Kathmandu
Ca. 20.02.2020: Zurueck von Indien mache ich mich voller Tatendrang an meine naechsten Wanderplaene. Da hier noch Vorsaison ist beschliesse ich den Annapurna Circuit zu gehen und besorge mir beim National Tourism Board das notwendige permit und die TIMS Card. Im Anschluss daran bietet sich auch Mustang an. Fuer Upper Mustang braucht man allerdings ein special permit und einen guide. Der ist schnell mit Rudra gefunden, den ich letztes Jahr in der Everest Gegend kennenlernte. Wir vereinbaren, dass er mit dem permit nach Kagbeni nachkommt (nachdem ich den Annapurna Circuit beendet habe) und wir dann gemeinsam nach Upper Mustang gehen.
Am 21. Februar wird hier Maha Shivaratri gefeiert, die Nacht des Buddha und auch offiziell Fruehlingsbeginn in Nepal. Ich gehe an diesem Tag zum hinduistischen Patupashinat Tempel wo ueberschwenglich gefeiert wird. Die wahren Stars sind hier allerdings die saddhus (heiligen Maenner), die es geniessen im Mittelpunkt zu stehen.
Annapurna Circuit
Am 23. Februar geht dann die naechste Wanderung los und ich fahre mit einem Bus von Kathmandu nach Besisahar. Hier beendete ich vor einigen Jahren den Manaslu Circuit, diesmal starte ich von hier den Annapurna Circuit. Ich quartiere mich im Manaslu GH ein und Vishnu, der Besitzer, gibt mir noch einige gute Tipps mit auf den Weg. Am Weg nach Bahundanda beginnt es zu regnen und ich mache in Ngadi Halt wo ich zumittag esse. Nachdem der Regen nachgelassen hat gehe ich noch bis Bahundanda weiter, wo mich die Schwester von Vishnu schon in Ihrem Super View Hotel erwartet.
Naechste Station ist Jagat. Kurz davor biege ich beim Rainbow Hotel rechts nach Chipla und Upper Chipla ab, wo ich allerdings im ganzen Dorf keine Unterkunft finde. Unterhalb von Upper Chipla treffe ich einen Einheimischen, der mir ein Zimmer anbietet. Den ganzen Nachmittag regnet es leicht und ich bin froh ein Dach ueber dem Kopf zu haben. Am naechsten Morgen zeigen sich die Berge in einem weissen Mantel, es hat in der Nacht geschneit. Ich gehe dann nach Jagat hinunter und am Weg nach Chyamche erfahre ich, dass meine geplante Route von Manang zum Tilicho See derzeit nicht gehbar ist, einfach noch zuviel Schnee. Auch soll der Thorong Pass (5.416m) fruehestens erst in ca. 1 Woche passierbar sein, sofern es in der Zwischenzeit nicht nochmal schneit. Und ich denke mir, das wuerde gut passen, da ich eh noch ca 8 bis 9 Tage bis zum Pass unterwegs bin. Und ich hoffe natuerlich, dass es nicht wieder neu zu schneien beginnt… Im Dorf Tal wird Losar, das tibetische Neujahr, gefeiert und ich kann im buddhistischen Tempel einige Feierlichkeiten beobachten.
Naechste Etappe bergaufwaerts ist via Karte und Dharapani nach Timang. Von hier ist die Westseite des Manaslu schoen zu sehen und es kommen Erinnerungen an fruehere Tage auf. Der Manaslu sieht allerdings von der Westseite ganz anders aus als ich ihn von meiner Umrundung in Erinnerung hatte.
In Chame verbringe ich wie so oft bisher den Abend alleine mit den Nepali. Unglaublich, dass sich auf diesem Circuit nichts tut, ist er doch sonst ueberlaufen wie fast keine andere Route in Nepal. Eine Einheimische weist mich allerdings schon darauf hin, dass das nichts mehr mit Vorsaison zu tun hat sondern mit Corona. Letztes Jahr um diese Zeit sei hier bereits Vollbetrieb gewesen, meint Sie dann noch… Am Weg nach Upper Pisang treffe ich Tushal, einen Nepali aus Kathmandu, mit seinem guide Jagat. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und gehen ab nun gemeinsam Richtung Thorong Pass. Am Weg nach Braga tut sich bereits das gesamte Annapurna Massiv auf, wunderbare Bergwelt. In Braga bleiben wir dann gleich zwei Naechte um einen Tagesausflug zum ca 4.900 Meter hochgelegenen Eissee zu machen. Quasi als Akklimatisationstour fuer den Pass. Tushal hat Schwierigkeiten mit der Hoehe und so gehe ich alleine zum Eissee rauf. Es ist mehr die Aussicht von hier oben die beeindruckt. Vom See selbst ist zu dieser Jahreszeit nichts als Schnee auf dem Eis zu sehen.
In Braga erfahre ich von Jagat, dass Tushal unbedingt heute noch gegen Abend nach Manang gehen will, er moechte unbedingt zum Tilicho See. Nach einer kurzen Unterredung mit Tushal kann ich ihn dann doch noch ueberreden hier zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Wenige Minuten spaeter erfahren wir auch, das die Route zum Tilicho See die naechsten 7 bis 10 Tage nicht moeglich ist. Wie gesagt, es hatte zuviel geschneit… Letztlich sieht das jetzt auch Tushal ein und ich muss ihm versprechen, mit ihm gemeinsam ueber den Pass zu gehen, dann will er weiter gehen. Was ich letztlich auch mache… So steht einem gemeinsam Weitergehen nichts mehr im Wege und am Weg nach Yak Kharka machen wir in Manang noch eine kurze Shoppingtour. Ich kaufe mir vor allem noch Spikes, die ich ueber meine Wanderschuhe ziehen kann. Speziell der Teil nach dem Pass runter nach Muktinath soll eine Rutschpartie werden, wir werden sehen… Den Nachmittag verbringe ich in Yak Kharka mit Tushal, einem Traeger und Rieke, einer Deutschen, mit Kartenspiel was uns allen viel Spass macht. 04.03. Am Morgen esse ich wie fast immer Milchporridge und trinke Ginger Lemon Honey Tea, der fuer den Hals gut ist und Halsschmerzen vorbeugt. Nach einer kurzen Pause in Thorung Phedi geht es ziemlich steil bergauf ins High Camp auf 4.900 Meter Seehoehe.
Am Nachmittag ist es eiskalt in der Unterkunft, erst am Abend wird Feuer gemacht. Ich verzieh mich bald unter meine 3 Decken, die ich mir rechtzeitig gesichert habe. Das Gewand habe ich beim Schlafen schon seit Beginn der Wanderung nicht mehr ausgezogen…:-)
05.03. In der Nacht hat es noch leicht geschneit, in der frueh ist es aber wieder sternenklar. Wir haben Glueck, gutes Wetter! Die Nacht hatte ich allerdings kein Auge zugemacht, den Anderen erging es aehnlich. Um 04:30 essen wir noch unser Fruehstueck und um ca 05:00 morgens starten wir dann bei Finsternis mit unseren Stirnlampen und Spikes. Es ist klirrend kalt und ein wunderschoenes Erlebnis in dieser Bergwelt auf ca 5.000 Meter Seehoehe den Sonnenaufgang zu erleben. Relativ zuegig erreichen wir dann so gegen 08:00 den Thorong La, mit 5.416 Metern Seehoehe einer der hoechsten Paesse hier in Nepal. Auch Tushal hat sich gut gehalten und wir sind alle uebergluecklich hier oben stehen zu duerfen. Nach dem ueblichen Fotoshooting machen wir uns frueh zum Abstieg nach Muktinath bereit.
1.700 Hoehenmeter bergab auf rutschigem Boden gehen fast noch mehr rein als der Aufstieg. Die Spikes machen sich jetzt bezahlt… In Muktinath quartieren wir uns auf 3.700 Meter Seehoehe im Town House ein und den Abend verbringen wir mit Feiern. Apfelbrandy aus Marpha im Mustanggebiet hilft uns dabei.
Die folgende Nacht schlafe ich durch wie ein Murmeltier, der Koerper holt sich was er braucht. Am naechsten Morgen fahren die meisten mit dem Bus zurueck nach Kathmandu oder gehen weiter. Ich lege hier einen Rasttag ein und gehe zum Vishnu Tempel, einem vor allem den Indern sehr heiligen Tempel. Es scheint die Sonne und es herrscht sehr angenehme Stimmung mit all den Indern, die hier im eiskalten Wasser vor dem Tempel auch ein Bad nehmen um sich zu reinigen. Da ich seit Beginn der Wanderung keine Dusche mehr hatte bestelle ich mir im Hotel einen 10 Liter Kuebel heisses Wasser mit dem ich mich mit einem kleinen Kuebelchen dusche. Es gibt nichts ueber eine warme Dusche und frische Kleider…:-)
Fazit
Ich haette nie gedacht, dass ich die Annapurna Umrundung fast menschenleer vorfinden wuerde, ist sie doch wohl eine der beliebtesten Trekkingtouren in Nepal. Somit war ich in jeder Unterkunft ein gern gesehener Gast und konnte die Abende mit den Einheimischen beim offenen Feuer in der Kueche verbringen. Landschaftlich wunderschoen mit tropischer Vegetation am Beginn bis hinauf zu den weissen Bergriesen der Annapurna Range. Im Nachhinein war es persoenlich fuer mich eher einer der leichteren Paesse in Nepal, vor allem aber auch weil wir gutes Wetter hatten!
Susanne
Lieber Georg, war schön, mal wieder mit Dir „mitzureisen“ und den Annapurna Circuit erstaunlich menschenleer zu erleben. Ich habe beim Lesen bitterlich gefroren, mit Rieke beim Kartenspielen gelacht und mich über die warme Kübeldusche gefreut… 😀 Ich hoffe, es geht Dir gut..die Freiheit muss gerade Dir besonders fehlen! Alles Liebe, Susanne
P.S.: der Manaslu sieht „von hinten“ völlig unspektakulär aus! 😮
Georg
Liebe Susanne,
ja, es erging mir wohl auch nicht viel anders als Dir am Annapurna Circuit, auch ich habe die kleinen Freuden genossen!
Ich hatte wirklich sehr viel Freiheit in den letzten Jahren, so gesehen geniesse ich jetzt auch wirklich einmal das Daheimsein! Alles hat ja auch so seine Vorteile…;-)
PS: Und stimmt, der Manaslu ‚von vorne‘ gefällt mir auch viel besser…;-)
Susanne
Das finde ich super, dass Du immer das Positive an jeder Situation sehen kannst. Es ist auch tatsächlich so: alles hat 2 Seiten. Richtig erholen tut Dir bestimmt auch mal gut! Wenn man das Gute wahrnehmen kann, lebt man jedenfalls viel glücklicher… In diesem Sinne: sonnige Grüße aus Wien! 😀 Susanne
Georg
Oh, das wusste ich ja gar nicht, Du lebts in Wien…;-)
Liebe Grüsse aus dem Mühlviertel in OÖ, Georg.