeischutz dabei. Allerdings frage ich mich, was würde der schon helfen… In der Hauptstadt herrscht schwüles Wetter. Ich schaue mir die Faisal Moschee an, die vom saudischen Scheich Faisal gespendet wurde. In relativ gemählichem Tempo geht es dann im Zug von Rawalpindi nach Lahore, der Grenzstadt zu Indien. Auch hier schwüles Wetter, allerdings hervorragendes Essen, viele billige Fruchtsäfte, gutes Eis, etc…

Es geht weiter nach Indien. Millionen indische Touristen flüchten vor der Hitze im Tiefland und verbringen ihren Urlaub in den Bergen. So wie ich eigentlich. Schnell stelle ich fest, dass sie zu den neugierigsten Menschen der Welt gehören. Liebe Inder, wenn ihr nur nicht so viele wärt! In Amritsar bewundere ich im goldenen Tempel die mit Turbans bekleideten Sikhs bevor ich nach einer ca. siebenstündigen Busfahrt in Dharamsala eintreffe. Dharamsala ist das Exil des Dalai Lama, dem Oberhaupt der tibetischen Buddhisten. Die Straße zum Kloster ist gesäumt von Hunderten von Menschen. Sie warten. Aber worauf? Ich erfahre, dass seine Heiligkeit, der Dalai Lama, zugegen ist und für eine asiatische Delegation  buddhistische Texte lehrt. Als der Dalai Lama wenig später erscheint, ist es ganz still. Die Menschen, darunter viele Ladakhi und Exiltibeter, stehen auf, drehen ihre Gebetsmühlen oder falten ihre Hände und sind erfüllt von Respekt und Freude. Auch ich bin ganz angetan von diesem faszinierenden Mensch, bin ergriffen von seiner Präsenz und zutiefst beeindruckt. Über wunderschöne Pässe und canyonartigen Landschaften erreichen wir spätabends Leh, die Hauptstadt von Ladakh. Im Nubratal nehme ich einige male bei den pujas teil. Das sind Morgengebete der Mönche bei denen Tee und Suppe gereicht wird bevor wieder weitergebetet wird. Auch viele junge Inder kommen mit Ihren Royal Enfield Motorrädern über den KhadungLa Pass, mit 5605 Metern die höchst befahrbare Strasse der Welt. Für die meisten ein lang gehegter Traum. Als ich ins Spitital komme naht schon der Herbst. Ich mache hier viele Tageswanderungen, nehme wieder an pujas teil und lerne was ‚Tsampa‘ ist. Wunderschöne Berge und bis zu 1000 Jahre alte buddhistische Klöster geben dieser Gegend etwas Besonderes. Tabo hat ein wunderschönes, altes Kloster, das 996 AD erbaut wurde. In den Tempeln befinden sich wunderschöne Lehmbuddhas und andere Gottheiten, mit blauer und roter Farbe bemalt. Man kann sich der Magie dieser Orte kaum entziehen. Mit mehreren Fahrzeugen, unter anderem auch zwei Polizisten, gelange ich nach Shimla, einer ehemaligen hill station der englischen Kolonialherren. Delhi ist ein Moloch, allerdings ein sehr interessanter! Jedes mal komme ich wieder völlig verschwitzt in meinem Quartier zurück, es wird wieder einmal Zeit für die Berge. Das Taj Mahal in Agra besuche ich um halb sechs Uhr früh. Um diese Zeit ist es noch angenehm kühl und es gibt noch keine Tagestouristen aus Delhi. Der Nachtzug nach Varanasi hat nur 5 Stunden Verspätung und so komme ich um ca. 11h am Hauptbahnhof an. Umgeben von einer riesigen Menschentraube natürlich. Jeder Hindu versucht hierher zu pilgern, um sich mit dem heiligen Wasser reinzuwaschen. Viele kommen nach Varanasi um zu sterben, denn dann erlangt man die Erleuchtung, scheidet aus dem Kreislauf der Wiedergeburt aus. Es ist ein faszinierender Anblick, wenn man zum ersten Mal an das Flussufer kommt, das mit Steinstufen, Tempel und Palästen gesäumt ist und natürlich mit tausenden von Pilgern. Zum Sonnenuntergang lasse ich mich in einem Boot an den Ghats, zu einem Gewässer hinunterführende Böschung oder Stufung, vorbeirudern. Die Stimmung ist fast mystisch, die Pilger sind tief versunken in ihrem Gottesdienst, die Vögel begrüßen den Tag und gleichzeitig verabschieden sich Tote vom irdischen Dasein auf den Verbrennungsplätzen.

Am Dach der Welt

Nepal, der Himalaja, das Dach der Welt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich nichts als schneebedeckte Gipfel, Bergsteiger und ihre Träger und buddhistische Gebetsfahnen von den Bergen flattern. Die Realität ist eine andere: Ich reise im Süden des Landes ein und alles ist grün. Soweit der Blick reicht sind Reisfelder und Regenwald. Es ist heiß und schwül. Terai nennt sich dieses fruchtbare Tiefland, wo ein Großteil der Bevölkerung lebt und sie sind keine Buddhisten, sondern Hindus. Gemeinsam mit einem irischen Pärchen, Liz und Mick aus Limerick, erreiche ich Anfang Oktober Kathmandu, die Hauptstadt Nepals. Alles geht hier viel ruhiger und weniger hektisch ab als in Indien. Für uns ist es eine richtige Wohltat 10 Minuten auf einer Strasse gehen zu können ohne irgend was kaufen zu müssen, ohne betatscht zu werden oder sonstige Bekanntschaften mit irgendwelchen ‘Freunden’ machen zu müssen. Ich beantrage hier die Visa für meine Rückreise nach Indien und für mein nächstes Ziel Myanmar. Liz und Mick reden auf mich ein gemeinsam mit Ihnen den Manaslu (mit 8.163 Metern der achthöchste Berg) zu umrunden. Als ich dann auch noch Ihren lieben guide Gombu Sherpa kennenlerne, willige ich ein. Die gesamte Umrundung ist übrigens bereits auch ein ‘teahouse trek’ und somit brauchen wir zumindest keine Campingausrüstung mit uns mittragen. Am Abend gibts dann meistens in den einfachen Unterkünften Dal Bhat, die Nationalspeise Nepals. Viel Reis, Linsen, Currykartoffel und chili sauce und vor allem – all you can eat! Der Spruch – Dal Bhat, power 24 hour – begleitet uns die gesamte Wanderung. Den ‘Rasttag’ in Samagaon (3500 Meter) nutzte ich um gemeinsam mit einer Schottin und einem Amerikaner ins Manaslu Basecamp (4851 Meter) hochzusteigen. Der Manaslu, the mountain of spirit, ist hier zum Greifen nahe. Noch kurz über den Larkye Pass (5.163 Meter) und dann gings wieder einige Tage bergab und raus aus dem Tal. Sirichaur und Besisahar waren unsere letzten Dörfer bevor wir uns von Gombu in Besisahar verabschiedeten. Er fuhr zurück nach Kathmandu, wir fuhren zu dritt nach Pokhara um uns dort ein wenig von unserer Wanderung auszuruhen. Pokhara liegt am Phewa See und ca 150 km westlich von Kathmandu. An einem Tag steige ich zum weissen Tempel (Shanti Stupa) empor von wo das gesamte Annapurna Gebirge, der Dhaulagiri und auch weit entfernt der Manaslu zu sehen ist, einfach nur schön.

Zurück in Kathmandu hole ich meine fertigen Visa ab. Wir geniessen noch einmal momos und tungba, das örtliche Hirsebier, bevor wir uns verabschieden.

Und nochmal Indien

Diesmal ist mein Ziel Darjeeling, eine weitere hill station der ehemaligen englischen Kolonialherren. Das Wetter ist traumhaft schön und so kann ich hier jeden Tag den Kanchenjunga (mit 8.586 Metern der dritthöchste Berg der Welt) von den Aussichtspunkten geniessen. Von einem Reisebüro in Myanmar habe ich erfahren, dass Mitte Dezember eine sechsköpfige Motorradgruppe von Indien am Landweg nach Myanmar einreist, in Begleitung der Reiseagentur. So war meine Zeit im NO Indiens in den Bundesstaaten Sikkim, Assam, Meghalaya, Nagaland und Manipur auf ca. 6 Wochen beschränkt. Wurzelbrücken in Nongriat und die Flussinsel Majuli im Fluss Brahmaputra waren nur einige Höhepunkte am Weg zum Nagaland. Nagaland, das Land der ehemaligen Kopfgeldjäger… Amerikanische Missionare brachten das Christentum (Baptismus) in diesen Bundesstaat von Indien was das Kopfgeldjagen abschaffte. Jagen gehört allerdings auch heute noch zum alltäglichen Broterwerb und nicht selten höre ich Schüsse aus nächster Umgebung. Im Dorf Lungwa an der Grenze zu Myanmar begegne ich vielen Leuten und bekam nicht wirklich das Gefühl willkommen zu sein. Vor allem Kinder zielten mit Steinschleudern auf mich, etc… ich treffe hier einen deutschen Ethnologiestudenten, dem es nicht besser erging. In Kohima findet jedes Jahr von 1. bis 10. Dezember das Hornbill Festival statt, bei dem viele Nagastämme sich zB beim Seilziehen messen und Tänze vorführen. Mein Ziel ist Myanmar, das nicht mehr weit weg ist von hier.

Jetzt heißt es Abschied nehmen von diesem schrillen, lauten, bunten Subkontinent mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern, den Heiligen Kühen und Männern, dem Verkehrschaos, dem köstlichen Essen, dem einsamen Bergland im Norden, den quirligen Städten und bunten Märkten. Indien wird man nie verstehen können, man kann nur staunen und das habe ich auch gemacht. Incredible India!

Südostasien

Mit einer sechsköpfigen Motorradgruppe gelange ich über die Moreh/Tamu Grenze nach Myanmar (dem ehemaligen Burma). Es gibt hier eine Regel, die besagt, in einer geführten Gruppe reisen zu müssen sobald man aus Indien überland kommt. Und so habe ich mich mit Ihnen zusammengetan und mich in Ihrem Pilotauto eingenistet…:-) Es ist eine lustige Runde und die nächsten 14 Tage waren gefüllt mit Lachen und Weinen (vor allem wenn wieder einmal eines der Motorräder schlapp machte). Wir sehen viele Pagoden, Tempel und Buddhastatuen. Der Buddhismus ist hier Staatsreligion und weit verbreitet. Nach zwei Wochen verlassen wir Myanmar Richtung Thailand und ich verabschiede mich von der Truppe. Ich habe ja in meinem zweiten Reisepass ein elektronisches Visum für Myanmar. Von Thailand aus kommend darf man alleine in Myanmar einreisen solange man wieder nach Thailand zurückkehrt, und das will ich ja. Naja, diese Regeln… Auf eigene Faust und ohne guides im Schlepptau erkundige ich nun dieses riesige Land, in dem Deutschland ein paar mal Platz hätte. Die Burmesen tragen fast ausschliesslich Ihren longyi, ein kittelartiges Tuch, das sie um die Hüfte mit einem Knoten befestigen und das fast bis an die Füsse reicht. Wollen Sie in einem Restaurant etwas vom Kellner bestellen dann schnalzen sie mit Ihren Lippen, hört sich fast so an als würden sie ständig Busserln verteilen..:-) Ich besuche hier unter anderem die Schwedagon Pagode, die wohl wichtigste Pagode in Myanmar. Vor allem am Abend wenn die Burmesen zum Beten hierher kommen ist sie sehr beeindruckend. Mein Ziel ist diesmal der äußerste Norden des Landes, der Kachin Staat. In Myitkyina findet alljährlich am 10. Jänner das Neujahrsfest (Manau Fest) statt. Die Züge kriechen hier im Schnitt zw. 20 und 30 kmh durch die Landschaft, es rumpelt und pumpelt und es bleibt viel Zeit den kleinen Kindern beim Spielen zuzusehen und Ihnen zurückzuwinken. Die ca. vierstündige Busfahrt nach Bhamo wird mir verwehrt, da in der Region angeblich gerade zwischen der KIA (Kachin Independence Armee) und der Regierung Myanmars gekämpft wird. Bhamo ist nur mit dem Schiff erreichbar und so setze ich mich auf einen der fast 100 Jahre alten Dampfer, die noch von den Briten erbaut wurden. Wunderschön so langsam den Irrawaddy Fluss stromaufwärts entlang zu gleiten, viele Stopps mit Be- und Entladen von allen möglichen Sachen, vor allem Kohle, Möbel, Lebensmittel, usw… Der Wasserstand ist jetzt in der Trockenzeit sehr niedrig und das Schiff muss oft stoppen, da der starke Nebel die Sandbänke unsichtbar macht. Schließlich erreichen wir nach 2 Tagen Bhamo. Bhamo selbst ist eine chaotische Hafenstadt, mit all den Holzbooten denk ich mir, dass Häfen wohl so vor vielen Jahren ausgesehen haben müssen. Ich verbringe eine Woche in Bagan um mir die wichtigsten Tempel und Pagoden anzusehen. In der Zwischenzeit habe ich schon um Einiges mein Visum überzogen und so fahre ich mit einem Nachtbus nach Dawei. Ich verbringe noch einige schöne Tage an einem Strand entlang der Dawei Halbinsel bevor ich zur Grenze nach Thailand fahre.
Wenn Du von Myanmar nach Thailand kommst hast Du einen “kleinen” Kulturschock! Kaum im vollklimatisierten Bus war die Straße keine Sandpiste mehr sondern eine zweispurige Autobahn, es fehlt fast ein bisschen das Abenteuer. Für mich ist Thailand bei dieser Reise immer ein Transitland, ich finde einfach die umliegenden Länder interessanter. In Bangkok besorge ich mir das Visum für Vietnam und schon sitze ich im Nachtzug nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Haben Beat (ein Schweizer Freund) und ich vor ca. 15 Jahren noch um einen Computer in dieser gesucht oder Probleme beim Geldkriegen gehabt, gibt es jetzt überall Reisebüros, ATMs, etc… Allerdings hat es den Charme noch nicht verloren, den es auch damals ausstrahlte. Luang Prabang ist immer noch wunderschön, allerdings hat auch hier der Tourismus schon ordentlich Spuren hinterlassen. Ich besuche hier Tempel um Tempel, unterhalte mich mit den vielen Mönchen, die hier in Ihren orangen Kleidern herumlaufen und genieße auch das gute Essen hier. Die Steinkrüge von Phonsavan und die Karsthöhlen von Sam Neua liegen am Weg zur Grenze nach Vietnam. In Hanoi besuche ich am ersten Tag das Mausoleum von Ho Chi Minh bevor ich nach einigen Tagen an die Küste fahre. Es gibt hier die Halong Bucht, in der überall im Meer hohe Karstberge rausragen. In Hue, einer meiner Lieblingsstädte, besuche ich den Kaiserspalast bevor mich ein Bus via Hoian nach Pleiku an der Grenze zu Kambodscha bringt. Im abgelegenen Nordosten Kambodschas besuche ich in der Nähe von Ban Lung einen Kratersee, den Yak Lom See, der von Dschungel umgeben ist. Einheimische laden mich auf ein Bier und gebratene Echsen zum Essen ein, schmecken sehr gut. Nicht die weltbekannten Tempel von Angkor, die ich damals vor 14 Jahren noch relativ ruhig bewundern konnte, ziehen mich diesmal in Kambodscha an. Es sind diesmal die eher abseits gelegenen Tempel der Khmer. Unter anderem die Tempel von Kao Ker im Norden des Landes. Tempelnamen wie Prasat (alter Tempel) Bram, Prasat Thom, Prasat Damrei, usw hören sich wie von einem Märchenbuch an. Sehr entspannt hier, die ersten zwei Tage hatte ich die 15 bis 20 Tempeln für mich alleine, mit dem Geräusch der vielen Zikaden hier ein unglaublich schönes Gefühl. Werner aus München empfiehlt mir am Weg zurück nach Bangkok und Thailand auch noch den Banteay Chmar Tempel an der Grenze zu Thailand zu besuchen, was ich auch mache. Ebenfalls wenige Touristen und mit den vielen Gesichtern ein kleines Ebenbild des viel bekannteren Bayon in Angkor. Zurück in Thailand kaufe ich mir in einer der shopping malls noch Taucherbrillen und eine Schnorchelausrüstung, Indonesien ruft!
Bevor es allerdings soweit ist fahre ich mit einem Nachtzug an die Grenze zu Malaysien. In Penang besorge ich mir am indonesischen Konsulat ein zweimonatiges Visum für Indonesien. Besonders der Blick vom Penang Hügel hinunter auf die Stadt und das Meer ist beeindruckend. Mit dem Indonesien Visum in der Tasche setze ich mich in einen Zug nach Malakka, einer kolonialen Stadt zwischen Kuala Lumpur und Singapur. Warum ich in dieser Stadt Halt mache hat vor allem einen Grund. Es geht hier ein Schiff nach Sumatra in Indonesien!

Indonesien

Der Hafen Dumai auf der Insel Sumatra ist einer wie man sich ihn vorstellt. Rostige Frachter aus aller Herren Länder und sehr freundliche Einwanderungsbehörden, die mich herzlich empfangen. Erste Anlaufstelle war der Toba See inmitten der Insel. Ich verbringe hier eine ruhige Zeit. Gerade richtig um hier in Indonesien anzukommen und ein wenig mit dem Lernen der Sprache zu beginnen. Am Weg in die Aceh Region erklimme ich auch einen Vulkan in Berastagi bevor ich nach Ketambe weiterfahre. Hauptattraktion hier sind hier die Orang Utans, die Waldmenschen, wie sie übersetzt heißen. Und sie haben es mir angetan. Ich bleibe eine volle Woche bei Ihnen, wohl aber auch wegen zwei lieben kleinen Mädchen, die ich beim Orang Utan schauen kennenlerne. Die neunjährige Dihelsi und die etwas frechere zehnjährige Gadis gesellen sich immer wieder zu mir und finden Gefallen daran mir bei allen möglichen Sachen zu helfen. Wir haben viel Spass miteinander und die beiden lernen mir immer wieder geduldig neue indonesische Wörter, die ich später noch brauchen werde. Über  grüne, hügelige und wunderschöne Landschaft komme ich durch das Gayo Hochland in die Stadt Takengon, eine Kaffeeregion. Ich wollte allerdings bis ans nördlichste Eck in Sumatra nach Banda Aceh in der streng muslimischen Aceh Region. In der vorgelagerten Insel Pulau Weh stecke ich dann mein Köpfchen unter Wasser, mache den Tauchschein und verbringe wunderschöne zwei Wochen hier. So nütze ich die folgenden Tage für weitere Tauchgänge bei der ich unzählig viele bunte Fischschwärme, Moränen, Lion Fische (Rotfeuerfische), Lobster, Barrakudas, Thunfische und einen Skorpionfisch (der wie ein Stein aussieht) sehe. Letztlich auch einen Hai, der gemächlich an uns vorüber zieht. Sonst ist das Leben auf dieser Insel sehr ruhig, der Reis und Fisch wird natürlich auch hier mit den Fingern gegessen. Es ist auch ein guter Platz ein wenig “Urlaub vom Reisen” zu machen. Nach zwei sehr schönen und erholsamen Wochen auf der Insel Pulau Weh in der Aceh Region in Sumatra reiste ich via Medan nach Bukittinggi, einer kleinen Stadt in West Sumatra. Die Besitzerin meiner Unterkunft verrät mir, dass gerade die grösste Blume der Welt, die Rafflesia arnoldii, blüht. Und so gelange ich mit einem Einheimischen nach einem ca. einstündigen Fußmarsch zu dieser wirklich einzigartigen Blume. Einige Tage im Harau Tal, wo ich zu einer Taufe eingeladen werde und am Kratersee Danau Maninjau rundeten mein Programm hier in West Sumatra ab. Die Einwohner hier in West Sumatra, die Minangkabau, haben ein matriarchalisches System, das heißt das gesamte Eigentum gehört hier ausschließlich den Frauen. Wie man sieht gehts auch so…:-) Ähnliches habe ich schon im Bundesstaat Meghalaya im Nordosten Indiens gesehen. Zwei Tage und zwei Nächte in einem Bus und eine nächtliche Fährüberfahrt durch die Sundastrasse bringen mich letztendlich auf die Insel Java und in die 8 Mio Einwohnerstadt Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. Auf Java alleine leben mehr als die Hälfte aller indonesischen Einwohner, das mit ihren über 240 Mio Einwohnern das bevölkerungsreichste muslimische Land weltweit ausmacht. Nachdem ich hier mein Visum um ein weiteres Monat verlängert habe fahre ich mit dem Zug weiter nach Yogyakarta, der kulturellen Hauptstadt Javas. Vor allem der berühmte buddhistische Tempel Borobudur und der Hindutempel Prambanan ziehen die Touristen hier an. Und auch ich bin einer von Ihnen. Die Gegend um den noch immer aktiven Vulkan Bromo in der Nähe von Malang ist wunderschön. Ich gehe zu fuss Richtung Vulkan Semeru (mit ca 3.600 Meter der höchste Berg Javas). Das Wetter ließ allerdings keine Besteigung zu und so fuhr ich mit mehreren Fahrzeugen, Mopeds und schließlich einem Zug in den äußersten Osten Javas. Da ich vor mehr als 15 Jahren schon einmal auf Bali war beschliesse ich dieses mal nur einen kurzen Stopp beim Zahnarzt in Denpasar einzulegen. Nach zwei Tagen ist das hinduistische Bali bereits wieder Geschichte und mit mehreren Fähren gelange ich via Lombok nach Sumbawa. In Sape, dem äußersten Osten der Insel Sumbawa, warte ich auf ein Schiff Richtung Flores. Schließlich geht nach einem Tag Warten eine Fähre weg von Sape (Sumbawa) durch viele kleine Insel des Komodo Archipels auf die große Insel Flores in Ost Nusa Tenggara. In Labuan Bajo besuche ich wieder einmal das Immigrationsbüro um mein Visum verlängern zu lassen. Die Tauchgründe des Komodo Nationalparks zählen wohl zu den schönsten der Welt. Die drei Tauchgänge (die 3 Tauchorte waren: Sabia Besar, Batu Bolong und Mavan), die wir hier machen, stellen für mich alles bisher Gesehene unter Wasser in den Schatten. Absolut noch intakte und bunte Korallenwelt, viele verschiedene kleinere und bunte Fischarten, viele große Schildkröten, einen Hai und letztlich in Mavan 10 bis 15 bis zu 4 Meter große Mantelrochen auf einmal… da setzt (oder besser kniest) Du Dich nur mehr mit Deiner Flasche auf den Meeresboden und staunst. Die Mantarochen sind absolut nicht scheu und schwimmen ein paar Meter neben oder über Dir vorüber, ein absolutes Naturspektakel und kaum beschreibbar. Aber auch oberhalb der vielen kleinen Inseln des Komodo Nationalparks gibt es viel zu sehen. Unter anderem auch die Komodo Warane, bis zu 4 Meter große Echsen, die auf mehreren Inseln hier zu finden sind. Im Ort Menge, in der Nähe von Bajawa, werden bei einer Art Hauseinweihungsfeier 29 Schweine und 3 Wasserbüffel geopfert, es fliesst viel Blut und es herrscht fast Festtagsstimmung. Mit einem Pelni Schiff (staatliche Schiffsgesellschaft) gelange ich von Maumere via Makassar nach Ambon, der Haupstadt der Molukken. Es wird gerade das Idul Fitri Fest gefeiert, das das Ende der Fastenzeit im Fastenmonat Ramadan bedeutet. Auf dem Seeweg nach Ambon war das Wetter nicht immer gut und ich hole mir da eine Verkühlung. Ich war wohl zuviel draußen trotz Regen und Wind, usw… Die Banda Inseln, die Gewürzinseln wie sie auch genannt werden, waren vor allem zw. dem 16. und 18. Jahrhundert heiß begehrt unter den europäischen Seemächten wie Portugal, Holland und England. Waren es doch hier zu dieser Zeit die einzigen Inseln auf der Welt auf denen zb die Muskatnuss und die Gewürznelken wuchsen, aber auch noch viele andere Gewürze. Nach einem Besuch einer Hochzeit auf der Insel Run, der bekanntesten der Bandainseln, fahre ich wieder zurück nach Bandaneira. Hier beschließe ich den noch aktiven und 666m hohen Vulkan Gunung Api zu besteigen. Frühmorgens um halbsieben stehe ich am kleinen Hafen wo mich ein kleines Holzboot hinüberbringt auf die Insel wo sich der Vulkan befindet. Um kurz vor halb neun stehe ich dann ordentlich durchschwitzt am Kraterrand und habe eine grandiose Aussicht auf die umliegende Inselwelt und in den Krater selbst. Die Wartezeit auf das Schiff zurück nach Ambon verbringen Ichal, ein Einheimischer der Insel Run, und ich mit einem Besuch des Fort Belgica. Am Abend unter strömenden Regen drängen wir uns dann ins trockene Schiff hinein wo ich grad noch ein kleines Schlafplätzchen ergattern kann.
Hier in Indonesien höre ich jeden Tag sehr oft ‘Hello Mister’, Apa kabar (Wie gehts?) Dari mana? (von wo?), etc… auch werden wir Weisse oft als ‘Bule’ bezeichnet, was übersetzt soviel wie ‘weisse Haut’ bedeutet…:-) allerdings nicht ernst oder böse gemeint, was man auch spürt. Vor allem auf den Schiffen, wie zuletzt mit dem Pelni Schiff von Ambon via Ternate (nördliche Molukken) nach Bitang in Nord Sulawesi, werden die Einwohner gesprächig, wollen wissen von wo ich komme und interessieren sich auch über das ‘kleine Land’ in Europa, in dem Deutsch gesprochen wird. Viele kennen allerdings auch das Land Österreich gar nicht, es existiert für sie einfach nicht. Häufig wird es auch zuerst mit Australien verwechselt, wie halt eh überall auf der Weltkugel. Manche kennen dann aber doch zumindest ‘Vienna’ und haben schon von dem Land im fernen Europa gehört, das in der Nähe von Holland oder Deutschland liegt. Mein Indonesisch funktioniert schon so gut, dass ich Rede und Antwort geben kann und auch selber etwas fragen kann. Ich habe auf allen Schiffsfahrten, die ich hier in Indonesien unternommen habe, also von Sumatra über Java, Bali, Lombok, Sumbawa, Flores, Molukken bis hier nach Sulawesi noch keinen einzigen ‘bule’ auf einem der Schiffe getroffen. Das heißt wenn ich alleine von den ‘bule’ sein will brauche ich nur auf ein Schiff zu gehen…:-) Die Touristen, die sich hierher verirren, fliegen ausschließlich, in knapp 15 Stunden von Europa nach Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. Wenn ich dann oft gefragt werde wielange ich hierher gebraucht habe antworte ich meistens auch mit knapp 15, allerdings nicht Stunden sondern Monate. Die meisten glauben es nicht, dass man hierher von Europa auch ohne Fliegen kommen kann. Die meisten Bedenken kommen wegen all den Visa, der Sicherheit, etc… Fragen mich die Einheimischen hier erwähne ich auch oft gar nicht wielange ich schon unterwegs bin. Für viele ist es schon eine einmalige Reise mit dem Schiff von einer Insel auf die andere zu fahren. Wir sind schon sehr privilegiert was das angeht. Nun, wie geht es mir nach knapp eineinhalb Jahren – hauptsächlich in Asien – unterwegs? Mein Abenteuer- und Entdeckungsgeist scheint ungebrochen, manchmal genieße ich es eine Woche einfach wo auf einer Insel zu bleiben, zu rasten, zu schnorcheln und zu tauchen oder einfach nur mit einem Buch in einer Hängematte zu liegen. Wie zuletzt auch im Norden Sulawesi’s auf der Insel Bunaken oder auf der Insel Malenge auf den Togian Inseln wo es herrliche Riffe mit vielen Wasserschildkröten, Fischen und einer wunderbaren Korallenwelt gibt. Nach einem Besuch im Torajaland, wo ich verschiedenen Begräbniszeremonien und Hahnenkämpfen beiwohne, fahre ich mit einem Bus wieder nach Makassar, der Hauptstadt Sulawesis. Hier lasse ich das letzte mal mein Visum um ein weiteres Monat verlängern. Die Durchquerung Borneos von der Ost- an die Westküste wird mein letztes Abenteuer hier in Indonesien. Dann geht es zurück nach Singapur und auf das malayische Festland nach Kuala Lumpur.
Mitte August 2017 erreiche ich mit einem Pelni Schiff Balikpapan, eine florierende Stadt im östlichen Kalimantan, wie der indonesische Teil Borneos genannt wird. Auf Borneo gibt es neben den Orang Utans und Malayenbären auch die Nasenaffen zu sehen. Diese werden aufgrund ihrer langen Nasen und den dicken Bäuchen auch scherzhaft ‘orang belanda’ – ‘Holländer’ – genannt. Indonesien ist ja eine ehemalige holländische Kolonie. Von Samarinda geht es den Mahakam Fluss flussaufwärts. In Melak übernachte ich auf einer Polizeistation. Einer der beiden Polizisten bringt mich dann auch noch so um 3 Uhr in der früh zum Hafen um sicher zu gehen, dass ich das Schiff nicht verpasse. Mit einem speedboat und zwei jeweils 200 PS starken Motoren geht es die reißenden Stromschnellen weiter flussaufwärts ins Inselinnere. Nach ca. 6 Stunden erreichen wir den Ort Tiong Ohang. Das ist der Ort wo ich mich um Träger umschaue. Allerdings war das gar nicht einfach, zuerst sagen seine Freunde aus Long Apari in letzter Sekunde ab, ein Kind wurde krank. Als Ersatz bietet mir Mister Kaya, ein erfahrener Dayak, an mit seinem Sohn in ca. 7 Tage die Muller Berge zu überqueren. In der Nacht davor regnet es jedoch stark und am Morgen kommt er hastig zu mir ins Quartier gelaufen. “Air besar”, “Air besar” verstehe ich – Hochwasser – und zusätzlich sei auch noch sein Onkel in der Nacht gestorben, an ein Aufbrechen war also vorerst nicht zu denken. Er hatte allerdings bereits zwei andere Träger organisiert und ich stimme zu mit diesen beiden zu starten. Als ich mit den beiden Trägern dann losfahren will, kommt dann doch noch der Dorfpolizist vorbei und meint er gebe uns nicht die Erlaubnis bei dem Wasserstand den Fluss  zu befahren. Im Nachhinein war das sicher gut… Wir warten also noch eine Nacht und am nächsten Morgen sollte es dann mit dem ces (schmales Boot) losgehen. Auch heute waren die Stromschnellen noch hoch genug und gemeinsam mit Filipius und Tiung, zwei jungen Dayaks, starten wir den Muller Trek. Die beiden sprechen kein Englisch aber mit meinem gebrochenen Indonesisch können wir zumindest das Wichtigste besprechen. Ein gewisser George Muller hat 1825 das erste mal diese Berge überquert. Es endete allerdings damals für ihn fatal da er von Einheimischen geköpft wurde. Gleich eines vorweg, so erging es mir nicht…:-) Die nächsten 6 Tage waren für mich allerdings sowohl körperlich als auch geistig eine starke Herausforderung. Es geht hier mitten durch den Urwald, wir ‘schlafen’ am Boden nur mit einer Plane unter uns. So kann ich die Stunden zählen an denen ich ein Auge zubringe. Frühstück, Mittag-und Abendessen war immer dasselbe, Reis, Nudeln und manchmal selbstgefangene Fische vom Fluss. Bei den Wanderpausen klaubst Du Dir meistens die vielen Blutegeln von den Füssen ab bevor es wieder weitergeht. Filipius und Tiung sind wahre Überlebenskünstler hier im Dschungel. Im Nu ist aus einfachsten Mitteln ein Zelt gebaut und ein Feuer angemacht. Gebadet wird im Fluss. Wir queren unzählige Male bis zu eineinhalb Meter hohe Flüsse, die Goretex Ausrüstung kannst Du Dir hier auf einem schönen Blatt Papier aufzeichnen…:-) Wie gesagt, für mich war es vor allem eine psychologische Herausforderung mich an diese völlig neue Umgebung zu gewöhnen. Am sechsten Tag erreichen wir am späten Nachmittag dann doch Tanjung Lokang, das erste Dorf in West Kalimantan. Es gibt hier im Dorf kein Telefon und kein Internet. Es ist nur über einen Zufluss zum längsten Fluss Borneos, dem Kapuas, zu erreichen. Abendessen gibt es bei einer Dayak Familie am Boden und zum Schlafen gibt es eine Matratze am Bretterboden, ein himmlisches Gefühl…:-) Ich habe Glück, denn bei der Ankunft finden sich in der Unterkunft Einheimische, die am nächsten Tag den Fluss hinabfahren und mir ein Plätzchen anbieten. Ich verabschiede mich von Filipius und Tiung und letztlich werde ich auch die folgende Flussfahrt nicht so schnell vergessen. Es hat in der Nacht wieder einmal geregnet und jetzt weiß ich warum uns vor ca. einer Woche der Polizist nicht fahren ließ. Doch hier gibt es keinen Polizisten und wir starten. Einmal müssen wir letzlich das Kanu mit unserem Gepäck verlassen und eine Strecke zu Fuß gehen da die Gefahr einer Kenterung zu groß ist. Letztlich geht alles gut und etwas durchnässt erreichen wir am frühen Nachmittag Putussibau, die erste größere Ansiedlung in West Kalimantan. Hier lasse ich meine Wäsche waschen und wasche meine Schuhe. Einen Tag später verlasse ich dann doch wieder relativ frisch geschniegelt diesen Ort und in einer Nachtfahrt komme ich mit dem Bus in Pontianak an. Abschließend möchte ich diese Borneo Durchquerung wirklich nur Reisenden empfehlen, die gerne Strapazen auf sich nehmen. Vor allem Indonesisch Kenntnisse sind wichtig wenn man alleine unterwegs ist da im Landesinneren kaum mehr einer Englisch spricht. Auf dem Pelni Schiff Bukit Raya genieße ich die zweitägige Überfahrt Richtung Singapur wo ich mich nach 6 Monaten in Indonesien von diesem tollen und abwechslungsreichen Land verabschieden werde.

Und nochmal Südostasien

In Singapur muss ich mich erst wieder einmal an soviele weisse Menschen gewöhnen. Für mich ist es der Kontrast pur zu Indonesien und dem bisher Gesehenen auf meiner Reise. Ultramoderne Hochhäuser und Hotels, klimatisierte shopping malls, alles extrem gut organisiert, fast futuristisch und nur sauber, sauber, sauber… Um dem noch was hinzuzusetzen schaue ich mir mit Ian, einem Amerikaner, das Formel 1 Nachtrennen an. Singapur ist für mich der ideale Platz mich ein wenig von der ‘Borneowanderung’ zu erholen, mein Myanmar Visum zu machen und meine Ausrüstung wieder halbwegs auf den letzten Stand zu bringen. Zwischendurch mache ich immer wieder Abstecher ins Viertel Little India zum indischen Essen, das mir besonders gut schmeckt. Auch das Viertel Kampong Glam, in dem die Muslimen wohnen, gefällt mir gut. Der Ausblick vom Marina Bay Sands Hotel im 56ten Stockwerk ist beeindruckend. Es ist so schön von da oben die skyline und aufs Meer mit den vielen Schiffen hinauszusehen. Beim Blick aufs Meer kommen mir vor allem wieder all die Erinnerungen an Indonesien unter. Eine völlig andere Welt dort und nur wenige Kilometer entfernt von hier. Zurück in Malaysien mache ich in Kuala Lumpur von meinem Wahlrecht für die Nationalratswahl in Österreich Gebrauch. Dann geht es auch schon wieder via Thailand nochmals nach Myanmar. Ich reise dieses mal am südlichsten Punkt des Landes in Kawthaung in der Tanintharyi Region ein. Die letzten Monsunregen erwischen mich anfangs voll bevor der Regen wieder abklingt. Nach einigen schönen Badetagen auf der Dawei Halbinsel geht es von Dawei weiter in den Mon Staat nach Ye. Und das mit dem Zug. Für die knappen 150 km braucht der Zug ca. 8,5 Stunden, was ihn zum langsamsten Zug in Myanmar macht. Gefahren wird natürlich bei offenen Türen was ihn letztlich zu einem fahrenden Vogelhäuserl macht. Im Kayin Staat verbringe ich die meiste Zeit in der Nähe von Hpa-An. Auch hier gibt es viele Karsthöhlen und Buddhastatuen zu bestaunen. Ich besuche dieses mal auch den Rakhine Staat an der Grenze zu Bangladesh. In Mrauk U besuche ich vor allem die Tempelanlagen, die von der Mrauk U Dynastie (Königreich zw. dem 15. und 18. Jahrhundert) von verschiedenen Königen erbaut wurden. Sie sind im Unterschied zu den berühmteren Pagoden in Bagan aus Stein erbaut, sind jünger und auch nicht so groß als jene in Bagan. Bevor ich mich auf den Weg nach China mache verbringe ich noch fünf wunderschöne Tage am malerischen Ngapali Strand. Myanmar wurde zu meinem Lieblingsland hier in Südostasien. Das Land der goldenen Pagoden, Mönche und Buddhastatuen… Abwechslungsreich, herzliche Menschen, wunderschöne Tempelanlagen und Strände laden ein hier länger als geplant zu bleiben. Der Grenzübergang Myawaddy ist wohl der Einfachste um von Myanmar nach Thailand und umgekehrt zu kommen. In Sukhothai schaue ich mir alte Tempelanlagen an bevor es an die Grenze zu Laos geht. In Vientiane lasse ich mir ein double entry Visum für China machen was auch wunderbar funktioniert. Zusätzlich schicke ich meinen zweiten Reisepass nach Wien in die russische Botschaft. Unterwegs ist hier in Asien kein Russland Visum zu kriegen, so bleibt mir nur mehr dieser Weg.

Am Weg nach Japan

In der südlichen Yunnan Provinz in China verkoste ich mit Daniel, einem Chinesen aus Hong Kong, den guten roten Puer Tee. Weiters besuche ich Dali, Lijiang und verbringe mehrere Tage in der Tigersprungschlucht. Als ich in Lijiang ankomme bin ich überrascht von den vielen chinesischen Touristen, die mit ihren Handys die Stadt erkunden. Kunming gefällt mir da schon um einiges mehr, taositische Tempel und vor allem auch ein angenehmes Klima machen es zu einer sehr lebenswerten Stadt. Macau, das eine Stunde mit dem Boot von Hong Kong entfernt liegt, ist vor allem für seine vielen Kasinos bekannt. Ich schaue mir hier die vielen jahrhunderte alten Kirchen und alten Stadtviertel an, die wirklich noch stark an Portugal erinnern. Mit einem Schiff gelange ich nach ca. 1 Stunde Fahrt nach Hong Kong. Hong Kong war bis 1997 britisch und gehört seither wieder zu China, hat allerdings einen Sonderverwaltungsstatus. Viele, viele Hochhäuser auf sehr engem Platz, diese Stadt alleine hat mehr Einwohner als das gesamte Österreich. Mit Daniel mache ich eine Wanderung im Süden der Hong Kong Insel, so kann man auch dem schnellen Leben in der Stadt entfliehen. Nachdem ich wieder zurück in China bin geht es im Eiltempo nach Changsa, einer Millionenstadt inmitten der Hunan Provinz. Von dort mit dem Bus weiter nach Zhangjiajie. Die Züge rasen hier mit über 300 kmh durch die Gegend, ich bekam fast Kopfweh bei dieser Geschwindigkeit. Aber sie sind pünktlich und funktionieren perfekt! Die Berge von Zhangjiajie wurden vor allem durch den Film ‘Avatar’ bekannt, der bei uns vor einigen Jahren in den Kinos lief. Mit Holly aus Chengdu verbringe ich zwei Tage inmitten dieser steil aufragenden Karstberge und genieße hier eine Weihnachtswanderung abseits des Weihnachtstrubels. Xi-an, alte Haupstadt Chinas, der Start- und Endpunkt der über viele Jahrhunderte florierenden Seidenstraße, usw, usw… Der Großteil der Touristen inklusive meiner Wenigkeit kommt heutzutage hauptsächlich hierher um die Terrakotta Armee aus der Qin Dynastie (ca. 200 BC) zu besichtigen. Es ist eine Armee aus mehr als 6.000 Kriegern, die erst 1974 zufällig von ansässigen Bauern bei Iher Arbeit entdeckt wurde und zu einem der größten und wichtigsten Funde der Gegenwart zählt. Historikern zufolge liess sich der erste Kaiser von China, Kaiser Qin, diese Armee erbauen um für sein Nachleben beschützt zu werden. Hat wohl ziemlich viel Angst gehabt was ihm in seinem Nachleben blüht…:-) Den Jahreswechsel verbringe ich in der Hauptstadt Peking. Mit Sam, dem Nachtwächter des Classic Courtyard, fahre ich eines Tages mit zwei verschiedenen Bussen und letzlich einem Taxi an den Ausgangspunkt für eine Wanderung entlang der chinesischen (großen) Mauer bei Jiankou. Hier ist die Mauer noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten und bietet schöne und anspruchsvolle Wanderungen. Die Mauer wurde ja vor ca. 700 Jahren in der Ming Dynastie erbaut um vor allem den Feind fernzuhalten, die Geschichte ist noch heute zu spüren. Am letzten Tag in Peking besuche ich dann doch noch die ‘Verbotene Stadt’ mit ihren vielen Palästen in der Nähe des Tiananmen Platzes, dem größten öffentlichen Platz der Welt. Hier in China ist einfach (fast) alles größer als sonst irgendwo. Mit einem Schnellzug komme ich in fünfeinhalb Stunden von Peking in das moderne Shanghai. Der Zug erreicht hier Spitzen von über 350 kmh, als OeBB Kunde recht ungewohnt. Zusammenfassend bin ich extrem überrascht, wie lieb und hilfsbereit die Chinesen sind. Und die Küche gehört zu einer der besten der Welt.
Wohlbehalten bringt uns das Schiff “Su Zhou Hao” von Shanghai durch das ostchinesische Meer nach Osaka, einer Hafenstadt in Japan. Kyoto, die alte Hauptstadt des Kaiserreiches, ist eine Stadt in der Größe von ungefähr Wien, also für asiatische Verhältnisse eher klein. Kyoto ist vor allem bekannt für die vielen alten Tempel. Ich besuche Maki in Moriyama wo wir ein Feuerfestival besuchen. Später besuche ich sie auch noch einmal am Biwasee wo sie mit ihren beiden Pferden lebt. Die Kultur der Japaner ist einzigartig und für uns gewöhnungsbedürftig. Sobald Du ein Haus betrittst musst Du die Schuhe ausziehen und gegen Schlapfen tauschen. Eine weitere Gewohnheit der Japaner ist auch vor dem Bettgehen ein heißes Bad zu nehmen. Und ein japanisches Bad ist wirklich heiß! Sie lieben es auch aufzukochen wenn Sie Besuch bekommen. Und wenn dann in einer Sushibar diese Dinger vor Deinen Augen vorbeischweben kann man nur mehr schwer widerstehen. Per Autostopp gelange ich dann nach Tokio, der Hauptstadt Japans. Tokio ist mit ca. 40 Mio Einwohnern die größte Stadt der Welt. Ich schlafe hier bei Stephane, einem französischen Maler. Ich besuche hier zweimal ein Sumo Ringturnier und hole mir von der österreichischen Botschaft den Reisepass mit dem russischen Visum ab. Hurra, jetzt kann meiner Heimreise mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland nichts mehr im Wege stehen. Vielen Dank auch an Ingrid, die mir in Österreich mit der russischen Botschaft in Wien alles erledigte und mir letzlich den Reisepass mit dem Visum nach Japan nachschickte.
Die letzte Woche in Japan verbringe ich in Daisen in der Tottori Region. Ich bin bei Hiro im Daisen Gästehaus gut untergebracht. Mit Katsube-san, einem Freund des Hauses, besteige ich zweimal den Vulkan. Wir machen Schneeschuhwanderungen und letztlich gehe ich mit Thaddeus, einem englischen Snowboarder, noch ein paar Tage Schifahren. Winterlandschaft pur, selten sah ich in meinem Leben soviel neuen Pulverschnee!!! Die Tage enden immer im Onsen, einer heißen Quelle im Freien. Shuhei, der auch bei Hiro wohnt, bringt mich dann am letzten Tag nach Sakhaiminato. Von hier geht mein Schiff nach Suedkorea, genauer gesagt nach Donghae, einer kleiner Küstenstadt im Osten Südkoreas. Mein Plan ist hier unseren Olympioniken ein wenig auf die Finger oder besser gesagt auf Ihre Schier zu schauen. Das Olympiagold von Marcel Hirscher in der Kombi darf ich noch live miterleben, dann streckt mich eine starke Verkühlung nieder. Noch immer nicht ganz auskuriert besteige ich das Schiff Richtung Wladiwostok.

Heimreise

Durch vereistes Meer erreiche ich gemeinsam mit einem Pärchen aus der Schweiz und Dänemark Wladiwostok im Fernen Osten Russlands. Es weht hier am Meer noch stark der Wind, der die ca. 20 Grad minus noch kälter macht. Ich decke mich mit einem warmen Schal, einer zweiten Haube und warmen Fäustlingen ein, ganz geschweige von einer zusätzlichen warmen Unterwäsche. Russland hat in Wladivostok die Pazifikflotte stationiert und schaut damit, dass hier im Osten des Landes nichts anbrennt. Außerdem ist hier der Endpunkt der mehr als 9.000 km langen transsibirischen Eisenbahn, die sich von Moskau via dem Uralgebirge, West- und Ostsibirien und dem Fernen Osten Russlands bis hierher erstreckt. Dabei legt die Eisenbahn nicht weniger als sieben verschiedene Zeitzonen zurück was deutlich macht wie groß und weit dieses Land ist. Flächenmäßig ist Russland das größte Land der Welt, selbst das zweitgrößte Land der Erde – Kanada – hat nicht einmal die Hälfte der Fläche von Russland. Und mit knapp mehr als 140 Mio. Einwohner zeigt es auch welch große Teile des Landes (wie der Ferne Osten, Ost- und Westsibirien, etc..) gar nicht oder nur sehr wenig besiedelt sind. Unglaublich schön diese Weite im sibirischen Winter vom Zug aus zu erleben. Via Khabarovsk erreiche ich nach einigen Tagen Ulan Ude in Ostsibirien. Ulan-Ude zählt ca. 400.000 Einwohner und ist die Hauptstadt von Burjatien, einer separaten Republik in Russland. Burjaten sind ethnisch gesehen Mongolen und es wird hier vor allem auch noch Buddhismus und Animismus gepflegt. Hier auf den Straßen von Ulan-Ude habe ich nie wirklich das Gefühl in Russland zu sein. Hauptattraktion dieser Stadt ist halt ein mehr als 7 Meter großer Leninkopf mitten auf dem Sovietplatz. Es gibt hier sowohl buddhistische Klöster als auch russisch orthodoxen Kirchen. Die Küche Burjatiens ist absolut empfehenswert, angefangen von buuza (Teigknödeln gefüllt mit Fleisch), shulen (mongolisch: Suppe; Nudelsuppe mit Fleisch) und Arbin (gefrorene Pferdeleber). In Burjatien wird grüner Tee mit Milch und ein wenig Salz getrunken. Davon kann ich mich bei einem Abendessen mit Alona, einer Einheimischen, überzeugen. Mein Russisch bereitet mir immer wieder Kopfweh, aber das Kopfweh wird von Tag zu Tag weniger…:-) Hauptattraktion hier in dieser Gegend ist der Baikalsee, tiefster und ältester Binnensee der Welt. Anfang März ist sein Eis immer noch ca. 1 Meter dick und dient als Hauptverkehrsweg für Lastwägen und alle möglichen Fahrzeuge. Mit Evgeny und Pavel aus Moskau bin ich gemeinsam mit dem Einheimischen Keisha zwei Tage mit einem Toyota Landcruiser am Baikalsee unterwegs. Wir besuchen Eisangler, die darauf hoffen, dass ein Omul (Baikalfisch) anbeißt. Zwischendurch wärmen Sie sich in Ihren Jurten mit Fisch und selbstgebranntem Wodka (Moonshine) auf. Einem Stamperl kann ich nicht widerstehen, er ist traumhaft gut und mein Kommentar war einfach nur –> ‘Wow’, worauf Sie laut lachen…;-) Am zweiten Tag fahren wir vier ca. 100 km über den Baikalsee ans Westufer zur Olkhon Insel. Wunderschön das Eis, das manchmal richtig schwarz wirkt weil es so klar ist. Es ist nur zu erahnen wie weit es da runter geht. Der Baikalsee misst ja an der tiefsten Stelle ca. 1.670 Meter. Nach einem kurzen Abstecher in der Mongolei fahre ich mit der transsibirischen Eisenbahn von Ulan Ude aus weiter Richtung Westen, weiter Richtung Europa und nachhause. Nächster Stop ist die drittgrößte Stadt Russland, die Haupstadt Sibiriens, es ist Novosibirsk. Hat es in Burjatien schon frühlingshafte Temperaturen holt mich in dieser Stadt wieder der Winter mit einem heftigen Schneesturm ein. Wie in den meisten russischen Städten gibt es auch hier einen Leninplatz mit einer riesigen Leninstatue. Eine riesige Oper, einige interessante Bars im Zentrum und die Lage am Fluss Ob machen es für mich eine richtige russische Stadt. Die Osterwoche verbringe ich in Tobolsk in Westsibirien. Ich lerne in meiner Unterkunft Alexander aus Omsk kennen, der mich zu den Feierlichkeiten mitnimmt. Das Osterfest ist in Russland das wichtigste Fest im Jahr und die Hauptfeier startet immer am Karsamstag um 23h und dauert über 4 Stunden… So wackelten wir halbtraumatisiert so gegen 3h morgens wieder zurück in unser Quartier. Allerdings ist die Feier derartig schön, dass an ein Nachhause gehen selbst für einen derart ‘passionierten’ Kirchengeher wie mir nicht zu denken ist. Zuerst gehen wir außen mit Kerzen um die Kirche, dann geht es drinnen mit wunderschönen Chören weiter. Noch immer gedanklich bei den Feierlichkeiten erreiche ich mit einem weiteren Nachtzug Jekaterinburg im Uralgebirge. Hier befindet sich auch die geografische Grenze zwischen Asien und Europa und so sage ich nach mehr als zwei Jahren wieder ‚Hallo‘ zu Europa. Jekaterinburg ist auch bereits wieder sehr europäisch, sehr geregelte Straßenzüge, internationale Küche, usw… Nach einigen Tagen in Kasan, der Hauptstadt der muslimischen Tataren, erreiche ich Moskau, die Hauptstadt des Landes. Moskau ist immer wieder eine spannende und schöne Stadt und mit mehr als 12 Mio Einwohnern auch die größte Stadt Russlands. Es hat sich viel verändert seit meinem letzten Besuch vor ca. 20 Jahren als ich von der IBM hierher geschickt wurde. Viele ausländische Marken, ein MacDonalds selbst gegenüber dem Kreml, usw machen es nun zu einer internationalen Großstadt, in der auch das Nachtleben nicht zu kurz kommt. Ich habe hier auch ein Treffen mit meiner früheren Arbeitskollegin Tatiana ausgemacht und es ist schön sie wieder einmal nach so vielen Jahren zu treffen. St. Petersburg ist wohl die europäischste Stadt in Russland, die ich bisher kennenlernte. Geregelte Straßenzüge, rechtwinkelige und gut geregelte Kreuzungen und Cafe Latte bringen mich schön langsam wieder zurück nach Europa. Auch das Tempo und das Verhalten der Leute in den Straßen erinnert an zuhause. Schnell… Ein Besuch im Mariinsky Theater und eine Bootsfahrt in den vielen Kanälen sind nur einige Höhepunkte in dieser Stadt, die von Zar Peter dem Großen nach europäischem Vorbild erbaut wurde.
Zurück in Moskau besuche ich das Bolschoi Theater (‘Pique Dame’ von Tschaikowsky), den Patriarchen von Sergiev Posad (Zagorsk) und ein Old Believer (Altgläubiger) Dorf. Letztlich treffe ich mich noch ein paar mal mit Tatiana. Mit einem Nachtzug gelange ich dann am 10. Mai 2018 von Moskau nach Kiew, der Hauptstadt der Ukraine. Mein Freund Andreas wartet schon vor seinem Hotel am Maidan als ich von meiner Unterkunft dort zur vereinbarten Uhrzeit ankomme. Es ist ein schönes Wiedersehen nach mehr als zwei Jahren als wir uns zuletzt in Istanbul verabschiedeten. Wir besichtigen das Höhlenkloster, die traumhaft schöne Sophienkathedrale und unter anderem auch den Andreassteig mit der Andreaskirche, von wo man einen schönen Blick über die Stadt und den Fluss Dnepr hat. Lemberg ist mit ca. 800.000 Einwohnern ca. halb so groß wie Kiew, allerdings ein Juwel an einem Städtchen. Wir ‘residieren’ im zentral gelegenen Hotel George, das schon von der Namensgebung eine Pflicht für mich war.
Die Heimreise treten Andreas und ich gemeinsam via Polen und Tschechien nach Wien an. Ich habe gemischte Gefühle, Freude und Bedenken, wie schon auf der Heimreise von Afrika.
Nach mehr als zwei Jahren und vielen zurückgelegten Kilometern bin ich wieder zurück. Viele neue Eindrücke, Erlebnisse, Erkenntnisse und Abenteuer habe ich in meinen Köpfen. Aber auch neue Pläne.