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Ägypten – Kenia:

Bereits seit vielen Jahren wollte ich schon nach Afrika reisen. Nun, es dauert dann noch eine geraume Zeit und als sich beruflich die Möglichkeit ergab, konnte es losgehen. Ende Februar 2009 geht es auf zu meinem Traum Afrika von Kairo nach Kapstadt zu bereisen. Mit meinem ca. 10 Kilogramm schweren Rucksack und vielen Ideen im Kopf fliege ich schliesslich von Wien auf die Sinai Halbinsel nach Sharm el Sheik.

Ich bin in der Nähe des Old Markets einquartiert, der alte und noch etwas beschaulichere Teil von Sharm. Als erstes muss ich mich hier erst einmal noch von all den Vorbereitungsarbeiten ausruhen. Ich geniesse hier wunderschöne Tage. Allem voran mit dem Schnorcheln, die Unterwasserwelt ist hier einfach traumhaft schön.

Nach einer Woche in Sharm fahre ich mit einem Minibus nach Dahab und von dort weiter zum Kloster St. Catherine inmitten der bergigen Sinai Halbinsel. Auf der Fahrt dorthin passieren wir viele Polizei checkpoints. Auf ca. 80 Mio. Einwohner hier in Ägypten kommen ca. 3 Mio. Polizisten, Präsident Mubarak sichert seine Position nicht schlecht ab. Mit Carl, einem Schweden, besteige ich den Berg Moses (über 2.000 Meter hoch), wo der Bibel nach Moses die 10 Gebote empfangen hat. Mit Said und Ramadan, zwei sehr liebenswürdigen Beduinen, und dem Kamel Abdu erkunden wir die wunderschön einsam und wüstenhaft wirkende Bergwelt des Sinai. Man spürt hier vor allem die Herzlichkeit, die von diesen Menschen ausgeht. Auch wenn sie so gut wie nichts haben machen sie einen sehr glücklichen Eindruck.

Mit einem Bus komme ich nach ca. 7 Stunden in der über 20 Mio. Einwohnerstadt Kairo an, die 24 Stunden am Tag nicht zur Ruhe kommt. Ich besuche hier das Ägyptische Museum, den Bazar Khan Al Khalili, das koptische Viertel und letztlich auch noch die ca. 4.500 Jahre alten Pyramiden von Gizeh, die leicht mit der Metro und einem Bus vom Stadtzentrum zu erreichen sind. Die Cheopspyramide und vor allem aber die Sphynx beeindrucken mich, hab ich doch einmal in der Unterstufe in Rohrbach im Werksunterricht aus einem Ytong Ziegel die Sphynx gehauen.

Am meisten beeindruckt mich das rege Treiben in den Gassen und Straßen in dieser Stadt, überall gibt es Märkte an denen gefeilscht wird und man hört ca. 20 mal am Tag „Welcome in Egypt“. Eines abends treffe ich auch noch Connie, eine ehemalige Arbeitskollegin aus Wien, die hier beruflich zu tun hat und wir verbringen einen schönen Abend bei Hühnchen und Rotwein.

Nach einer Woche in Kairo gehts also nun endlich auf Richtung Kapstadt, das allerdings noch viele tausende Kilometer entfernt liegt. Mit dem Nachtzug in Luxor angekommen besichtige ich mit einem Fahrrad die vielen Tempel und Gräber im Tal der Königinnen und Könige und den Luxor und Karnak Tempel. Auch Josie und David sind hier, eine Engländerin und ihr amerikanischer Mann. Wir hatten uns schon in Ägypten auf der Sinai Halbinsel kennengelernt. Gemeinsam fahren wir nach Assuan. Auf dem Weg dorthin besichtigen wir dabei noch die Tempel Edfu und den Tempel Kom Ombo.

Auch hier in Assuan wird man von den Händlern ständig angesprochen ob man nicht doch etwas kaufen will. So bin ich froh wenn ich in den Sudan komme, ich denke da wird es mit den Touristen schlagartig weniger…:-)
Die letzten Tage in Ägypten verbringe ich in Assuan. Ich warte auf das Schiff, welches mich über den Nasserstausee in den Sudan bringen soll. Die Überfahrt geht über Nacht, dauert ca. 18 Stunden und aus einer beschaulichen Nacht unter Sternen auf dem Schiffsdach wird nichts da uns ein kleiner Sturm in das Schiffsinnere holt.

Gemeinsam mit Sian, einer Frau aus London, Craig und Wei, einem gebürtigen Neuseeländer und einem Mädchen aus Singapur, geht es mit einem alten Bus auf holprigen Sandstraßen via Abri nach Dongola. Fasziniert und hingerissen von den gastfreundlichen und großzügigen Nubiern folgen wir dem Nil immer Richtung Süden. Ich genieße die Stimmung, die Ruhe und ich erlerne die Langsamkeit. Mein Leben konzentriert sich auf den Moment, Zeit spielt für mich keine Rolle mehr. Oder vielleicht doch ein bisschen, denn mein Visum ist nur 4 Wochen gültig. Und so setzen Sian und ich in Karima über den Nil, erreichen somit die erste Asphaltstraße. Sian und mir wird klar, dass man viel versäumt, wenn man zu schnell unterwegs ist. So lassen wir Wei und Craig nach Äthiopien fahren während wir uns in aller Ruhe noch in Karima umschauen. Die erste und einzige negative Erfahrung im Sudan ist die Bürokratie! Bei jeder Ankunft in einem Dorf oder einer Stadt ist das Erste sich bei der örtlichen Polizei registrieren lassen zu müssen. Als Entschädigung haben wir den heiligen Berg Jebel Barkal in der Nähe von Karima und die Pyramiden in Nuri ganz für uns alleine.

In Khartum quartiere ich mich im Blue Nile Sailing Club ein und schlafe als Einziger direkt am Blauen Nil auf dem Gunboat von Lord Kitchener, der mit diesem Schiff 1898 den örtlichen Mahdi (Führer) geschlagen hat. Hier in Khartum hat es momentan jeden Tag so um die 47 Grad Celsius, laut Internet die heißeste Hauptstadt der Welt. Das heißt hier viel trinken, wenig essen und sich die Zeit zw 12:00 und 16:00 mit einem Besuch einer Moschee oder einem Internetcafe zu vertreiben oder irgendwo im Schatten zu sitzen und mit den Leuten einen Tee zu trinken.

Richtung äthiopische Grenze wird es immer heißer, der Wasserkonsum steigt auf 3 bis 4 Liter pro Tag und trotzdem verspüre ich keinen Drang Wasser zu lassen. Auf schlechten Pisten erklimmen Tom, ein Engländer, und ich mit einem Bus das Hochland von Äthiopien und freuen uns als das Thermometer einmal unter 40°C anzeigt.

8 Tage verbringe ich im Simien Mountain Nationalpark, sehe unzählige Geladas – eine Pavianart, die nur im Hochland von Äthiopien vorkommt – und verstehe nun auch, warum Äthiopien den Beinamen „das Dach von Afrika“ hat. Die Amharen, die Bewohner des Hochlandes, sind wahre Zauberer. Es scheint, als ob sie sich von einem Ort zum anderen beamen können. Ich gehe durch einsame Landschaften und bleibe kurz für eine Klopause stehen. Man hat noch nicht mal den Knopf der Hose geöffnet und schon sind sie da: 5, 10, 20 oder auch mehr der Amharen. Die Landschaft erinnert mich oft an Österreich: Berge, Flüsse, Wälder und saftige Wiesen mit Pferden und Schafen. Da sieht man wieder einmal wie einseitig die Berichterstattung in unseren Medien ist.

Äthiopien ist aber auch das Land der unendlichen Diskussionen. Hier stelle ich auch fest, dass es Dinge gibt, die man nie verstehen wird und am besten akzeptiert. Jeder einzelne Äthiopier ist ein netter Mensch, aber man trifft selten einen alleine. Vorwürfe machen wir nur der westlichen Gesellschaft, die die Menschen hier seit Generationen zu Bettlern erzogen hat.

Es ist ein unglaublich abwechslungsreiches Land: vom Hochland bis zur Danakilsenke, vom großen Afrikanischen Grabenbruch mit seinen Seen bis zum heißen Grenzgebiet zu Kenia und Sudan, wo man unzählige Stämme antrifft. Reich an Geschichte und dem Stolz der Äthiopier, niemals kolonisiert gewesen zu sein.

Von der südwestlichen Ecke Äthiopiens reise ich nach Kenia ein – mit Visa, aber vorerst ohne Verkehrsmittel. Nach 9 Tage Warten nimmt mich ein Regierungsfahrzeug mit zur Grenze nach Kenia.

Die Bewohner sind so nett, wir werden zum Kamelfleischessen eingeladen und übernachten auf einer Matratze unter freiem Himmel. Stehend auf der Ladefläche eines Pickups geht es entlang des Turkanasees weiter nach Lodwar im Norden Kenias. Die Landschaft ist hier wunderschön, eine Halbwüste gesäumt mit Palmen, wir sehen viele Kamele und einen Wüstenfuchs. Es ist unerträglich heiß – auch in der Nacht! Unglaublich, dass doch 4 Stämme am bizarren Turkanasee, dem früheren Rudolfsee, leben.

In Nairobi angekommen treffe ich hier Nick Wood, der mich in sein Camp in der Masai Mara mitnimmt. Nach 3 Monaten in Afrika bin ich zum ersten Mal im Reich der Tiere angelangt. Ich kann mich einfach nicht sattsehen an den Giraffen, Elefanten, Löwen, Leoparden, Nashörnern, Büffeln, Gazellen, Gnus und Pavianen. Auf der Insel Lamu lerne ich die hervorragende swahilische Küche kennen und geniesse die Tatsache, daß hier auf der Insel jeglicher Verkehr untersagt ist.

Uganda – Südafrika/Namibia:

Es ist traumhaft schön in Uganda. Die Morgensonne begrüßt mich als ich nach einer langen Busfahrt von Mombasa kurz nach der Grenze eine Pause einlege. Die Landschaft ist tiefgrün, fruchtbar und üppig. Reisfelder säumen die Straße. Apropos Straße, die ist in einem katastrophalen Zustand, nichts als Schlaglöcher und viel Verkehr. Aber alles geht gut und ich komme wohlbehalten in Jinja an. Hier in der Nähe von Jinja entspringt der Weiße Nil aus dem Victoriasee und unterhalb des Dammes gibt es Wildwasser Rafting. Beim Rafting gibt es hier so gut wie keine Sicherheitsvorkehrungen, sogar Nichtschwimmer werden mitgenommen und nach einigen Überschlägen im Wasser beenden wir den Tag bei einem guten Nile Special Bier. Die Hauptstadt Kampala erstickt beinahe im täglichen Verkehr und die überfüllten Backpackers lassen mich schnell weiterreisen in den Westen des Landes. In Fort Portal lerne ich Thomas, einen Krankenpfleger aus Innsbruck, kennen. UNGLAUBLICH!!! Nach fast 5 Monaten treffe ich jetzt den ersten Österreicher auf meiner Reise, die Österreicher sind wirklich nicht sehr reisefreudig… Im Kibale Forest National Park besuchen wir Schimpansen in ihrer Heimat und bei einem Fußmarsch durch den Wald geht plötzlich einer ca. 2 Meter hinter mir spazieren. Als wollte er zeigen dass er dazu gehört… Von Kabale, einer Stadt im Süden Ugandas, gelange ich zum Bunyonyisee, von wo ich mit einem Einheimischen mit einem Holzkanu auf die Insel Itambira rudere. Es ist hier wunderschön ruhig, am Abend kann ich am Seeufer Schwärme von Glühwürmchen beobachten. Weiß gar nicht mehr wann ich die das letzte mal bei uns zuhause gesehen habe, wahrscheinlich in der Kindheit.

Ein Sammeltaxi nimmt mich dann zur Grenze nach Ruanda mit, wo ich wieder die üblichen Formalitäten wie Geldwechseln, Visa (60 US$ für 15 Tage!!!), Stempeleien, etc. erledige bevor ich so gegen Mittag im Bus nach Kigali, der Haupstadt Ruandas, sitze. Ruanda wird ja auch „pays des milles collines“ – „Land der 1000 Hügeln“ genannt. Auf dem Weg in die Hauptstadt Kigali wird mir auch klar warum. In Ruhengeri, im Nordwesten Ugandas, besteigen wir den Vulkan Bisoke (3.711 Meter) an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo und es offenbart uns oben ein wunderschöner Blick in den tiefgrünen Regenwald des Kongo. Beim Rückweg nach Ruhengeri entdecken wir plötzlich im Gebüsch einen Silberrücken, ein gewaltiges Gorillamännchen, der sich gemütlich sein Fell putzt. Es verschlägt uns allen den Atem, da wir alle wohl nicht damit gerechnet haben. In Butare, der geistigen Haupstadt Ruandas, gibt es unzählige Schulen und Universitäten. Überhaupt erscheint mir Ruanda ein sehr gut entwickeltes Land zu sein, vor allem im Vergleich zu den bisher gesehenen. Ruanda kämpft immer noch mit den Nachfolgen des Genozids von 1994, bei dem mehr als 1 Million Tutsis und Hutus ihren Tod gefunden haben. Es wurde da viel Geld von außen investiert um das Land wieder aufzubauen. Oder vielleicht auch um das schlechte Gewissen des damaligen Nichthandelns zu beruhigen.

Von Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, gelange ich mit einem Frachter auf dem Tanganyikasee nach Kigoma, einer Stadt im Westen Tansanias. Es gibt hier unweit von Kigoma einige Flüchtlingslager, mit 10.000en Flüchtlingen aus dem Kongo und Burundi. Nach einer etwas ‚unruhigen‘ Zugfahrt komme ich in Dodoma, der politischen Hauptstadt Tansanias an. Von Mto Wa Mbu nimmt mich ein englisches Pärchen in ihrem Landrover in den Ngorongoro Krater mit. In diesem Gebiet Tansanias leben viele Massais. Sie tragen alle ihre roten Gewänder, Sandalen aus alten Autoreifen und die meisten haben ihre Ohrläppchen aufgeschlitzt als Zeichen Ihrer Stammeszugehörigkeit. Den Kontrast ihrer traditionellen Kleidung zum Mobiltelefon und der Sonnenbrille finde ich zum Schreien. Den Kilimanjaro sehe ich mir von unten an bevor ich mit der Flying Horse von Dar es Salaam auf der Gewürzinsel Sansibar lande. Allein der Name der Insel klingt schon paradiesisch, doch wenn man erst dort ist, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Türkisblaues Wasser, bunte Fische, weißer Sandstrand, Kokosnusspalmen, Gewürzplantagen, Segelboote – es ist absolut kitschig. Mit dem Visum für Mosambik in der Tasche geht es weiter Richtung Süden.

Seit langem werde ich wieder von einem Wecker wachgerüttelt. Schrecklich! Aber wenn man weiß, dass es heute nach Mosambik geht, steht man gerne auf. Ein Sammelbus bringt uns zum Fluss Rovuma, der die Grenze zu Mosambik bildet. Mit einem Holzboot geht es dann über den Fluss und schon sind wir im ersehnten Mosambik. Am Flussufer treffe ich Südafrikaner mit ihrem Jeep, sie wollen auch über den Fluss. Es werden drei Boote zusammengeschnürt, dann Planken draufgelegt und schon geht es. Auch das ist Afrika, es gibt nicht viel Infrastruktur, aber die Leute sind hier sehr kreativ und es finden sich immer wieder wundersame Lösungen. Nach einigen Polizei- und Visakontrollen strande ich im kleinen Fischerdorf Ulumbua. Eine dhow aus Holz und viereckigem Segel bringt mich spätabends auf die Insel Ibo, einer Insel im Quirimbas Archipel. Am nächsten Tag sehe ich erst wo ich hier gelandet bin. Der Ort Ibo besteht aus alten, kolonialen Gebäuden aus der Portugiesenzeit, die meisten Gebäude sind allerdings schon verfallen und so gibt das dem Ort einen gespenstischen Eindruck. Noch dazu ist auch hier gerade Ramadan und untertags glaube ich mich in einer Geisterstadt zu befinden. Zurück am Festland geniesse ich wunderschöne Tage am Wimbi Beach außerhalb von Pemba und beginne ein wenig Portugiesisch zu lernen. Während hier kräftig Wahlkampf betrieben wird genieße ich immer wieder die wunderbaren Strände Mozambique’s, einfach herrlich. In Vilanculos, einer kleinen Stadt in der Nähe des Bazaruto Archipels, lerne ich auch Jean-Marie und Gwen aus Paris kennen. Gwen ist eine super Köchin und nachdem wir am Markt einen großen Fisch und Salat eingekauft haben, gibt es am Abend gutes Essen. Ich verbringe mit den beiden noch sehr lustige Tage in Inhambane und Maputo, der Hauptstadt, wo wir in der Africa Bar Jean-Marie’s 29. Geburtstag feiern.

In nur 20 Minuten habe ich die Einreise in das Königreich Swasiland geschafft. Die Landschaft ist hier hügelig und das saftige Grün erinnert an Europa. Nach drei Tagen in Swasiland reise ich in Südafrika ein. Unglaublich – ich bin wieder in einer anderen Welt! Mehrspurige, bestens asphaltierte Straßen und Supermärkte gefüllt mit sovielen Lebensmitteln, die man eigentlich gar nicht braucht. Aber wenn sie erhältlich sind, schlägt man trotzdem zu.

Von Durban, der Hauptstadt der KwaZulu Natal Provinz in Südafrika, fahren wir mit einem Kleinbus den Sani Pass hinauf in die wunderbare Bergwelt Lesothos. Gemeinsam mit Kamil, einem Polen, schaffe ich es gerade noch in das Sani Pass Chalet bevor ein Gewitter aufzieht. Ich lerne hier Andy aus England kennen. Er ist mit seinem Fahrrad von England auf dem Weg nach Kapstadt und arbeitet für einige Wochen hier als ‚Junge für Alles‘. Lesotho wird ja auch als ‚Königreich im Himmel‘ bezeichnet, selbst der tiefste Punkt des Landes liegt über 1.000 Meter Seehöhe. Eine Zahnblombe war inzwischen auch locker geworden und so besuche ich in Maseru, der Haupstadt Lesothos, eine philippinischen Zahnärztin, die ihren job hervorragend erledigt. Bei der Gelegenheit erledige ich auch einige adminsitrative Dinge mit der IBM, die es mir erlaubt das Sabbatical um weitere 6 Monate zu verlängern. Jetzt steht einer Rückreise nach Europa via Westafrika nichts mehr im Wege.

Nach genau 8 Monaten und einem Tag bin ich mit einem Zug aus Kimberley in Kapstadt gelandet. Südafrika ist „Urlaub“. Das genieße ich einerseits: den Standard und den Luxus der Unterkünfte, die inernationale Küche, usw… Andererseits fehlt mir auch etwas: der einfache Kontakt zu den Einheimischen, das unkomplizierte Leben und Essen, schlechte Pisten, manchmal aber auch die Schwierigkeiten, die sich auf einer Reise ergeben. In Kapstadt treffe ich auch wieder Yuki, die mit Ihrer Suzuki in 17 Monaten von Japan hierher gefahren ist. Auch Andy kommt mit etwas ‚Verspätung‘ in Kapstadt an, aber das durfte er ja auch, er war immerhin mit dem Fahrrad unterwegs. Ich ziehe vor beiden den Hut, oder wie die Franzosen sagen: chapeau.
Ich bin auf einen Tagebucheintrag von mir gestoßen: „Im afrikanischen Land des Überflusses sitze ich in Kapstadt, vor mir eine Latte Macchiato, ein frisches Croissant, ein Mietauto, mit dem ich mit Andy Richtung Namibia rauffahren werde, den Bauch voll, angenehm warm und dennoch fehlt etwas: Afrika …

Jetzt beginnt also die Heimreise und es geht wieder Richtung Norden. Mit einem  Tata Indigo fahren Andy und ich nach Stellenbosch, der Weingegend Südafrikas. Starker Regen lässt uns hier aber schnell wieder verschwinden und wir kommen früher als geplant zu den Augrabies Falls und nach Upington. Andy’s Freundin hat sich in Kapstadt angekündigt und so nimmt unsere gemeinsame Zeit hier in Südafrika ein Ende. Alleine erkundige ich die Kalahari, in der mir einmal der Benzin ausgeht, dafür bin ich wohl Spezialist. Der erste Tag in der Kalahari war der schönste, sehe Löwen, Geparden, eine gelbe Kobra, Giraffen, Oryx Gazellen, Unmengen von Springböcken und verschiedene Geier- und Adlerarten. Zumittag mache ich unter einem Baum Halt um mir Essen aus dem Kofferraum zu holen und übersehe fast eine angeschlagene Löwin, die hinter einem Baumstamm liegt. Ich denke ich war noch nie so schnell wieder in einem Auto, jetzt hab ich leicht lachen.

Der erste Eindruck von Namibia: Die Landschaft ist sehr karg, aber dennoch schön. Die Gegend ist kaum besiedelt, doch ein Großteil dieses Landstriches ist eingezäunt. Also gar nicht so einfach zu wandern oder einen Zeltplatz zu finden. Mich bezaubern vor allem die Farben und die Weite der Namib Wüste mit ihren Salzpfannen, unendlich vielen Dünen und Gebirgszügen. Lange bleibe ich auf den höchsten Dünen sitzen und genieße das einfach. Entlang der ganzen Küste erstreckt sich ein Nebelstreifen. Er hält sich den ganzen Tag über, sodass es wirklich kühl ist in Swakopmund – dem Deutschland außerhalb Deutschlands! Ich fühle mich gar nicht wohl. Sobald man landeinwärts fährt, wird es wärmer. Der Dunststreifen beschränkt sich nur auf ca. 1 km Breite. Die Küste bekam hier auch den Namen Skelettküste, da hier unzählige Schiffe aufgrund des Nebels auf Grund gelaufen sind. Fish River Canyon, Lüderitz, Windhoek und letztendlich der Etosha National Park und die Epupa Falls an der Grenze zu Angola sind die Höhepunkte meines Namibiaaufenthalts. In Oshakati am angolischen Konsulat lerne ich die afrikanische Bürokratie in vollem Ausmaß kennen und selbst mit Einladungs- und Empfehlungsschreiben von Freunden bekomme ich kein Visum für Angola. Ich ändere somit meinen Plan und beschließe von Windhoek, der Haupstadt von Namibia, nach Ghana zu fliegen. Am Rückweg nach Windhoek bewundere ich nochmals die traumhaft schöne Tierwelt des Etosha National Parks, wirklich edle Tiere!

Ghana – Marokko:

Nach einem etwas abenteuerlichen Flug von Windhoek nach Accra kommt mein Gepäck erst einige Tage später am Flughafen von Accra an. In Ghana, vormals Goldküste genannt, gibt es insgesamt 60 Burgen an der Küste. Weihnachten verbringe ich in Elmina, wo ich die älteste der Burgen besichtige. Ursprünglich von den Portugiesen erbaut, die hier Gold einkauften, wurde sie später von den Holländern und schließlich von den Briten in Beschlag genommen und für den Sklavenhandel verwendet. In rund 150 Jahren wurden geschätzte 12 bis 20 Millionen Afrikaner als Sklaven über den Atlantik transportiert. Oft starb mehr als die Hälfte an Bord aufgrund der unmenschlichen Bedingungen. Das Gebäude, welches das älteste südlich der Sahara ist (erbaut im Jahre 1482), ist in gutem Zustand. Man kann heute noch die Verließe, Zellen, die Kirche, die ehemalige portugiesische Kapelle und dergleichen besichtigen. Silvester verbringe ich mit Normand in Busua am Strand. Die Zeit nutze ich vor allem mit Französischlernen, das in den kommenden Ländern in Westafrika sehr nützlich sein wird.

Es gibt nur wenige Transitländer für mich in Afrika. Togo ist so eines. In der Haupstadt Lome besorge ich mir vom Service d’Immigration ein Visa Entente, das 25.000 CFAs (ca. 35 Euro) kostet und mich berechtigt die Länder Benin, Togo, Niger, Burkina Faso und Cote d’Ivoire für insgesamt 2 Monate zu bereisen, kann auch verlängert werden. Das erspart mir in der nächsten Zeit die Rennereien auf die einzelnen Botschaften, davon hatte ich in der letzten Zeit in Angola genug davon.

Benin ist die Wiege des Voodoo, das viel mit Zauberei, Fetischismus, etc. zu tun hat. Voodoo ist seit 1996 auch Staatsreligion in Benin. In Ouidah findet alljährlich das Voodoo Festival statt. Männer und Frauen tanzen sich in Trance, schmieren sich Eigelb ins Gesicht und in die Haut, ritzen sich mit einem Messer die Haut bis zum Bluten auf, manche Zuschauer haben das Festival frühzeitig verlassen…;-) In Abomey hüte ich im Chez Monique für einige Tage das Bett. Wieder halbwegs bei Kräften besuche ich in Abomey die 12 Paläste aus der Zeit des Königreichs Dahomey. Jeder König ließ sich seinen eigenen Palast errichten. Das Königreich Dahomey, das später dann in Benin umgenannt wurde, erlangte ihren Reichtum vor allem mit dem Handel von Sklaven. Sie wurden im Landesinneren gefangen und an die Küste ‚getrieben‘. Von dort ging es mit dem Schiff in die Karibik (vor allem Haiti) und Brasilien. Das Königreich galt als sehr brutal, in einem der Paläste ist auch ein Herrschersitz zu sehen, der auf 4 feindlichen Schädeln errichtet wurde.

Mein nächstes Ziel war der Niger und via Parakou ging es zur nördlichen Grenzstadt Melanville. Hier gehe ich zu Fuß über den Fluss Niger und schon befinde ich mich in diesem armen Land, das gerade auch jetzt wieder von einer Hungersnot heimgesucht wird. In unseren Medien hört man von der Armut und der Hungersnot dieses Landes nur selten. An der Grenze betteln Kinder um Essen, das sie in Sekunden verschlingen, unglaublich… Die Hauptstadt Niamey ist eine sehr weitläufige Stadt mit ca. 800.000 Einwohnern, hat viele Märkte auf denen verschiedene Nomadenstämmen wie die Fula, Touaregs, etc. ihre Früchte verkaufen. Leider ist hier momentan an keine Wüstenabenteuer zu denken, die anhaltende Touaregrebellion, Al Kaida und Banditentum lassen solche Gedanken schnell wieder verschwinden.

Die Strecke zwischen Niamey und Ouagadougou (kurz Ouaga) wird aus Sicherheitsgründen im Konvoi mit Militärschutz gefahren. Der Name Ouagadougou hat nichts mit Zungenbrechern zu tun, es ist einfach der Name der Hauptstadt von Burkina Faso. In Kaja treffe ich Robert, der dort die Schweizer Organisation ‚Helping Directly‘ leitet. Gestern waren wir in einem kleinen Dorf in der Nähe von Kaja. Am Weg dorthin sahen wir ein Begräbnis mit vielen Maskenmännern, sehr beeindruckend. In vielen Gesprächen bestätigt sich immer wieder, dass die Burkinabe ein ganz liebenswürdiges Volk sind. Sie verneigen sich fast beim Grüßen vor dem anderen, meist wird viermal geküsst (zweimal links und zweimal rechts). Wendi, die Lehrerin der Schule, erzählt mir auch, dass Dicksein hier als attraktiv gewertet wird, so unter dem Motto: die/der hat wenigstens etwas zum Essen. Dicksein ist in Afrika quasi ein Statussymbol. In Bobo-Dioulasso (kurz auch Bobo genannt) besichtige ich eine wunderschöne Moschee, die vor ca. 100 Jahren aus Lehm erbaut wurde. Der Zutritt ist allerdings Nicht-Moslems untersagt. Es ist vor allem das Äußere das beeindruckt.

Zurück in Ouaga besuche ich die Moro Naba Zeremonie, bei der sich jeden Freitag frühmorgens um 07:30 außerhalb des Moro Naba Palastes die ranghöchsten Mossis zum Plausch treffen. Beim abschließenden Kanonenschuss fliegt dann zum Spaß der anderen einem jungen Schüler vor Schrecken auch gleich sein Schulheft aus der Hand. Tiebele liegt noch in Burkina Faso, doch die Bewohner können problemlos die Grenze nach Ghana überschreiten, um ihre Verwandten zu besuchen. Hier leben die Kassena, ein Volk, das für seine Lehmhäuser bekannt ist. Ohne einen Führer ist es gar nicht möglich den königlichen Palast zu besichtigen, denn innerhalb der Mauern sind die engen Gassen labyrinthähnlich angelegt. Die Fassaden der Häuser sind wunderschön in schwarz, rostbraun und weiß bemalt, alles natürliche Farben, die aus Pflanzen oder Steinen gewonnen werden. Die Menschen leben recht einfach, haben wenig persönlichen Besitz. Im Inneren der Häuser ist es angenehm kühl, kein Vergleich mit der drückenden Hitze draußen. Von einem der Flachdächer aus haben wir einen guten Blick über den gesamten Palast, der die ganze Großfamilie beherbergt. Die Leute , die hier wohnen, sind Animisten. Sie glauben daran, dass bei einem Neubau zuerst eine Eidechse in das Haus muss bevor es bewohnt werden kann. Eidechsen fressen nicht nur Insekten sondern bringen auch Glück. Am Eingang des Dorfes befindet sich der Plazentaberg. Auf diesem Berg wird von jedem einzelnen Bewohner bei der Geburt die Plazenta vergraben. Dieser Berg beschützt sie wenn sie später einmal auf Reisen gehen. Hier lerne ich auch Ingrid und Norbert aus Wien kennen, die bei Ihrem Patenkind in Ghana auf Besuch waren.

In Mali durchstreife ich im Land der Dogon fast eine Woche lang gemeinsam mit Amadou die Falaise de Bandiagara (Steilwand von Bandiagara) vom Südwesten in den Nordosten. Wir gehen von Kani-Kombole nach Sanga, eine traumhaft schöne Route. Unvergesslich bleiben vor allem die sternenklaren Nächte auf den Flachdächern unserer Unterkünfte. Ich bin es zwar gewohnt alleine loszuziehen aber bei den vielen Verboten und Tabus, die es hier im Land der Animisten gibt, ist es extrem hilfreich einen Einheimischen dabei zu haben. Das traditionelle Leben der Dogon ist stark beeinflusst vom Lauf der Natur und von ihren religiösen Kulten. Der bekannteste ist der Maskenkult. Von Mopti, einer größeren Stadt am Niger, gelange ich mit einer Pinasse (motorisierte Piroge) zum anderen Ufer des Bani-Flusses, von wo ich mit einem Kleinbus die 4 km bis Djenné zurücklege.

Djenne erwacht nur an Montagen richtig zum Leben, wenn sich alle auf dem Markt vor der großen Moschee treffen. Der Markt in Djenne ist sehr schön, die Familien kommen mit ihren Pferdekarren angefahren, mit all ihrem Hab und Gut. Die Eseln, Pferde und Ziegen mischen sich in das Markttreiben, es herrscht das übliche Chaos der afrikanischen Märkte. Es ist einer der schönsten Märkte in Afrika und die Bilder bleiben in meinem Kopf, dort wo sie hingehören. Ich schlief die Nächte wieder auf dem Dach einer kleinen Pension, in den Zimmern wird es mir einfach schon zu heiß. Seit Ende Februar kühlt es hier in den Nächten kaum mehr ab. Es ist eine tolle Zeit in dieser Stadt, die nur aus Lehmbauten besteht und bereits im 13. Jh gegründet wurde. Anfang März findet in Markala jährlich ein Masken- und Puppenfestival statt. Ich erlebe dort den Einmarsch der Masken aus dem Dogonland, von dem ich ja gerade gekommen war. Es muss das halbe Dorf gekommen sein, die im Kreis herumsitzen und -stehen. Immer wieder treffen verschiedene Masken und große Tiere ein, die von vielen Trommeln begleitet werden. Diese Festivals sind für die Malier sehr wichtig. Wer ein solches Fest ohne dem großen Touristenandrang erleben will, dem kann ich dieses stark empfehlen. In Bamako, der Haupstadt Malis, treffe ich wieder Normand. Er arbeitet hier für eine kanadische Hilfsorganisation und wir verbringen einige schöne Tage gemeinsam mit seinen Freunden.

In Rosso, der Grenzstadt zu Mauretanien, herrscht viel Wirbel und Aufregung. Am besten Ohren zu und durch. Mit einer Fähre überquere ich den Fluss Senegal, der die Grenze zwischen Senegal und Mauretanien bildet. Auch hier dasselbe Spiel, ein Polizist will 1000 UM (350 UM entsprechen ca 1 €) von mir. Als ich ihn frage wofür, weiß er es selbst nicht ganz genau. Als ich ihm erkläre, dass ich kein Geld habe, bekomme ich nach ca 15 Minuten wieder meinen Pass mit dem erforderlichen Visum für Mauretanien zurück. In Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens, erkundige ich mich über die Sicherheitslage im Landesinneren. Alle versichern mir, dass die Sicherheit nach Atar und im Adrar Plateau gut sei. Mauretanien ist übrigens zu 99 Prozent muslimisch und ist eines der Länder, wo Christen noch immer am meisten verfolgt werden. Zweimal so groß wie Frankreich, allerdings nur 3 Mio. Einwohner, da drei Viertel der Fläche Wüste sind. Nach ca. 4 Stunden Fahrzeit erreichen wir Atar und am nächsten Tag Chinguetti, eine alte Wüstenstadt am Rande der Sahara.

Der Grenzübergang zwischen Mali und Senegal ist mit Vorsicht zu genießen. Überall lauern Schlepper, Vermittler, etc. die mit Weißen ‚Geschäfte‘ machen wollen. Mein Ziel ist die Casamance, eine Region im Süden Senegals, die vor allem für seine Unabhängigkeitsbestrebungen bekannt ist. Gemeinsam mit Franzosen aus der Bretagne gelange ich mit einem größeren Peugeot nach Ziguinchor, der Hauptstadt der Baisse Casamance. Ziguinchor hat etwas, wenig Verkehr, große Alleen und es scheint hier ein wenig die Zeit stehen geblieben zu  sein. Mit der Fähre gelange ich dann nach Dakar, der Haupstadt Senegals. Hier lerne ich Otmar, den Bruder meines Freundes Paul aus der Schweiz, kennen. Ich lerne auch seine liebe Familie kennen, seine Frau Mercy aus Kenia und seine beiden Kinder Claudio und Maria. Wir besuchen mit den Kindern die Ile de Goree, eine nahegelegene Insel Dakars, auf der früher der Skalvenhandel blühte. St. Louis, die ehemalige Hauptstadt Senegals, besteht aus einer Insel und dem Festland, die mit der Faidherbe Brücke miteinander verbunden sind. Im Nationalpark Djoudj beobachte ich sehr viele verschiedene Vogelarten wie Pelikane, usw. und verbringe den Ostersonntag in dieser alten, kolonialen Stadt Senegals.

Chinguetti ist die siebtheiligste Stadt im Islam und in den fünf privaten Bibliotheken gibt es viele alte Bücher, die das goldene Zeitalter dieser Stadt beschreiben. Es war schon immer mein Traum einmal mit einem Kamel die Sahara kennenzulernen und hier in Chinguetti bot sich die Möglichkeit dazu. Gemeinsam mit Mohamed, einem sehr netten Mauretanier, gehen wir in einigen Tagen zur Oase Legueilla inmitten der mauretanischen Sahara. Wir durchqueren herrliche Dünenlandschaften, die Farben wechseln zwischen weiss, orange, braun und gold und gegen Sonnenuntergang lassen wir uns auf einer mitgebrachten Matte zum obligatorischen Tee nieder. Zum Essen gibt es meist Nudeln mit Karotten und wir schlafen zufrieden unter dem wunderschönen Sternenhimmel ein. Die Nächte sind kalt hier, sodass ich inmitten der Nacht in meine Socken schlüpfe und so noch ein wenig Schlaf bis zu den Morgenstunden finde. Einheimische Bauern nehmen mich mit ihrem Pickup und ca. 20 Ziegen wieder nach Atar zurück, von wo ich nach Terjit gelange. Terjit ist eine wunderschöne Oase, gelegen inmitten einer grandiosen Canyonlandschaft. Ich mache zwei kleine Wanderungen hinein in verschiedene Canyons, begegne einheimischen Nomaden mit ihren Kamelen und genieße den Schatten und das kühle Nass der Oase.

Auf der Ladefläche eines Pickups fahre ich in den Norden nach Choum, wo wir auf den längsten und schwersten Zug der Welt warten. Er transportiert Eisenerz von der Sahara an die Atlantikküste, von wo es weiter verschifft wird. Die Gesamtlänge des Zugs beträgt stolze 2 km und besteht aus mehr als 160 Wagons! Aufgrund dieser Länge stoppt es den Zug manchmal so gewaltig, dass wir manchmal glauben er wäre schon entgleist. Geschlafen wird in einem der wenigen Passagierwagons am Bretterboden, allerdings an Schlafen ist hier die ganze Nacht nicht wirklich zu denken. Trotzdem kommen wir am nächsten Tag gegen Mittag gut in Nouadhibou, der zweitgrößten Stadt Mauretaniens, an. Es war abenteuerlich und jeden Cent dieser rund 3 Euro teuren, über mehr als 500 km Fahrt durch die mauretanische Wüste wert.

Nach vielen Polizeistops, einem Reifenplatzer um Mitternacht, etc. komme ich gemeinsam mir einem jungen französischen Pärchen gegen 2h früh in Dhakla völlig erschöpft an. In der Unterkunft empfängt uns der Besitzer mit den Worten ‚Welcome back to civilisation‘ und wir fallen nur mehr müde ins Bett. Nächsten Morgen besorgen wir uns Geld, frühstücken gemütlich und sind uns einig, dass wir Europa nicht mehr ferne sind. Alles sehr sauber, es gibt plötzlich wieder Straßencafes mit Croissant und Cafe au lait, frisch gepressten Orangensaft. Aber es tut auch wieder einmal gut ein wenig aufzutanken. Fragen und Gedanken, wie es wohl werden wird zurück in Österreich, stelle ich mir immer öfter. Ich habe gemischte Gefühle. Gegen Mittag verlassen wir dann Dhakla mit einem Bus der CTM, es geht direkt hinauf durch die ehemals spanische West Sahara nach Agadir, wo ich wieder Josie und David treffe. In der Nähe von Tafraout, dem Hauptort im Anti Atlas Gebirge, besuche ich einige abgeschiedene Dörfer des Ammeln Tales. Wunderschöne, rosafarbene Gesteinsfelsen, die vor allem zum Sonnenuntergang eine tolle Stimmung verbreiten und kaum besucht werden, machen diese Gegend unvergesslich. Auch Panagiotis und Maria, ein griechisches Pärchen aus Athen, sind wieder hier und wir haben uns viele Geschichten zu erzählen. In Taroudannt besuche ich eine Hammam (öffentliches Dampfbad) und lasse meine Hose flicken. Überhaupt löst sich momentan viel von meiner Ausrüstung auf, als wolle sie sagen: Mach Dich auf den Weg nachhause!

Und mit noch größerer Freude fahre ich erneut Richtung Osten, zu den Ausläufern der Sahara, den Oasen mit den Palmenhainen und den tollen Kasbahs. Endlich sind die Berge wieder zum Greifen nahe. Noch dazu ist es Frühling im Atlasgebirge und alles blüht! Von den Mandelbäumen bis zu den verschiedenartigsten Wiesenblumen und Sträuchern. In Marrakesch treffe ich meinen Cousin Reinhold, der sich gerade zu Fuß wieder auf seinem Heimweg nach Österreich befindet.

Marokko ist ein so vielseitiges Land: von der windgepeitschten Atlantikküste bis zur Wüste, vom winterlichen Hochgebirge zu den frühsommerlichen fruchtbaren Tiefebenen, von den ausgedehnten Wäldern zur Mittelmeerküste, von der Einsamkeit der Wüste in die quirligen Medinas der Königsstädte.

Die älteste Königsstadt ist Fes, das arabische Herz des Landes. Als ich die Medina erreiche war ich fasziniert. Durch enge Gassen schlendere ich vorbei an bunten Geschäften, Kunsthandwerksläden, Naschereien und Touristenramsch, Färbereien, wunderschönen Moscheen und Palästen. Immer wieder muss man Eseln und Mulis Platz machen, die fast alle Waren in der Altstadt transportieren.

Meine Tage hier in Tanger, und nicht nur hier in dieser Stadt im Norden Marokkos sondern in Afrika sind nun wirklich gezählt und ich verabschiede mich schön langsam gedanklich von diesem wunderbaren Kontinent, der mir soviel Schönes gezeigt hat. Es waren 15 Monate, in denen ich viel menschliche Wärme und Freude erleben durfte, die ich nicht vergessen werde. Ich sah aber auch viel Armut und Elend in einigen Ländern wie in Äthiopien, im Norden von Kenia und vor allem auch im Niger, das gerade jetzt wieder von einer Hungersnot heimgesucht wird. Aber selbst in diesen Ländern findet sich immer wieder Zuversicht und Hoffnung auf bessere Zeiten, ich wünsche es Ihnen.

Nach 15 Monaten verlasse ich ein bisschen traurig den „Schwarzen Kontinent“, doch ich bin mir jetzt schon sicher, die nächste Reise kommt bestimmt!