MONTENEGRO – Teil 1 (NP Prokletie – Park Komova – NP Biogradska Gora – Mojkovac – Podgorica – Kloster Ostrog – Niksic – Cetinje – Kotor – Mojkovac)

04.07. Nachdem ich gestern ein schönes Plätzchen für mein Zelt in Theth gefunden habe, starte ich heute bereits um 6h früh von meinem Zeltplatz los.

Zeltplatz vor dem Rrashkadoli Guesthouse

Es stehen gleich in den ersten Stunden mehr als 1.000 Höhenmeter auf dem Programm.

Am Weg von Albanien nach Montenegro – im Hintergrund der Arapi, ein Berggipfel (2.218m) im Gebiet der verfluchten Berge im Norden Albaniens

Ich befinde mich seit heute auf dem beliebten ‚Peaks of the Balkan’s‘ Trail und dementsprechend begegne ich heute doch wieder vielen Touristen. Auch landschaftlich ist der heutige Tag wunderschön, mit all den über 2.000 Meter hohen Gipfeln in den albanischen Alpen, den verwunschenen Bergen wie sie auch genannt werden.

Im Gebiet der verfluchten Berge am Weg nach Montenegro

Die ‚weiße‘ Via Dinarica verläuft übrigens auch hier. Ihr werde ich weiter in Montenegro folgen. Letztlich überquere ich am Nachmittag die grüne Grenze zwischen Albanien und Montenegro. Nicht einmal ein Stein oder so findet sich hier als Grenzmarkierung.

Am Weg nach Montenegro

Gegen Abend erreiche ich dann die erste Ortschaft in Montenegro namens Vusanje. Hier stärke ich mich in einem Restaurant mit einem gefüllten Paprika mit Schafskäse bevor ich mich auf ‚Quartierssuche‘ begebe… 🙂

Gefüllter Paprika mit Schafskäse, eine Delikatesse

Vor dem verlassenen und uneinsichtigen Schuleingang werde ich fündig und schlafe in meinem Schlafsack und meiner Luftmatratze im Freien.

05.07. Nachdem mich in der Nacht ein paar Mal Hunde aufgespürt und angebellt haben, packe ich ziemlich verschlafen frühmorgens meine Sachen und gehe ein paar Kilometer weiter in den Ort Gusinje. Hier gibt es wieder Lebensmittelmärkte, Cafés, etc und ich kaufe in der Bäckerei reichlich für den Tag ein. In einem kleinen Café plane ich meine weitere Tour und beschließe der Via Dinarica zu folgen. Sie kommt ja vom nördlichen Kroatien und endet hier. Ich gehe sie also in umgekehrter Richtung. Seit Theth versuche ich schon jemanden zu finden, der diese Route schon gegangen ist oder sie zumindest kennt, vergebens. So verlasse ich mich auf meine GPS Datei und starte los. Zuerst geht es wieder zurück nach Albanien in das Vermosh Tal.

Kaum war ich in Montenegro, verließ ich es schon wieder Richtung Albanien, aber nur für 1 Tag…

Der Vermosh ist ein Gebirgsfluss und als ich Einheimische darin schwimmen sehe, tue ich es ihnen gleich. Ca. 12 Grad soll das Wasser haben, a….kalt…:-) aber auch sehr erfrischend und beim zweiten Mal reingehen ging es schon besser.

Abkühlung im Gebirgsfluss Vermosh

In dieser Gegend wechselt das Wetter blitzschnell. War heute früh noch wolkenloser Himmel, schaut bereits ein Gewitter um die Ecke als wir wieder in unsere Gewänder schlüpfen. Ich erreiche gerade noch die einzige Kneipe in der Ortschaft Vermosh als es wieder wie gewohnt loslegt. Starker Regen und Wind, Blitz und Donner, alles was das frohe Wanderherz begehrt. Auch hier kennt niemand die Via Dinarica und ich werde in das Peraj Guesthouse weiter verwiesen. Florida, die für Albanien sehr emanzipierte Tochter des Hauses, bietet mir für 25 Euro einen eigenen kleinen Bungalow zum Schlafen an, inklusive Frühstück und Essen für den nächsten Tag. Angesichts des Wetters nehme ich dankend an. Eine sehr nette Schweizerin mit ihrem Mann aus dem Kosovo kocht Fleisch und bringt mir noch ein Stück vorbei, sehr nett und vielen Dank!


06.07. Ohne wirklich vielen Informationen über die Route des heutigen Tages starte ich mit einigem Proviant (falls die Hütten unterwegs geschlossen sind) und vollen Wasserflaschen in den Tag.

Typische Behausungen im Vermoshtal im äußersten Norden von Albanien

Der Tag beginnt schon mal gut als sich nach ca. 1 Stunde herausstellt, dass die GPS Datei nicht stimmt. So endet der vorgeschlagene Weg in einem steilen Buchenwald ohne jegliche Anzeichen eines Pfades, etc… Ich orientiere mich dann selber ohne dieser Datei und erreiche nach ca. 2 Stunden Aufstieg durch diesen rutschigen und steilen Buchenwald eine Almwiese. Hier empfängt mich eine wunderschöne Blumenwiese und von einer kleinen Anhöhe sehe ich noch einmal das gesamte Panorama der albanischen Alpen.

Blick auf die albanischen Alpen – und Blumen über Blumen

Der Anblick ist so schön, dass ich mich einmal hinsetzen muss. Erstens um mich von diesem ungewollten Aufstieg zu erholen und zweitens um dieses herrliche Panorama zu genießen. Die restlichen paar Kilometer westlich zurück auf den richtigen Weg sind dann problemlos, da ich in der Wiese einen ausgetretenen Pfad finde, der genau dort hinführt. So um die Mittagszeit erreiche ich eine kleine orthodoxe Kirche, alles menschenleer hier.

Orthodoxe Kirche in der Bergwelt Montenegros an der Grenze zu Albanien

Waren auf dem Peaks of the Balkan’s Trail die Leute noch zu Hunderten am Wandern, treffe ich hier keine Menschenseele. Die erste Hütte, die ich dann erreiche, hat geschlossen. Ehrlich gesagt habe ich damit eh gerechnet…

Erste Wegweiser in Montenegro

So beschließe ich zur nächsten Hütte 12 km weiter zu wandern. Durch unglaublich schöne Bergwelt führt mich die Tour durch schöne Kare und selbst auf 2.000 Metern finden sich hier noch Schneefelder.

Wunderschöne Bergwelt im Norden Montenegros – hier in der Region Komova
Schneefelder auf 2.000 Meter Höhe im regionalen Park Komova, und das im Juli…

Der Sommer hat spät begonnen heuer. Gegen 16h wird es beim letzten Anstieg richtig finster und ich bete heimlich, dass heute kein Gewitter loslegt.

Auch ein fescher Kerl, denke ich mir nur…
Eine der verschiedenen Markierungen der Via Dinarica
Unglaublich, wie meisterhaft die Natur sein kann…
Zurück in der Zivilisation – hier ein Blick zurück in die Bergwelt des regionalen Parks Komova, durch die ich von Albanien nach Montenegro kam

Wider erwarten bleibt es nur dunkel und ich erreiche gegen 18h nach mehr als 1.500 Höhenmetern die Stavna Region, wo auch eine Straße vom Tal hinaufführt. Plötzlich stehen da gleich wieder polnische 4×4 und bei Deutschen mit ihrem Campingbus bekomme ich Wasser und eine Banane angeboten. Ein junger Deutscher sagt mir dann, dass es hier in 5 Gehminuten eine offene Hütte gibt. Das ist genau diejenige, die ich angepeilt habe und ich bin froh zu wissen, dass sie offen ist. Während wir so plaudern wird es noch finsterer und ich gehe die letzten Meter zur Hütte. Ca. 50 Meter vor dem Hütteneingang verspüre ich die ersten Tropfen und als ich in der Hütte den Rucksack abstelle, beginnt es draußen schon zu schütten. 10 Minuten später wieder Blitz und Donner und ich danke dem Herrgott, dass er mich hier gut durch die verlassene Bergwelt des regionalen Parks Komova gehen hat lassen. Es wird dir erst da oben klar wie klein und verletzlich Du bist. Die Natur ist der Boss, das ist klar! Branko, der gesprächige Hüttenwirt der Eko Katun Stavna Hütte bietet mir um 15€ eine Nacht in seinem Bungalow an.

Eko Katun Stavna Hütte im regionalen Park Komova – am nächsten Morgen

Normalerweise kostet er 30€ aber weil ich die Via Dinarica gehe, gibt er mir den Nachlass. Auf meine Frage hin warum denn sowenige Leute die Via Dinarica gehen, meint er, dass in einem normalen Jahr nicht mehr als 10 bis 15 Leute bei ihm vorbei kommen. Heuer sei ich der Erste, der von Albanien hierher rüber gekommen ist. Das erklärt auch warum ich keine Leute treffe. Also, die Via Dinarica ist echt noch ein Geheimtipp! Nach einer Dusche schlafe ich früh ein.

07.07. Frühmorgens gehe ich auf 1.700 und 1.800 Höhenmeter auf einfachen Forststrassen ca. 20 km nach Vranak, wo es auch ein Schigebiet für die Wintersportler gibt.

Und endlich gibt es auch Wegmarkierungen für die Via Dinarica
Almlandschaft im Norden Montenegros – hier in der Region Komova

Die Hüttenwirtin der Planinarski Dom Vranak Hütte gibt mir einen Tee und zwei Schalen Eis, die ich dankend annehme. Es gewittert in der Zwischenzeit schon wieder draußen und ich werde jetzt bald in eine benachbarte Hütte rübergehen um dort ein Quartier zu finden.

Die nette Hüttenwirtin der Planinarski Dom Vranak Hütte – sie versorgte mich wieder mit dem Notwendigsten

Am späten Nachmittag gehe ich dann in die Eko Katun Vranjak Unterkunft wo mir die einheimische Hüttenwirtin eine kleine Hütte zum Schlafen gibt.

08.07. Am Morgen vergewissere ich mich noch einmal bei der Hüttenwirtin ob von hier eh ein Steig oder Pfad zum Biogradsko jezero (einem Gletschersee im Nationalpark Biogradska Gora) gibt und sie bejaht.

Eko Katun Vranjak Unterkunft im NO von Montenegro

Ein schmaler Hirtenpfad führt durch einen 16 km2 großen Urwald mit über 500 Jahre alte Bäume. Um die Mittagszeit erreiche ich den See ohne jemandem begegnet zu sein.

Urwald im Biogradska Gora Nationalpark – am Weg nach Mojkovac

Erst beim See selbst gibt es ein Restaurant und ich setze mich zu den Ausflüglern dazu. Am Nachmittag gehe ich dann noch die letzten Kilometer in die Stadt Mojkovac. Es ist die Zeit der ersten Mahd hier und immer wieder höre ich wo einen Motormäher oder sehe Leute mit dem Rechen arbeiten. Für Traktoren wäre es hier zu steil zu fahren.

Einheimischer beim Dengeln seiner Sense – am Weg nach Mojkovac

In Mojkovac visiere ich direkt den Bahnhof an und der Bahnhofsvorsteher bestätigt mir, dass morgen vormittag um 09:40 ein Zug von hier in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica geht. Dann quartiere ich mich für 20€ inkl. Frühstück im guten Hotel Dulovic ein. Ein genieße eine Dusche und lasse mir die Cevapcici schmecken. Ich werde von hier in den kommenden Tagen mit dem Zug einen Abstecher ans Meer machen, bevor ich mit dem Zug wieder hierher zurück komme. Dann gehe ich von hier wieder weiter auf der Via Dinarica Richtung Bosnien.

09.07. Der Kellner bringt mir heute zum Frühstück ein riesiges Teller Ham and eggs, selbstgemachtes Brot und eine Tasse Schwarzen Tee. So gehe ich mit vollem Bäuchlein zur Zugstation wo mit ein wenig Verspätung der Zug daher kommt.

Mit diesem Zug aus Belgrad geht es in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica.

Es gibt hier von Belgrad in Serbien einen Direktzug nach Bar an die Küste von Montenegro. Durch viele Tunnels, entlang einiger Schluchten und über die höchste Eisenbahnbrücke Europas schlängelt sich der Zug hinab in die Niederungen Montenegros und in die Hauptstadt Podgorica. Es ist dies die Bahn Titos, der von Belgrad eine möglichst schnelle Zugverbindung zum Meer wollte.

Mala-Rijeka Viadukt, Europa’s höchste Eisenbahnbrücke – am Weg nach Podgorica

Hier angekommen setze ich mich einmal in das Bahnhofslokal und der Kellner empfiehlt mir für die Übernachtung das Hotel Evropa. Ich quartiere mich hier für zwei Nächte ein. Dann gebe ich die Wäsche zum Waschen ab und esse im selben Lokal einen riesigen Chickenburger um 3 Euro. Ich werde hier morgen, wenn die Geschäfte wieder offen haben, auch versuchen, eine neue Spitze für einen meiner Wanderstöcke zu bekommen.

Nach ca. 8.000 km darf sich die Stahlspitze von einem meiner Wanderstöcke auch einmal lösen…

Die Bergtouren in letzter Zeit haben nicht nur bei mir Spuren hinterlassen. Den Abend verbringe ich mit einer kleinen Runde in der Innenstadt bevor ich ziemlich müde ins Bett falle.

10.07. Zok, der Rezeptionist im Hotel Evropa, hat mir einige Tipps gegeben, wo ich evtl meine Wanderstöcke reparieren lassen kann. Frühmorgens, als es noch nicht so heiß ist, mache ich mich auf zu einer Stadtbesichtigung und mache dann neben einem kleinen Trekkingshop eine Kaffeepause. Podgorica, das von 1946 bis 1992 zu Ehren Titos Titograd hieß, ist eine moderne und junge Stadt. Nach Warschau wohl die Stadt, die während des WK2 am meisten bombardiert wurde, sowohl von den Deutschen als später auch von den Alliierten. 74 mal soll sie laut Zok bombardiert worden sein… Dementsprechend wenig ist hier von früheren Zeiten noch zu sehen.

Statue von König Nikola I (1910-1918), dem letzten König Montenegros bevor sich das Land mit Serbien vereinte
Millennium Brücke und das Denkmal für Wladimir Wyssozki, einem russischen Schauspieler, Dichter und Sänger

Ich bekomme hier in diesem kleinen Trekkingshop zwar keine neuen Spitzen aber ein paar neue Merinosocken, die alten haben ausgedient. Dann gehe ich in die Delta City, ein Shopping Center etwas außerhalb der Stadt. Es gibt hier einen Intersport und überraschenderweise gibt es auch zwei verschiedene Arten von Leki Wanderstöcken, meine Marke also. Da sie keine Spitzen zum Auswechseln haben, kaufe ich mir gleich ein neues Paar. Sie sind günstiger als bei uns zuhause und so bin ich für die restlichen Kilometer nach Hause auf der sicheren Seite. Am Nachmittag bringe ich dann die neuen Stöcke in die Unterkunft und schicke die alten Stöcke nach Hause.

Bis zu 200 kg schafft diese robuste Waage noch auf dem Postamt in Podgorica – sollte für meine gut verpackten alten Wanderstöcke kein Problem sein:-) sie wiegen samt Schachtel genau 0,5kg… Gute Reise!

Ich werde sie zu Hause reparieren lassen. Den Abend verbringe ich mit Zok auf der Terrasse des Hotels Evropa und er gibt mir noch einige Tipps für die bevorstehende Wanderung in Montenegro.

Njeguški steak – das Nationalgericht von Montenegro. Schweinefleisch gefüllt mit Schinken und Käse

11.7. Heute morgen früh fahre ich um 8h mit dem Zug Richtung Niksic und steige bei der Station Ostrog aus. Es gibt hier das bekannte, serbisch-orthodoxe Kloster des Heiligen Basilius von Ostrog, der hier vor ca. 350 Jahren gelebt hat. Es besteht aus einem unteren und oberen Kloster. Im unteren Kloster befindet sich auch eine Herberge, wo man für 5€ in einem Schlafsaal übernachten kann. So quartiere ich mich zuerst einmal hier ein.

In der Rezeption der Herberge im Kloster Ostrog

Wassily, ein Mitarbeiter des Hauses, erklärt mir, dass es ab 10h immer ein Frühstück gibt und da es jetzt ca. 11h ist, sollte ich noch etwas bekommen. Für mich ist es ein verfrühtes Mittagessen und ich lasse mir eine Klostersuppe, Kartoffeln, Spinat und Salate, alles frisch aus dem Klostergarten, schmecken. Im Anschluss daran besuche ich das sehenswerte untere Kloster, in dem noch ca. 10 Mönche und 10 Nonnen leben.

Unteres Kloster im Kloster Ostrog
Mönch im unteren Kloster des Klosters Ostrog

Dann ist es Zeit für mich ein wenig in der Herberge zu rasten bevor ich am Nachmittag die letzten 200 Höhenmeter in das obere Kloster hinaufgehe. Es ist dies einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in der serbisch-orthodoxen Kirche, dementsprechend geschäftig ist es auch hier im oberen Kloster. Der alte Teil des Klosters wurde Mitte des 17. Jhdt. vom Heiligen Basilius von Ostrog selbst mitten in den Felsen hinein erbaut.

Der ältere Teil des oberen Klosters aus dem 17. Jhdt im Kloster Ostrog – hier sind nach wie vor die sterblichen Überreste des Heiligen Basilius von Ostrog aufbewahrt

Die sterblichen Überreste des Heiligen Basilius kann man selbst heute noch besichtigen, stets bewacht von einem der Mönche. Im unteren Kloster angekommen nehmen mich am Abend Wassily und sein älterer Arbeitskollege mit zum gemeinsamen Abendessen.

12.7. In der Nacht sind noch zwei weitere Ankömmlinge in den Schlafsaal schlafen gekommen. Da ich heute beinahe 9 Stunden durchschlafe, habe ich das nicht mitbekommen. Um 7h frühstücke ich einen Apfel, den ich mir gestern vom Abendessen mitgenommen habe und mache mir in der Küche einen Tee. Um 08:47 geht mein Zug von der Station Ostrog nach Niksic, der zweitgrößten Stadt des Landes. So verabschiede ich mich von den Mitarbeitern hier und ca. eine halbe Stunde später bin ich wieder pünktlich bei der Zugstation. Gegen 09:30 erreichen wir dann Niksic und ich quartiere mich hier im Evropa Hostel für 13€ ein. Gerald (der Motorradfahrer aus Bischofshofen), den ich am Ohridsee kennengelernt habe, meldet sich. Er sei wieder in dieser Ecke, diesmal mit Freundin und Auto. Spontan verabreden wir uns für heute Abend hier in Niksic auf ein Bierchen und Plauscherl. Untertags mache ich hier ein wenig sightseeing, schaue mir die Burg und die Stadt an. Niksic ist keine touristische Stadt, sie erinnert viel mehr mit der Architektur der Häuser an eine typisch kommunistische Stadt. Sie ist so gesehen eine ‚ehrliche‘ Stadt, die sich nicht schmückt oder verstellt um mehr Touristen anzulocken. Wer kommt, kommt und wer nicht kommt, kommt eben nicht…

Blick auf die Stadt Niksic – Sicht von der Burg
Orthodoxe Kirche des Heiligen Basilius von Ostrog – Kathedrale der Stadt Niksic

Derzeit trotze ich allerdings auch der Hitze draußen und raste mich ein wenig aus.

Um 18h treffe ich Gerald und seine Freundin Doris, ebenfalls aus Bischofshofen im Restaurant Kastel. Es gibt viel zu erzählen und so verbringen wir einen schönen und lustigen gemeinsamen Abend.

Mit Gerald und seiner Freundin Doris in Niksic – das offene Niksicko schmeckte so richtig 🙂

13.7. Nach einem Frühstück auf der Busstation bringt mich ein mittelgroßer Bus nach Cetinje. Cetinje mit ihren knapp 15.000 EW ist der Amtssitz des montenegrinischen Präsidenten und war bis 1918 die Hauptstadt des Landes. Im Gegensatz zu Podgorica, der Hauptstadt seit 1918, gibt es hier noch viele liebe und schöne alte Häuser aus der Jahrhundertwende. In der Nähe der Busstation finde ich in der Pension 22 ein kleines Zimmer und miete mich hier für zwei Nächte ein. Am Nachmittag und Abend erkundige ich die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Angefangen vom königlichen Palast des Königs Nikolaus II, das jetzt als Museum fungiert.

Königlichen Palast des Königs Nikolaus II, dem letzten König Montenegros

Der 13. Juli wird in Montenegro übrigens als Nationalfeiertag gefeiert. Es war der 13. Juli 1878 als Montenegro vom Berliner Kongress zu einem eigenständigen Staat anerkannt wurde. So gibt es heute am Abend auch Feierlichkeiten, volkstümliche Tänze und letztlich ein Konzert eines bekannten montenegrinischen Sängers. Nur ich kannte ihn nicht, was allerdings nichts heißt…

Volkstümliche Tänze anlässlich des Nationalfeiertages

14.7. Heute morgen ist Markttag und es gibt auch Wuchteln hier, die übrigens genauso schmecken wie zuhause. Um 9h sperrt dann das Nationalmuseum von Montenegro auf, das in einem sehr schönen Gebäude untergebracht ist.

Nationalmuseum von Montenegro – in Cetinje
Plakate aus vergangenen Zeiten – im Nationalmuseum von Montenegro in Cetinje

Die Stadt erinnert ein wenig an ein Freilichtmuseum und man fühlt sich um Jahre zurück versetzt. Vor allem die alten Gebäude der ehemaligen Botschaften sind eine Augenweide. Heute befinden sich meist universitäre Einrichtungen darin.

Die ehemalige ‚Gesandtschaft‘ (Botschaft) von Österreich und Ungarn – in Cetinje. Selbst den Doppeladler haben sie noch belassen.
Ehemalige russische Botschaft in Cetinje

Am Abend gehe ich dann noch auf den Eagle Hill, einen Hügel, von dem man einen guten Rundblick auf die Stadt genießen kann. Zudem wurde hier das Mausoleum für Bischof Danilo errichtet, dem Metropolitan Cetinjes zwischen 1697 und 1735.

Blick auf Cetinje – vom Eagle Hill

Den Abend verbringe ich noch geruhsam in der Altstadt bevor ich früh schlafen gehe.

Abendstimmung in Cetinje

15.7. Gegen 7h morgens frühstücke ich am Weg zur Busstation Käseburek und Joghurt. Gegen 8h kommt dann der Bus aus Podgorica, der uns nach Kotor bringt. Die Fahrt führt via Budva und die Sicht von ca. 1.000 Meter Seehöhe runter auf die Stadt Budva am Meer ist sensationell. So um halb 10h erreiche ich dann die Busstation in Kotor und wie gewohnt, setze ich mich einmal auf einen Espresso nieder. Rafael, mein spanischer Freund aus London, hat sich gemeldet. Er ist derzeit hier mit seinem Auto unterwegs und wir werden uns wahrscheinlich morgen in Kotor treffen. Dann gehe ich in die Altstadt von Kotor und quartiere mich im Old Town Youth Hostel ein.

In der Altstadt von Kotor

Die Altstadt von Kotor und deren Befestigungsanlagen sind seit 1979 Teil des UNESCO Weltkulturerbes und das nicht zu unrecht. Es befinden sich hier wunderschöne, alte Gebäude und Kirchen und direkt hinter der Stadt ragen die Berge hoch.

Sankt Tryphon Kathedrale in der Altstadt von Kotor. Sie ist die größte noch erhaltene romanische Kirche der östlichen Adriaküste
Im oberen kleinen Sarkophag befinden sich die Gebeine des Heiligen Tryphon, einem christlichen Märtyrer aus dem 3. Jhdt n. Chr. Er ist der Schutzpatron und Beschützer der Stadt – in der Sankt Tryphon Kathedrale in der Altstadt von Kotor.

Die Bucht von Kotor besteht eigentlich aus drei Buchten, die schmetterlingsförmig angeordnet sind. Sie sind Ziel vieler Reisender. Es herrscht dementsprechend auch viel Betrieb hier und die Preise sind auch andere als im Rest des Landes. Sie wissen schon auch wo sie Geld verlangen können. Derzeit mache ich eine kleine Mittagspause bevor ich am Abend auf die Burg hinaufgehe. Von dort soll es einen schönen Blick auf die Stadt und die Bucht von Kotor geben.

Blick auf die Altstadt und die Bucht von von Kotor – Sicht von der Burg
Mit Audy aus Suriname auf der Burg von Kotor

Wunderschön war er, der Blick auf die Altstadt und die Bucht von Kotor. Den Abend verbringe ich in den engen und romantischen Gassen der Altstadt.

16.7. Nach zwei Tassen Tee und einer Mehlspeise im Hostel gehe ich heute entlang dem Strand und der Küste Richtung Perast. Die Altstadt ist um 7:30 morgens menschenleer und wunderschön. Die drei Buchten von Kotor sind der südlichste Fjord Europas und das tiefe Meer erlaubt auch großen Kreuzfahrtsschiffen hier anzulegen.

Willkommen in Kotor…

Nach ca. einer Stunde Gehen setze ich mich am Strand in ein Café und telefoniere wieder einmal mit Muck und Muttern. Alles okay bei Ihnen zuhause, vor allem Muttern geht es auch wieder um Vieles besser. Sie kann nicht klagen, sagt sie, einen besseren Kommentar von ihr kann man sich nicht wünschen… Dann setze ich meinen Spaziergang fort und genieße die mediterrane Stimmung in diesem Fjord mit den steil aufragenden Bergen.

Am Weg von Kotor in die Ortschaft Donji Orahovac

Derzeit sitze ich gerade in einer Strandbar in der Ortschaft Donji Orahovac und lasse mir einen weiteren Kaffee schmecken.

Um 15h bin ich ja heute Nachmittag mit Rafael aus San Sebastian in meiner Unterkunft verabredet. Als ich in das Hostel zurückkomme, sitzt Rafael schon gemütlich im Empfangsraum. Er ist hier direkt von Sarajevo mit seinem Auto runter gefahren und so gibt es ein freudiges Wiedersehen. Das letzte Mal haben wir uns in London in Twickenham bei ihm zuhause gesehen, das ist aber auch schon wieder ein paar Jährchen aus. Wir verbringen den Nachmittag und Abend mit Geschichten erzählen, Wimbledon Finale schauen (siehe da, der Spanier Alcaraz fügt dem favorisierten Djokovic eine doch etwas überraschende Niederlage zu, ganz zur Freude von Rafael) und einem Abendessen in einem Restaurant außerhalb der Altstadt, wo es gleich um ca. 50% billiger ist.

Wimbledon Finale im Old Town Hostel von Kotor

Rafael habe ich 2016 in Tadschikistan kennengelernt als er mit Freunden und seinem Fahrrad nach Kirgisistan geradelt ist. Diesmal ist er mit seinem Ford Fiesta und dem Zelt im Balkan unterwegs. Mit dem Ziel in den bulgarischen Bergen eine alt christliche Bevölkerungsgruppe zu besuchen bevor er wieder zurück in seine Heimat ins Baskenland fährt. Da ich vorhabe morgen wieder nach Mojkovac in die Berge von Montenegro zurück zu fahren und auch er kein großer Freund von Küste und Touristen ist, beschließen wir, morgen gemeinsam mit seinem Auto von Kotor nach Mojkovac zu fahren.

Rafael mit seinem über 20 Jahre alten Ford Fiesta

Gegen Mitternacht schlafen wir im gleichen Schlafsaal in unseren Betten ein.

17.7. Um 05:15 läutet mein Wecker und um ca. 05:30 sitzen wir schon in der Küche bei einer Tasse Tee und einer Mehlspeise. Wir haben uns vorgenommen früh zu starten weil es untertags heiß wird und der Morgen am Schönsten ist. So fahren wir noch vor 7h früh über die Serpentinen den Fjord von Kotor hinauf und genießen die Aussicht auf die drei Buchten und den Fjord Kotors.

Blick auf den Fjord und die Altstadt von Kotor

Am Weg nach Cetinje liegt der Lovcen Nationalpark und so statten wir auch noch dem Mausoleum von König Peter II Petrovic-Njegos direkt am Berg Lovcen einen Besuch ab.

Mausoleum von König Peter II Petrovic-Njegos direkt am Berg Lovcen

Vor allem die Aussicht von hier oben auf die karstige Gebirgslandschaft des Lovcen NPs und dem nahegelegenen Meer ist grandios. Dann fahren wir mit Rafaels Fiesta weiter nach Cetinje und besuchen das Kloster von Cetinje. Wir haben Glück und können während unseres Besuches auch einen Blick auf die Hand des Heiligen Johannes des Täufers (die Hand die Jesus taufte) erhaschen. Fotografieren natürlich strengstens verboten. Nach einem Mittagessen legen wir uns in einen Park und holen ein wenig Schlaf nach.

Kleines Nickerchen im Klostergarten von Cetinje

Gegen 16h starten wir dann die letzten ca. 120 Kilometer nach Mojkovac und da alles auf einer Autobahn zu fahren ist, planen wir gegen 18h in Mojkovac anzukommen. Es sollte jedoch etwas anders kommen, da sich auf der Autobahn zwischen Cetinje und Podgorica kurz vor uns ein Unfall ereignet und wir zur Umkehr gezwungen werden. Über kleine Nebenstraßen und einer sehr abgelegenen Gegend erreichen wir dann mit ca. 3 Stunden Verspätung Podgorica und beschließen doch noch am Abend weiter nach Mojkovac zu fahren. Um ca. 21:30 erreichen wir ziemlich geschafft dann doch noch Mojkovac und wir bekommen gerade noch ein Zimmer im Hotel Dulovic. Da die Restaurants bereits zu haben kaufen wir uns im Supermarkt zwei Dosen Niksicko, Chips und Nüsse, die wir uns im Zimmer schmecken lassen. English Pub Style, wie Rafael nur meint… 🙂 Wieder gegen Mitternacht schlafen wir müde und zufrieden ein.

18.7. Um 7h lassen wir uns noch ein gutes Frühstück mit Eierspeise und Schinken schmecken. Dabei gebe ich Rafael noch ein paar Tipps für den Kosovo, den er als nächstes besuchen möchte. Rafael wird hier noch einen Tag Pause einlegen, Wäsche waschen, etc… ich setze hier heute jedoch wieder meine Wanderung fort. Rafael gibt mir noch seine restlichen Mark aus Bosnien mit, die er nicht mehr braucht, und so verabschieden wir uns um ca. 9h vor einer Bäckerei. Es war eine sehr schöne Zeit mit Dir Rafael, buen viaje!

Gesamtkilometerca. 7.985

Fazit: Montenegro ist mit seinen ca. 600.000 Einwohnern das kleinste Land der ehemaligen sechs Teilrepubliken Jugoslawiens. Als Währung haben sie den Euro und sie sind ebenso wie Albanien ein EU Beitrittskanditat. Der Tourismus boomt und speziell an der Küste gibt es wunderschöne Strände und viele Hotels, etc. Auch die Berglandschaften im Norden des Landes haben mit den vielen Nationalparks einiges zu bieten. Montenegro, das Land der schwarzen Berge, wie es so schön heisst. Die Berge sind zwar nicht schwarz, dafür aber wunderschön. Ich werde nun die nächste Zeit durch den Durmitor Nationalpark in den Bergen nach Bosnien wandern und noch mehr von den ’schwarzen‘ Bergen genießen können.

6 Kommentare

    Gerald Altmann

    Hallo Georg! Doris und ich haben gestern den ganzen Abend mit deinem Bericht verbracht. Sehr amüsant und interessant. Besonders gefreut hat uns, daß du uns auch miteinbezogen hast. Viel Spaß und schöne Erlebnisse bei deinen weitern Spaziergängen. Gerald und Doris!!!

      Georg

      Hallo Gerald und Doris,
      es war mir eine große Freude mit Euch einen schönen gemeinsamen Abend in Niksic verbringen zu können.
      Wünsche Euch beiden noch einen schönen Sommer und noch eine schöne Zeit auf Eurem Balkantrip.
      Liebe Grüße aus den Bergen von Montenegro, Georg 🙋‍♂️🤞

    Fredi

    Hallo Georg, ist schon eine schöne Gegend da unten, die Berge, die alten Klöster die ganze Gegend ist sehr schön. Auch die Wuchteln scheinen dir zu schmecken 😋immer wieder faszinierend deine Erlebnisse und Berichte von deiner Wanderung, wünsche dir weiterhin alles Gute. 😏 LGr Fredi

      Georg

      Hallo Fredi,
      vielen Dank und ja, wunderschön auch hier in Montenegro und die Wuchteln hätten nicht besser sein können… 🙂
      Liebe Grüße nach St. Veit und schönen Sommer noch, Georg 🙋‍♂️👍

    Sian R

    What wonderful scenery. Almost worth the walk. But I see you’re not in a hurry to get home. Do you think you;ll arrive in time for Christmas?

      Georg

      Very nice scenery, indeed…👍 And plan is to come back to Austria in autumn this year😊

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